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Der Pumajäger

DeletedUser

Danke! :)
Naja, ich hoffe, ihr werdet aus meiner Beschreibung des Fangnetzes schlau.
Ich weiß nicht, ob es so funktionieren würde, aber ich stell es mir so vor. ;)
 

DeletedUser

Fortsetzung Pumas


Mit einem wilden, scharfen Brüllen verliert die Löwin den Halt und stürzt. Der Kleine überschlägt sich, dreht sich aber augenblicklich so, dass sein Pfoten nach unten zeigen, und beide fallen in das Netz.
Im selben Moment, in dem sie aufprallen, klinkt Rafe den Haken aus. Das Netz schlägt durch. Es senkt sich an der Aufprallstelle der beiden Tiere zu einem Sack nach unten. Das Seilwerk rast durch die Rollen und die überlappenden Enden schlagen zusammen.
Im Netz versucht die Löwin bösartig und fuchsteufelswild fauchend einen Weg zu erwischen, der in die Freiheit führt. Aber überall sind die Maschen. Sie zerrt, schlägt ihre Krallen in das Tauwerk und zappelt verzweifelt, als sich das Netz immer enger um sie schließt.
Rafe holt das Hauptzugseil Hand über Hand ein und zieht die Enden immer höher. Schon bildet das Netz einen langen Maschensack. Die Tiere sind gefangen. Sie kommen nicht mehr raus.
Als es hoch genug ist, bindet Rafe, vor Anstrengung keuchend, das Ende des Seils am Baum fest. Er sieht sich die zappelnde, fauchende und Krallen zeigende Löwin aus respektvollem Abstand an. Das Junge klagt laut und seufzt und maunzt. Das ist der scheußlichste Teil der Jagd, wenn die Tiere beinahe wehrlos sind. Sie bäumen sich auf, doch ihre Versuche, aus den Maschen zu schlüpfen, sind sinnlos.
“Naja”, murrt Rafe vor sich hin. “Immer noch besser, als wenn ein paar schießwütige Kerle die Mutter abknallen und das Junge allein auf der Welt zurücklassen. Dann wollen wir mal.”
Er überprüft noch mal das Seil, läuft dann zu seinem Braunen, sitzt auf und holt die Packtiere heran. Auf eines der Maultiere ist der zerlegbare Käfig aufgeschnallt. Er bringt die Tiere in die Nähe des Baumes. Maulesel und Pferde scheuen bei dem wilden Gefauche zurück, obwohl sie nicht das erste Mal dabei sind, aber ihre Furcht vor den Raubkatzen ist ein uralter Instinkt. Nach einigen Minuten allerdings beruhigen sich die Tiere wieder.
Rafe sichert nun mit den Seilen das Netz. Er schnürt es so weit ab, dass der Löwin und dem Kleinen nicht viel Platz bleibt. Dann baut er die Kiste auf und denkt an seinen Wagen. Etwa fünf Meilen von hier steht der Farmerwagen in einem Tal. Er muss ihn herholen, um die Kiste mit einem Flaschenzug über zwei Planken auf das Gefährt ziehen und abtransportieren zu können. Zum Glück ist die Gegend hier nicht so unzugänglich, dass man mit einem Wagen nicht durchkommt.
Von nun an hat Rafe Zeit. Die Löwin tobt nicht mehr. Er muss sie immer wieder mal mit einer der Stangen antippen, um sie müde zu machen. Es dauert nicht lang, dann hat er die Kiste zusammengesetzt, die Teile verschraubt und die Klappe hochgezogen. Dann schleift er den schweren Kasten dicht neben das Netz. Im abgeschnürten Teil davon ist ein Verschluss, den er lösen kann, als er auf die Holzkiste steigt. Jetzt lässt er das Netz so weit herunter, dass die Öffnung genau vorne am Kasten ist und zieht es heran. Dabei achtet er sorgfällig darauf außer Reichweite der scharfen Krallen zu bleiben. Er hackt die Maschen in die dafür vorgesehenen Haken an den Seiten der Kiste ein und sichert sie mit zwei durchlaufenden Stangen. Er braucht jetzt nichts weiter zu tun, als die Abschnürungsseile zu lösen. Sobald das Netz weit genug offen ist, hebt er mit einer Hakenstange das untere Ende des Netzsackes an.
So bugsiert er die Löwin samt dem Jungen durch die Hakenstange in die Transportkiste. Die Schiebetür fällt krachen herab, die schweren Riegel werden eingelegt und das Netz fortgezogen.
Rafe wischt den Schweiß von der Stirn, setzt sich auf einen der Felsen und betrachtet die Kiste. Mit zitternden Händen dreht er sich ein Zigarette und saugt den Rauch tief ein. Die Arbeit hat ihm keine große Freude bereitet. Es war zu einfach.
Ruhelos wandert die Löwin im Kasten hin und her. Sie faucht manchmal und knurrt wütend. Der Kleine aber liegt genau zwischen zwei der stabilen Eichenbretter und äugt durch den schmalen Spalt zu ihm hin.


