DeletedUser17700
Draußen an der frischen Luft sah er sofort, dass die Natur auf seiner Seite war. So hell wie der Mond diese Nacht erleuchtete, sollte es für Calvin ein Leichtes sein, den Spuren der beiden Männer zu folgen. Nur ab und zu schob sich eine Wolke am Himmel vor die natürliche Lichtquelle und verdunkelte die Welt um ihn herum. Erstaunt beobachtete Calvin den seltenen Anblick von Wolken in dieser Gegend. Davon ließ sich er jedoch nicht ablenken, sobald er den Spuren der beiden Reiter zu folgen begann.
Sein Plan sah im Grunde genommen ganz einfach aus. Er würde ein bis zwei Stunden den Unbekannten folgen und wenn er bis dahin noch immer nichts von den Fremden fand, wusste er, dass es sich bei ihnen nicht um die Männer aus Ronstown handelte. Wenn er sie allerdings antreffen sollte, dann müsste man sich wohl doch wundern, wieso sie so nahe am Außenposten lagerten, obwohl sie seit dem Nachmittag noch einige Stunden Zeit hatten, um weiterzureiten.
Es gab allerdings etwas, worüber sich Calvin noch immer den Kopf zerbrach. Angenommen er fand den Lagerplatz der beiden, wie sollte er sich am besten an sie heranschleichen? Die Gegend war nicht gerade berühmt für ihre guten Versteckmöglichkeiten. Es gab keine dicken Baumstämme, Sträucher oder größere Steine. Egal wohin man sah wuchs nur ein wenig mageres Gras und hier und da ein vertrockneter Baum. Wobei man bei diesen toten, faustdicken Stämmen wohl nicht mehr vom Wachsen sprechen konnte.
Wie Calvin der Fährte vor ihm durch die kühle Nacht folgte, verlor er einmal mehr sein Zeitgefühl. Es konnten bereits fünfzehn Minuten vergangen sein oder dreißig oder gar schon eine Stunde. Für Calvin machte es keinen Unterschied. Erst als er sich einmal umdrehte und vom Außenposten keine Spur mehr zu sehen war, bemerkte er wie lange er schon fort sein musste. Das hielt ihn jedoch nicht auf. Immer wieder sagte er zu sich selber, dass er nur noch eine Minute suchen würde. Dass er ihnen bereits weit genug gefolgt sei. Aber jedes Mal verstrich die Minute und doch ging er weiter. Schritt für Schritt, Minute um Minute. Die Welt um ihn herum schien sich nicht im Geringsten zu verändern, abgesehen davon, dass sich immer öfters Wolken vor den Mond schoben. In diesen Momenten der Finsternis, blieb Calvin nichts anderes übrig, als stehen zu bleiben und abzuwarten. Er konnte es sich nicht leisten im Dunkeln weiterzugehen und womöglich die Spur zu verlieren. Damit hätte er nicht nur seine Chance zunichte gemacht, jemals die beiden Männer einzuholen, sondern auch wieder zurück zum Außenposten zu finden. Allerdings ärgerte er sich über jede Pause. Als Fußgänger kam er sowieso viel zu langsam voran. Da konnte er sich solche Unterbrechungen nicht erlauben.
Noch viel schlimmer war jedoch das Gefühl, welches sich seinen Weg in sein Bewusstsein bahnte. Dieses Bauchgefühl, dass er sich doch irrte. Dass es sich vielleicht wirklich nur um zwei unschuldige Arbeiter handelte, die einfach zu blöd waren eine Karte zu lesen. Seine Hoffnung begann langsam zu schwinden.
Calvin gehörte ganz bestimmt nicht zu den Leuten, die an das Schicksal glauben. Seiner Ansicht nach, sollte jeder selbst über sein Leben bestimmen und die damit verbundenen Entscheidungen in die eigene Hand nehmen. Dennoch musste er zugeben, dass es sich wie Bestimmung anfühlte, wie genau in jenem Moment, als die Zweifel kamen, sich vor ihm ein rötlicher Schein vom Nachthimmel abhob.
