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Der Pumajäger

DeletedUser13032

passt schon so, zu dramatisch kanns nie sein.
vorallem, so gehts mir, da die figur einen noch nicht durch die ganze geschichte begleitet hat, isses nicht sooo traurig (oder hab ich was verpasst?^^)
thumbs up !
 

DeletedUser

Mal wieder ein kleines bisschen...
Viel Spaß beim Lesen! :)


Kapitel 5 Gemeinheiten


Sie haben Billy am Fluss begraben. Dort wo das Hochwasser nicht hinkommt. Ein schlichtes Holzkreuz ziert seine letzte Ruhestätte.
Der Rückweg verläuft größtenteils schweigsam. Sie trennen sich an der Grenze.
Drei Tage, denkt Rafe. Da finden sie keine Spur mehr, auch Charlie Benton nicht. Ich bin so geritten, dass sie niemals erfahren werden, woher ich komme. Gerade war er noch auf seiner Ranch gewesen und hat die Tiere versorgt. Wenn Bryan morgen aus Santa Fe zurückkommt, wird er erstaunt tun. Keiner wird wissen, dass er es gewesen ist. Nur ich. Das ist genug, mehr als genug.
Die Pferde trotten langsam dahin. Die Sonne steht schon tief. Vor Rafe liegt die Ranch, davor die Corrals, in denen etliche Pferde stehen. Das Windrad dreht sich, das Knarren hört man bis hierher. Er ist müde. Den ganzen Tag war er im Sattel. Sie werden ihn ansehen und Fragen stellen.
Vor den Corrals befindet sich ein großes Tor aus behauenen Rundhölzern, durch das jeder reiten muss, der zur Ranch will. Auf dem Brett, das am Querbalken befestigt ist, steht der Name der Ranch und darüber hängt ein Longhornschädel.
Noch hat ihn niemand gesehen, aber jetzt, als Rafe um die Biegung kommt und die Ranch einsehen kann, ist der Blick auf den Hof frei.
Es ist Abend. Sie arbeiten nicht mehr.
Drei Mann sitzen auf der Bank vor dem Haus, zwei am Ziehbrunnen, der mit einigen Brettern abgedeckt ist, seitdem das Windrad gebaut wurde.
Der alte Pet Riley raucht. Er ist der Sattelflicker der Ranch und vielleicht der einzige Mann, der Rafe Monroe immer mit offener Herzlichkeit entgegengekommen ist.
Pet sieht ihn zuerst und macht die Hand auf. Die Pfeife fällt zu Boden. Der Alte öffnet den Mund, sagt aber nichts. Einer der anderen schaut auf die Pfeife, dann auf Pets Gesicht und wendet den Kopf, um herauszufinden was ihn so fasziniert. Auf einmal springt er hoch, als hätte ein Riese unter die Bank getreten und ihn in die Wolken geschleudert.
Er sagt etwas. Es ist noch zu weit, um die Worte beim Knarren des Windrads zu verstehen, aber plötzlich bewegen sie sich alle.
Am Brunnenrand rutscht der große Sam Davis mit einem heiseren Laut abwärts und steht jäh. Burns sperrt den Mund auf und vergisst ihn zu schließen. Hamilton stürzt drüben aus dem Bunkhaus und bleibt ruckhaft stehen.
Einen Augenblick lächelt Rafe. Sie sind überrascht. Seltsam, sie sind fast immer irgendwie überrascht gewesen, wenn sie es mit ihm zu tun hatten.
„Charlie! Mein Gott, Charlie, komm raus! Schnell!“ Nun ist zu verstehen, was der alte Pet sagt. Charlie wohnt im Ranchhaus. Er ist nur wenig jünger als der alte Jeremy Hal und nimmt im Grunde eine Vormann-Stellung ein. Als Hal und Charlie Benton jung waren, soll Benton Hal einmal das Leben gerettet haben. Seitdem sind sie zusammen. Auch Hals Frau Emmelli konnte später an dieser Männerfreundschaft nichts ändern.
„Charlie, Rafe ist da!“
Das würde Charlie sogar vom Totenbett hochjagen, denkt Rafe. Er lächelt nicht mehr, denn etwas verändert sich soeben. Der Gesichtsausdruck von Davis wandelt sich unvermittelt. In seinen Augen taucht grimmige Wut auf, die Rafe von diesem Bullen gewohnt ist. Davis hat sicher nichts vergessen. Er ist ein Mann, den man erst kleinkriegen muss und das gründlich, so dass er für alle Zeiten anerkennt, seinen Meister gefunden zu haben.
Sicher kann Sam ein ganz prächtiger Partner und ein gehorsamer Cowboy sein, aber er muss es erst lernen. Ein Typ wie er kapiert seine Lektion erst, wenn ihm einige Zähne fehlen. Derart merkwürdige Burschen gibt es. Rafe weiß das und er erkennt Davis` jähe Bewegung.
Da stapft der auch schon los und, wie nicht anders zu erwarten, folgt ihm Jeff Burns auf dem Fuß. Die beiden wilden Krieger gehören zusammen. Bestimmt denken sie immer noch, dass ein Pumajäger und Sohn eines Kutschenfahrers einfach nichts von Rindern verstehen kann. Dabei weiß jeder ganz genau - und gerade das ärgert sie täglich -, dass Rafe mehr von der Rinderzucht versteht als sie. Für einen guten Cowboy ist das ein ewiges Ärgernis - eine Quelle für kleine und große Bosheiten.
Sie kommen beide so provozierend dicht hintereinander auf ihn zu, dass Rafe sich schon was überlegt. Er könnte anreiten - ziemlich scharf - und sie beide, wenn sie nahe genug sind, überrumpeln. Am Ende würden sie wieder mal am Boden liegen und die Augen verdrehen.
„Sam, Jeff, macht keinen Ärger“, mahnt der alte Pet, der nur noch sechs Zähne im Mund hat, nuschelnd. „Ihr bekommt Prügel, ihr Affen. Haltet doch wenigstens hier Frieden.“
„Der ist ein dreckiger Pferdedieb, ein verlogener Strolch“, erwidert Davis knurrend. „Haben wir noch einen Beweis gebraucht, da liefert der Kerl ihn uns selber. Er hat den Hengst, dieser Halfteraufzäumer!“
Burns fügt bissig hinzu:
„Er hat es also doch gewusst. Er hat uns alle belogen, der Bursche. Ich schlage ihm meine Peitsche über das Fell, dass er sich für ein Zebra hält.“
„Hihi“, macht Pet grinsend. „Ich hab schon mal eins gesehen. Es hieß Jeff Burns und konnte eine Woche nur auf dem Bauch schlafen.“
Burns wird feuerrot, wendet kurz den Kopf zu Pet und ballt die Fäuste.
„Wenn du nicht so alt wärst, würde ich dir die richtige Antwort geben, du Nuschelkönig. Er hat mich bloß ausgetrickst, der Teufel. Warte, Rafe, du sollst es bis an dein Lebensende bedauern, hergekommen zu sein.“
 

DeletedUser

Bitteschön...
Der nächste Happen ;)...


