xyzabcd
Entdecker
Ich schrieb heute im Forum, dass ich es ätzend fände, dass es nun keine Liste ausdrücklich tolerierter Scripte mehr gibt, es aber andererseits gut verstehen könne.
Daraufhin wurde ich außerhalb des Forums gefragt, was ich damit meine, und ob ich eventuell schizophren sein könnte.
Letzteres meine ich verneinen zu können, aber ich bin definitiv befangen. Was ich meine, kann ich allerdings genauer ausführen.
Es gibt einige Gründe, warum Innogames, und eigentlich alle anderen Unternehmen, die mit Userscripts zu tun bekommen, diese nicht wirklich mögen.
[Script, Benutzerscript und Userscript bedeuten in diesem Text dasselbe - ich bin zu faul, den noch mal zu bearbeiten]
Grund 1: Scripte laufen mit den Rechten des anmeldeten Benutzers, und können alles tun, was der auch kann, und sogar alles das, wozu der berechtigt wäre, aber mangels Knowhow nicht selbst tun kann.
Falls das so ist… denn laut dem Moderationslog von Greasyfork sind Userscripts, die Malware verteilen oder Daten klauen, gar nicht selten.
Ihr habt zwei Möglichkeiten, euch dagegen zu schützen:
Möglichkeit 1: ihr vertraut dem Scriptentwickler.
Entschuldigung - aber ihr vertraut mir, dass ich euch nicht betrüge? Würdet ihr das auch tun, wenn ich nicht ein Script in eurem Browser laufen lassen möchte, sondern euch ein Grundstück am Karatschai-See verkaufen möchte? Warum?
Möglichkeit 2: ihr kontrolliert den Quelltext des Scripts, und alle Updates, die kommen.
Das ist Arbeit (vor allem bei der ersten Einarbeitung natürlich), und ich gebe offen zu, dass sogar mir das manchmal zu viel wird (was erklärt, warum ich nicht gewillt bin, 25 Scripte einzusetzen).
Die beiden Möglichkeiten habt ihr - und die eine ist definitiv kein wirklicher Schutz. Vertrauen ohne Kontrolle ist… doof. Sorry.
Ja, ihr dürft euch jetzt beleidigt fühlen.
Nein,Möglichkeit 3 - Innogames schützt euch - gibt es nicht. Sobald das Userscript aktiv ist, läuft es mit euren Rechten. Da gibt es nichts, was Innogames noch tun kann. Es ist eure freie Entscheidung, es zu installieren.
Grund 2: Scripte können auch den Interessen des Unternehmens schaden.
Sie beispielsweise den Einsatz von Nuggets blockieren oder vermeiden (was mindestens Clothcalc, Clothcache und Perseus Toolkit in irgendeiner Art tun - und sei es nur, dass sie Eventwährung zum Default machen), oder sie könnten auch den Kauf von Nuggets blockieren.
Das ist ziemlich offensichtlich nicht im Sinn von Innogames, wird aber möglicherweise toleriert, weil unglückliche Kunden auch nicht wirklich positiv für das Unternehmen sind, und es zu leicht ist, irrtümlich Nuggets auszugeben.
Weniger offensichtlich ist, dass alle Scripte Wartungsalpträume sind.
Neulich - beim Update auf 2.232 - war das live zu sehen. Innogames wollte alten Mist wegräumen und das Javascript-Map-Objekt im Sinn der Javascript-Spezifikation brauchbar machen, und prompt fielen die wichtigsten Scripte auf die Nase.
Dasselbe kann auch passieren, wenn Innogames mal interne oder externe Interfaces im Spiel anfasst. Scripte fallen schon, mehr oder weniger heftig, auf die Nase, wenn sich auch nur ein Variablenname ändert.
Im Idealfall würde Innogames lange vor so einer Änderung auf Konfliktpotential hinweisen, und vielleicht nach Änderungen, aber vor der Beta, noch testen, ob und welche Scripte damit Probleme haben, und an dann mal die entsprechenden Entwickler anschreiben. So liefe das in einer idealen Welt.
