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Das Ende ist nah

DeletedUser17700

Erst einmal Hallo an alle, die sich ab und zu noch in die Lagerfeuergeschichten verirren. :)

Um dieses Unterforum nicht verstauben zu lassen und zu üben, habe ich mir vorgenommen wieder etwas mehr zu schreiben (was auch bedeutet, dass ich nach dieser kleineren Story zum Aufwärmen, wieder bei meiner Hauptgeschichte weitermachen werde).

Diese Geschichte wird an die Ereignisse der Main Story anschließen und soll den weiteren Verlauf der Geschichte beschreiben, wenn man sich dafür entschieden hat Calvin zum Außenposten mitzunehmen.
Es sollte nicht notwendig sein, die Quest zu kennen, da ich nur ein paar Namen voraussetze und wichtige Informationen im Laufe der Geschichte wiederhole (was natürlich auch bedeutet, dass man sie nicht lesen sollte, wenn man die Quest vorher selbst durchspielen möchte).

Aber nun genug mit der Einleitung. Viel Spaß beim Lesen :)

Edit, 26.04.2016: Die überarbeitete Version beginnt auf Seite 2, Beitrag #19.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

DeletedUser17700

[FONT=Sans serif, sans-serif]Anfangs waren die Formen nur Punkte am Horizont, doch mit jeder Minute, mit jedem Schritt schienen sie größer zu werden und stachen immer mehr aus der sonst grauen Welt hervor.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Der Schein trügt. Wir werden noch mehrere Stunden brauchen, ehe wir dort ankommen, dachte sich Mike.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Von der Aussicht, noch so lange Reiten zu müssen, waren weder Mike noch sein Pferd besonders begeistert. Beiden sah man die Müdigkeit an, die in ihren Knochen steckte, während sie in einem langsamen Trott über die sandige Prärie ritten, scheinbar flüchtend vor den ersten roten Sonnenstrahlen die hinter ihnen über den selben Boden rasten und alles hinter sich in eine farbige Pracht tauchten.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Mike sehnte sich bereits nach dem Zeitpunkt, an dem auch sein Nacken von dem Licht berührt werden würde, in der Hoffnung, dass er dadurch endlich seine Augen offen halten könnte. Doch er wusste, dass es nicht an der Dunkelheit lag, dass er sich kaum noch im Sattel halten konnte. Im Gegenteil. Die Nacht mit ihren kühlen Brisen vermochte ihm mehr zu helfen, als es der Sonnenaufgang wohl je tun könnte.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Was habe ich mir nur dabei gedacht, fragte er sich, mit seinem Pferd gleichmäßig mitwippend. Ich hätte erst morgen aufbrechen sollen, oder wenigstens heute nach dem Mittagsessen.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Doch Mike hatte es natürlich besser gewusst. Trotz all der Versuche seiner Freunde, es ihm auszureden, hatte er darauf bestanden gleich nach der Feier loszureiten, um bereits am Morgen am Außenposten anzukommen.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"Keine Sorge Leude. I...Ich schaff des schon.", hatte er mit einem breiten Grinsen gelallt, als er sich vom Lagerfeuer erhob, "Ich bi auch noch ga nicht müde."[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Durch den Ritt in der kalten Nachtluft wieder halbwegs nüchtern, trieb es ihm die Schamesröte in sein Gesicht, wenn er sich auch nur an seinen Ehrenabend erinnerte.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Wobei man sagen muss, dass er sich bei weitem an nicht alles mehr erinnern konnte. Der Abend zuvor bestand in seinem Kopf nur noch aus mehreren einzelnen Minuten an Erinnerung, die in einer zufälligen Reihenfolge und ohne jeglichen Zusammenhang immer wieder vor seinem inneren Auge abliefen.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Ein lauter Seufzer entwich ihm, als die nächste Peinlichkeit aus den tiefen seines Bewusstseins an die Oberfläche stieg.[/FONT]

[FONT=Sans serif, sans-serif]Es war bereits kurz vor Mitternacht und von der einst großen Runde vor dem Dorf der Muscogee, war nur noch der harte Kern übrig geblieben, was lediglich bedeutete, dass alle hier lebenden Dorfbewohner bereits vor gut einer Stunde in ihre Zelte verschwunden sind.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Hätte ich es ihnen doch nur gleich getan, realisierte Mike kopfschüttelnd.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Er konnte sich noch erinnern, dass auch zu diesem Zeitpunkt der Alkohol in Strömen floss und jeder in ein Dauerlachen verfallen war, obwohl er nicht zu sagen vermochte, was sie so zum Lachen gebracht hatte, als eine seiner weiblichen Bekanntschaften an ihm vorbeispazierte.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Eine kleiner Klaps kann doch nicht schaden, redete sich sein zu dem Zeitpunkt betrunkener Verstand ein.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Mit seiner rechten Hand fuhr er sich bei diesem Gedanken unweigerlich über seine linke Wange, die nach diesem Klaps den restlichen Abend von einem roten Handabdruck geziert wurde.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Ich frage mich, bei welcher Freundin ich mich nun nicht mehr blicken lassen muss? [/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Doch egal wie angestrengt er versuchte sich zu erinnern, das Gesicht der weiblichen Gestalt blieb stehts ein dunkler Schatten.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Als hätte ich mich nicht auf ihr Gesicht konzentriert, stellte Mike verwundert fest.[/FONT]

[FONT=Sans serif, sans-serif]"Dieser verfluchte Alkohol!", flüsterte er zu sich selbst. Die Sonne stand in der Zwischenzeit hoch genug am Horizont, um den staubigen Boden unter den Hufen seines Pferdes in einem zarten rosa Licht erstrahlen zu lassen, doch Mike konnte dieses Farbenspektakel nicht genießen.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Vielleicht ist es besser, dass es im Außenposten nur Wasser zum Trinken gibt. Ansonsten würde ich wohl wieder schwach werden.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Der gestrige Abend war mit Sicherheit sein schlimmster Absturz, doch auch während seiner monatelangen Abenteuer war sein Flachmann stets in Griffweite und es verging kaum ein Abend, an dem er nicht ein paar kräftige Schlucke tätigte, ehe er sich mit diesem leichten, dahinschwebenden Gefühl zur Ruhe begab.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]In den letzten Wochen hatte dieser Umstand sogar dazu geführt, dass er ohne etwas Whiskey im Gepäck nicht mehr schlafen konnte. In diesen schlaflosen Nächten zwang sich ihm unweigerlich die Frage auf, was er so dringend in sich abtöten oder unterdrücken wollte, doch oftmals konnte er nur am Boden liegen und in den klaren Nächten die Sterne beobachten, ohne die Antwort auf diese Frage zu finden.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Was war es daher für ein Schock und auch eine Erleichterung, als er am vorherigen Abend, zwar kaum noch dazu in der Lage war zu gehen, während eines weiteren großen Schluckes jedoch plötzlich eine Tatsache realisierte.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Es ist als hätte Gott gute Geschichten, ja sogar Meisterwerke, geschrieben, aber anstatt jeder von ihnen einen eigenen Helden zu geben, hat er sie wie Papier zerschnitten und die Einzelteile grob wieder zusammengeklebt. Und dieser Schnippselhaufen, mit all seinen Fehlern, Ungenauigkeiten und Löchern, das ist mein Leben.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Er hatte sich schon seit jeher gewünscht der Held seiner eigenen Geschichte zu sein, doch je weiter er kam, mit jeder Meile die er zurücklegte und jedem Feind den er bezwang schien seine Geschichte wilder und unglaubwürdiger zu werden, bis er verzweifelt versuchte, sich am Abend mit Alkohl wie ein normaler Mensch in der Prärie Nordamerikas zu fühlen.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Ihm war bewusst, dass er sich nun umso mehr freuen sollte, wo diese Farce endlich vorbei war und er zu seinem friedlichen Außenposten zurückkehren konnte. Auf seinen Schultern verspürte er jedoch noch immer ein Gewicht, dass ihn mit aller Gewalt in die Knie zwingen wollte.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Ist es wirklich eine schwere Bürde die mich Richtung Boden zieht, oder ist es mein Versuch der Wiedergutmachung, der hinter mir reitet?