Fortsetzung Gemeinheiten


Sie sind auf zehn Schritte heran gekommen, als die Haustür aufgerissen wird und Charlie Benton auf den Vorbau stürzt und sich dabei noch das Hemd in die Hose stopft.
“Stopp! Ihr beiden verdammten Dickschädel!”, ruft Benton fauchend. “Wenn ihr es tun wollt, dann einzeln. Ich will verdammt sein, wenn ich noch mal mit drei Mann auf ihn losgehe. Zurück, Jungs!”
Davis bleibt tatsächlich stehen, starrt Charlie, sich umwendend, zornig an und schüttelt drohend die Faust.
“Ich schlage ihn ungespitzt in den Boden, Charlie!”
“Du schlägst niemanden, verstanden?”, befiehlt der schneidend. “Burns, sei friedlich! Zurück mit euch. Kaum sehen sie ihn, da gehen sie auf ihn los. Ja, habt ihr denn den Verstand verloren? - Der Hengst - allmächtiger Vater - er hat den Hengst!”
Rafe reitet stur auf seine beiden Widersacher zu. Er denkt nicht daran, wegen den Kerlen einen Umweg zu machen. Wenn sie nicht weggehen, wird er sie einfach umreiten. Zuerst sieht es so aus, als würden sie sich nicht rühren. Wie zwei sture Rindviecher, die mitten auf den Zuggleisen stehen und mit dem Pfeifen der Lok um die Wette muhen wollen, doch dann macht Davis, als ihn Rafes Brauner beinahe erreicht hat, einen Schritt zur Seite. Auch Burns weicht aus. Während sie Rafe aber passiert, knurrt Davis zwischen den Zähnen:
„Ich hau dir die Nase platt, wenn du Feigling dich bloß mal stellen würdest!“
„Das kannst du haben, Bulle“, erwidert Rafe eisig, denn er weiß genau, dass es so nicht mehr weitergehen kann mit diesen Krachsuchern. „Eines Tages liegst du am Boden und dann wirst du sagen, dass ich der Stärkere bin. Ich schwöre es!“
„Ha!“, ist alles, was Davis dazu verlauten lässt, aber es klingt eine Menge Verachtung darin mit.
Sie sind lammfromm und lassen ihn vorbei. Vom Vorbau kommt Charlie Benton mit wenigen Schritten die Treppe herunter und auf den Hengst zu, der neben Rafes Braunem läuft.
„Mann, Rafe, wie siehst du aus?“, fragt Benton heiser, als er auf die kurze Entfernung nun deutlich Rafes unrasiertes und staubiges Gesicht erkennen kann. Er deutet mit einem Kopfnicken auf den Hengst.
„Wie hast du das geschafft?“
„Ich hab ihn“, erwidert Rafe ruhig und zügelt die Pferde ein paar Schritte vor Benton. „Das ist alles, Charlie. Er wird euch nicht mehr gestohlen werden.“
Charlie geht mit den anderen um Jeremys Zuchthengst herum und klopft ihm den Hals. Der Schwarze schnaubt, scharrt mit dem rechten Vorderhuf und wiehert dann schmetternd, so als wollte er allen verkünden, er sei wieder hier.
Dieses Wiehern scheint ein Signal zu sein. Nicht nur für die Pferde in den Paddocks, die jetzt reihenweise antworten. Irgendwo im Haus schlägt krachend eine Tür, dann hört man polternde Schritte, und Rafe blickt zur Haustür.
„Das kann doch nur… Großer Gott!“
Ein Mann kommt heraus, der sich nicht mal die Mühe gemacht hat, die Weste zuzuknöpfen. Jeder Zoll ein Rancher. Ein Mann, der auf sich selbst stolz sein kann. Sein Haar ist schon fast weiß. Seine braunen Augen, die auch Bryan hat, weiten sich jäh. Er steht oben, umklammert die Brüstung des Verandageländers und beugt sich vor. Sein erster Blick gilt dem Hengst, etwas anders sieht er nicht. Es gibt nur sein Pferd und sonst nichts. Rafe ist sich sicher, dass es Jeremy Hal gleich wäre, ob der Teufel seinen Schwarzen herbeigeschafft hätte. Jeremy würde den Teufel ebenso wenig beachten wie ihn.
Der alte Mann stürmt nun auf das Pferd zu , das ihn mit freudigem Gewieher begrüßt und die Nüstern an seiner Schulter reibt. Der Alte macht, ohne Rafe eines Blickes zu würdigen eine Inspektionsrunde um den Schwarzen. Zuerst muss er sehen, ob das Pferd auch in Ordnung ist - das hat Rafe gewusst. Erst danach richtet sich Jeremy schroff auf und sieht hoch, genau in Rafes Augen.
In diesem Moment bemüht sich Rafe, die Gedanken des alten Mannes zu erraten, aber es ist nicht möglich. Was immer Hal denkt, er zeigt nichts davon. Es spiegelt sich nicht auf seinem Gesicht. Sie sehen sich stumm an. Der Alte mit blitzenden Augen, Rafe mit der Ruhe eines Mannes, der nichts zu verlieren hat.
Schließlich knurrt Jeremy barsch:
„Du verdammter Kerl!“
Rafe lächelt, leicht nur, aber lächelt. Das ist genau Jeremys Art zu reden, wenn ihn etwas freut, das er nicht offen zeigen will.
„Steig ab, Rafe“, kommandiert der alte Mann.
„Ja“, antwortet Rafe nur und gleitet aus dem Sattel. „Ihm fehlt nichts. Du kannst noch so oft um ihn rumgehen und suchen. Er ist ganz gesund. Ich glaube sogar, der Weg ist ihm recht gut bekommen.“
„Dir auch. Ich sehe keine Beulen. Wie kommt das, Junge?“ Jeremy mustert ihn von oben bis unten.
Rafe lächelt unmerklich. Der Alte ist bester Laune. Gott sei Dank! Er hat sein Pferd wieder und jetzt würde er über fast alle mit sich reden lassen.
„Was für Beulen?“, erkundigt sich Rafe unschuldig.
„Nun, mir wurde erzählt, dass du Besuch hattest, Rafe?“
„Ich?“, fragt Rafe gedehnt. „Ich kann mich nicht erinnern. Zu mir kommen immer nur Freunde.“
„Du bist ein Halunke“, stellt Jeremy trocken fest. „Weißt du, dass ich dich am liebsten aufgehängt hätte? Schickt mir meine Leute ohne Waffen auf die Ranch zurück. Was hast du dir dabei gedacht, he?“
„Das ich träumte, Großvater. Ich träumte von einem Besuch und von Leuten, die mich verprügeln wollten. Als ich aufwachte, fand ich, dass ich wirklich nur geträumt hatte!“
Hinter Jeremys Rücken beginnt Charlie Benton zu grinsen. Niemand kann so schön aus einer heißen Sache einen kalten Pudding machen wie Rafe Monroe, das weiß er. Die anderen grinsen auch, nur zwei Mann nicht. Selbst Hamilton ist fair genug, Rafe genau zu verstehen. Rafe trägt nichts nach. Das meint er mit dem Vergleich des Traumes.
 

DeletedUser

Fortsetzung Gemeinheiten


Der alte Jeremy sieht Rafe nachdenklich an.
“Träume - Träume… Und das Pferd? Die drei Strolche, die es gestohlen haben - auch Träume?”
“Ich fürchte nicht”, erwidert Rafe und streichelt seinem Braunen über die Nüstern.
Es wird seltsam still. Sie schauen ihn alle an. Der alte Mann kneift die Lider zusammen.
“Du hast sie also gekannt?”
“Flüchtig.”
“So flüchtig, dass du sie gefunden hast, wie? Wie geht es ihnen?”, fragt Jeremy lauernd.
“Gut”, antwortet Rafe ruhig.
“Du Lümmel willst mir doch nicht weismachen, dass du sie mit einer Rede dazu gebracht hast, dir den Hengst zu geben, he?”, knurrt der Rancher grimmig. “Wer den hat, gibt ihn nie mehr raus. Also, was ist mit ihnen, Rafe?”
“Sie waren nicht schlau genug, Jeremy.”
“Und?”, bohrt Hal weiter.
“Ich wollte keine Schießerei. Nun, du hast den Hengst wieder. Alles andere ist nicht wichtig. Ich hatte ihnen nicht zugetraut, dass sie dir das Pferd stehlen würden.”
“Hattest du etwas damit zu tun, Junge?”, fragt der alte Mann und in seiner Stimme klingt einiges an Schärfe mit.
Rafe sieht ihn starr an.
“Nichts, Jeremy.”
Eine Weile mustert ihn der Alte.
“In Ordnung, ich glaube dir. Und die Kerle, tut ihnen was weh?”
Sie schweigen alle und blicken zu Rafe, dann auf seinem Revolver. Zwar redet man darüber, dass Rafe Monroe ziemlich schnell sein soll, nur gesehen hat das noch niemand.
Rafe senkt den Kopf und sieht auf seine Stiefel.
“Zwei werden nie mehr Schmerzen haben.”
Benton erstarrt, der alte Jeremy schluckt und Pet fasst sich an den Hals, dann ächzt er:
“Er hat ein Loch im Gurt. Da, mitten durch und hinten wieder raus. Junge, was hast du da gemacht?”
“Ich war ein wenig verärgert”, erwidert Rafe ruhig. “Nichts weiter, Pet.”
“Pet, bring sein Pferd an die Tränke”, sagt der alte Jeremy nach einem Augenblick gepresst. “Rafe - hat das ein Nachspiel?”
“Nein!”
“Willst du nicht darüber reden, Junge?”
“Genau das.”
“Dann komm ins Haus. Ich hab einige Fragen.”
Rafe nickt, schaut hoch zum Vorbau und hält inne. Er hat vielleicht etwas zu lange zu Boden gesehen und die anderen haben nur auf ihn geachtet.
Wie lange sie dort steht, er weiß es nicht, aber sie hat sicher alles gehört, denn sie ist sehr blass. Dort steht sie und sieht in groß an.
Er blickt ruhig zu ihr hoch, auf ihr Haar, das in der untergehenden Sonne rötlich schimmert. Im Gegensatz zu Bryan, der das blonde Haar seiner Mutter geerbt hat, kommt Hellen eher nach ihrem Vater. Ihr Haar ist dunkel, Kastanienbraun.
Ihre schmale Nase, der geschwungene Mund, die rehbraunen Augen, ihre schlanken Hände. Das alles ist Hellen.
Solange er lebt, wird er immer nur sie sehen, keine andere Frau.
“Hallo”, murmelt er, seine Stimme klingt weicher, wenn er mit ihr spricht. “Hallo, Hellen.”
Sie antwortet nicht gleich, nur ihre Brust hebt und senkt sich heftig. Ihre Augen sind unergründlich und seltsam wegen ihrer Tiefe. Braune Augen wirken wegen der dunklen Farbe häufig flach, doch nicht bei Hellen. Er vermag in ihnen nichts zu lesen.
Schließlich strafft sie sich und hebt das Kinn.
“Rafe!”
Das ist alles. Einmal hat sie auch auf diese Art Rafe gesagt, als sie ihn einen Hungerleider nannte, der froh sein dürfe, die Freundschaft der Hals zu genießen. Damals rief sie es ihm nach, als er ging und danach nie wieder auf die Ranch kam, wenn sie hier war.
Jeremy geht los und Rafe marschiert neben ihm her. Er sieht Hellen nicht mehr an. Vielleicht hätte er nicht an damals denken sollen.
“Charlie, versorg den Hengst”, gibt der alte Mann seine Anweisungen an Benton.
“Okay, Jeremy.”
Charlie greift nach dem Führstrick und geht mit dem Pferd Richtung Stall.
Rafe erreicht den Vorbau und weiß, dass er schäbig aussieht. Ein Mann mit schmutziger Kleidung, einem stoppelbärtigen Gesicht, verschwitzt und staubig - ein Hungerleider!
Er muss wohl ziemlich bitter aussehen, aber schließlich hat er es so gewollt. Er hätte sich rasieren können, nur… hat sie nicht Hungerleider gesagt? Warum soll er nicht wie ein Vagabund aussehen?
Der alte Jeremy sagt nichts. Er macht nur die Tür auf.
“Hast du Hunger, Junge? Durst?”
“Ich will bald nach Hause, Jeremy”, murmelt Rafe müde.
“Er hat Hunger”, stellt der Rancher fest. “Hellen, sag in der Küche Bescheid! - Was ist? Freust du dich gar nicht? Der Hengst ist wieder da!”
“Doch, ich freue mich, Vater”, erwidert sie kühl und lächelt gezwungen.
“Mädels sind doch komisch”, murmelt Old Jeremy kopfschüttelnd, durchquert die Halle und stößt die Tür zu seinem Büro auf.
 