Leider ist diese Welt nicht ideal, und ganz offensichtlich arbeitet Innogames auch nicht so. Ich persönlich vermute (!), dass nur eine gewisse Mindestzahl an Entwicklerstunden für das Spiel fest eingeplant ist, die eben gerade für den Routinekram ausreicht, und und nur dann Zeit mehr in die Entwicklung fließen, wenn die Inno-Entwickler gerade nicht bei den eigentlichen Cash-Cows des Unternehmens gebraucht werden. Vorausplanung ist unter den Umständen schwierig (hust).
Und die Script-Entwickler anzuschreiben geht in der Theorie, aber nicht in der Praxis. Versucht doch mal, die Leute hinter TWDB Clothcalc zu erreichen. Versucht mich zu erreichen, wenn ich im Urlaub bin - oder auch, wenn ich mir doch mal ein paar Monate Spielpause gönne.
Scripte beschränken daher die Freiheit des Unternehmens, Änderungen vorzunehmen.
Wie man bei 2.232 gesehen hat, kann es beliebige Änderungen kurzfristig durchführen, aber noch einen Monat später haben sich einzelne Spieler beschwert, weil ihre geliebten Scripte nicht funktionierten, und sie den Kompatibilitätshack nicht kannten - und wer weiß, wie viele Leute in der Zeit aufgehört haben?
Sicher kann Innogames solche Änderungen machen. Aber nicht oft, ohne sich selbst zu schaden.
Grund 3: Dazu kommt die rechtliche Situation.
Dadurch, dass Scripte weitreichende Möglichkeiten haben, und Innogames für die Folgen haftbar gemacht werden könnte, wenn es den Einsatz von Scripten unterstützen würde, wird es das nicht tun. Punkt.
Und eine Liste tolerierter Scripte zu veröffentlichen kann als Unterstützung ausgelegt werden.
Schon die Unterstützung von Scriptentwicklern fällt darunter… was sicher auch die enorm gute Kommunikation erklärt.
Ja, das war mal anders - vor 10 bis 15 Jahren. Die Welt ändert sich. Nicht immer zum Besseren.
Grund 4: Ach ja, das Wort "Scriptentwickler".
Ich schrieb: "Möglichkeit 1: ihr vertraut dem Scriptentwickler."
Ich hätte schreiben sollen: "Möglichkeit 1: ihr vertraut dem Scriptentwickler und allen Anderen, die direkt oder indirekt Schreibzugriff auf das Script haben."
Am Beispiel von Clothcache:
- ihr vertraut mir, dass ich euch nicht schaden will.
- ihr vertraut mir, dass ich nicht irrtümlich schwere Sicherheitslücke einbaue.
- ihr vertraut meiner Freundin (sie kommt definitiv an den Rechner hier heran, und ich denke gar nicht daran, den Rechner zu sperren, wenn ich Tee hole oder Katzen füttere). Ich vertraue ihr… aber warum tut ihr es?
- ihr vertraut mir, dass ich meinen Rechner sperre, wenn ich weg gehe oder Besuch da ist.
- ihr vertraut einem Freund von mir, der auch noch Zugriff auf die Maschine hat (damit etwas Wichtiges im Notfall wieder gestartet wird).
- ihr vertraut auch darauf, dass ich niemandem gegen ein bisschen Geld Zugriff auf das Script gebe.
Ihr kennt mich doch nicht. Wieso macht ihr das?
- ihr vertraut meinem Hoster. Der, oder auch nur einer seiner Mitarbeiter, könnte den kompletten Server durch eine Viren- und Malwareschleuder ersetzen.
Ja, das wäre mehr Aufwand als clothcache wert ist. Denke ich, aber denke ich richtig?
- ihr vertraut dem Domainregistrar (der könnte ohse.de sonstwohin umlenken)
- ihr vertraut den DNS-Servern.
Ja, in der Theorie könnt ihr natürlich das Serverzertifikat prüfen. Tut ihr aber nicht. Nein, erzählt mir nix vom Pferd. Selbst die von euch, die wissen, was das ist, würden es nicht merken, wenn da auf einmal ein neues Zertifikat für denselben Namen wäre.
Ihr vertraut ganz schön vielen Leuten. Hm. Darüber lohnt es sich nachzudenken.
Ach so, und ihr vertraut circa unendlich vielen Softwareentwicklern, die daran beteiligt waren, den Linuxkernel, caddy und diverse Libraries zu schreiben. Ihr vertraut auch den Geheimdiensten, dass die all das nicht unterwandert haben.