[/FONT][FONT=Sans serif, sans-serif]"Von der Ferne schaut er nicht gerade hübsch aus. Vielleicht sollte ich ihn noch einmal anzünden, um zu schauen, ob die dritte Version schöner wird. Alle guten Dinge sind schließlich drei, nicht wahr mein Freund?", tönte hinter Mike eine Stimme getränkt mit Hohn und falscher Freundlichkeit.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"Du wirst genug Gelegenheiten bekommen, um ihn selbst schöner zu machen.", entgegnete er nach hinten zu Calvin. Ihm wurde jedoch plötzlich bewusst, wie sehr ihn laute Geräusche zur Zeit quälten und senkte nach den ersten kräftig gesprochenen Worten seine Stimme so stark ab, dass es am Ende eher ein Hauchen der Worte war.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"Da scheint es aber einem nach dem gestrigen Abend noch nicht besonders gut zu gehen. Sie haben mich zwar gefesselt, bewacht und mir nichts zum Essen gegeben, doch ich muss zugeben, dass es deine Auftritte dennoch zu einem netten Aufenthalt gemacht haben.", sprach er mit lauter Stimme, die bereits fast als Brüllen einzustufen war.[/FONT]
 

DeletedUser17700

[FONT=Sans serif, sans-serif]Trotz seiner Hähme musste sich Calvin keinerseits mit seinem Auftreten rühmen. Er war scheinbar keine längeren Aufenthalte in einem Sattel und ohne Dach über dem Kopf gewohnt und saß so verdreht und verkrampft auf seinem Pferd, dass man mit Sicherheit sagen konnte, dass unter seiner früher schwarzen Leinenhose zwei aufgeriebene Schenkel auf eine Pause vom Reiten warteten.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Auch sein übriges Äußeres war nicht mehr das eines erfolgreichen "Geschäftmannes". Er trug zwar noch sein weißes Hemd und seine schwarzen Seidenweste, doch nachdem sie nun so lange Sand, Staub und Dreck ausgesetzt waren, hatten sie keineswegs mehr ihre anfänglichen Farben.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Das Weiß des Hemdes hatte sich in der Zwischenzeit in einen hellen Braunton verwandelt, was jedoch nicht die bereits älteren Schweißringe unter seinen Achseln verbergen konnte und die Weste konnte im besten Falle noch als dunkles grau durchgehen. Doch egal um welches Kleidungsstück es sich handelte, alles war mit einer dicken Staubschicht überzogen und so sehr Calvin es auch versuchte ausklopfte, mit jedem Windstoß wurde die Schicht etwas dicker.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Genau das selbe Phänomän konnte man auch in seinem Gesicht bewundern, doch im Gegensatz zu seiner Kleidung war es ihm möglich, den Staub aus seinen fettigen, schwarzen Haaren zu schütteln, die ihm bereits bis in den Nacken hingen. Ähnlich staubresistent erwies sich auch sein Schnurrbart, der sich nun jedoch Calvins Gesicht mit einer schwarz-grauen Schicht aus Bartstoppeln teilen musste.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Obwohl er den selben Zuständen ausgesetzt war, machte Mike, abgesehen von seiner katerbedingten Haltung, einen viel kräftigeren Eindruck. Seine Bekleidung bestand aus den selben Einzelteilen wie Calvins, doch er hatte bei den Materialien eine viel weisere Wahl getroffen. So war sein weit geschnittenes Leinenhemd zwar auch mit einer dicken Staubschicht versehen, aber viel widerstandsfähiger als der dünne Stoff, der Calvin vor Wind und Wetter schützte.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Seine lederne Weste schien sogar immun gegen den sandigen Kuss der Prärie zu sein und sah wie frisch geschneidert aus. Ähnliches konnte man auch über seine dicke, braune Stoffhose sagen, die mit der Farbe seines Pferdes übereinstimmte.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Sein Gesicht wurde von der Nase abwärts von einem dichten Gestrüpp rot-brauner Barthaare vor jeglichem Dreck geschützt, genauso wie alles von den Augenbrauen aufwärts von einem braunen Filzhut mit breiter Krempe abgeschirmt wurde. Calvin besaß eine ähnliche Kopfbedeckung nur in schwarz, als sie zusammen ihre Reise gestartet hatten, doch ein unglücklicher Windstoß hatte es geschafft sich zwischen Hut und Kopf zu quetschen und ehe er sich versah, flog seine Kopfbedeckung in Richtung Osten zurück.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"Nächstes Mal solltest du deinen Hut besser festhalten.", hatte ihm Mike geantwortet, als Calvin für den Hut zurückreiten wollte, ehe er in dem selben langsamen Trott seinen Weg in Richtung Außenposten fortsetzte.[/FONT]

[FONT=Sans serif, sans-serif]Er wünscht sich sicherlich, dass er ihn noch haben würde, überlegte sich Mike als er die rötliche Haut in Calvins Gesicht betrachtete. Die rosa glänzende Prärie vor ihnen war in der Zwischenzeit verschwunden und die nun voll aufgegangene Sonne strahlte in sommerlicher Manier mit einer unbändigen Hitze auf sie herab, während sie der Welt ihre wahre Farbe wiedergab.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Scheinbar war es jedoch noch nicht heiß genug, um Calvin zum Schweigen zu bringen.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"Wie war der Name der Frau noch gleich? Du weißt schon. Die die sich anzieht, als wäre sie im Kuhstall aufgewachsen. Bernadette? Betsie? Bonnie? Bonnie! Das war der Name der Kleinen, bei der du zugelangt hast. Ich sage dir, so wie die ausschaut, sollte sie lieber froh sein, dass sich ein Mann mal für sie interessiert.".[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Scheinbar war er von seinen eigenen Aussagen so begeistert, das er sich vor Lachen kaum noch einkriegen konnte.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"Und dann hat sie dir auch noch so eine verpasst. HAHAHA! Für den Anblick habe ich mich gerne gefangen nehmen lassen."[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"Hör zu, Calvin! Bonnie ist eine gute Freundin und wenn du nicht schleunigst deinen Mund hältst, dann werde ich mir andere Wege einfallen lassen, um dich ruhig zu stellen!", zischte Mike mit einem Ärger in seinen Augen aufflammend, der sogar Calvin für ein paar Sekunden zum Schweigen brachte. Leider blieb es nur bei diesen paar Sekunden.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"Du magst sie, nicht wahr? Und ich meine damit nicht wie ein Freund seine Freundin. Ich weiß nicht wen ich bei euch beiden mehr bemitleiden würde."[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"Calvin, ich zähle jetzt bis drei und wenn du dann nicht still bist, außer ich fordere dich zum reden auf, dann..."[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"Was dann? Du sagst immer, dann...aber es steckt nichts dahinter. Wie ein kleiner Hund der furchtbar bellt und dir dennoch nichts anhaben kann.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Also wo waren wir? Ach ja, bei Bonnie und dir als Paar."[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"EINS!"[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"Obwohl...so schrecklich wie ihr beide seid, würdet ihr auf eine komischen Art und Weise ein perfektes Paar abgeben."[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"ZWEI!"[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"Allerdings wären eure Kinder dann dumm UND hässlich."[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]"DREI!"[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]In einer flüssigen Bewegung löste Mike mit seiner linken Hand den Riemen der über sein Gewehr im Sattel gespannt war, ehe er mit seiner rechten Hand den Holzgriff umklammerte und mit einem raschen Ruck die Waffe aus der Halterung hinauskatapultierte. Schon im nächsten Augenblick schloss er seine Finger um den Lauf des nach oben fliegenden Gewehres und hielt es fest in seinen Händen.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Der nun fast auf der selben Höhe wie Mike reitende Calvin realisierte zu spät was neben ihm geschah und schaffte es lediglich seine Hände bis auf Schulterhöhe nach oben zu reißen, ehe ihn das flache Ende des Holzgriffes mit voller Wucht über der rechten Augenbraue traf.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Mit einem dumpfen Schlag, begleitet von einer aufgewirbelten Staubwolke, fiel der einst reiche Mann auf den harte, spärlich mit Gras bewachsenen Boden. Blut strömte aus der aufgeplatzten Haut über sein Gesicht, während man zuschauen konnte, wie sein rechtes Auge von oben her zuschwoll.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Im ersten Augenblick schien er bewusstlos zu sein, doch zu Mikes Verwunderung dauerte es nur einige Sekunden ehe er vergeblich versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Wie Grashalme gaben seine Arme jedoch immer wieder nach, sobald er sich in eine sitzende Positions drücken wollte.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Erst als sein Blut durch seinen Schnauzer gesickert war und begann seine Lippen zu benetzte, stoppte er seine Bemühungen und tastete sich vorsichtig von seinem Mund aufwärts zu der Wunde vor, wobei er vor Schmerzen zusammenzuckte, als seine Finger über seine Braue strichen.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Er machte einen armseligen Eindruck, doch Mike schien ihn gar nicht zu beachten. An der rechten Seite seines Sattels waren zwei Lassos befestigt, welche er ergriff, nachdem er sein Gewehr wieder an seinem ursprünglichen Platz verstaut hatte.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Mit einer Ruhe, wie man sie nur selten erlebt, stieg er von seinem Pferd und befestigte ein Ende des ersten Lassos an seinem und das andere an Calvins Sattel. Mit dem Zweiten tat er das selbe, nur dass er das zweite Ende zu einer Schlaufe formte und zu dem sich am Boden windenden Calvin trat.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Seine Hände fuhren unter Calvins Achseln und hieften ihn mit einem Ruck wieder auf die Beine. Es dauerte nur einige Augenblicke, ehe er wieder wie ein Sack Mehl zusammensackte, doch es war genug Zeit für Mike, um die Schlaufe um Calvins Hände zu schlingen und ordentlich festzuziehen.[/FONT]

[FONT=Sans serif, sans-serif]Calvin lag noch immer im Dreck, als Mike sein Pferd dieses Mal in einen etwas schnelleren Trott versetzte. Anfangs sah es aus, als würde sich der vorher noch so selbstsichere Mann mitschleifen lassen, doch nach etwa einer halben Minute war er plötzlich auf seinen Beinen und ging hinter den Pferden her.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Zu diesem Zeitpunkt war die Vorderseite seiner Kleidung aber schon ruiniert, übersät mit kleinen oder größeren Rissen und Löchern und auch sein Gesicht und seine Gliedmaßen waren überall aufgeschnitten wie von hunderten Rasierklingen.[/FONT]
[FONT=Sans serif, sans-serif]Der restliche Ritt war noch lang und die Sonne schien erbarmungslos auf Mensch und Tier herab, doch Calvin ließ sich trotz einiger Stürze keinen einzigen Meter mehr hinterherschleifen und was noch wichtiger war, es kam kein Wort mehr über seine Lippen.[/FONT]
 