DeletedUser

Fortsetzung Gemeinheiten


“Komm rein, Junge. Es schadet nichts, wenn du staubig bist. Ich war es auch manchmal. So…”
Der alte Hal macht die Tür hinter Rafe zu und sieht ihn an, ziemlich lange.
“Ist was, Jeremy?”, fragt Rafe und bleibt an einem der beiden Sessel vor dem großen Schreibtisch stehen. “Was hast du?”
“Ich bin fast irre an dir geworden, Junge. Weißt du das?`”
“Ich hab es mir gedacht.”
“Hast du das, so? Warum nanntest du die Namen nicht? So was macht man nicht allein!”
“Ich hatte meine Gründe.”
“Zum Teufel, komm mir nicht damit!”, braust der alte Mann auf und geht hinter seinen Schreibtisch. “Du hast doch genau gewusst, wie bitter der Verlust für mich war, und da sagst du nichts? Ich hätte dich wahrscheinlich auch verprügeln lassen, verstehst du? Deine seltsamen Freunde, mit denen du auf Puma-Jagden gehst, was sind das für zwielichtige Burschen?”
“Du hast Recht, es sind zum Teil verdächtige Burschen dabei, aber sie können keine Pumas jagen, sie können sie nur schießen. Darum kommen sie zu mir. Sie zahlen gut für eine richtige Jagd. Oft mehr als hundert Dollar die Woche. Das ist einer der Gründe, warum du mich manchmal mit diesen Leuten zusammen siehst.”
Der alte Rancher zuckt überrascht zusammen und fährt sich über den Mund.
“Was? Hundert Dollar in der Woche?”, fragt er perplex.
“Ja, manchmal auch mehr”, erklärt Rafe ruhig. “Ich rede ihnen ein, dass man einen Puma lebend fangen muss, wenn die Sache Spaß machen soll. Wenn sie mit mir jagen, bekommen sie zwar ihr Fell, aber nur von kranken Tieren. Die Burschen sind bei einer richtigen Jagd verrückt vor Eifer.”
“Hundert Dollar und mehr, du lieber Himmel! Mensch, was machst du mit dem Geld? Du musst ja schon eine ganze Menge zusammen haben.”
Rafe zuckt mit den Schultern. “Kann schon sein. Ich spare.”
“Du sparst. Wofür?”
Rafe schaut kurz zu Boden.
“Vielleicht lachst du - ich möchte eines Tages meinen Beruf wechseln und auf meinem Land Rinder züchten, Jeremy. Jagen ist Sport und kein Beruf für mich.”
“Teufel auch - Rinder züchten!”, ruft Old Jeremy händeringend aus. “Das sagst du mir? Ich habe dir angeboten, jedes Jahr zehn Kühe und fünfzehn Mavericks für dich auszusuchen, wenn du nur geblieben wärst. Aber er will sein eigener Herr sein, genau wie Bryan!”
“Auf die Ranch gehört Bryan. Das ist kein Platz für mich”, erklärt Rafe und schüttelt leicht den Kopf.
“Donnerwetter! Sag das Bryan!”
“Ich hab es ihm gesagt. Oft genug.”
“Du auch, da haben wir es! Er hört so wenig auf dich wie auf seinen Vater. Handeln will er, der Bengel. Na gut, die Genossenschaft gehört praktisch uns. Er kann handeln, ich gebe es zu. Das hat er von meiner Frau und nicht von mir. Arbeiten will er nicht, nur handeln, Preise machen, günstig einkaufen und noch günstiger verkaufen. Das kann er, zugegeben. Aber ich hab es mir anders gedacht. Er gehört auf die Ranch.”
“Du hast mal versucht, ihn zu zwingen”, erwähnt Rafe vorsichtig. “Das war falsch, grundfalsch. Ich hab es dir damals gesagt. Hab ich recht behalten?”
“Er ist mir weggelaufen, der Bengel! Hat einfach seine Arbeit im Stich gelassen!”, erwidert der alte Mann zornig. “Soll er doch machen, was er will! Ich sage dir, ich verschenke eines Tage die Ranch! Ich tu es!”
Rafe lächelt still vor sich hin, ehe er wieder ernst wird.
“Das machst du nie. Du wirst immer hoffen, dass er zu dir zurück kommt und wieder mit den Rindern arbeitet. Als er weglief, Jeremy, hast du dich nicht mehr um ihn gekümmert. Das war genauso falsch wie deine anfängliche Erziehung. Zu weich für einen Mann wie dich. Er hätte es gleich hart lernen müssen, nicht erst, als er neunzehn war, da war es zu spät. Kein Wunder, dass er abgehauen ist und sich wochenlang herumtrieb. Die Leute, die er dabei kennenlernte, gehörten nicht gerade zur besten Sorte. Naja, ich hab es dir nie gesagt, aber viel Schuld hast du selber.”
“Himmel - Donner - “, flucht Old Jeremy vor sich hin. “Du hättest Rechtsverdreher werden sollen, Mensch! Das sagt er mir, als wenn es nichts ist! - Aber vielleicht hast du Recht.”
“Ich habe Recht.“ Rafe nickt ruhig, dann fragt er beiläufig: “Weiß Bryan von dem Diebstahl?”
“Ich hab es ihm geschrieben, aber keine Antwort bekommen. In seinem letzten Brief steht, er müsste nach Santa Fe, da wird er es erst hören, wenn er zurück ist, sonst wäre er ja wohl hergekommen. Was soll ich mit ihm machen? Rafe, du kennst ihn besser als ich.”
Rafe schürzt nachdenklich die Lippen und murmelt: “Besser werde ich ihn nie kennenlernen, aber was du tun sollst…?”
“Ja, was?”
“Dränge ihn nicht. Lass ihn sich selber entscheiden. Hat dein Vater nie was gewollt, was du verdammt ungern getan hast?”
“Ich musste gehorchen”, erwidert der alte Rancher ganz selbstverständlich.
“Hättest du das nur Bryan von Kindheit an beigebracht”, seufzt Rafe.
“Ich wollte schon, aber Emmelli war dagegen. Der Junge hier, der Junge da. Der Junge darf dies nicht und das nicht. Was willst du denn als Mann tun, wenn deine Frau dir ständig Spektakel macht? Am Ende bist du es leid und sagst ja und Amen.”
“Du vielleicht, ich nicht.”
“Ja, du… Du hast gut reden. Hab erst eine Frau!”, brummelt der alte Jeremy und lässt sich in seinen Stuhl sinken.
“Kaum, Jeremy. Ich will keine haben.”
Die Tür geht auf und Rafe wendet sich überrascht um. Hellen hat eine verflixte Art, leise zu erscheinen und sicher mehr als genug zu hören.
“Da bist du ja, Tochter. Er will keine Frau, dieser Junge. Was sagst du dazu?”, will Hal wissen.
Hellen würdigt Rafe nur eines kurzen kühlen Blickes, stolziert dann durch das Zimmer und bleibt neben dem Schreibtisch ihres Vaters stehen.
“Er wird schon wissen, warum er keine will”, meint sie scheinbar desinteressiert.
“Das sagst du?”, fragt Old Jeremy verwirrt. “Als sie neulich erzählten, dass die Tochter von diesem Dingsda - äh, wie heißt der Kerl aus Mexiko noch mal?”
“Francisco Fajardo”, seufzt Hellen leicht genervt.
“Ah, ja! Dieser stinkreiche mexikanische Grande hat doch bei dir Pumas gejagt - mit seiner Tochter. Wie heißt sie doch gleich?”
“Elena Carmencita!”, antwortet Hellen ungewöhnlich heftig und sieht ihren Vater mit einem eindringlichen Blick an. Anscheinend will sie ihn davon abbringen diese Thema weiter auszuführen.
“Richtig”, schmunzelt Jeremy. “Carmencita soll verrückt nach dir gewesen sein, ist das wahr? Als sie es hier erzählt haben, weißt du, was meine Tochter da getan hat?”
“Vater, also das…”, fährt Hellen empört auf.
“Da wurde sie wild”, gluckst der Alte vergnügt. “Sie sagte, du würdest diese Mexikanerin todsicher nehmen, um uns als Schwiegersohn eines reichen Mannes zu besuchen.”
“Vater, das ist doch - “, entrüstet sich Hellen, doch dann bricht sie ab und wendet sich in einem reservierten Ton an Rafe. “Nun ja, warum hast du sie nicht genommen, Rafe? - Sie ist reich und sie ist schön. Ich habe sie in ihrem Wagen gesehen. Warum hast du sie nicht geheiratet?”
Rafe sieht sie ruhig an und erwidert kühl:
“Sie hatte zu wenig Geld, Hellen. Noch zu wenig.”
“Was? Du denkst wohl, dich nimmt eine, die hundert Ölquellen besitzt? So habgierig bist du also geworden?”
“Sicher. Ich hab auch meinen Stolz.”
“Stolz nennst du das?”, faucht sie zornig. “Das nenne ich Berechnung? Du bis ein berechnender Kerl geworden, der keinen Anstand mehr besitzt, Rafe.”
“Ich fürchte, es gibt andere, die noch weniger Anstand besitzen”, kontert Rafe.
“Du… du bist ekelhaft, du…” Hellens Stimme bebt vor unterdrückter Wut und ihre schönen Augen schleudern Blitze.
“Tochter!”, fährt da der alte Jeremy wild dazwischen. Er ist aufgestanden. “Was fällt dir ein? Rafe ist unser Gast! - He! Wirst du wohl… Bleibst du hier! Wirst du dich wohl sofort…”
Aber Hellen hat schon wutentbrannt das Zimmer verlassen. Die Tür knallt zu. Der Rancher schaut Rafe etwas hilflos an.
“Da siehst du, wie dieses langhaarige Volk mit einem umgeht. Sie werden groß, du kannst sie nicht verprügeln. Was hat sie denn, he? So hat sie sich noch nie aufgeführt!”
 