Damit wusste Calvin, dass sich seine Vermutung bereits bestätigt hatte. Egal was er noch hören würde, niemand konnte ihm erzählen, dass zwei harmlose Männer so nahe am Außenposten ihr Lager aufschlugen und dann um diese Uhrzeit auch noch ein üppiges Feuer brennen ließen. Die Freude über diesen Triumph wehrte allerdings nur kurz, denn gleichzeitig wurde damit auch sein größter Albtraum zur Realität. Nun wusste er, dass sich dort vorne das Duo befand, welches ihm an den Kragen wollte.
Jetzt benötigte Calvin Fingerspitzengefühl. Wie vermutet gab es in der näheren Umgebung keine ersichtlichen Versteckmöglichkeiten. Das einzige größere Objekt schien einer dieser verdorrten Bäume zu sein, die Calvin bereits den ganzen Abend lang auffielen. Dieser stand jedoch genau neben dem Lager und schien als Gestänge für die Pferde zu dienen. Die Pferde!, schoss es Calvin auf einmal durch den Kopf. Mit etwas Geschick mochte es ihm gelingen die Tiere als Sichtschutz zu benutzen. Nicht, dass das ungefährlich gewesen wäre. Ja, wenn Calvin so darüber nachdachte, kam es ihm sogar wie eine verrückte, wenn nicht sogar hirnrissige Idee vor. Schließlich würden die Tiere nervös werden, sobald sie ihn rochen. Momentan half ihm der Wind, indem er Calvin ins Gesicht blies und seinen natürlichen Geruch in die andere Richtung wehte. Das würde ihm allerdings nicht helfen, falls sich der Wind drehte oder er zu nahe an die Pferde herankam. Aber Calvin blieb keine andere Wahl. Egal wie lange er auch darüber nachdenken mochte, es war die einzige Option, wenn er nicht offen in ihr Camp hineinspazieren wollte.
Wie er sich vorsichtig den Tieren näherte, durfte Calvin beruhigt feststellen, dass er seine leise Gangart behalten hatte. Da mochte er noch so verweichlicht von seinem Leben unter Reichen sein, aber seine lautlosen Schritte konnte ihm niemand austreiben. Das hing womöglich auch daran, dass es nichts besseres gab, um aufmüpfige Diener zu entlarven, als sich hinter einer Ecke zu verbergen und sie offen reden zu lassen.
Meter um Meter schob er sich dem Lager seiner Feinde entgegen. Bald durfte er sich dem Lager nicht mehr aufrecht nähern, sondern musste eine gebückte Haltung einnehmen. Als ihn selbst das zu auffällig werden ließ, fing er an den Rest der Strecke auf seinem Bauch zu robben. Zum Glück lagen die Tiere bereits gemütlich nebeneinander. Ansonsten hätte sich Calvin überhaupt nicht anschleichen können. So blieb er vom Schein des Feuers geschützt, auch als er keine fünf Meter entfernt am Boden lag. Wie er den Tieren immer näher kam, musste er sich wundern. Seine schlimmste Befürchtung schien wahr zu werden, denn die Pferde schnaubten und wieherte ohne Ende. Allerdings verstand Calvin nicht wieso. Sie hatten bereits damit begonnen, noch lange bevor er in ihre Nähe gekommen war.
„Verdammt, Ken! Die verfluchten Viecher führen sich schon den ganzen Abend so auf. Das ist ja nicht zum Aushalten!“, hörte Calvin einen der beiden Männer schreien. Welcher genau konnte er nicht sagen, da ihm die Tiere seine Sicht blockierten.