DeletedUser17700

[FONT=Sans Serif, sans-serif]Die Mittagssonne brannte erbarmungslos auf das Zweiergespann herab, als sie endlich am Außenposten ankamen. Selbst Mike und den Pferden machte die Hitze zu schaffen, doch Calvin sah nach dem stundenlangen Gewaltmarsch mehr tot als lebendig aus. Seine Haut war kreidebleich mit hier und da braunen Flecken, wo sich Sandkrusten um seine Schnitt- und Schürfwunden gebildet hatten. Am schlimmsten sah sein Gesicht aus, dass ebenfalls im Bereich seiner Wunde mit einer dicken Schmutzschicht überzogen war und es Calvin unmöglich machte sein rechtes Auge zu öffnen.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Sie hatten kaum die ersten Schritte auf den Grund ihres neuen Zuhauses gesetzt, als Calvin sich ungebremst in das dicht wachsende Gras fallen ließ. Für einige Augenblicke befürchtete Mike, dass Calvin tot umgeflogen sei, doch seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig wenn auch schwach und sein linkes Auge war weit geöffnet. Dicke Tränen liefen ihm wie glitzernde Fäden die Wange hinab, ehe sie schmutzig braun auf den Boden tröpfelten. Erleichtert das es seinem Kumpanen wenigstens den Umständen entsprechend gut ging, ließ Mike seinen Blick über die Landschaft schweifen. Es hatte sich einiges verändert, seit er das letzte Mal seine Füße auf diesen Boden gesetzt hatte. Den einst staubtrockenen Prärieboden.[/FONT]

[FONT=Sans Serif, sans-serif]Im Westen lag der Teich, der sowohl damals als auch heute die einzige Wasserquelle des Außenpostens darstellte. Als er die verbrannten Überreste seines einstigen Zuhauses hinter sich gelassen hatte, war die Bezeichnung Teich jedoch kaum zutreffend. Es handelte sich um eine Grube mit einer braunen Wasserlacke inmitten von Unmengen an Schlick. Er konnte es damals filtern und abkochen so viel er wollte, aber der Geschmack blieb stets ekelerregend und mehr als einmal verdarb es ihm den Magen.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Was war es daher für eine Überraschung, als er eben diese Grube bis zu ihrem eigentlichen Ufer gefüllt mit klarem Wasser wiederfand. Auch das einstige Rinnsal, dass den einzigen Zulauf bildete und damals zum Großteil im Schlamm versickert war, war nun etwa eine Unterarmlänge breit und hatte sich in einen kleinen Bach verwandelt. Aber nicht nur Mike freute sich, über diesen plötzlichen Wassersegen, auch die Natur gedieh in Form von Gras, Schilf und Wildblumen auf einem breiten Streifen entlang der Uferlinie des Teiches und des Baches.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Mike war in der Zwischenzeit von seinem Pferd gestiegen und an Calvin herangetreten.[/FONT]
„[FONT=Sans Serif, sans-serif]Komm. Auf mit dir.“, waren die einzigen Worte die Calvin von ihm zu hören bekam. Es genügte ein Blick um zu erkennen, dass dieser menschliche Sandsack nicht in der Lage war selbstständig aufzustehen. Er wartete daher erst gar keine Reaktion ab, sondern griff ihm unter die Achseln und half ihm auf die Beine. Wie das Gras unter seinen Füßen schienen Calvins Beine bei jedem Windstoß umknicken zu wollen, doch mit Mike als Stütze setzten sie sich in Richtung Teich in Bewegung.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Er hatte während der letzten Stunden oft darüber nachgedacht, ob er zu brutal mit Calvin umging. Doch selbst wenn es so sein sollte, war es nun zu spät für Entschuldigungen. Was geschehen war war geschehen und Calvins Meinung von ihm würde nicht besser werden, egal was er sagen oder tun würde. Allerdings könnte er ein plötzliches Aufkommen an Mitgefühl sehr wohl als Schwäche ansehen und so gab es für Mike keine andere Option, als ihm mit einer gewissen Kälte zu begegnen.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Der Weg war nicht weit und alsbald sie im Wasser ankamen, schienen Calvins Kräfte von neuem zu erwachen. Mit einer Handbewegung gab er Mike zu verstehen, dass er es von hier an auch alleine schaffen würde. Er ging daraufhin in die Knie und ließ seinen Kopf mit einem Gulp vom Teich verschlucken. Einige Sekunden später kam er wieder an die Oberfläche, der Schmutz und Dreck der vergangenen Tage in Strömen von seinem Gesicht in den Teich fließend.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Wie Schaufeln fuhren auch Mikes Hände in das grün-blaue Nass, das ihn umgab. Es fühlte sich kühl und erfrischend auf seinem Gesicht an, als er sich der von Schweiß und Staub gebildeten Kruste entledigte. Immer und immer wieder bis er von Kopf bis Fuß durchnässt war. Ein letztes Mal füllte er danach seine Handflächen mit Wasser und führte sie zu seinen Lippen. In großen, kräftigen Schlucken füllte er seinen Magen und wurde sich erst dann darüber bewusst, wie durstig er zu diesem Zeitpunkt bereits gewesen sein muss. Dadurch konnte er wenigstens mit Sicherheit sagen, dass sich der modrige Geschmack des Wassers nicht geändert hatte. Schwer hing er ihm auf der Zunge, als er den Schilfvorhang vor sich teilte und sich an das trockene Ufer begab.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Nichts half besser gegen die ungeheure Hitze als mit Wasser vollgesogene Kleidung. Es war auch äußerst angenehm mit den nassen Stiefeln zu spazieren, auch wenn das schlürfende Geräusch Potential besaß Mike nach kürzester Zeit in den Wahnsinn zu treiben. Der eigentliche Grund, weshalb er beschloss sie auszuziehen, war jedoch, dass es zwischen seinen Zehen nach kürzester Zeit so grün wie unter ihnen sprießen würde.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Mit aller Mühe war er gerade dabei, die tropfenden Socken von seinen Füßen zu reißen, als sein Blick die beiden Pferde traf. Es waren zwei gute Tiere. Keine Prachtexemplare und bestimmt nicht würdig an einem Wettbewerb teilzunehmen, aber treu und kräftig waren sie, wobei Mike mit Stolz behaupten konnte, dass seines noch ein klein wenig kräftiger war.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Die beiden hatten sich in der Abwesenheit ihrer Besitzer einem gemütlichen Mittagessen hingegeben und richteten ihre ganze Aufmerksamkeit auf das saftige Grün vor ihren Hufen. Doch auch wenn sie im Augenblick keine Anzeichen machten wegzulaufen, so konnte man sich zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr so sicher sein. Bei seinem eigenen Hengst kamen Mike keine Bedenken. Er hatte ihn als Fohlen auf der Ranch seiner Eltern geschenkt bekommen und war mit ihm zusammen aufgewachsen. Calvin hingegen konnte seinen erst seit der letzten Stadt sein Eigen nennen und es schien zwischen den beiden keine Liebe zu herrschen. Das konnte man an den blauen Flecken erkennen, die Calvin erhalten hatte, als er beim Erstbesteigen aus dem Sattel geworfen wurde.[/FONT]

[FONT=Sans Serif, sans-serif]Barfuß machte sich Mike auf den Weg, um das schwarze Pferd anzupflocken. Bäume waren in der unmittelbaren Umgebung eine Seltenheit, aber Sam und ihre Freunde hatten ihm nach dem Bau des neuen Außenpostens genug Material hinterlassen, dass es ein Leichtes sein sollte einen geeigneten Pflock zu finden. [/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Alles was eine Lagerung wert war, fand man in einem Schuppen fernab des Teiches. Als Mike dessen Tür öffnete wurde er förmlich erschlagen von den Mengen an Bretter in allen möglichen Größen und den Fässern voller Nägel. Daneben gab es auch noch Seile, Ketten, Sägen, Schaufeln, Hämmer, Mistgabeln und Werkzeuge denen Mike nicht einmal eine Verwendung zuordnen konnte. Mehr Herausforderung als das Finden der Gegenstände, lag im eigentliche Herankommen. Bei so viel Material auf so engem Raum waren wahrlich die Kletterkenntnisse eines Affen gefragt, um vom Eingang in den hinteren Teil der Hütte vordringen zu können. Dennoch fluchte Mike nicht mehr als ein dutzend Mal, ehe er mit einem Pflock und einem Seil unter seinem linken Arm wieder in das Sonnenlicht trat.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Die eigentliche Arbeit stellte dagegen keine Herausforderung dar. Ein paar Handgriffe später war der schwarze Hengst angebunden, doch er schien keinerlei Problem damit zu haben, solange er in Ruhe fressen konnten. Mit Wohlwollen nahm er jedoch wahr, dass Mike die große Schnalle um seinen Bauch löste und den Sattel von seinem Rücken hob und schnaubte daraufhin freudig. [/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Wir sollten einen Zaun errichten, überlegte Mike, als er auch seinen eigenen Sattel abschnallte. Dann könnten die Pferde frei herumlaufen und grasen und wir hätten genug Platz, um uns dann auch noch anderen Tier anzuschaffen. Keine Kühe. Die fressen zu viel und machen auch mehr Arbeit als andere Zuchttiere. Aber vielleicht Ziegen? Wir könnten auch Gemüse und Obst anbauen, solange die Pflanzen die Hitze aushalten.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Sam und ihre Freunde hatten sicherlich ihr Herzblut in diese Aufgabe gesteckt, doch nach Mikes Ansicht gab es noch immer viel zu tun.[/FONT]
 