Jigelp

Pubquiz-Champion
Ehemaliges Teammitglied
Nein, du machst genauso weiter, wie du angefangen hast und ich könnte mich lediglich wiederholen. Glaubhafte, lebhafte Dialoge, genaue Beschreibungen und eine gute Sprache, dazu eine spannende Handlung mit gut ausgearbeiteten Charakteren, es fehlt nur die Fortsetzung:)
 

DeletedUser

Gut. Dann bin ich beruhigt. :)
Ich denke, ich bringe dieses Kapitel heute noch fertig.
 

DeletedUser

Fortsetzung und Ende Kapitel 5 Gemeinheiten


Rafe zuckt auf Jeremys Frage hin die Schultern und wendet sich von der Tür ab, durch die Hellen gerade verschwunden ist.
“Ich weiß nicht. Sie mag mich nicht.”
Er starrt grübelnd vor sich hin.
“Darum braucht sie dich nicht zu beleidigen, Junge. Ich werde verlangen, dass sie sich entschuldigt. Was fällt ihr nur ein, dich so anzufauchen? - Hast du was, Rafe?”
Rafe hebt plötzlich entschlossen den Kopf.
“Nein, nichts. Was soll ich haben?”
“Sie hat es bestimmt nicht so gemeint, Rafe. Warum nimmst du deinen Hut?”
“Ich hab keinen Hunger, Jeremy. Ich muss noch einige Dinge erledigen. Es ist sicher besser, wenn ich sie nicht aufschiebe. Du weißt ja jetzt alles.”
“Junge, du willst doch nicht schon gehen? Hör mal, wenn diese verrückte Frauenzimmer dich wild gemacht hat, sage ich ihr gehörig meine Meinung.”
“Nein! Nicht wegen mir, Jeremy, bloß nicht. Lass nur, ich bin ein wenig müde.”
“Rafe, ich…”
“Schon gut. Ich geh besser. Sie hasst mich und ich will nicht an einem Ort sein, wo man mich hasst.”
“Also doch”, brummt der alte Mann betrübt. “Junge, ich dachte immer, ihr beide könnt euch gut leiden - ich dachte wirklich…”
“Wir haben uns nie verstanden, Old Jeremy”, unterbricht ihn Rafe. “Ich werd wiederkommen, wenn sie nicht da ist. Lass sie in Ruhe. Sie kann nichts dafür. Niemand kann gegen seine Gefühle ankommen.”
“Donnerwetter! Ich kann darauf bestehen, dass man sich in meinem Haus einem Gast gegenüber anständig benimmt. Rafe, bleib hier!”
“Nein. Ich muss wirklich gehen.”
Rafe sieht Jeremy an und lächelt matt, dann setzt er den Hut auf.
Er nickt dem Rancher noch einmal zu und geht hinaus. Keine Hellen da, nur Benton lehnt an einem der Trägerpfosten des Vorbaus und kommt jetzt auf ihn zu. Von hier bis zum offenen Fenster von Jeremys Büro sind es nur wenige Schritte und Benton hat gute Ohren.
“Wiedersehen, Charlie.”
“Junge, warte. Es tut mir leid. Hellen meint es nicht so.”
“Nein?”, fragt Rafe bissig. “Ich bin nur Rafe Monroe, ein armer, dummer Hund. Ich hab`s satt! Ich hab`s verdammt satt. Geh mir aus dem Weg, sonst passiert was.”
“Rafe, nimm Vernunft an”, versucht Benton ihn zu beschwichtigen, tritt aber einen Schritt zurück.
“Ich bin schon viel zu lange vernünftig gewesen.”
Rafe geht weiter, die Treppe hinunter und quer über den Hof. An der Tränke steht sein Pferd. Neben der Tränke ist die Ecke des Bunkhauses. Von der anderen Seit kommt Pet angehumpelt und hebt die Hand.
“He, Rafe, ich hab frisches Blaugras für deinen Jack gerupft. He, warte doch mal!”
“Geh zum Teufel mit deinem Blaugras”, faucht Rafe so heftig, dass der alte Pet verstört, das Bündel Gras im linken Arm, stehen bleibt. “Geht alle zum Teufel!”
Rafe sitzt auf. Da steigt der Hengst, und Rafe hat noch nicht seinen rechten Fuß im Steigbügel. Als der Braune herabkommt und sofort wieder bockt, ist es Rafe, als wenn er mittendurch gebrochen werden soll. Sein Körper knickt ein. Er kann sich nicht halten. Plötzlich stürzt er noch vorn. Sein Gesicht schlägt mit voller Wucht auf den Pferdehals. Blutgeschmack in seinem Mund.
Dann fliegt er. Sein Hengst dreht sich bockend und keilend im Kreis.
Rafe schießt genau auf die Stangen des Corrals zu. Er prallt an, der Schlag nimmt ihm fast die Besinnung. Die Stange splittert, Rafe fliegt bis in den Corral und bleibt dort halb betäubt liegen, das Gesicht im Dreck.
Aus seinem Mund läuft ein dünner Faden Blut. Er hat sich ungewollt auf die Zunge gebissen.
Der Braune bockt immer noch, beruhigt sich aber langsam in der Zeit, die Rafe braucht, um sich auf die Knie zu stemmen. So kauert er eine Weile am Boden, kommt endlich auf die Füße und sieht hinter dem Bunkhaus Sam Davis stehen.
Nicht weit von ihm lehnt Burns am Stall und grinst spöttisch.
“So schön hab ich - meiner Treu - noch keinen fliegen sehen. Hätte er Ohren wie Flügel, wäre er gesegelt, der verdammte Kerl. Sam, das hast du fein hinbekommen.”
Irgendwer stößt auf dem Hof einen dumpfen, heiseren Laut aus. Blaugras fällt zu Boden. Ein hinkender, alter Mann wird kreidebleich und fasst sich schluckend an den Hals.
“Jetzt ist es aus”, nuschelt der alte Pet tonlos. “Das hätte Sam nicht machen dürfen. Dafür schlägt ihn der Junge tot, ich weiß es.”
Dann sagt er gar nichts mehr, denn Rafe torkelt auf den Zaun zu, steigt durch und nähert sich vorsichtig seinem Pferd. Der Braune nimmt den Kopf hoch und weicht schnaubend ein paar Schritte zurück, aber als er Rafes beruhigende Stimme hört, bleibt er stehen. Misstrauisch äugt er zu seinem Herren und spielt nervös mit den Ohren. Rafe geht langsam, sein Schritt wird sicherer. Beim Hengst angekommen, streicht ihm Rafe sacht über den Hals, hebt dann den Sattel hinten an und fährt mit der rechten Hand darunter. Als er sie zurückzieht, hält er ein Stück Leder in der Hand. Durch das Leder hat Sam Davis einen Pappnagel gesteckt und die Vorrichtung unter den Sattel geschoben. Das Pferd musste in dem Moment, als sich Rafe in den Sattel schwang, den Nagel durch das Fell ins Fleisch bekommen und in die Luft gehen.
Jack hat nichts weiter abbekommen, als ein kleines, leicht blutendes Loch, mehr nicht.
Rafe blickt starr auf das Lederstück, dann nimmt er es, legt es auf seine linke Handfläche und geht los.
Sam Davis grinst nicht mehr, als Rafe auf ihn zukommt, mit der rechten Hand seinen Revolvergurt aufmacht und fallen lässt. Rafe kommt immer näher. Davis steht seltsam steif und angespannt da - plötzlich keine Erwartung mehr in den Zügen. Jetzt hat er endlich erreicht, was er immer haben wollte.
Rafe hat die Augen halb geschlossen, sein Gesicht ist starr. Wer immer ihn kennt, so hat ihn noch keiner gesehen. Er kommt ganz langsam näher und schweigt.
Oh, verdammt, denkt Sam Davis beklommen. So ernst hab ich das doch nicht gemeint. Ich wollte ihn doch nur ärgern. Ich wollte ihn so reizen, dass er sich prügelt, aber nun… Oh, verdammte Tat, was hab ich da bloß angestellt?
Rafe bleibt stehen, zwei Schritte vor Davis, und sieht ihn an.
“Ich bin nichts, wie?”, fragt er seltsam spröde. “Mit mir kann man alles machen. Aber nicht mit meinen Tieren. Du hast es so haben wollen. Jetzt hast du es!”
Und dann springt er los.
Charlie Benton brüllt, umsonst.
Sonst wer könnte brüllen.
Rafe hört nicht mehr.
Er explodiert.