„Und was soll ich dagegen machen?“
„Hör endlich auf mehr Holz rein zu schmeißen! Der Rauch macht mich ja schon halb blind.“
Da stimmte ihm Calvin ohne Widerworte zu. Seit er es geschafft hatte sich nahe genug an den Tieren zu positionieren, musste auch er die Rauchschwaden ertragen. Doch das konnten unmöglich ein normaler Rauch sein. Er besaß einen so beißenden Geruch, dass sich Calvin mit ziemlicher Sicherheit die Lunge verätzte. Es gab jedoch noch einen weiteren Grund, weshalb er sich wegen dem Rauch Sorgen machte. Dieser löste bei ihm einen enormen Hustenreiz aus. In der Zwischenzeit hatte er Schwierigkeiten sich auf das Gesprochene zu konzentrieren, weil er mit aller Kraft einen Hustenanfall unterdrücken musste.
„Sei doch still! Willst du etwa das ganze gute Holz hier liegen lassen? So hat es wenigstens noch einen Nutzen.“
„Hättest ja nicht gleich den halben Wald roden müssen.“
„Zwei tote Bäume sind noch lange kein Wald.“
„Oh. Schaut alle mal her. Ken, der Typ, der sich mit Worten auskennt.“
„Oh mein Gott, der war schlecht.“
„Hehe. Aber hör jetzt wirklich auf Holz ins Feuer zu werfen.“
„Nein. Hast du den Typen von heute nicht gehört? Wir sind hier im Indianergebiet. Will den Roten sehen, der sich jetzt an uns ran schleichen kann.“
„Aha. Und hast du schon mal dran gedacht, dass sie uns jetzt umso besser sehen?“
„Vielleicht. Dann werden sie aber auch gleich wissen, dass man sich mit uns nicht anlegt.“
„Hast du jetzt komplett den Verstand verloren? Schau uns doch an. Mit diesen Fummeln, fürchtet sie doch kein Schulmädchen vor uns.“
„Verdammt, du hast Recht. Das kommt davon, wenn man auf deine tollen Ideen hört.“
„Wir wurden nicht erkannt, oder? Damit hat mein Plan geklappt.“
„Na gut, aber mussten wir uns denn wirklich auch die Bärte abrasieren. Ich merke erst jetzt wieder, wie kalt es ohne ihn ist.“
„Hättest du riskieren wollen, dass uns dieser Typ erkennt?“
„Welcher jetzt? Den, den wir getroffen haben oder den, den wir suchen?“
„Na, den Gesuchten. Ah, wie war sein Name noch mal. Irgendwas mit C am Anfang.“
„Und wenn schon. Den haben wir doch sowieso nicht gesehen. Nur diesen anderen da.“
„Ja, aber wenn er uns gesehen hätte, dann hätte er uns nicht erkannt.“
„Also willst du mir sagen, dass ich meinen Bart für die Chance geopfert habe, dass wir einen Typen antreffen, der uns vielleicht erkennt?“
„Ja. Schließlich wären all unsere Pläne – Oh mein Gott! Jetzt hör endlich auf da Holz rein zu werfen!“
„Mir ist aber kalt!“
Musste Calvin überhaupt noch mehr hören? Es gab keinen Zweifel mehr, dass es sich bei den beiden tatsächlich um die Unbekannten aus Ronstown handelte. Auch wenn sie ihm nun nicht mehr komplett unbekannt waren, denn von Ken wusste er in der Zwischenzeit sogar den Namen. Damit hatte Calvin genug gehört, um Mike endlich den Beweis zu bringen. Nun musste er ihm einfach glauben und zur Seite stehen. Die beiden würden zusammen das Lager noch einmal aufsuchen und sich dieser beiden Scherzbolde entledigen. Bevor er jedoch dazu kam abzuhauen, setzten die beiden ihr Gespräch lautstark fort. Calvins Neugier war zu groß, um ihn jetzt einfach davonschleichen zu lassen.