DeletedUser17700

[FONT=Sans Serif, sans-serif]Auch wenn er sich bereits nach einem Bett verzehrte, zwangen ihn seine, unter dem Gewicht der beiden Sättel, schmerzenden Schultern dazu, zuerst den Stall aufzusuchen. Er war wie alle Gebäude einfach und mit wenigen Mitteln gebaut worden. Leider hatte das zur Folge, dass er so windschief stand, dass ihn Mike bei jedem Windhauch bereits umfliegen sah.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Doch er widerstand sämtlichen Böen und er stand auch noch immer schief und fest, als er die zweigeteilte Türe aufriss und einen Blick ins Innere warf.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Zu klein, war das erste was Mike in den Sinn kam. Für ein Pferd mag es komfortabel sein, aber zwei Pferde würden nach kürzester Zeit aufeinander losgehen.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Als er endlich die Last von seinen Schultern auf den mit Stroh ausgelegten Boden warf, hatte er nur noch einen einzigen Wunsch. Schlafen.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Sein eigenes Zuhause besaß zumindest senkrechte Wände und schien solide genug, um darin sicher und geschützt vor Wind und Wetter zu wohnen. Die Einrichtung enttäuschte Mike dagegen. Es war alles vorhanden, was man für ein mehr als einfaches Leben benötigte, aber nicht mehr. Die Liste des Mobiliars war dementsprechend kurz. [/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Ein Bett mit einem Kasten am Fußende, ein Tisch mit dazugehörigem Stuhl und ein metallener Ofen, den man sowohl fürs Heizen als auch Kochen verwenden konnte. Für Mike bestand daher weder das Bedürfnis noch die Notwendigkeit sich in seinem neuen Zuhause ausgiebig einzurichten. Alles was er wollte war ein Bett.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Auf seiner mit Stroh gefüllten Matratze liegend, konzentrierte er sich auf die Splitter der ungeschliffen Zimmerdecke und ließ seine Gedanken schweifen.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Der zukünftige Außenposten öffnete sich in seiner vollen Pracht vor seinem inneren Auge. Eine mächtige Palisade aus Baumstämmen kreiste das gesamte Gelände ein, so hoch, dass er selbst auf dem Rücken seines Pferdes nicht darüber hinweg schauen konnte. Beim Stall, größer als sein eigenes Zuhause und der Geräteschuppen kombiniert, hörte er wie die beiden Pferde glücklich schnaubend hinaustrabten und sich an dem saftigem Grün labten.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Die beiden anderen Häuser waren komplett verschwunden und hatten Platz für zwei Blockhütten gemacht. Er konnte nicht in sie hinein sehen und doch er wusste, dass gegenüber seines Bettes Feuer in einem steinernen Kamin prasselte.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Und auf der anderen Seite seines eingezäunten Reiches, jenseits von herumlaufenden Ziegen und Hühnern, stand sein ganzer Stolz. Es war ein kleineres Gebäude und nur auf drei Seiten mit Wänden versehen. In der Mitte sah er den roten Schein der Kohlen und er konnte förmlich die Wärme des glühenden Stahls auf seiner Haut spüren.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Er hatte schon seit er ein kleiner Junge war davon geträumt ein Schmied zu werden.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Und wieso auch nicht, fragte er sich. Ich habe den Willen und die Zeit um ein neues Handwerk zu erlernen. Außerdem könnte ich damit gutes Geld verdienen.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Geld war womöglich hier in der Wildnis nichts wert, aber in der nächsten Stadt könnte er damit benötigte Vorräte und Materialien besorgen.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Doch egal wie sehr er sich auch anstrengte, in keinster Weise kam in dieser Zukunftsvision Calvin vor. Er konnte ihn sicherlich gut beim Bau seines Traumaußenpostens gebrauchen, aber selbst das größte Bauprojekt würde irgendwann abgeschlossen sein und dann käme die Frage auf: Was nun?[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Es würde Jahre dauern, ehe Calvin sich unter Umständen mit seinem neuen Leben abgefunden hätte und bis dahin konnte Mike ihn nicht aus den Augen lassen.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Und selbst wenn er ihm eines Tages vertrauen könnte, was sollte er dann arbeiten, um kein unnützer Ballast zu sein? Calvin hatte nicht die Statur für schwere körperliche Arbeit und was konnte man anderes hier draußen in der Einöde tun?[/FONT]

[FONT=Sans Serif, sans-serif]Tief in Gedanken versunken verschwand auf einmal die Zimmerdecke vor seinen Augen, ehe sich eine Landschaft vor ihm öffnete.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Es war alles als wäre Mike gerade erst zur Tür hinausspaziert. Er hielt Ausschau nach Calvin, doch durch den dichten Vorhang an Schilf, konnte er jenseits des Ufers nichts erkennen. [/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Seine Aufmerksamkeit schenkte er stattdessen einem weißen Punkt am Horizont, der immer größer wurde, wie einst der Außenposten im Grau der frühen Morgenstunden, bis man erste Konturen erkennen konnte.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Es handelte sich um einen Reiter, wie Mike bald feststellte und ehe er sich versah, hielt die Person vor ihm an. Sie saß auf einem schneeweißen Schimmel und war auch selbst in einer weißen Wollrobe mit Kapuze gekleidet, die nichts vom eigentlichen Aussehen des Reiters preisgab. Da fuhr die rechte Hand des Unbekannten in die Höhe und gab eine zart weiße Hand preis, ehe er die Kapuze nach hinten warf.[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Er war eigentlich eine Frau mit einem kantigen, schmalen Gesicht und dunkelblonden Haaren, die ihr über die Schultern auf den Rücken fielen. Es fühlte sich komisch, wenn nicht sogar falsch an, denn Mike hatte sie bisher immer nur mit kurzen Haaren gesehen.[/FONT]
„[FONT=Sans Serif, sans-serif]Bonnie?“, rief er halb glücklich, halb überrascht. „Was machst du hier?“[/FONT]
[FONT=Sans Serif, sans-serif]Sie antwortete ihm nicht. Stattdessen streckte sie einfach nur ihren Arm aus und bot ihm ihre Hand an. Anfangs zögernd nahm er ihre in die seinige, doch bei der bloßen Berührung löste sie sich in Rauch auf und war verschwunden. Nur noch ihr Schimmel stand vor ihm, ehe er panisch das Weite suchte. Er wirbelte große Wolken an Staub und Dreck hinter sich auf, als seine Hufen den Boden nach hinten schleuderten. Mike konnte es ganz genau hören, wie sie sich jedes Mal aufs neue in die trockene Erde gruben und wie das Pferd in Panik schnaubte und wieherte.[/FONT]

[FONT=Sans Serif, sans-serif]Plötzlich wachte er auf und starrte wieder auf seine blanke Zimmerdecke. Nur das Pferd war noch immer zu hören.[/FONT]
 

Jigelp

Pubquiz-Champion
Ehemaliges Teammitglied
Jetzt hab ich die Mainstory durch und mich sogar richtig entschieden. Das bedeutet, dass ich deine Story demnächst lesen werde :)
 

Jigelp

Pubquiz-Champion
Ehemaliges Teammitglied
Schön geschrieben, wenn auch zunächst recht wenig passiert. Aber jetzt geschieht ja etwas mit dem Pferd und ich frage mich schon, was das sein könnte.
Außerdem frage ich mich, ob die Geschichte auch aus der Ich-Perspektive funktionieren würde.
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung :)
 

DeletedUser17700

Binnen Sekunden stand der von Panik getriebene Mike vor der Eingangstür seiner Hütte und riss diese auf. Sein verschlafenes Gehirn und die grell scheinende Sonne machten ihm das Sehen in den ersten Augenblicken unmöglich. Allerdings vernahm er nun noch deutlicher die Geräusche eines galoppierenden Pferdes, die jedoch immer leiser wurden.
Als sich nun seine Augen endlich an ihre Umgebung gewöhnt hatten, bestätigten sie seine schlimmste Vermutung: ein Pferd verschwand mit rasender Geschwindigkeit in Richtung Horizont.
Mike musste nicht lange nachdenken, um zu wissen, wer sich auf diesem Pferd befand. Es war daher auch keine Überraschung für ihn, als er sich geschwind umsah und weder Calvin noch dessen schwarzes Pferd zu sehen war. Das er allerdings auch sein eigenes Pferd nicht entdecken konnte, mit dem er die Verfolgung aufnehmen wollte, war wie ein Schlag in die Magengrube.
Da überkam ihn das erschreckende Gefühl der Hilflosigkeit.
Er hätte es kommen sehen müssen, nein, er hat es sogar vorausgesehen, in dem Moment in dem er beschlossen hatte Calvin, ohne Ketten an Händen und Füßen, weiter leben zu lassen und doch hatte er sich stets dagegen gesträubt, einen Gedanken an eine solche Situation zu verschwenden. Ob es ihm recht war oder nicht, nun musste er allerdings eine Entscheidung treffen und das schnell. Sollte er ihn anschießen, erschießen oder gar davonkommen lassen? All diese Möglichkeiten kreisten durch seinen Kopf, jede unvorstellbarer als die vorherige.
Mit jeder Sekunde entschwand er abermals um einige Meter, verringerte immer weiter die Gefahr von einer Kugel getroffen zu werden und löste damit den Griff der einzigen Macht, die Mike noch gegen ihn in der Hand hatte.