***
 

DeletedUser

So, erst mal ein kleiner Teil des nächsten Kapitels.
Ist verdammt schwierig so eine Prügelei detailgetreu zu beschreiben. :confused:


Kapitel 6 Es geschehen noch Zeichen und Wunder


Rafe kommt so schnell, dass Davis nur noch mit knapper Not den Arm heben kann, mehr schafft er nicht. Er erste Schlag trifft ihn haargenau. Dieser Hieb ist schlimm. Sam denkt, sein Kopf macht sich selbstständig. Die zweite Faust erwischt ihn am linken Ohr. Danach hört er nichts mehr als ein grelles Singen.
Wenn Davis zuerst bestürzt gewesen ist, jetzt ist er hellwach. Die beiden Schläge machen ihn jäh munter. Er stöhnt kurz, reißt den linken Arm herum und wirft den rechten zur Schere darüber. Dann zieht er beide Arme auseinander.
Das ist ein gekonnter Trick, um sich jemanden vom Leib zu halten, wenn man die längere Reichweite besitzt. Der Trick glückt Sam auch heute. Seine linke Faust erwischt Monroe und schleudert ihn an die Stangen des Corrals zurück, die keine drei Schritt entfernt sind. Rafe hat jedoch in dem Moment zu unglücklich gestanden, um sich fangen zu können. Als ihn der Schlag trifft, steht er nur auf einem Bein und wird glatt umgeworfen. Es gelingt ihm, noch einen Schritt zu machen. Den zweiten schafft er nicht mehr. Er stolpert und fällt gegen die Stangen.
Davis macht einen wilden Satz nach vorn, doch dieses Mal ist er schlauer. Er will nicht wieder auf die Stangen oder einen der Pfosten schlagen. Er holt aus, ehe sich Rafe aufraffen kann. Der hängt verzweifelt mit dem Rücken an den Stangen, als Sam die rechte Faust weit herholt und zuschlägt. Automatisch wirft sich Rafe nach rechts und will ausweichen. Dann sieht er aber, ohne dass er mehr als eine flüchtige Bewegung ausführen kann, Sams Linke fliegen.
Es ist dieser Treffer, der Rafe an der Seite erwischt und herumdreht. Er ahnt die sofort nachschießende Rechte von Davis und knickt in den Knien ein.
Die Recht kommt tatsächlich, schießt aber über ihn hinweg. Die Linke müsste erneut kommen. Sie fegt auch heraus, ist tief angesetzt und prallt dem zurückweichenden Rafe vor die Brust.
Der Stoß hat so viel Gewalt, dass Rafe von den Stangen weggeschleudert wird und rücklings hinschlägt.
Jemand brüllt.
“Aufhören! Davis, Schluss!”
Davis hört nicht. Er kommt, sieht Rafe blitzschnell auf die Füße schnellen und hört ihn keuchen:
“Mischt euch nicht ein, zum Teufel!”
Rafe dreht sich, will scheinbar weghechten und springt doch urplötzlich Davis genau entgegen. Der Sprung ist so schnell angesetzt, dass Sam ihn nicht rechtzeitig kommen sieht. Zwar streckt er noch die Hand aus und kann Monroes Weste einen Moment anfassen, aber dann entgleitet er ihm. Rafe umklammert jäh Davis` Beine, stemmt sich ein und wirft den schweren Mann glatt um.
Davis kracht mit einem Wutschrei auf den Rücken. Doch rollt er sich sofort, drück sich hoch und springt auf die Beine. Da hört er Rafe hinter sich sagen:
“Hier, Dave!”
Augenblicklich duckt sich Sam, dreht sich wirbelnd, doch Rafe springt in der Drehung, so dass er ihn seitlich vor sich hat.
Zu schnell, denkt Davis entsetzt. Der Kerl ist zu schnell!
Da hat er es auch schon. Rafe trifft ihn gleich dreimal blitzartig und sofort wieder zurückzuckend. Brüllend stößt sich Davis ab, schleudert den linken Arm herum und kann Rafe tatsächlich noch erreichen. Obwohl er ihn nicht treffen kann, reicht die Wucht seines Arms aus, um Rafe erneut zu Boden zu schicken.
 