„Sei nicht so ein Jammerlappen. Wenn du willst, können wir dann aufbrechen. Sollte spät genug sein.“
„Was machen wir jetzt eigentlich mit dem anderen?“
„Wenn er sich wehrt, erschießen. Wenn er brav ist, dann soll er doch machen, was er will.“
„Klingt nach einem Plan.“
„Na gut. Dann brechen wir endlich auf, bevor ich an dem Rauch noch ersticke.“
Sein Plan sah im Grunde genommen ganz einfach aus. Er würde ein bis zwei Stunden den Unbekannten folgen und wenn er bis dahin noch immer nichts von den Fremden fand, wusste er, dass es sich bei ihnen nicht um die Männer aus Ronstown handelte. Wenn er sie allerdings antreffen sollte, dann müsste man sich wohl doch wundern, wieso sie so nahe am Außenposten lagerten, obwohl sie seit dem Nachmittag noch einige Stunden Zeit hatten, um weiterzureiten.
Es gab allerdings etwas, worüber sich Calvin noch immer den Kopf zerbrach. Angenommen er fand den Lagerplatz der beiden, wie sollte er sich am besten an sie heranschleichen? Die Gegend war nicht gerade berühmt für ihre guten Versteckmöglichkeiten. Es gab keine dicken Baumstämme, Sträucher oder größere Steine. Egal wohin man sah wuchs nur ein wenig mageres Gras und hier und da ein vertrockneter Baum. Wobei man bei diesen toten, faustdicken Stämmen wohl nicht mehr vom Wachsen sprechen konnte.
Wie Calvin der Fährte vor ihm durch die kühle Nacht folgte, verlor er einmal mehr sein Zeitgefühl. Es konnten bereits fünfzehn Minuten vergangen sein oder dreißig oder gar schon eine Stunde. Für Calvin machte es keinen Unterschied. Erst als er sich einmal umdrehte und vom Außenposten keine Spur mehr zu sehen war, bemerkte er wie lange er schon fort sein musste. Das hielt ihn jedoch nicht auf. Immer wieder sagte er zu sich selber, dass er nur noch eine Minute suchen würde. Dass er ihnen bereits weit genug gefolgt sei. Aber jedes Mal verstrich die Minute und doch ging er weiter. Schritt für Schritt, Minute um Minute. Die Welt um ihn herum schien sich nicht im Geringsten zu verändern, abgesehen davon, dass sich immer öfters Wolken vor den Mond schoben. In diesen Momenten der Finsternis, blieb Calvin nichts anderes übrig, als stehen zu bleiben und abzuwarten. Er konnte es sich nicht leisten im Dunkeln weiterzugehen und womöglich die Spur zu verlieren. Damit hätte er nicht nur seine Chance zunichte gemacht, jemals die beiden Männer einzuholen, sondern auch wieder zurück zum Außenposten zu finden. Allerdings ärgerte er sich über jede Pause. Als Fußgänger kam er sowieso viel zu langsam voran. Da konnte er sich solche Unterbrechungen nicht erlauben.
Noch viel schlimmer war jedoch das Gefühl, welches sich seinen Weg in sein Bewusstsein bahnte. Dieses Bauchgefühl, dass er sich doch irrte. Dass es sich vielleicht wirklich nur um zwei unschuldige Arbeiter handelte, die einfach zu blöd waren eine Karte zu lesen. Seine Hoffnung begann langsam zu schwinden.
Calvin gehörte ganz bestimmt nicht zu den Leuten, die an das Schicksal glauben. Seiner Ansicht nach, sollte jeder selbst über sein Leben bestimmen und die damit verbundenen Entscheidungen in die eigene Hand nehmen. Dennoch musste er zugeben, dass es sich wie Bestimmung anfühlte, wie genau in jenem Moment, als die Zweifel kamen, sich vor ihm ein rötlicher Schein vom Nachthimmel abhob.