Schlussendlich stieß er die Tür seiner Hütte auf und schnappte sich eilig sein Gewehr, welches er sogleich ansetzte. Aber es fühlte sich gänzlich anders an als sonst. Ihn überkam das quälende Gefühl nicht das Richtige zu tun. Es war nicht wie vor einem Monat, als er an der Spitze seiner kleinen Privatarmee die Zäune von Calvins Anwesen niedergerissen hatte und durch die Bresche gestürmt war. In diesem Moment gab es keine Zweifel. Hätte der einstige Ganove das Rückgrat besessen sich zur Wehr zu setzen, hätte er den nächsten Morgen nicht mehr erlebt. Stattdessen fand man ihn später unbewaffnet in seinem Schlafzimmer, um Gnade flehend.
Mike erschien unweigerlich Calvins Gesicht, von jenem Tag, vor seinem inneren Auge, wie es vor Angst, Scham und Wut zu einer grässlichen Grimasse verzogen war. Er wollte beinahe wieder absetzen, als er begann sich Calvins schlechter Taten zu besinnen. Es schien binnen Sekundenbruchteilen sein ganzes Abenteuer an ihm vorbeizuziehen und er sah erneut das Leid, das Calvin in diese Welt gebracht hatte.
Plötzlich war sie wieder da. Seine Selbstsicherheit. Die Kälte schien aus dem Metall des Laufes zu entweichen, genauso wie die Zweifel aus seinen Gedanken.
Und so brachte er Kimme und Korn auf eine Linie und spürte den Druck auf seiner Schulter, als er den Abzug drückte.
Nichts war für Mike schlimmer, als der Moment nach dem Schuss. Der Moment in dem er nicht sagen konnte, ob er getroffen hatte oder nicht.
Doch der Augenblick schien zu verstreichen und Calvin saß noch immer auf seinem Pferd, unverletzt. Trotzdem konnte man sagen, dass etwas nicht stimmte. Das vorher rasende Pferd schien langsamer zu werden, ehe eine Sekunde später dessen rechtes Hinterbein nachgab und es endgültig zusammenbrach. Der Reiter hingegen setzte, in einem hohen Bogen nach vorne fliegend, seinen Weg fort, bevor auch ihn die Erde willkommen hieß.
Die Laute, die das Pferd vor Schmerzen ausstieß, waren auch von weitem noch zu hören und es bestand kein Zweifel, dass es an diesem Ort sterben würde. Calvin hingegen rappelte sich nach einigen Sekunden Benommenheit wieder auf und setzte seine Flucht zu Fuß fort. Auch Mike, der nicht die Hoffnung hegte schnell genug sein Pferd finden zu können, nahm die Beine in die Hand und folgte der Fährte des schwächelnden Flüchtigen. Die noch immer sengende Hitze und die aalglatten Sohlen seiner Stiefel ließen allerdings auch bald seine Kräfte schwinden.
Doch er rannte weiter.
Der Abstand verkleinerte sich zusehends und bald bestand für Mike kein Zweifel mehr darin, dass Calvin, der sein rechtes Bein seltsam verkrampft hinter sich herzog, unmöglich entkommen konnte. Nichtsdestotrotz setzte er, mit einer von Mike bis dahin nicht beobachteten Verbissenheit, seinen Weg fort. Es trennten die beiden nur noch fünfzig Meter, als Calvin einem plötzlichen Sinneswandel erlag und seinen Kurs drastisch änderte.
Anstatt die weite Prärie anzustreben, wendete er sich weiter Richtung Norden. Keinen Kilometer entfernt erhob sich dort das ebene Grasland und stieg in mehreren Stufen steil an, ehe es weiter oben wieder abflachte.
Auf diesen Anstieg hielt Calvin zu, was Mike nicht wenig Sorgen bereitete. Wie Schokostreusel auf einer Geburtstagstorte lagen Felsbrocken aller Größen und Formen auf dem erhöhten Plateau verstreut, die dem Flüchtenden einige hervorragende Versteckmöglichkeiten bieten würden.
Als wäre das nicht schon genug, spürte Mike auch, wie er mit jedem Schritt langsamer wurde. Er schien noch immer schneller als Calvin zu sein, doch wie lange würde das noch so bleiben?

Das Rennen setzte sich fort und beide Läufer schienen sich nichts zu schenken. Wenn auch durch eine Verletzung verlangsamt, schien Calvin stets einen Abstand von gut vierzig Meter zwischen sich und Mike zu halten.
Letzterer erreichte in der Zwischenzeit seine persönliche Grenze und schnaufte wie eine Dampflokomotive. Es war nur eine Frage der Zeit, ehe sich der Abstand zwischen beiden vergrößern würde, aber es war noch nicht alle Hoffnung verloren. Das steilere Gelände mochte für Calvin die Rettung darstellen, es konnte allerdings auch das Ende seiner Flucht bedeuten, wenn ihm seine Verletzung den Aufstieg unmöglich machen würde.
Mike klammerte sich an diesen Gedanken.
Es dauerte nicht lange, bis Calvin am Fuße der natürlichen Treppe ankam und sie zu erklimmen begann. Mike konnte nur hilflos zuschauen, wie der Flüchtende die erste Stufe, wenn auch langsam, bewältigte und nach einem kurzen flachen Stück die Zweite in Angriff nahm. Er hatte bereits die Dritte überwunden, als auch Mike endlich an der ersten Steigung ankam.
Von den Wurzeln des spärlich vertretenen Grases zusammengehalten, war der Boden hier fester als in der Ebene. Dennoch handelte es sich um einen tückischen, wenn auch nicht gefährlichen Aufstieg.
Immer wieder rutschte ihm ein Fuß weg oder riss das Bündel Grashalme ab, an dem er sich gerade empor ziehen wollte. Er schien allerdings besser voranzukommen als Calvin, der sich an der bis dahin steilsten Stufe die Zähne ausbiss und erst die Hälfte bewältigt hatte.
Der zweite Aufstieg gelang Mike schon um einiges besser. Er wusste in der Zwischenzeit wie er seine Füße belasten musste, um nicht wegzurutschen und verlor er mal wieder mit den Händen den Halt, so stieß er seine Finger in die Erde und suchte schnell nach einem besseren Grasbündel.
Als er, auf dem nächsten flachen Stück angekommen, nach oben sah, erblickte er einen verzweifelten Calvin, der scheinbar steckengeblieben war. Die vierte Stufe mochte von unten nicht steil aussehen, doch in Wirklichkeit handelte es sich um eine fast lotrechte Wand. Dieser Anblick weckte Mikes letzte Energiereserven und er flog förmlich den dritten Anstieg hinauf. Er befand sich nun keine paar Meter mehr von Calvin entfernt, der für jeden erklommenen Zentimeter, wieder zwei zurückrutschte.
Mike nahm mit letzter Kraft Anlauf und schoss rennend einige Schritte den Anstieg empor, ehe die Schwerkraft ihren eisernen Griff um ihn schloss und ihn wieder hinabzog. Doch in diesem Augenblick umklammerte er bereits Calvins Knöchel und zog ihn, mit einem Ruck, mit sich. Der Flüchtende verkrallte sich wie ein wildes Tier an der Wand und dennoch konnte er nicht verhindern, dass er den Halt verlor.

Was nun geschah war von Mike nicht beabsichtigt gewesen. Statt Calvin gebührend in Empfang zu nehmen, rutschte er beim Aufprall auf dem flacheren Stück aus und schlitterte Richtung Abgrund. Womöglich hätte er alleine Schlimmeres verhindern können, doch sein Griff war noch immer fest um Calvins Bein geschlossen. Dieser schlug bereits im nächsten Augenblick auf und riss mit seinem Schwung gleich beide die nächste Stufe hinunter.
Die beiden kugelten als ein Knäuel aus Armen und Beinen die Stufen hinab. Mike war dabei bedacht, Calvin unter keinen Umständen loszulassen, während dieser versuchte sich abzubremsen.
Einige Schrammen, Blutergüsse und Schürfwunden später rollten sie die letzten Meter auf dem wieder ebenen Prärieboden aus.
Als diese, aus zwei Menschen bestehende, Kugel endlich zum Stehen kam, kniete Mike auf Calvin. Sein Messer hatte er im erstbesten Moment gezückt und drückte es dem ehemals Flüchtenden auf die Brust.
„Es ist...vorbei.“, keuchte er mit schwerem Atem.
 

