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Alte Feinde

DeletedUser17700

Die nächsten Tage verliefen wie gehabt, da man vor der Ausführung des Planes die Verletzten wieder gesund pflegen wollte, um bei der ohnehin schon geringen Anzahl der Krieger nicht noch weitere Männer zu entbehren. Doch am sechsten Tage warf ein einzelner Mann Johns Plan über den Haufen, denn er hatte der wichtigsten Regel im Westen keine Beachtung geschenkt: Unterschätze niemals deinen Gegner!
In diesem Fall konnte er sich das auch theoretisch erlauben, da sich die Absarokee und besonders deren Häuptling Yuma wie Knaben verhielten, aber eben nur theoretisch...
Erinnern wir uns an den Zeitpunkt als der Häuptling der Krähenindianer überstürzt und erzornt sein Lager verließ. Rache und Mordgedanken vernebelten seinen Geist und führten ihn über die Gefangennahmen durch das entkommene Trio zum Lagerplatz des Feindes wo er seit Tagen gefesselt am Boden lag und so wenig zu trinken und zu essen bekam, dass er gar nicht mehr die Kraft besaß um seine Fesseln zu lösen.
Trotzdem war er nun umso gefährlicher, denn es gab keine anderen Gedanken mehr die seinen Geist trübten und ihn wie ein ungeschicktes Kind handeln ließen. So kam es, dass er Stunde um Stunde nachdachte, wie er von hier entkommen könnte und das möglichst unentdeckt, bis er einen größeren Vorsprung hatte, damit man ihn nicht mehr einfangen konnte. Doch es schien hoffnungslos. Es war rund um die Uhr eine Wache bei ihm und eine beim Eingang, die nur ihren Kopf leicht drehen musste, um ihn ebenfalls sehen zu können. Außerdem schwanden durch das wenige Wasser und Essen seine Kräfte tatsächlich so stark, dass er es wohl nicht vollbringen könnte mit einem scharfen Stein seine Fesseln zu durchschneiden. Innerhalb der nächsten Tage gab Yuma jegliche Hoffnung auf und ergab sich seinem Schicksal, bis zum vorher erwähnten sechsten Tag.
Es war bereits spät in der Nacht als ein alter Bekannter seine vorherige Wache ablöste. Ohanzee näherte sich ihnen und wechselte mit dem Wächter ein paar Worte, die der Häuptling jedoch nicht verstand, da sie in der Stammessprache der Nimis gesprochen wurden, allerdings konnte er an deren Betonung erkennen, dass es wohl nichts Gutes für Ohanzees Gegenüber bedeutete. Dieser stand auf und Yuma konnte erkennen, was passiert war. Der ehemalige Wächter ging nicht zurück zu den anderen um sich hinzulegen, sondern löste den Wächter am Taleingang ab.
Es gab wohl einen ungünstigen Zufall beim verteilen der Wachschichten...“, dachte sich der Häuptling. „Das ist meine Chance...er wird so müde sein, dass er bald einschläft und dann muss ich mich nur noch um diesen Hund vor mir kümmern. Doch wie soll ich das nur anstellen...ohh...mein Magen knurrt schon wieder. Wenn ich vor meiner Flucht nicht schnell etwas esse und trinke, werden sie morgen oder übermorgen meine Leiche in der Gegend finden. Moment! Eine Möglichkeit hätte ich...aber kann ich das tun...will ich überhaupt?
Ja! Ich muss es tun...lieber das als weiter Gefangener in den Händen dieser Halunken zu sein!“
Nun hieß es für Yuma nur noch zu warten, bis die Wache mit der Doppelschicht eingeschlafen war.
Schon nach einer halben Stunde schlummerte diese tief und fest, während Ohanzee noch hellwach war und ihn keine Sekunde aus den Augen verlor.
„Verzeiht mir ihr Geister dieser Welt...“, flüsterte Yuma plötzlich.
„Was gibt es da zu Flü...“, pfauchte Ohanzee, ehe sich seine Stimme in einem Gurgeln verlor und er tot zur Seite kippte.