Damit wusste Calvin, dass sich seine Vermutung bereits bestätigt hatte. Egal was er noch hören würde, niemand konnte ihm erzählen, dass zwei harmlose Männer so nahe am Außenposten ihr Lager aufschlugen und dann um diese Uhrzeit auch noch ein üppiges Feuer brennen ließen. Die Freude über diesen Triumph wehrte allerdings nur kurz, denn gleichzeitig wurde damit auch sein größter Albtraum zur Realität. Nun wusste er, dass sich dort vorne das Duo befand, welches ihm an den Kragen wollte.
Jetzt benötigte Calvin Fingerspitzengefühl. Wie vermutet gab es in der näheren Umgebung keine ersichtlichen Versteckmöglichkeiten. Das einzige größere Objekt schien einer dieser verdorrten Bäume zu sein, die Calvin bereits den ganzen Abend lang auffielen. Dieser stand jedoch genau neben dem Lager und schien als Gestänge für die Pferde zu dienen. Die Pferde!, schoss es Calvin auf einmal durch den Kopf. Mit etwas Geschick mochte es ihm gelingen die Tiere als Sichtschutz zu benutzen. Nicht, dass das ungefährlich gewesen wäre. Ja, wenn Calvin so darüber nachdachte, kam es ihm sogar wie eine verrückte, wenn nicht sogar hirnrissige Idee vor. Schließlich würden die Tiere nervös werden, sobald sie ihn rochen. Momentan half ihm der Wind, indem er Calvin ins Gesicht blies und seinen natürlichen Geruch in die andere Richtung wehte. Das würde ihm allerdings nicht helfen, falls sich der Wind drehte oder er zu nahe an die Pferde herankam. Aber Calvin blieb keine andere Wahl. Egal wie lange er auch darüber nachdenken mochte, es war die einzige Option, wenn er nicht offen in ihr Camp hineinspazieren wollte.
Wie er sich vorsichtig den Tieren näherte, durfte Calvin beruhigt feststellen, dass er seine leise Gangart behalten hatte. Da mochte er noch so verweichlicht von seinem Leben unter Reichen sein, aber seine lautlosen Schritte konnte ihm niemand austreiben. Das hing womöglich auch daran, dass es nichts besseres gab, um aufmüpfige Diener zu entlarven, als sich hinter einer Ecke zu verbergen und sie offen reden zu lassen.
Meter um Meter schob er sich dem Lager seiner Feinde entgegen. Bald durfte er sich dem Lager nicht mehr aufrecht nähern, sondern musste eine gebückte Haltung einnehmen. Als ihn selbst das zu auffällig werden ließ, fing er an den Rest der Strecke auf seinem Bauch zu robben. Zum Glück lagen die Tiere bereits gemütlich nebeneinander. Ansonsten hätte sich Calvin überhaupt nicht anschleichen können. So blieb er vom Schein des Feuers geschützt, auch als er keine fünf Meter entfernt am Boden lag. Wie er den Tieren immer näher kam, musste er sich wundern. Seine schlimmste Befürchtung schien wahr zu werden, denn die Pferde schnaubten und wieherte ohne Ende. Allerdings verstand Calvin nicht wieso. Sie hatten bereits damit begonnen, noch lange bevor er in ihre Nähe gekommen war.
„Verdammt, Ken! Die verfluchten Viecher führen sich schon den ganzen Abend so auf. Das ist ja nicht zum Aushalten!“, hörte Calvin einen der beiden Männer schreien. Welcher genau konnte er nicht sagen, da ihm die Tiere seine Sicht blockierten.
„Und was soll ich dagegen machen?“
„Hör endlich auf mehr Holz rein zu schmeißen! Der Rauch macht mich ja schon halb blind.“
Da stimmte ihm Calvin ohne Widerworte zu. Seit er es geschafft hatte sich nahe genug an den Tieren zu positionieren, musste auch er die Rauchschwaden ertragen. Doch das konnten unmöglich ein normaler Rauch sein. Er besaß einen so beißenden Geruch, dass sich Calvin mit ziemlicher Sicherheit die Lunge verätzte. Es gab jedoch noch einen weiteren Grund, weshalb er sich wegen dem Rauch Sorgen machte. Dieser löste bei ihm einen enormen Hustenreiz aus. In der Zwischenzeit hatte er Schwierigkeiten sich auf das Gesprochene zu konzentrieren, weil er mit aller Kraft einen Hustenanfall unterdrücken musste.