Indirekt vertraut ihr also auch darauf, dass die Spieler von The West als Angriffsziel nur beschränkt interessant sind.
Das Bild wird übrigens ein bisschen interessanter, wenn wir Scripte betrachten, die bei Greasyfork liegen.
Ich habe keine Ahnung, wie die Zugriffsrechte auf greasyfork geregelt sind, wie viele Entwickler Sonderrechte haben, und wer alles Scripte austauschen kann. Aber ganz sicher ist die Zahl der Leute, die das können, nicht "0".
(dazu vertraut ihr dem Hoster von Greasyfork, und so weiter und so fort)
Noch interessanter wird es, wenn wir die Scripte bei Github betrachten.
Nein, ich will jetzt nicht gegen Github oder Microsoft, den Besitzer davon, stänkern, außer dass ich diesen pavlovschen Reflex habe, darauf hinweisen zu müssen, dass Microsoft und Sicherheit nichts miteinander zu tun haben.
Ich will sagen, dass ihr keine Ahnung habt, wie gut die Zugänge der Scriptentwickler geschützt sind.
Ihr wisst nicht, wem der Zugang wirklich gehört - und an wen der alles weitergegeben oder verkauft worden ist.
Ihr wisst auch nicht, wer alles den ssh-key hat, mit dem man bei einem Projekt Sachen hochladen kann.
Ihr wisst auch nicht, wie viele alte, vergessene Accounts dort längst gehackt worden sind. Damals, vor der Zwei-Faktor-Authentisierung.
Ihr wisst auch nicht, wie viele nicht ganz so alte, aber auch vergessene Accounts dort neue Besitzer haben, dank social engineering oder einfachen dummen Fehlern.
Was ich damit sagen will: Ihr vertraut nicht nur dem Scriptentwickler. Bei weitem nicht nur dem. Dem sicher am meisten, aber dazu noch einer Menge anderer Leute.
Und ihr vertraut nicht nur darauf, dass der Scriptentwickler nicht bösartig ist, sondern dass er auch noch sorgfältig mit den Rechten umgeht. Klar, das sollte so sein, aber wenn ihr euch mal in der IT umschaut, findet ihr ziemlich viel Schlamperei. Und längst nicht nur bei Hobbyentwicklern, aber sicher auch bei denen.
Es gibt also Gründe, warum Innogames Userscripts nicht unterstützen wird, und diese Gründe sind stichhaltig.
Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Gründe, Benutzerscripte einzusetzen - sonst täten wir das ja nicht.
Die meisten dieser Gründe lassen sich darauf zurück führen, dass das Spiel im Grunde genommen im Jahr 2008 stehen geblieben ist.
Ja, die Zahl der Inhalte ist gestiegen. Aber die Benutzbarkeit ist auf dem Stand von 2008.
Konzeptionell sind viele Stellen im Spiel auf dem Stand von 2008 - bei 200 Gegenständen und 0 Sets. Wir waren im Sommer 2024 bei 7000 Gegenständen und 700 Sets.
Die Benutzbarkeit des Spiels ist einfach schlecht. Da gibt es Dinge wie das Stadtlog, das sich über 200 Seiten (thicc auf colorado) ziehen kann, die jeweils 15 Einträge zeigen, von denen man 8 gleichzeitig sehen, und von denen die meisten total unwichtig sind. Das ist konzeptionell… dafür gibt es keine Worte.
Das Benutzerinterface des Spiels ist darauf ausgelegt, dass es nicht viel Zeug gibt - aber Zeug hat Innogames halt eingeführt.
Im normalen Inventar passen nicht mal alle Basis-Zutaten für eine Wundertinktur auf eine Seite - geschweige denn die ganzen Zwischenschritte.
An vielen Stellen im Spiel zeigt sich das Alter. Die Ranglisten sind so eine - da gibt es nicht mal eine Fortkampfrangliste der letzten paar Monate, also dürfen sich aktive Neulinge mit inaktiven Kirchenbauern vergleichen, die vor Jahren mal Fortkämpfe gemacht haben.
Wie motiviert man Spieler? Ja, so nicht.
Das Alter zeigt sich an Dutzenden Stellen - und ich erspare es mir hier, die alle aufzuzählen. Das könnte mich sonst demotivieren.