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Fortsetzung Es geschehen noch Zeichen und Wunder


“Jetzt komm ich, na warte!”, schreit Davis, sieht Rafe liegen und springt auf ihn los. Genau unter ihm aber schnellt sich Monroe aus der Stützliege seitlich weg und rollt dann zwei Schritte weit. Davis, wütend knurrend und zu unbeweglich, um der schnellen Bewegung leicht folgen zu können, setzt nach. Doch da kommt Rafe vom Boden hochgeschossen, genau auf Sam zu.
Der stößt die Rechte rammend vor, trifft Rafe an der Schulter und fegt die Linke von unten nach oben. Er trifft Rafe zweimal, sieht ihn seltsam steif rückwärts torkeln und verzieht triumphierend das Gesicht.
Die beiden Treffer haben Rafe erschüttert. Die nächsten werden ihn umwerfen.
Davis hört den entsetzten Schrei einer Frau, als er vorwärts stürmt. Da taumelt Rafe, die linke Hand schützend vor dem Gesicht und die rechte unter den linken Arm gedrückt, rückwärts.
“Dad! Tu doch was! Er erschlägt ihn! - Rafe! - Rafe, pass auf!”
Er wird umfallen, denkt der alte Mann bestürzt, der seine Tochter rufen hört. Sie stehen beide am Geländer des Vorbaus und verfolgen gebannt das raue Schauspiel. Mein Gott, wenn Sam ihn noch mal trifft, geht er zu Boden.
Davis holt aus und schlägt die Faust heraus.
Doch dann reißt er ganz kurz und erschrocken die Augen auf. Zu mehr kommt er nicht.
Als Sams Faust fliegt, nimmt Rafe blitzschnell und nicht eine Spur angeschlagen die linke Hand vom Gesicht und zieht die rechte unter dem linken Arm hervor. Sams rechte Hand kommt, Rafes Unterarm schlägt schräg von unten gegen die heraus schießende Faust von Davis und treibt sie hoch. Sie fliegt über Monroes Kopf hinweg. Davis trifft nicht.
Die Rechte, denkt Davis noch verzweifelt.
Er schnellt den Arm ab und spürt einen harten Ruck unter dem Handgelenk. Die Faust ist von Rafe nach oben gelenkt und pariert worden.
Er fängt einen rechten, steilen Haken von Rafe ein, ehe er sich auf ihn lehnen kann. Der zweite kommt, denkt er noch, und dann hat es ihn voll erwischt.
Davis keucht, wankt zurück und schleudert die Arme zur Sichel auseinander. Abwehren, abwehren, ihn abschütteln…!
Zu spät!
Der nächste Haken kommt, dreht Davis nach rechts, der linke stellt ihn wieder gerade. Rafe schlägt so unheimlich hart, dass es keiner glauben wird, der es nicht selber miterlebt.
„Geh“, knurrt Rafe grimmig. „Geh nur weiter, Sam, immer weiter. Du lernst es für heute, für morgen und für alle Jahre, die du noch lebst.“
Burns steht vor dem Bunkhaus und sieht Davis wie betrunken, einem tapsigen, müden Bären gleich, rückwärts marschieren, genau auf die Tränke zu.
Das war ein fairer Kampf, kein Zweifel, denkt Burns und wundert sich nicht, dass er schon in der Vergangenheit denkt. Ich lauf weg. Der schlägt mich in Stücke. Ich bin nicht Davis. Ich hab nicht die Kraft wie Sam. Er macht zwei Schritte rückwärts und dreht sich um… aber da steht Benton mit vor der Brust verschränkten Armen.
„Bleib nur stehen uns sieh zu“, brummt Benton grimmig. „Du rennst nicht weg, Bursche. Solche verdammten Streiche dulde ich nicht, damit du Bescheid weißt.“
Davis knickt am Wassertrog ein.
„Hör auf… hör au…“, stammelt er und hebt abwehrend eine Hand.
Er plumpst auf den Rücken und bleibt in der Lache vor dem Trog liegen.
Rafe bückt sich, streckt die Hände aus und packt ihn vorn an der Hemdbrust.
„Hoch mit dir. Du hast noch nicht genug. Du wirst es endlich lernen müssen, du hinterlistiger Kerl. Hoch! Steh auf!“
„Nein… Ich will nicht mehr, nie mehr… Hör auf, Rafe, bitte! Ich bin friedlich. Ich werd immer friedlich sein.“
„Dann geh baden!“, knurrt Rafe und lässt ihn los.
Da liegt er wieder und ist froh wie nie zuvor. Bloß dem nie wieder einen Streich spielen. Nur niemals wieder Krach anfangen. Nie wieder!
Und Jeff Burns?
Burns will weg, aber Benton ist da und lässt ihn nicht vorbei.
Rafe, dem anscheinend gar nichts fehlt, dreht sich um und geht ganz ruhig auf Burns zu.
„Charlie“, sagt Rafe mit eisiger Stimme und sieht Benton starr an. „Holt zwei Peitschen. Er wollte es doch mit einer Peitsche versuchen, der Kerl. Holt zwei Peitschen!“
Burns dreht sich um. Es ist ihm gleich, ob sie alle zusehen und ihn in Zukunft damit ärgern werden. Er rennt an Benton vorbei um die Ecke des Bunkhauses, bis er die anderen nicht mehr sehen kann.
„Jeff! Komm her, du Feigling!“, ruft Rafe ihm hinterher.
Er kommt nicht. Es ist ihm egal, ob jemand ihn Feigling nennt. Mit Sam Davis gegen Rafe - ja, aber jetzt nicht mehr.
Rafe dreht sich langsam um und sieht sie alle nacheinander an, dann geht er eigenartig steif los, um seinen Gurt aufzuheben.
Er zieht sich in den Sattel. Sein Brauner schnaubt etwas und macht einen Ausfallschritt, aber die kleine Wunde schmerzt kaum noch.
„Charlie“, wendet sich Rafe vom Sattel aus an Benton, und sein dunkler Bart verleiht seinem Gesicht die Wildheit eines Mannes, der nichts und niemanden fürchtet. „Sag diesen Narren, dass ich sie das nächste Mal das Laufen lehren werde. Das ist alles.“
Er reitet scharf an und schwankt etwas, als das Pferd anspringt, aber es scheint nichts als eine zufällige Bewegung zu sein.
Charlie Benton aber sieht ihm nach und blickt danach Old Jeremy an.
„Mann“, bringt er heiser hervor, „der Bursche ist härter als alle, die ich kenne. Wie weit kann er kommen? Er fällt aus dem Sattel, ich weiß es! Verflixte Sache, ich trau mich nicht ihm nachzureiten. Der ist zu wütend und stolz, um sich von jemandem helfen zu lassen.“
Sie sehen sich an, dann setzt sich jemand in Bewegung.
Charlie Benton kneift verwirrt die Augen zusammen. Der alte Jeremy erstarrt. Er sagt nichts, gar nichts. Er hat noch nie seinen Kopf bei seinen Kindern durchsetzen können und schweigt.
 

DeletedUser15665

Ich warte selten so gespannt auf den nächsten teil eines Buches/Geschichte wie jetzt

Du solltest sie mal einem Verlag zeigen wenn sie fertig ist :up:
 

DeletedUser

Oh, danke, für die Blumen :)
Mal sehn, ob ich sie verlegen lasse.
Wahrscheinlich eher nicht. Das Schreiben ist ja nur mein Hobby und solche
Geschichten sind ja nun eher nicht so begehrt und aktuell.
Aber vielleicht lass ich sie mir binden.

So, hier nun das Ende des 6. Kapitels und somit des 1. Teils.
Viel Spaß damit!


Fortsetzung und Ende Kapitel 6 Es geschehen noch Zeichen und Wunder


Irgendwo vor der Ranch reitet ein Mann. Er sieht keine Hügel und keine Berge. Die Linien zerfließen und verschwimmen vor seinen Augen. Der Himmel dreht sich.
Rafe Monroe stöhnt und kann gerade noch denken, dass er außer Sichtweite der Ranch sein muss.
Kommt hier der Fluss?
Plötzlich liegt er auf dem Hals seines Pferdes und hat den Mund weit offen. Luft - nur Luft. Er zittert wie im Fieber oder in einer eiskalten Nacht, die er im Freien verbringen muss.
Es plätschert. Er hört es, aber sehen kann er kaum was. Jacks Hufe sind im Wasser.
Der Mann rutscht und breitet mühsam die Arme aus. Es klatscht einmal heftig und dann wird es kühl, so wundervoll kühl und erfrischend. Prustend taucht er wieder auf. Der Fluss ist hier nicht sehr tief, nur zwei Fuß. Er schafft es noch, bis ans Ufer zu kriechen. Dort verlässt ihn der Atem beinahe ganz, denn das kalte Wasser hat ihm einen Schock versetzt, den der Körper einfach nicht verdauen kann.
In seinen Ohren singt es. Es braust und dröhnt. Er liegt auf dem angeschwemmten Kies des Flussbetts und legt die Stirn vorsichtig auf die harten Steine.
Da kommen Schritte - oder täuscht er sich?
Jemand dreht ihn auf den Rücken und schluchzt.
Rafe liegt plötzlich ziemlich weich, nicht so hart wie auf dem Uferkies. Wassertropfen fallen auf sein Gesicht. Jemand redet, streichelt über seine Wangen, seine Stirn und sein Haar und flüstert immer wieder seinen Namen.
„Rafe - oh, mein Gott! Ich wollte nicht, dass sie dich verprügeln, Liebster.“
Ich träume, denkt er. Jetzt träume ich wirklich. Ganz bestimmt ist das alles nur ein Traum. Schlafen… mich ausruhen und liegen, so liegenbleiben. Nie müsste es Morgen werden, nie der Traum enden - niemals.
„Rafe!“
Er schweigt. Nur nicht reden jetzt, nur nicht aufwachen, dann ist der Traum vorbei, und sie ist fort, verschwunden, aufgelöst in ein Nichts.
Hellen hebt seinen Kopf an, umklammert ihn und stammelt:
„Ich will nicht, dass du mit Lilian DuBois lachst, auch wenn sie schöner ist als ich - ich will das nicht. Darum bin ich damals böse geworden. Ich wollte dich ärgern. Ich musste es einfach. Du sollst mit keiner anderen lachen, hörst du? Und auch nicht diese Carmencita Fajardo spazieren fahren in ihrem aufgeputzten Wagen, diese eingebildete Gans, die so albern kichert. Rafe, ich möchte, dass du mich siehst, mich allein!“
„Ich will…“, haucht er und ist zu schwach, um mehr zu sagen.
„Ich - ich möchte nur, Rafe. Du bist ein Mann - ich will - ich will dich haben. Niemanden sonst. Das will ich. Rafe, magst du mich?“
„Ich weiß nicht…“, lallt er.
„Rafe, ich bin nicht eingebildet“, versichert sie verzweifelt. „Ich bin auch nicht zu stolz. Ich gehe mit. Dein Haus ist groß genug. Hörst du? Was soll ich tun, damit du mir glaubst?“
„Ich bin unrasiert“, murmelt er matt.
„Du gefällst mir auch so. Was soll ich nur tun, damit du mir endlich glaubst?“
Ihr Herz klopft wild. Er kann ihren Pulschlag hören und blinzelt ein wenig.
„Was soll ich tun, Rafe?“
Er blickt in ihre Augen. Doch kein Traum. Sie ist es wirklich. Ihre Augen sind ganz nah.
Er lächelt.
Sie beugt sich tiefer über sein bärtiges, unrasiertes Gesicht. Ihr Haar kitzelt seinen Mund.
„Hellen“, flüstert er und dann nichts mehr.