„Sei doch still! Willst du etwa das ganze gute Holz hier liegen lassen? So hat es wenigstens noch einen Nutzen.“
„Hättest ja nicht gleich den halben Wald roden müssen.“
„Zwei tote Bäume sind noch lange kein Wald.“
„Oh. Schaut alle mal her. Ken, der Typ, der sich mit Worten auskennt.“
„Oh mein Gott, der war schlecht.“
„Hehe. Aber hör jetzt wirklich auf Holz ins Feuer zu werfen.“
„Nein. Hast du den Typen von heute nicht gehört? Wir sind hier im Indianergebiet. Will den Roten sehen, der sich jetzt an uns ran schleichen kann.“
„Aha. Und hast du schon mal dran gedacht, dass sie uns jetzt umso besser sehen?“
„Vielleicht. Dann werden sie aber auch gleich wissen, dass man sich mit uns nicht anlegt.“
„Hast du jetzt komplett den Verstand verloren? Schau uns doch an. Mit diesen Fummeln, fürchtet sie doch kein Schulmädchen vor uns.“
„Verdammt, du hast Recht. Das kommt davon, wenn man auf deine tollen Ideen hört.“
„Wir wurden nicht erkannt, oder? Damit hat mein Plan geklappt.“
„Na gut, aber mussten wir uns denn wirklich auch die Bärte abrasieren. Ich merke erst jetzt wieder, wie kalt es ohne ihn ist.“
„Hättest du riskieren wollen, dass uns dieser Typ erkennt?“
„Welcher jetzt? Den, den wir getroffen haben oder den, den wir suchen?“
„Na, den Gesuchten. Ah, wie war sein Name noch mal. Irgendwas mit C am Anfang.“
„Und wenn schon. Den haben wir doch sowieso nicht gesehen. Nur diesen anderen da.“
„Ja, aber wenn er uns gesehen hätte, dann hätte er uns nicht erkannt.“
„Also willst du mir sagen, dass ich meinen Bart für die Chance geopfert habe, dass wir einen Typen antreffen, der uns vielleicht erkennt?“
„Ja. Schließlich wären all unsere Pläne – Oh mein Gott! Jetzt hör endlich auf da Holz rein zu werfen!“
„Mir ist aber kalt!“
Musste Calvin überhaupt noch mehr hören? Es gab keinen Zweifel mehr, dass es sich bei den beiden tatsächlich um die Unbekannten aus Ronstown handelte. Auch wenn sie ihm nun nicht mehr komplett unbekannt waren, denn von Ken wusste er in der Zwischenzeit sogar den Namen. Damit hatte Calvin genug gehört, um Mike endlich den Beweis zu bringen. Nun musste er ihm einfach glauben und zur Seite stehen. Die beiden würden zusammen das Lager noch einmal aufsuchen und sich dieser beiden Scherzbolde entledigen. Bevor er jedoch dazu kam abzuhauen, setzten die beiden ihr Gespräch lautstark fort. Calvins Neugier war zu groß, um ihn jetzt einfach davonschleichen zu lassen.
„Sei nicht so ein Jammerlappen. Wenn du willst, können wir dann aufbrechen. Sollte spät genug sein.“
„Was machen wir jetzt eigentlich mit dem anderen?“
„Wenn er sich wehrt, erschießen. Wenn er brav ist, dann soll er doch machen, was er will.“
„Klingt nach einem Plan.“
„Na gut. Dann brechen wir endlich auf, bevor ich an dem Rauch noch ersticke.“