Offensichtlich glaubt Innogames nicht daran, dass The West 3.0 genug abwerfen würde, um den Aufwand einer mehr oder weniger kompletten Neuentwicklung des gesamten Frontends (also des im Browser ablaufenden Teils) zu rechtfertigen. Genau die wäre aber nötig - schon alleine, damit das Spiel anstandslos auf Mobilgeräten läuft (und ich glaube nicht, dass man dem Management eines Unternehmens im Browserspielemarkt eine Neuentwicklung verkaufen kann, die nicht Mobilgeräte zum Ziel hat). Und da ist es mit ein paar kleineren Änderungen nicht getan.
Übrigens glaubt Innogames vermutlich schon lange nicht mehr daran. Grob geschätzt seit der Einführung der Abenteuer - also etwa 10 Jahre. Aber das nur am Rande.
Scripte - und nicht nur eines - tun aber viel dafür, das Spiel für viele Spieler benutzbar zu halten. Sie trösten über vieles weg, auch wenn sie keine konzeptionellen Probleme lösen können.
Jetzt haben wir die hässliche Situation, dass Innogames aus rechtlichen Gründen Userscripts los werden sollte, aber Angst haben muss, dass viele Spieler aufhören, wenn das Unternehmen ernsthaft gegen Scripte vorgehen würde, und das Spiel so auf vielen Welten unter die kritische Masse an zahlenden Spielern sinken würde - und vielleicht ist es auch so, dass Innogames den Spielern eigentlich Scripte gönnen möchte. Wer weiß?
Ich nehme an, dass Innogames deshalb den etwas seltsam anmutenden Weg gehen wird, Userscripte in keiner Weise zu bewerben und zu unterstützen, sich also gepflegt davon zu distanzieren, und sie ansonsten zu ignorieren, so lange sie keinen Schaden anrichten.
Sollte jemand hier angelangt sein, ohne "Grund 1" und "Grund 4" durchgelesen zu haben: Bitte nachholen. Alle Anderen könnten davon profitieren, es noch mal zu lesen.
Daraufhin wurde ich außerhalb des Forums gefragt, was ich damit meine, und ob ich eventuell schizophren sein könnte.
Letzteres meine ich verneinen zu können, aber ich bin definitiv befangen. Was ich meine, kann ich allerdings genauer ausführen.
Es gibt einige Gründe, warum Innogames, und eigentlich alle anderen Unternehmen, die mit Userscripts zu tun bekommen, diese nicht wirklich mögen.
[Script, Benutzerscript und Userscript bedeuten in diesem Text dasselbe - ich bin zu faul, den noch mal zu bearbeiten]
Grund 1: Scripte laufen mit den Rechten des anmeldeten Benutzers, und können alles tun, was der auch kann, und sogar alles das, wozu der berechtigt wäre, aber mangels Knowhow nicht selbst tun kann.
- Scripte können eure Nuggets ausgeben.
- Scripte können euch Wahlwerbung eurer verhasstesten Partei zeigen.
- Scripte können eure Ausrüstung verkaufen.
- Scripte können eure gesamten Dollars an eure Gegner überweisen.
- Scripte können eure Figur im Fortkampf verstecken schicken und euch anzeigen, dass ihr mutig auf dem Turm steht. Ja, das geht.
- Scripte können sogar, auf Signal eines angreifenden Räubers hin, eure Klamotten für ein paar Sekunden wechseln, damit ihr ein Duell verliert - und wenn man das richtig macht, nämlich die Waffe in Ruhe läßt, seht ihr das nicht mal im Bericht.
- Scripte können euch dazu verleiten, einen optisch harmlosen Link anzuklicken und dann all die Sachen machen, die Phisher eben gerne tun - also Dinge, die euch schaden.
Falls das so ist… denn laut dem Moderationslog von Greasyfork sind Userscripts, die Malware verteilen oder Daten klauen, gar nicht selten.
Ihr habt zwei Möglichkeiten, euch dagegen zu schützen:
Möglichkeit 1: ihr vertraut dem Scriptentwickler.
Entschuldigung - aber ihr vertraut mir, dass ich euch nicht betrüge? Würdet ihr das auch tun, wenn ich nicht ein Script in eurem Browser laufen lassen möchte, sondern euch ein Grundstück am Karatschai-See verkaufen möchte? Warum?
Möglichkeit 2: ihr kontrolliert den Quelltext des Scripts, und alle Updates, die kommen.