LucaBerni

Entdecker
Ein gammliger, verschrobener, versoffener Schürzenjäger und ein feiges Weichei.

Oh - ich mag das! Ich mag die Geschichte, weil ich bei WildWest Helden eigentlich eher dominante, brilliante Cowboys im Kopf habe. Und hier ist das eben nicht so. Alleine die Tatsache, dass offensichtlich weit mehr zwischen den beiden passiert ist verlangt nach mehr. Ich hab ein Bild im Kopf - vor allem von Mike - das passt so gut in das Setting!
Was mich am meisten wurmt ist dieser Touch von mysteriöser Geschichte die so viele Möglichkeiten offen lässt und ich keine Ahnung hab wohin sich das wirklich entwickelt (genialer Zug, meiner Meinung nach)! Ich geh davon aus, dass es noch nicht vorbei ist (wie der letzte Satz des bislang letzten Teils verspricht) - aber ein, zwei angeschnittene Finger wären ganz OK!

Jedenfalls freue ich mich auf die nächsten Teile... (wenn du jetzt jeden Tag einen weiteren Teil postest, dann wärs ein idealer Geschichtenadventkalender :whistle:).
Sonst - ists wie so ein mid-season break wo man wartet, dass es doch bald weiter geht.

Jedenfalls - du hast einen weiteren Fan deiner Geschichte!

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Noch was - ich finde das äußerst bewundernswert dass man auch nach längerer Pause nahtlos anschließen kann beim Schreiben! Ich hätte wohl in der Zwischenzeit den Plot vollständig vergessen - oder über den Haufen geworfen.
Und... bin schon gespannt auf die Lichtung des Nebels um die Schürzenjägergeschichten :up:!
 

DeletedUser17700

Danke für das Lob. Das ist echt ein Motivationsschub :)

Deshalb als Belohnung gleich der nächste Teil...

 

DeletedUser17700

[FONT=SansSerif, sans-serif]Das wusste scheinbar auch Calvin. Sämtlicher Kampfgeist schien aus seinem Körper entwichen zu sein und was übrig blieb, war der kläglich aussehende Mann, als den Mike ihn kannte. Er machte keine Anstalten sich zu wehren oder zu fliehen, auch nicht als Mike sich wieder erhob und sein Messer in den ursprünglichen Platz in seinem Gürtel zurücksteckte.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Die Heimreise traten die beide Männer schweigend an. Es brauchte jedoch keine laute Auseinandersetzung, um die Spannung zwischen den beiden deutlich zu merken.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Erschöpft von der Verfolgungsjagd entfernten sie sich nur entsprechend langsam von der natürlichen Treppe, ihren eigenen Spuren zurückfolgend. Der gemeinsame Gang wurde allerdings jäh unterbrochen, als sie an Calvins Pferd vorbeikamen, das, nicht kräftig genug um sich fortzubewegen, an der Stelle seines Sturzes mit dem Tode kämpfte. [/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Es war ein schrecklicher Anblick, wie es sich vor Schmerzen windete und vergeblich immer wieder versuchte auf die Beine zu kommen, nur um im letzten Moment wieder zusammenzubrechen.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Eigentlich hatte Mike auf das Hinterbein des Pferdes gezielt, doch bei der Entfernung konnte er sich glücklich schätzen, dass er es überhaupt getroffen hatte. Leider hatte sich die Kugel, bei diesem Glücksschuss, in den Brustkorb des armen Tieres verirrt und dort ein klaffendes Loch gerissen. Mit jedem Atemzug konnte man ein schlürfende Geräusch hören, ehe sich der rote Fleck unter ihren Füßen etwas vergrößerte.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Als Mike an das schwarze Pferd herantrat, gab es seine Bemühungen auf und richtete seine volle Konzentration auf ihn. Die großen, glänzenden Augen schauten ihn erwartungsvoll an, als wüssten sie, was nun geschehen würde. Und so kniete er sich neben den Kopf des Tieres. Ein Schauer durchfuhr es, als Mikes Hand seine Nüstern berührte und das arme Wesen zu streicheln begann, ehe es sich wieder beruhigte es beinahe zu genießen schien.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Da ließ er den Stahl seines Messer im grellen Sonnenlicht aufblitzen und schlitzte die Halsschlagader des Pferdes auf. Einige Sekunden und einen Schwall von Blut später hörten auch die letzten Zuckungen auf, ehe es leblos auf dem Boden liegen blieb. Ohne eine Möglichkeit es mit zum Außenposten zu nehmen, konnte Mike nichts anderes tun, als seinen Weg mit Calvin fortzusetzen und zuzuhören, wie sich hinter ihnen die Geier zu streiten begannen.[/FONT]

[FONT=SansSerif, sans-serif]Es sollte noch eine Weile dauern, bis das Zweiergespann am Außenposten ankam. Begrüßt wurden sie dort, zu Mikes Überraschung, von dem fröhlichen Wiehern seines braunen Hengsts, der neben dem Teich gegrast hatte und sich seinem Besitzer nun freudig näherte. Anfangs schien Mike verwundert, wie sein Tier plötzlich wieder hier auftauchen konnte, nachdem es zuvor spurlos verschwunden war, doch schon bald verflog der Ausdruck der Unwissenheit und wich einem breiten Lächeln. Sich wieder Calvin zuwendend fragte er spöttisch:[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]"Er hat dich abgeworfen, nicht wahr?"[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Der Angesprochene hielt diese Umstand nicht für amüsant und machte keine Anstalten, auf die Frage zu antworten. Stattdessen blieb sein Blick, wie schon seit seiner Gefangennahme, starr auf den Boden gerichtet und seine Lippen versiegelt.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Mikes Freude schlug in diesem Moment wieder in Wut um, sodass er sich kaum beherrschen konnte und Calvin am liebsten hätte ohrfeigen wollen, bis er grün und blau war. Wie er es letztendlich schaffte seinen Ärger zu schlucken, dass vermochte er selbst nicht zu erklären. Womöglich half der Umstand, dass es den restlichen Tag überhaupt keine Zeit gab sich darüber Gedanken zu machen.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Nun wieder mit einem Pferd ausgestattet, ritt Mike in Begleitung von Calvin zurück, einer riesigen Schar von Geiern entgegen. Diese flüchteten wie Fliegen von einer überreifen Frucht, als sie bemerkte, dass sich jemand näherte und gaben damit den Kadaver des bereits halb aufgefressenen Tieres preis. Es war ein grässlicher Anblick, vor dem selbst Mikes Hengst zu schäuen begann, doch es hielt ihn nicht davon ab, die Überreste mit einem Lasso an seinem Sattel zu befestigen und das schwarze Pferd langsam Richtung Außenposten zu ziehen.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Den restlichen Nachmittag verbrachte das Duo, wieder zurück im Außenposten, mit dem Zerlegen der noch nicht angefressenen Hälfte des Hengsts.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Es begann bereits Dunkel zu werden, als das Pferd, so gut es ging, verwertet worden war. Alles, was nicht mehr genießbar oder verbrauchbar schien, wurde in der Abenddämmerung in einem großen Lagerfeuer verbrannt, sodass über der gesamten Szenerie ein würziger Duft lag. Mike war dennoch jeglicher Appetit vergangen. Nicht wegen der Schlachtarbeit, die er aus seiner Kindheit auf einer Farm noch gewohnt war, sondern wegen des plötzlichen Verlangens nach einem Glas Whiskey, dass alle anderen Bedürfnisse in den Schatten stellte.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Eine Flasche, oder gar nur ein Glas der goldenen Flüssigkeit hätte ihm genügt, um seinen Durst zu stillen. Stattdessen versuchte er es mit Wasser. Eine schlechte Entscheidung, wie er bald feststellen musste, da sein Verlangen dadurch lediglich größer wurde.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Der einzige Ausweg, den es für ihn in dieser Situation noch gab, war eine gesunde Portion Schlaf. Er beeilte sich daher die letzten Vorbereitungen für die anstehende Nacht zu treffen. Nachdem das Feuer gelöscht und sämtliches Werkzeug wieder im Schuppen des Außenpostens verstaut lag, zeigte er dem noch immer schweigsamen Calvin, seine vorläufige Behausung.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]"Du darfst dir deine neue Unterkunft netterweise mit meinem Pferd teilen. Es ist besser als jede Decke, wenn die Nacht kalt wird.", scherzte Mike, als er vor dem Eingang des Stalles stand, um von einem plötzlichen Schweißausbruch abzulenken.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Anfangs hatte er noch ein wütendes Aufbrausen oder wenigstens eine missmutige Bemerkung von Calvin erwartet, doch all dies blieb aus. Er folgte, Mike vollkommen ignorierend, dem Pferd und schloss hinter sich die Tür, ohne ein Wort zu sagen. Mike hatte deswegen ein mehr ein schlechtes Bauchgefühl und beschloss, in nächster Zeit noch mehr auf der Hut zu sein, als er es ohnehin schon war, aber alles was jetzt noch zählte, war sein eigenes Bett.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Nach einem so anstrengenden Tag ließ er sich nur zu gern auf die Matratze seines Bettes fallen.[/FONT]
 