***



Kapitel 2 Unerfreuliche Neuigkeiten


Also gut, denkt Rafe nach einer guten Viertelstunde. Holen wir den Wagen. Er zertritt den Rest der Zigarette und steht auf. Sein Blick schweift zur Sonne. Eine Stunde hin, zwei zurück, dann schaffe ich es gerade noch, vor der Dämmerung die Kiste auf den Wagen zu bekommen.
Er bricht auf, nimmt die Maultiere bis ins Tal mit und pflockt sie dort an einer übersichtlichen Stelle so an, dass sie sich noch in Sicherheit bringen können. Der Platz ist besser als bei den Felsen an einem Baum. Manchmal kommt es vor, dass der Löwenvater die Löwin und das Junge sucht. Findet er sie gefangen, greift er jedes Tier in der Nähe an. Oft auch den Menschen.
Rafe reitet schnell und erreicht nach etwa einer Stunde den Wagen, den er in einem kleinen Wäldchen zurückgelassen hat. Er spannt die beiden Wallache vor und bindet den Hengst hinten an. Im Tal kommt er zügig voran und nähert sich wieder dem Platz, an dem er die Maultiere gelassen hat. Doch kaum ist er nahe genug herangekommen, als er die Unruhe der beiden Tiere bemerkt. Sie stehen dicht beieinander auf offener Fläche, stampfen mit den Hinterhufen und schauen mit hoch erhobenen Köpfen in Richtung der Bergkette.
Der Boden um die Stelle, an der er sie angepflockt hat, ist von ihren Hufen zertreten, und rechts, eine paar Yards weiter an einem Hang, läuft eine Löwenfährte über den kargen Sandboden. Die Tatzenabdrücke sind groß, fast seine ganze Hand passt hinein, wenn er die Finger spreizt.
Teufel noch mal, denkt Rafe finster und sieht ebenfalls zu den felsigen Hügeln hin. Da haben wir es. Der Löwenpapa ist da. Ich werde ihn vertreiben müssen, oder ich muss ihn erschießen.
 