Am nächsten Morgen wurde John schon in aller Frühe aufgeweckt.
„STEH AUF! STEH AUF!“, schrie Kono und zog den noch halb schlafenden John an seinen Armen hinter sich her, bis sie an dem Platz standen, wo sich sonst Yuma und sein Wächter befanden. John, dessen Stärke es nicht war schnell wach zu werden, sah noch alles recht verschwommen und wusste noch immer nicht, ob er jetzt träumte oder nicht. Dies änderte sich jedoch als er mit seinen verquollenen Augen einen riesigen roten Fleck am Boden sah und sich sein Blick und seine Sinne augenblicklich schärften. Im nächsten Moment wünschte er sich aber seine Augen wieder schließen zu dürfen, denn dass was er hier sah war alles andere als schön.
Ohanzee lag inmitten einer Blutlache und obwohl sein ganzen Körper und seine gesamte Kleidung mit Blut bedeckt war, so sah man doch das der Ursprung des Blutes sein Hals war.
„Wa..wa..war das Yuma?“, stammelte John, dem es immer wieder aufstieß.
„Ja!“, antwortete einer der älteren Indianer von der Versammlung.
„Es schaut nämlich so aus, als wäre es ein Tier gewesen.“
„Das war auch ein Tier!“, mischte sich nun Taima ein, der gerade dazugestoßen war. „Yuma ist nun nichts anderes mehr als ein Tier. Wie ein Kojote hat er Ohanzee die Kehle durchgebissen.“
„Nicht nur das...“, erwiderte erneut der Alte, der mit dem Anblick keinerlei Probleme zu haben schien, sich neben die Leiche hinkniete und auf den Hals deutete. „Seht ihr dieses riesige Loch hier? Er hat ihm nicht nur die Kehle durchgebissen, sondern er muss auch noch diesen Teil seines Halses gegessen haben, oder seht ihr hier irgendwo die Reste die an seinem Hals sein sollten? Und ich wette, dass er auch sein Blut getrunken hat. Er ist wie ein Hund, den man hungern lässt. Irgendwann schnappt er gar nach der Hand seines Besitzers...“
„Aber wie konnte er übrehaupt aus dem Tal entkommen? Wir haben doch eine Wache am Taleingang?“, fragte John.
„Die hat er anscheinend mit einem Stein außer Gefecht gesetzt und ist dann mit Ohanzees Waffen geflüchtet.“, entgegnete Kono.
„Moment. Wieso ist er dann nicht einfach geblieben und hat uns alle im Schlaf getötet? Wir haben alle tief und fest geschlafen und unsere Wachen konnten uns nicht mehr retten.“
„Das weiß wohl nur er selbst, aber ich bin froh, dass er es nicht getan hat.“
„Was viel wichtiger ist: Was sollen wir jetzt unternehmen? Yuma kennt schließlich unseren Aufenthaltsort und wird, sobald er seinen Stamm gefunden hat, aufbrechen um sich zu rächen.“, gab der Alte zu bedenken.
„Ich finde, dass wir hier bleiben sollten.“, sagte John. „Wir wollten doch, dass sie zu uns kommen, was sie nun auch tun werden. Nur den Zeitpunkt können wir jetzt nicht mehr bestimmen.
Das sollte allerdings kein Problem sein, wenn ich mich an seine Fährte hefte. Doch nun ein ganz anderes Thema...“
In der Zwischenzeit hatte sich die Gruppe immer weiter weg von der Leiche bewegt, da niemand länger als nötig diesen Anblick ertragen wollte. Nun ging John jedoch wieder zum Schauplatz des Mordes und deutete auf den toten Ohanzee.
„Wir müssen ihn begraben. Am besten noch heute...nein...am besten gleich jetzt! Oder hat jemand von euch jetzt noch Lust auf Frühstück?“
 
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