***

Ende Teil 1
 

ElDiabolo

Revolverheld
Aber nur häppchenweise! Sonst ist die Geschichte abgelehnt, aber taucht dann unter anderem Namen plötzlich einfach auf^^
 

DeletedUser

Nach Weihnachten frisch ans Werk gemacht.
Ich hoffe ihr hattet ein paar schöne Tage!


Teil 2

Kapitel 1 Pumas


Hohe bewaldete Berge - tief eingeschnittene felsige Schluchten - glasklare Flüsse und Seen - ein Mann und drei Pferde mit zwei Maultieren.
Der Mann träumt, manchmal mit offenen Augen, während er über blühende Bergwiesen und durch Gruppen von verkrüppelten Kiefern und Blau-Fichten reitet. Ab und zu kommt er durch Eschenwälder, deren Laub im Wind leise raschelt. Noch sind die Blätter saftig grün, aber in zwei, drei Monaten werden sie ihre gelbe Herbstfärbung annehmen.
Die Pferde und Maultiere trotten in einer Reihe hintereinander. Jedes an den Sattel des Vorangehenden gebunden.
Ich muss ruhig werden, denkt er, ganz ruhig. Es ist schlimmer, als ich es mir jemals vorgestellt hab. Sie mag mich nicht nur, sie macht alles, was ich will. Ich hab geglaubt, ich müsste kämpfen. Ich hab gedacht, sie würde versuchen, ihren Kopf durchzusetzen, wie es damals ihre Mutter bei Jeremy getan hat, aber - nichts davon.
Er denkt zurück an das Gespräch, dass er mit Hellen geführt hat, bevor er aufgebrochen ist.
>Rafe, wenn du meinst, dass es richtig ist, dann wollen wir noch warten. Ich verstehe dich, du willst nichts von uns annehmen. Ein Mann muss wohl so sein, und du bist ein Mann - mein Mann. Du bist mein Mann, Rafe.<
>Noch nicht, Hellen.<
>Doch, du bist mein Mann. Schon viele Jahre. Wann bist du zurück?<
>Ich muss zwei Pumas fangen. Am besten ein Pärchen. In zwei Wochen vielleicht, Hellen.<
Das hat ihr gar nicht gefallen und ihr schönes Gesicht war für einen Moment voller Missfallen gewesen.
>Das ist schrecklich lange, Rafe. Aber wenn du die Zeit brauchst?<
>Es kann auch schneller gehn.<
>Denkst du an mich?<
>Immer.<
Vier Tage schon sieht Rafe Pumaspuren.
Er reitet vorsichtig den mit vereinzelten Kiefern bewachsenen Hang hoch, kommt gegen den Wind, das Gewehr im Sattel vor sich. Hier hat er schon einmal gejagt und zwei Pumas gefangen. Dort drüben auf der anderen Seite des Tales zwischen den Felsen unterhalb der Bäume.
“Alle Teufel!”, entfährt es ihm leise. Er dirigiert den Braunen sofort hinter ein paar dicht stehende Bäume und hält an.
Rafe sieht sie, hält ganz still und holt tief Atem.
Es ist genau wie damals. Dort unten ist die Tränke. Ein kleiner Teich, der von einer zwischen den Felschen verborgenen Quelle gespeist wird. Er liegt dicht an den Bäumen, zwanzig Yards von den Felsen entfernt. Rafes Herz klopft plötzlich hoch oben im Hals. Da ist die Katze. Sie spielt mit ihrem Jungen. Das Junge jagt über den Ast einer Kiefer, der nicht allzu weit vom Boden entfernt ist. Die Großkatze hinterher. Sie treibt das Junge. Es muss noch lernen.
Jagen muss man tagelang. Dies hier dauert, wenn man geschickt ist, nur wenige Stunden. Das Junge entscheidet die Jagd und kürzt sie ab.
Rafe bewegt sich nicht viel, er nimmt nur sein Fernrohr und blickt genauer hin. Schon ist das Junge auf dem Baum.
Die Lektion fängt gerade an, aber das Baby ist zu verspielt. Es will höher hinaus. Sieh mal einer an, denkt Rafe lächelnd. Noch nicht, die Mutter ist schon da und holt es mit der Tatze zurück, runter auf den richtigen Ast, wie? Na, vielleicht beim nächsten Mal?
Rafe wartet über eine halbe Stunde und prüft die Windrichtung. Der Wind kommt günstig. Er kann sich hinter den Felsen bis auf etwa sechzig Yard nähern, da der Wind gegen ihn steht. Sobald er aus den Felsen rauskommt, wird die Löwin ihn sehen. Hören darf sie ihn nicht. Er muss also die Pferde zurücklassen. Das Junge ist schon zu groß, um von der Löwin noch im Maul fortgetragen zu werden, also wird sie in jedem Fall auf das Kleine warten.
Rafe beobachtet das Junge weiter. Es klettert nun auf den nächsten Ast. Landeplatz bei den Sprüngen ist und bleibt der Felsen knapp unterhalb der Kiefer, aber jetzt ist das Junge bereits gut dreieinhalb Schritte über dem Felsbrocken und die Sprünge werden schwieriger. Das Pumababy scheint sich nicht recht herab zu trauen. Es zaudert und die Mutter stubbst es einige Male an. Fast zehn Minuten verwendet die Mutter darauf, das Junge zum Springen zu bringen, setzt schließlich selbst nach unten und lockt vom Felsen aus. Endlich scheint ihr Nachwuchs genug Mut gefasst zu haben. Es springt, setzt auf und macht einen Purzelbaum. Die Mutter leckt es.
Wenn sie jetzt für heute mit der Lektion aufhört, denkt Rafe, ist es aus, aber es wäre nicht mal schade drum. Es macht nicht viel Spaß, ein unbeholfenes Junges zu fangen. Immerhin, der junge Silberlöwenmister scheint nicht aufgeben zu wollen. Ob ihm der Sprung Spaß gemacht hat?
Es ist ein Männchen, vielleicht einige Monate alt. Ein Pärchen wollte Rafe fangen und nach Texas bringen. Von dort aus kommen sie dann nach New Orleans in ein Freigehege.
Der Kleine scheint Spaß am Klettern zu haben. Er will wieder höher, wird jedoch von der Mutter auf den gleichen Ast getrieben und japst zweimal fauchend, als er springen soll. Er zaudert erneut. Er ist ein Kletterer, kein Springer.
 

DeletedUser

Es geht endlich mal weiter hier! :D
Viel Spaß beim Lesen!