Das ist Arbeit (vor allem bei der ersten Einarbeitung natürlich), und ich gebe offen zu, dass sogar mir das manchmal zu viel wird (was erklärt, warum ich nicht gewillt bin, 25 Scripte einzusetzen).
Die beiden Möglichkeiten habt ihr - und die eine ist definitiv kein wirklicher Schutz. Vertrauen ohne Kontrolle ist… doof. Sorry.
Ja, ihr dürft euch jetzt beleidigt fühlen.
Nein,
Grund 2: Scripte können auch den Interessen des Unternehmens schaden.
Sie beispielsweise den Einsatz von Nuggets blockieren oder vermeiden (was mindestens Clothcalc, Clothcache und Perseus Toolkit in irgendeiner Art tun - und sei es nur, dass sie Eventwährung zum Default machen), oder sie könnten auch den Kauf von Nuggets blockieren.
Das ist ziemlich offensichtlich nicht im Sinn von Innogames, wird aber möglicherweise toleriert, weil unglückliche Kunden auch nicht wirklich positiv für das Unternehmen sind, und es zu leicht ist, irrtümlich Nuggets auszugeben.
Weniger offensichtlich ist, dass alle Scripte Wartungsalpträume sind.
Neulich - beim Update auf 2.232 - war das live zu sehen. Innogames wollte alten Mist wegräumen und das Javascript-Map-Objekt im Sinn der Javascript-Spezifikation brauchbar machen, und prompt fielen die wichtigsten Scripte auf die Nase.
Dasselbe kann auch passieren, wenn Innogames mal interne oder externe Interfaces im Spiel anfasst. Scripte fallen schon, mehr oder weniger heftig, auf die Nase, wenn sich auch nur ein Variablenname ändert.
Im Idealfall würde Innogames lange vor so einer Änderung auf Konfliktpotential hinweisen, und vielleicht nach Änderungen, aber vor der Beta, noch testen, ob und welche Scripte damit Probleme haben, und an dann mal die entsprechenden Entwickler anschreiben. So liefe das in einer idealen Welt.
Leider ist diese Welt nicht ideal, und ganz offensichtlich arbeitet Innogames auch nicht so. Ich persönlich vermute (!), dass nur eine gewisse Mindestzahl an Entwicklerstunden für das Spiel fest eingeplant ist, die eben gerade für den Routinekram ausreicht, und und nur dann Zeit mehr in die Entwicklung fließen, wenn die Inno-Entwickler gerade nicht bei den eigentlichen Cash-Cows des Unternehmens gebraucht werden. Vorausplanung ist unter den Umständen schwierig (hust).
Und die Script-Entwickler anzuschreiben geht in der Theorie, aber nicht in der Praxis. Versucht doch mal, die Leute hinter TWDB Clothcalc zu erreichen. Versucht mich zu erreichen, wenn ich im Urlaub bin - oder auch, wenn ich mir doch mal ein paar Monate Spielpause gönne.
Scripte beschränken daher die Freiheit des Unternehmens, Änderungen vorzunehmen.
Wie man bei 2.232 gesehen hat, kann es beliebige Änderungen kurzfristig durchführen, aber noch einen Monat später haben sich einzelne Spieler beschwert, weil ihre geliebten Scripte nicht funktionierten, und sie den Kompatibilitätshack nicht kannten - und wer weiß, wie viele Leute in der Zeit aufgehört haben?
Sicher kann Innogames solche Änderungen machen. Aber nicht oft, ohne sich selbst zu schaden.
Grund 3: Dazu kommt die rechtliche Situation.
Dadurch, dass Scripte weitreichende Möglichkeiten haben, und Innogames für die Folgen haftbar gemacht werden könnte, wenn es den Einsatz von Scripten unterstützen würde, wird es das nicht tun. Punkt.
Und eine Liste tolerierter Scripte zu veröffentlichen kann als Unterstützung ausgelegt werden.
Schon die Unterstützung von Scriptentwicklern fällt darunter… was sicher auch die enorm gute Kommunikation erklärt.
Ja, das war mal anders - vor 10 bis 15 Jahren. Die Welt ändert sich. Nicht immer zum Besseren.
Grund 4: Ach ja, das Wort "Scriptentwickler".