DeletedUser17700

[FONT=SansSerif, sans-serif]Nach einer halben Stunde des Herumwälzens, musste er jedoch einsehen, dass sich seine vorherige Befürchtung bewahrheitet hatte. Er konnte nicht einschlafen.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Auf der Bettkante sitzend grübelte Mike vor sich hin. Die Erlebnisse des ersten Tages schwirrten in seinen Gedanken umher und ließen ihn nicht mehr in Ruhe. Er sah, wie er Calvin niederschlug, wie er ihn im Dreck hinter sich her zog, wie er sein Pferd erschoss und wie er auf ihm kniete, mit dem Messer in der Hand und dem Bedürfnis im Herzen, es ihm tief zwischen die Rippen zu bohren. [/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Wie konnte all das nur in so kurzer Zeit passieren und schiefgehen, fragte er sich selbst. Dabei wollte er doch nur der Held seiner Geschichte sein. Der, der das Mädchen bekommt, seine Feinde besiegt und mutig weiteren Heldentaten entgegenschreitet.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Stattdessen saß er nun als Säufer, in der Einöde, auf dem Trockenen und konnte vor lauter Verlangen kaum noch einen klaren Gedanken fassen. In seinen Augen war er eine Schande.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Bald verschwanden auch die letzten Sonnenstrahlen, die, durch ein kleines Fenster neben der Tür, den Raum erhellt hatten. Das Zimmer versank in der Dunkelheit und Mike beeilte sich eine auf dem Tisch befindliche Öllampe zu entzünden. Ihr Licht war nur schwach, doch sie genügte um die Finsternis in die Ecken des Hauses zurückzudrängen und erlaubte Mike der einzigen Tätigkeit nachzugehen, die er alleine zu so später Stunde noch machen konnte. Das Lesen.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Obwohl Mike ein begeisterter Leser war, so umfasste seine Büchersammlung nur ein einziges Exemplar, dass er aus seinem in der Ecke liegenden Sattel hervorkramte. Es war ein kleines, in schwarzes Leder eingebundenes Buch, mit einem goldenen Kreuz, dass sich über den gesamten Buchrücken erstreckte. Bis auf dieses Symbol war der Umschlag jedoch völlig blank.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Ein rotes Band, welches mit dem Rücken verbunden war, markierte die Stelle, an der er zuletzt aufgehört hatte zu lesen. Und so schlug Mike seine Bibel auf und begann im dürftigen Licht der Öllampe zu lesen.[/FONT]

[FONT=SansSerif, sans-serif]Es war schon weit nach Mitternacht, als Mike zum ersten Mal in dieser Nacht gähnen musste, doch schon bald schien ihn die Müdigkeit förmlich zu übermannen, sodass das Verlangen nach Whiskey beinahe vergessen war. Sich endlich nach einem Bett verzehrend, löschte er schnell die Öllampe und machte es sich auf seiner Matraze gemütlich, wo er in eine weiche Decke eingewickelt endlich auf den wohlverdienten Schlaf wartete.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Da hörte er ein Geräusch. Es war nicht laut, aber in der sonst so stillen Nacht war der Klang von zwei aufeinanderprallenden Holzstücken deutlich zu vernehmen. [/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Trotz seiner so gemütlichen Position traute sich Mike nicht seine Augen zu schließen und das, wie sich bald herausstelle, aus gutem Grund. [/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Keine Minute, nachdem das Geräusch durch die Nacht schallte, öffnete sich die Tür zu seiner Hütte kaum merkbar. Durch den kleinen Spalt waren zwei helle Punkte zu erkennen, die jedoch so schnell verschwanden, wie sie aufgetaucht waren. Egal wer da draußen lauerte, schien sich vergewissern zu wollen, dass Mike bereits schlief, denn es dauerte eine ganze Weile, ehe die Tür Millimeter um Millimeter weiter aufgemacht wurde.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Als die Öffnung groß genug war, trat der dunkle Umriss eines Mannes in den Raum und näherte sich Mike. Dieser spielte noch immer den Schlafenden und ließ den Eindringling ungestört fortfahren. Das änderte sich jedoch schlagartig, als dieser seine rechte Hand hob und das durch die Tür fallende Mondlicht auf die polierte Schneide einer Axt traf und diese hell erleuchtete.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Ehe sich der Angreifer versah, flog ihm Mikes Decke über den Kopf, worauf ein Tritt in die Magengegend folgte. Nach Luft ringend wich der Angreifer zurück, während er durch das Bettzeug noch immer orientierungslos war. Dies nützte Mike aus und binnen weniger Augenblicke stand er auf eigenen Beinen und stürzte sich auf sein Gegenüber.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Beide Männer flogen auf den Boden, wobei der harte Aufprall den Angreifer seine Axt verlieren ließ. Nach einer Sekunde der Benommenheit versuchte der sich daher mit Hieben und Tritten zu verteidigen, die jedoch durch seine behinderte Sicht und Mikes schnelle Reaktion immer nur ins Leere trafen. Es genügten dagegen einige gezielte Faustschläge auf den Kopf des mehr als lächerlich aussehenden Einbrechers, um ihn für einige Sekunden außer Gefecht zu setzen. Mike nutzte diese Zeit, um sein Messer zu zücken und dem unter ihm Liegenden die Decke vom Kopf zu reißen. Er war in keinster Weise überrascht Calvins Gesicht im Mondschein vor sich zu erkennen. Dieser schien wieder zu Sinnen zu kommen, sah jedoch von jeglicher Gegenwehr ab, als er die Messerspitze auf seinem Brustkorb spürte.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]"Wieso?", schrie Mike in der Stille der Nacht, "Ich habe dich vor einem jämmerlichen Leben im Gefängnis bewahrt und so dankst du es mir?"[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Als Antwort spuckte Calvin zunächst verächtlich zur Seite.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]"Wie ist all das hier besser als ein Gefängnis, frage ich dich? Du misshandelst, schickanierst und zwingst mich sogar, wie ein Tier in einem Stall zu schlafen.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Inwiefern soll ich dir also dankbar sein? Ich glaube, du bist einfach nur so sadistisch, dass du den Gefängniswärtern nicht den ganzen Spaß alleine überlassen wolltest!"[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]"Nein!", schrie Mike mit hochrotem Kopf, die Spitze seines Messers langsam durch Calvins Gewand drückend.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]"Dann sag mir wieso? Wieso, wolltest du das alles hier?"[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]"Verstehst du es noch immer nicht, du Dummkopf?"[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Calvins Augen funkelten ihn böse an, das Blut auf der Messerschneide ignorierend. Er schien jedoch genug Respekt oder Neugier zu empfinden, um Mike nach einer kurzen Pause fortfahren zu lassen.[/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]"Weil ich uns beide vor der Hölle bewahren will!"[/FONT]

[FONT=SansSerif, sans-serif]Da veränderte sich Calvins Gesichtausdruck. Die zornige Verspanntheit löste sich und wich einem Ausdruck, den Mike zuvor noch nie bei ihm beobachten konnte. [/FONT]
[FONT=SansSerif, sans-serif]Calvin bemitleidete ihn.[/FONT]
 

Jigelp

Pubquiz-Champion
Ehemaliges Teammitglied
Die Beiden sind schon ein komisches Pärchen. Calvin legt es aber auch darauf an, irgendwann durch Mike in Wut abgemurkst zu werden und beschwert sich auch noch.
Ich hatte aber darauf gehofft, zu erfahren, wieso Mike als begeisterter Leser nur die Bibel besitzt. Gehört das mit zum Entzug?
War aber auf jeden Fall wieder schön zu lesen, du solltest jedoch mal darauf achten, dass du "dass" und"da" richtig verwendest.s
 

LucaBerni

Entdecker
Das seh ich genau so! Es scheint wirklich, dass Calvin es geradezu herausfordert!
Ich bin der Meinung, dass die beiden zusammen ordentlich was verbockt haben... nur hab ich nicht die leiseste Ahnung was das sein könnte. Und wie genau Mike und Calvin da zusammen drinnen hängen damit sie so "aneinander hängen müssen" - zumindest von Mikes Seite aus, auf das bin ich echt gespannt!

Die Sache mit dem Buch muss ich kommentieren :D Ich bin da wohl auch so. Ich bin ebenso ein begeisterter Leser und hab zu Hause wohl mehr Bücher als ich haben sollte. Wenn ich - wie kürzlich - wegfahren muss und genau weiß, dass ich keine Minute Zeit zum Lesen habe, dann packe ich trotzdem ein Buch ein (meist sind es zwei). Das Buch nehm ich dann vor dem Einschlafen heraus und schaffe ein, zwei Seiten.
Wenn ich also in der Situation wie Mike wäre... dann würde ich ebenso nur das Buch mitnehmen, das mir am meisten bedeutet. Und Satteltaschen bieten wohl nicht wirklich viel Platz.

Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass Mike und Calvin sich in einer Art Flucht/Versteckenssituation befinden. Und auch dass Mike auf (s)eine Art religiös ist. Aber wie meist - täusche ich mich gewaltigst :D

Und wenn ich zuviel dazwischen schreiben beginne, dann tuts mir leid :) Aber manchmal kann ich nicht anders...

P.S. Der Teil mit dem sterbenden Pferd, die war unglaublich, sehr beeindruckend beschrieben!
Still a fan!
 