Fortsetzung Pumas


Rafe dirigiert den Hengst weiter hinter die Kiefern, steigt dann ab und hastet zu den Maultieren. Er löst die Verschnürungen an den Packsätteln, zieht die Plane ab und nimmt das große Fangnetz herunter. Zum Netz gehören eigentlich vier lange Eisenstangen, die in die Erde getrieben werden. Hier braucht Rafe jedoch nur zwei. Mit absoluter Sicherheit wird er das Junge auf den Baum und auf einen der höchsten Äste jagen können. Die Mutter wird dann folgen. Keine Pumamutter lässt ihr Junges im Stich, wenn es in Not gerät. Die zwei Spannseile mit der einen Querstange, die das Netz offenhält, legt Rafe gesondert hin. Er braucht die Stange nur zusammen zu stecken und zu verschrauben, dann ist sie lang genug. Sie besteht im Moment noch aus drei Teilen. Zwei weitere Eisenstangen, die er einschlagen muss, kommen dazu. Er legt auch die Rollenzüge gesondert hin und bindet dann alles fest zusammen, dass es sich nicht ineinander verhaspeln kann. Rafe wuchtet den schweren Packen auf sein zweites Pferd, einen gutmütigen älteren Wallach, steigt auf den Braunen und reitet vorsichtig an. Die anderen Tiere lässt er angebunden zurück. Die kann er später holen.
Wachsam, jedes Geräusch vermeidend, dass von der Löwin gehört werden könnte, reitet Rafe erst ein Stück den Hang wieder hinunter und dann hinter den Felsen im leichten Linksbogen näher. Als ihn noch etwa hundertdreißig Yards von den Pumas trennen, hält er an und steigt ab. Das Netz allein wiegt fast siebzig Pfund, obwohl es großmaschig ist, aber das Tauwerk muss fest genug sein, um den Krallen der Großkatze zu widerstehen. Mit der Last von über hundertzwanzig Pfund auf dem Rücken, den Hammer und das Gewehr dabei, wankt Rafe leise los.
Als er die vorspringenden Felsen erreicht hat, bewegt er sich nur noch Fuß für Fuß vorwärts. Schließlich kommt er geduckt, unter der Last unterdrückt schnaufend, hinter den letzten ziemlich großen Felsen und blickt behutsam über ihn hinweg. Sofort zuckt er zurück. Die Löwin setzt gerade dem Kleinen nach auf den Felsen und wird ihn sehen, wenn er so stehenbleibt.
Rafe hört das tiefe Fauchen, hält sein Gewehr in beiden Händen und lässt die Last an den zwei Trageriemen frei auf dem Rücken hängen. Das scharfe Reißen der Krallen in der Baumrinde kommt Augenblicke später. Er kann es deutlich verfolgen und muss nur den richtigen Augenblick abpassen. Nun sollte das Junge auf der Höhe des ersten Astes sein. Die Rinde splittert. Kleine Stücke fallen zu Boden.
Rafe richtet sich blitzschnell auf und schaut über den Felsen hinweg.
In dem Augenblick zieht sich der Kleine am Stamm zum nächsten Ast hoch. Dicht hinter ihm ist die Löwin. Ein außergewöhnlich schönes Tier mit prächtiger Zeichnung.
Rafe reißt sein Gewehr an die Wange, zielt und feuert.
Der Schuss fällt genau in dem Moment, als das Junge den oberen Ast erreicht hat. Zwar zuckt das Pumababy heftig, aber es schlägt seine Krallen nur fester in die Rinde und jagt dann höher. Die Kugel hat knapp unter ihm den Baum getroffen.
Die Löwin faucht so scharf und wild, dass Rafe achtungsvoll das Gewehr senkt. Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn sie nun den Schützen angreifen würde.
Eine Moment scheint sie tatsächlich diesen Gedanken zu haben. Sie hängt am Baum und sieht zu ihm hin. Ihre Augen schillern. Ihre Fangzähne entblößen sich drohend. Da aber jagt ihr Junges den Baum hoch. Sofort feuert Rafe noch einmal dicht hinter die Hinterläufe des Pumababys. Es flitzt nun, ein vorzüglicher Kletterer, geschmeidig immer höher.
Die Löwin hinterher.
Sie faucht dabei. Sie knurrt tief und böse, aber sie folgt ihrem Kleinen.
Das dachte ich mir, sagt sich Rafe missmutig. Es macht doch keinen Spaß, so zu jagen. Wenn man drei Pferde müde geritten hat, um einen Puma zu erwischen, und wenn man selbst kaum noch stehen kann, dann ist es ein Kampf gewesen. Das hier wird keiner… schade.
Er schießt nun so dicht unter die Pranken der Löwin, dass diese, von Furcht gepackt, immer näher an das Junge herankommt. Und der Kleine saust in die obere Spitze der Kiefer und turnt dann auf einen nicht allzu starken Ast.
Rafe kann genau verfolgen, was das Baby empfindet. Es sieht nach unten und hat Angst. Sein Fell sträubt sich förmlich und sein Fauchen klingt ängstlich. Es legt sich, die Krallen fest in die Rinde des Astes schlagend, auf den Bauch. Die Löwin folgt und er Ast zittert leicht. Weiter können sie nun kaum noch, sonst wird der Ast brechen. Oben bleibt die Löwin liegen, fetzt mit den Vorderpranken wütend in die Rinde und reißt ganze Stücke los. Sie ist mehr als elf Yards über dem Boden. Eine Entfernung, die kaum ein Silberlöwe zu überspringen wagt, außer in höchster Not.
Rafe schwitzt mächtig, geht los und tritt ruhig unter den Baum, den Packen auf dem Rücken abwerfend. Da sitzt ihr beiden prächtig, denkt er und blinzelt nach oben.
Die Löwin äugt zu ihm herab. Ihr Schwanz fegt hin und her und klopf gegen den Ast, aber sie richtet sich nicht auf, um zu springen. Rafe muss nur aufpassen und sie im Auge behalten. Sobald sie die Hinterläufe anzieht und sich anspannt, wird es gefährlich. Bis heute sind allerdings erst zwei Silberlöwen vor ihm aus dieser Höhe gesprungen. Das waren beide Männchen. Nur, wenn ihren Jungen Gefahr droht, werden Weibchen springen, also noch lange nicht.
Rafe knurrt und faucht unten. Die Löwin sperrt den Rachen auf, faucht zurück und schlägt die Vordertatzen in die Rinde.
„Du bist vielleicht ein Prachtexemplar!“, lächelt Rafe und setzt die erste Stange ein. „Ich wette, du springst deinem Jungen nach. Ein großes Baby, he? Nur eins, oder ist das zweite noch im Bau? Na, wir werden sehen, meine Dame.“
Er stößt die zweite Eisenstange in den Boden und hat Glück, dass er bei beiden nicht auf Felsen trifft. Dann nähert er sich, das Netz hinter sich herziehend, dem Baumstamm. Wieder faucht die Löwin. Der Kleine gibt seltsame Quäklaute von sich und wagt es anscheinend nicht nach unten zu sehen.
Rafe schätzt die Entfernung ab. Katzen springen immer vom Baum fort. Er schlingt das Hauptseil um den Baumstamm. Auch beim Zusammensetzen der Querstange, die dem Netz die Flächenausbreitung gibt, sieht er mehr nach oben als auf seine Hände. Schließlich hat er die Stange eingesetzt. Er lässt die Fangseiten, die später übereinander gezogen werden, lose hängen, spannt das Netz nun hoch und setzt die Rollblöcke in die Schäkel ein. Die Seile verlaufen nun so, dass ein Ausklinken eines einzigen Hakens genügt, um das Netz zusammenzuziehen und die überlappenden Fangseiten herüber schlagen zu lassen. Nun muss er nur noch das Hauptzugseil über den untersten Baumast bekommen. Rafe wirbelt es herum, schleudert es hoch und sieht, wie die Großkatze, obwohl sie einige Meter höher hockt, sofort nach dem fliegenden Seil schlagen.
„Du erreichst es doch nicht, hübsche Lady“, schmunzelt Rafe kopfschüttelnd. „Nun wollen wir es mal anziehen, auf sein Ende treten und das Gewehr nehmen.“
Er greift nach dem Gewehr, lädt nach und steht auf dem straffen Hauptzugseil. Über ihm ist der Ast, auf dem die Löwin und ihr Junges kauern.
Rafe zielt, drückt dann mehrmals hintereinander ab und feuert die Kugeln knapp einen halben Schritt vom Baum entfernt durch den Ast.
Holzsplitter fliegen beim siebten oder achten Schuss. Der Ast knackt. Die Löwin faucht und das Junge stößt ein erschrockenes, klagendes Plärren aus. Es hört sich fast an, als wenn ein kleines Kind zu schreien beginnt.
Dann geschieht es. Die Löwin stellt sich auf. Ihr Fauchen wird immer lauter. Der Ast knack erneut und bricht dann jäh nach unten.
 

Jigelp

Pubquiz-Champion
Ehemaliges Teammitglied
Haha, einfach den Ast abgesägt:D
Ich finde es sehr interessant, wie genau du die Pumajagd beschreibst, das hab ich hier noch nie gesehen und ich habe davon auch keine Ahnung. Weiter so:up:
 
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