Ich schrieb: "Möglichkeit 1: ihr vertraut dem Scriptentwickler."
Ich hätte schreiben sollen: "Möglichkeit 1: ihr vertraut dem Scriptentwickler und allen Anderen, die direkt oder indirekt Schreibzugriff auf das Script haben."
Am Beispiel von Clothcache:
- ihr vertraut mir, dass ich euch nicht schaden will.
- ihr vertraut mir, dass ich nicht irrtümlich schwere Sicherheitslücke einbaue.
- ihr vertraut meiner Freundin (sie kommt definitiv an den Rechner hier heran, und ich denke gar nicht daran, den Rechner zu sperren, wenn ich Tee hole oder Katzen füttere). Ich vertraue ihr… aber warum tut ihr es?
- ihr vertraut mir, dass ich meinen Rechner sperre, wenn ich weg gehe oder Besuch da ist.
- ihr vertraut einem Freund von mir, der auch noch Zugriff auf die Maschine hat (damit etwas Wichtiges im Notfall wieder gestartet wird).
- ihr vertraut auch darauf, dass ich niemandem gegen ein bisschen Geld Zugriff auf das Script gebe.
Ihr kennt mich doch nicht. Wieso macht ihr das?
- ihr vertraut meinem Hoster. Der, oder auch nur einer seiner Mitarbeiter, könnte den kompletten Server durch eine Viren- und Malwareschleuder ersetzen.
Ja, das wäre mehr Aufwand als clothcache wert ist. Denke ich, aber denke ich richtig?
- ihr vertraut dem Domainregistrar (der könnte ohse.de sonstwohin umlenken)
- ihr vertraut den DNS-Servern.
Ja, in der Theorie könnt ihr natürlich das Serverzertifikat prüfen. Tut ihr aber nicht. Nein, erzählt mir nix vom Pferd. Selbst die von euch, die wissen, was das ist, würden es nicht merken, wenn da auf einmal ein neues Zertifikat für denselben Namen wäre.
Ihr vertraut ganz schön vielen Leuten. Hm. Darüber lohnt es sich nachzudenken.
Ach so, und ihr vertraut circa unendlich vielen Softwareentwicklern, die daran beteiligt waren, den Linuxkernel, caddy und diverse Libraries zu schreiben. Ihr vertraut auch den Geheimdiensten, dass die all das nicht unterwandert haben.
Indirekt vertraut ihr also auch darauf, dass die Spieler von The West als Angriffsziel nur beschränkt interessant sind.
Das Bild wird übrigens ein bisschen interessanter, wenn wir Scripte betrachten, die bei Greasyfork liegen.
Ich habe keine Ahnung, wie die Zugriffsrechte auf greasyfork geregelt sind, wie viele Entwickler Sonderrechte haben, und wer alles Scripte austauschen kann. Aber ganz sicher ist die Zahl der Leute, die das können, nicht "0".
(dazu vertraut ihr dem Hoster von Greasyfork, und so weiter und so fort)
Noch interessanter wird es, wenn wir die Scripte bei Github betrachten.
Nein, ich will jetzt nicht gegen Github oder Microsoft, den Besitzer davon, stänkern, außer dass ich diesen pavlovschen Reflex habe, darauf hinweisen zu müssen, dass Microsoft und Sicherheit nichts miteinander zu tun haben.
Ich will sagen, dass ihr keine Ahnung habt, wie gut die Zugänge der Scriptentwickler geschützt sind.
Ihr wisst nicht, wem der Zugang wirklich gehört - und an wen der alles weitergegeben oder verkauft worden ist.
Ihr wisst auch nicht, wer alles den ssh-key hat, mit dem man bei einem Projekt Sachen hochladen kann.
Ihr wisst auch nicht, wie viele alte, vergessene Accounts dort längst gehackt worden sind. Damals, vor der Zwei-Faktor-Authentisierung.
Ihr wisst auch nicht, wie viele nicht ganz so alte, aber auch vergessene Accounts dort neue Besitzer haben, dank social engineering oder einfachen dummen Fehlern.
Was ich damit sagen will: Ihr vertraut nicht nur dem Scriptentwickler. Bei weitem nicht nur dem. Dem sicher am meisten, aber dazu noch einer Menge anderer Leute.