DeletedUser17700

Mein letzter Beitrag zu dieser Story ist nun schon 506 Tage her. Ja, ich war dermaßen faul und habe so lange diese Geschichte unvollendet gelassen. Damit ist jetzt Schluss!
Ich weiß nicht, wie viele Leute diese Story überhaupt noch lesen wollen, aber es geht auf jeden Fall weiter. Und damit meine ich nicht ein bis zwei motivierte Texte, bevor ich wieder aufgebe. Nein! Die Geschichte ist fertig. Ich habe sie in den letzten Monaten geschrieben und überarbeitet. Ab jetzt werde ich versuchen jeden Tag einen weiteren Abschnitt zu posten.

Da ich die Story als Ganzes neu geschrieben habe, geht es noch einmal vom Anfang an los. Die Handlungen entsprechen in etwa denen, die bereits beschrieben wurden, aber es gibt doch ein paar Unterschiede.

Damit genug der einleitenden Worte. Viel Spaß beim Lesen!
 

DeletedUser17700

Kapitel 1: Ein holpriger Start

Anfangs sah man nur Punkte am Horizont, doch das änderte sich rasch. Mit jeder Minute, mit jedem Schritt, wurden sie größer und stachen immer mehr aus der sonst grauen Welt hervor.
Leider wusste Mike, dass der Schein trügt. Es sollte noch mehrere Stunden dauern, ehe sie es erreichen würden, sein Zuhause. So lange hatte er es nicht mehr gesehen. Er konnte es kaum noch erwarten, es wiederzusehen. Von der Aussicht, noch so lange reiten zu müssen, waren allerdings weder er, noch sein Pferd, besonders begeistert. Beiden sah man die Müdigkeit an, die bereits tief in ihren Knochen steckte. Es gelang Mike kaum noch seine Augen offen zu halten, während der gemütliche Trott ihn in den Schlaf wiegte.
Vielleicht war es doch keine gute Idee, die ganze Nacht durchzureiten. Nicht, dass Mike jetzt noch etwas daran hätte ändern können, aber die Frage stellte sich ihm dennoch. Zu Beginn hatte er zugegebenermaßen auch noch ein gutes Gefühl bei der Sache gehabt. Schließlich würden sie sich die brütend heißen Tagesstunden ersparen, wenn sie jetzt in der kalten Nacht ritten. Die kühlen Brisen halfen anfangs sogar wach zu bleiben, aber nach einer ganzen Nacht im Sattel, bekam man sie kaum noch mit. Stattdessen sehnte Mike sich nach etwas Tageslicht. Womöglich würde die Wärme das Dröhnen in seinem Kopf aufhören lassen.
Allerdings wusste Mike, dass das Unmöglich war. In seinem Leben musste er bereits viele Kater bewältigen. Also kannte er sich da aus. Bei ihm half nur abwarten und kaltes Wasser trinken. Dennoch hätte er seinen Kopf lieber am nächsten Baum zerschlagen, als noch eine Sekunde so weiterzuleben. Schade, dass es hier keine Bäume gab.
Wieso hab ich gestern nur so viel getrunken?, dachte er sich, unvorsichtig wie er war. Da hielt er inne. Bei solchen Sachen musste man stets auf der Hut sein, denn wenn man erst einmal anfing sich Fragen zu stellen, dann konnte man nicht mehr damit aufhören. Fragen wie: Wieso bin ich am Abend noch losgeritten? oder Wieso habe ich mir den Blödsinn nicht verkneifen können?.
Genau das hatte Mike damit gemeint, denn schon war es zu spät. Sein schöner Plan, den letzten Abend und dessen Geschehnisse zu verdrängen, ging vor seinen Augen in die Brüche. Wie sich in seinem Gehirn die Fragen überschlugen, kamen immer mehr unterdrückte Gedanken zum Vorschein und damit auch die Scham.
Nun bereute es Mike sogar, dass ihn die nächtliche Kälte wieder nüchtern machte, denn ohne die berauschende Wirkung des Alkohols, kamen ihm seine schlauen Einfälle des Vorabends, plötzlich gar nicht mehr so klug vor. In Wirklichkeit musste er sich sogar eingestehen, dass die meisten purer Blödsinn waren. Besonders diese eine Sache, aber diese Erinnerung würde Mike keinesfalls hochkommen lassen!
„Ah!“, grunzte er, wie sie im nächsten Moment doch hochkam. Alleine durch den Gedanken daran, fühlte sich sein Gesicht an, als würde es jeden Augenblick in Flammen aufgehen. Da das leider nicht passierte, war er jedoch dazu gezwungen, sich die Geschehnisse noch einmal vor seinem inneren Auge anzuschauen.

Seine Taschenuhr hatte bereits kurz nach Mitternacht angezeigt. Von der einst großen Runde, im Dorf der Muskogee, war nur noch der harte Kern übrig geblieben. Der Rest lag zu diesem Zeitpunkt bereits gemütlich in ihren Zelten. Hätte er es ihnen doch nur gleich getan.
Aber nein! Er war ja unbedingt davon überzeugt, noch eine weitere Runde ausschenken zu müssen. Die darauf folgenden Erinnerungen waren etwas verschwommen, weshalb Mike nicht genau wusste, ob er es nun während des Einschenkens oder etwas danach gemacht hatte. Egal wann, es kam der Moment, als eine seiner weiblichen Bekanntschaften an ihm vorbei spazierte. Auch hier fehlte wieder ein kleines Detail. Mike konnte beim besten Willen nicht sagen, welche Freundin da neben ihm vorbeigegangen war. Im Endeffekt machte es jedoch keinen großen Unterschied.
Wie bei vielen Männern verlieh der Alkohol auch Mike einen Mut oder besser gesagt Übermut, den er ansonsten niemals an den Tag gelegt hätte. Sein betrunkenes Gehirn war auf einmal felsenfest davon überzeugt, dass sie es als Kompliment verstehen würde, den kleinen Klaps. In Wirklichkeit sah die Sache dann etwas anders aus. Daran erinnerte ihn seine noch immer schmerzende Wange.
Wie er nun darüber nachdachte, machte es ihm doch etwas aus, dass er nicht wusste, bei welcher Frau er zugelangt hatte. Schließlich konnte er sich ab jetzt nicht mehr bei der Betroffenen blicken lassen. Warum nur konnte er sich, zu dem Zeitpunkt, auf keine andere Körperregion konzentrieren, wie sagen wir einmal das Gesicht?
"Dieser verfluchte Alkohol.", murmelte Mike vor sich hin. Bei dem gestrige Abend handelte es sich mit Sicherheit um seinen bisher schlimmsten Absturz und das trotz seines jahrelangen „Trainings“. Die ganzen Abende, an denen sich Mike diverse Gesöffe gegönnt hatte, schienen nutzlos gewesen zu sein. Dabei war der Preis hoch genug. In der Zwischenzeit konnte er nicht einmal einschlafen, wenn er keinen guten Tropfen dabei hatte. Mike wusste, dass es so nicht mehr weiter gehen konnte. Er hatte es satt, dass der Alkohol ihn derart kontrollierte.
Deshalb freute er sich auch, dass sie dem Außenposten immer näher kamen. Dort würde er, nach Monaten des exzessiven Trinkens, endlich auf dem Trockenen liegen. Eine Vorstellung, die ihn mit Hoffnung, aber auch Angst erfüllte. Doch es gab keinen anderen Weg. Nur auf diese Art und Weise bestand für ihn die Chance, endlich damit aufzuhören, denn genug Versuche hatten ihm bereits bewiesen, dass er alleine nicht die nötige Kraft besaß, um damit aufzuhören.
Alles hätte so perfekt sein können. Er würde in die Geschichte eingehen, als der Mann, der die Machenschaften des Untergrundbosses Calvin Hardin gestoppt hatte. Nun konnte er endlich, nach diesem Abenteuer seines Lebens, Nachhause zurückkehren, bereit seine Sucht zu besiegen und die Früchte seiner harten Arbeit zu genießen. Aber das war ihm anscheinend noch nicht genug. Er musste ja wie immer den Guten spielen und gute Typen sahen nun mal ein, wenn sie das Leben eines anderen Menschen zerstört hatten. Sie setzten dann alles daran, ihren Fehler wiedergutzumachen, auch wenn das hieß, dem früheren Erzfeind Unterschlupf zu gewähren. Das klang für Mike in der Theorie durchaus einleuchtend. In Wirklichkeit sah es jedoch anders aus.
"Hm. Ich will mich ja nicht beschweren, aber der Außenposten schaut nicht gerade imposant aus. Ziemlicher Abstieg von einer Villa.“, hörte er Calvin neben sich schnattern.
„...“
Gerne hätte Mike etwas geantwortet, aber er wusste es besser. Seine Stimme war in diesem Zustand viel zu laut für ihn. Wenn schon Calvin herumschrie, musste er sich nicht auch selbst, mit der eigenen Stimme, malträtieren.
„Scheinst nicht besonders gesprächig zu sein.“
„...“
„Ach, komm schon. Lass mich doch nicht so auflaufen. Ich führe hier ja schon Selbstgespräche.“
„...“
„Na gut, wenn du nicht willst. Ich sehe, dass unser Zusammenleben, richtig unterhaltsam werden wird.“
 
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