Und ihr vertraut nicht nur darauf, dass der Scriptentwickler nicht bösartig ist, sondern dass er auch noch sorgfältig mit den Rechten umgeht. Klar, das sollte so sein, aber wenn ihr euch mal in der IT umschaut, findet ihr ziemlich viel Schlamperei. Und längst nicht nur bei Hobbyentwicklern, aber sicher auch bei denen.
Es gibt also Gründe, warum Innogames Userscripts nicht unterstützen wird, und diese Gründe sind stichhaltig.
Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Gründe, Benutzerscripte einzusetzen - sonst täten wir das ja nicht.
Die meisten dieser Gründe lassen sich darauf zurück führen, dass das Spiel im Grunde genommen im Jahr 2008 stehen geblieben ist.
Ja, die Zahl der Inhalte ist gestiegen. Aber die Benutzbarkeit ist auf dem Stand von 2008.
Konzeptionell sind viele Stellen im Spiel auf dem Stand von 2008 - bei 200 Gegenständen und 0 Sets. Wir waren im Sommer 2024 bei 7000 Gegenständen und 700 Sets.
Die Benutzbarkeit des Spiels ist einfach schlecht. Da gibt es Dinge wie das Stadtlog, das sich über 200 Seiten (thicc auf colorado) ziehen kann, die jeweils 15 Einträge zeigen, von denen man 8 gleichzeitig sehen, und von denen die meisten total unwichtig sind. Das ist konzeptionell… dafür gibt es keine Worte.
Das Benutzerinterface des Spiels ist darauf ausgelegt, dass es nicht viel Zeug gibt - aber Zeug hat Innogames halt eingeführt.
Im normalen Inventar passen nicht mal alle Basis-Zutaten für eine Wundertinktur auf eine Seite - geschweige denn die ganzen Zwischenschritte.
An vielen Stellen im Spiel zeigt sich das Alter. Die Ranglisten sind so eine - da gibt es nicht mal eine Fortkampfrangliste der letzten paar Monate, also dürfen sich aktive Neulinge mit inaktiven Kirchenbauern vergleichen, die vor Jahren mal Fortkämpfe gemacht haben.
Wie motiviert man Spieler? Ja, so nicht.
Das Alter zeigt sich an Dutzenden Stellen - und ich erspare es mir hier, die alle aufzuzählen. Das könnte mich sonst demotivieren.
Offensichtlich glaubt Innogames nicht daran, dass The West 3.0 genug abwerfen würde, um den Aufwand einer mehr oder weniger kompletten Neuentwicklung des gesamten Frontends (also des im Browser ablaufenden Teils) zu rechtfertigen. Genau die wäre aber nötig - schon alleine, damit das Spiel anstandslos auf Mobilgeräten läuft (und ich glaube nicht, dass man dem Management eines Unternehmens im Browserspielemarkt eine Neuentwicklung verkaufen kann, die nicht Mobilgeräte zum Ziel hat). Und da ist es mit ein paar kleineren Änderungen nicht getan.
Übrigens glaubt Innogames vermutlich schon lange nicht mehr daran. Grob geschätzt seit der Einführung der Abenteuer - also etwa 10 Jahre. Aber das nur am Rande.
Scripte - und nicht nur eines - tun aber viel dafür, das Spiel für viele Spieler benutzbar zu halten. Sie trösten über vieles weg, auch wenn sie keine konzeptionellen Probleme lösen können.
Jetzt haben wir die hässliche Situation, dass Innogames aus rechtlichen Gründen Userscripts los werden sollte, aber Angst haben muss, dass viele Spieler aufhören, wenn das Unternehmen ernsthaft gegen Scripte vorgehen würde, und das Spiel so auf vielen Welten unter die kritische Masse an zahlenden Spielern sinken würde - und vielleicht ist es auch so, dass Innogames den Spielern eigentlich Scripte gönnen möchte. Wer weiß?
Ich nehme an, dass Innogames deshalb den etwas seltsam anmutenden Weg gehen wird, Userscripte in keiner Weise zu bewerben und zu unterstützen, sich also gepflegt davon zu distanzieren, und sie ansonsten zu ignorieren, so lange sie keinen Schaden anrichten.
Sollte jemand hier angelangt sein, ohne "Grund 1" und "Grund 4" durchgelesen zu haben: Bitte nachholen. Alle Anderen könnten davon profitieren, es noch mal zu lesen.