DeletedUser

Fortsetzung Unerfreuliche Neuigkeiten


Rafe nimmt sein Gewehr, lädt durch und bindet die beiden Maultiere am Wagen an, dann fährt er langsam weiter. Der Puma muss sich den Maultieren so weit genähert haben, dass er springen konnte. Jedoch haben die Tiere sofort kehrtgemacht und Abwehrstellung eingenommen. Es kommt selten vor, dass ein Silberlöwe es wagt, einem Maultier dann auf den Rücken zu springen. Er weiß genau, wie hart ihn die Hufe treffen können. Die Fährte des Löwen läuft genau auf der Spur, die Rafe hinterlassen hat.
Schon von weitem erkennt Rafe die Rastlosigkeit der Löwin im Käfig. Selbst das Junge tappt unruhig hin und her. Um die Kiste laufen Spuren. Deutlich sind Kratzer im Holz des Kastens zu erkennen. Der Löwe hat immer wieder versucht, seine Partnerin und das Junge zu befreien, jedoch umsonst. Die Löwin faucht wild.
Rafe fährt den Wagen so weit wie möglich an den Baum heran. Er blickt immer wieder sichernd auf die Felsen und legt das Gewehr nicht aus der Hand. Mit schnellen geübten Griffen legt er das starke Zugseil um den Stamm der Kiefer, zieht es über den Wagen hinweg zur Kiste und hakt es ein. Die beiden Planken sind schnell angelegt. Der Flaschenzug knarrt und die Kiste gleitet auf die Bohlen zu.
In der Kiste faucht die Löwin bei jedem Zug und das Junge quäkt dazwischen. Rafe, der sich immer wieder umblickt, hat die Kiste auf dem Wagen, als er die schattenhafte Bewegung zwischen den Felsen bemerkt.
Der Löwe, schießt es Rafe durch den Kopf. Er fährt herum, reißt das Gewehr hoch und sieht den Puma plötzlich zwischen zwei großen Brocken auf einem Vorsprung auftauchen.
Das mächtige Tier bleibt mit erhobenem Kopf stehen und reckt den Hals. Dann entblößt es die Fangzähne und knurrt grollend.
Rafe will ihn vertreiben und schießt in den Himmel.
Der Löwe verschwindet.
Rafe macht ein großes, helles Feuer, kocht sich Kaffee, trinkt in kleinen Schlucken und sieht zum Mond hoch, der gerade über die Berge steigt. Lange Schatten liegen hier im Tal. Die Schatten der Radspeichen fallen neben ihm auf den Boden. Rafe sieht noch mal nach den Leinen der Pferde, nimmt die Decken und steigt auf den Wagen.
Er will es sich gerade hinter dem Bock gemütlich machen, als zwischen den Felsen ein Brüllen ertönt. Der tiefe, wilde, grollende Ton des Löwen lässt die Pferde, die dösend am vom Feuer angeleuchteten Baum stehen, jäh auf schrecken.
Rafe aber fährt alarmiert zu den Felsen herum.
Und dann kommt der Knall.
Rafe hört die Kugel nicht, nur den rollenden Widerhall des peitschenden Schusses zwischen den Felsen. Der Puma brüllt noch einmal und heult dann kurz auf. Etwas klirrt hinter den Felsen. Es klappert laut. Sechzig Yard Entfernung mehr nicht, schätzt Rafe, und jemand hat geschossen.
Rafe springt vom Wagen, reißt das Gewehr mich sich und rennt los, genau auf die Felsen zu.
Vor Rafe, dicht zwischen den Felsen, taucht jäh ein Schatten auf. Wieder brüllt der Löwe tief und knurrend, dass das Echo grollend rollt, aber weiter entfernt, sehr weit schon.
Der Schatten ist zwischen den Felsen und bewegt sich - Mondlicht auf einem Gewehrlauf.
Mein Gott, denkt Rafe bestürzt, reißt die Augen auf und bremst mitten im Lauf. Der Bursche will auf mich feuern.
Rafe jagt den ersten Schuss hinaus, den Zweiten. Er schießt rasend schnell und hört das grelle Jaulen der Querschläger, die von den Steinen abprallen.
Der Schatten kommt jäh hoch. Er zeichnet sich einen Moment klar vor dem vom Mond beleuchteten Felsen ab. Aus dem Gewehr des Burschen schlägt eine Feuerlanze und Rafe ist nicht mehr als vierzig Yards von ihm entfernt. Unmöglich zu verfehlen, denn er steht auf freier Fläche.
Die Kugel heult jedoch haarscharf an Rafe vorbei, während er unwillkürlich kurz zusammenzuckt, aber selbst noch zweimal abdrückt. Da hört er den heißeren Schrei des Mannes, sieht ihn verschwinden und vernimmt das Gepolter. Rafe senkt den Gewehrlauf ein wenig und späht zwischen die Felsen. Der Mann ist fort. Einer, der ohne Grund auf ihn geschossen hat. Warum hat er gefeuert? Warum nur?
Rafe rennt mit großen Sätzen auf die Felsen zu und hört das Poltern auf der anderen Seite. Steine kollern. Er biegt um die Ecke und sieht den Mann auf dem steilen Hang rennen. Er hastet auf zwei angebundene Pferde zu.
Rafe bleibt stehen.
Mondlicht fällt in die Senke und macht alles fast taghell. Die Schatten der beiden Pferde fallen lang über den Boden. Der Mann läuft die letzten zwanzig Yards seltsam eckig und schief in der Schulter.
“Stehenbleiben!”, schreit Rafe scharf und hebt das Gewehr an die Schulter. “Halt - stehenbleiben! Ich schieße - halt!”
Der Mann wirft sich herum und reißt seine Waffe hoch.
Rafe feuert. Das Gewehr ruckt an seiner Schulter. Das Echo rast zwischen den Felsen wie in einem Irrgarten dahin und prallt überall zurück.
Die Waffe des Burschen kracht ebenfalls, doch die Kugel klatscht gegen einen Felsen einige Schritte neben Rafe. Dann dreht sich der Mann, knickt ein und verliert das Gewehr. Er stürzt zu Boden, liegt einen Augenblick mit dem Kopf in Richtung seiner Pferde und kriecht dann los. Mühsam bewegt er sich vorwärts und sieht sich um, als Rafe auf ihn zu rennt.
“Liegenbleiben! Die Hände nach vorn!”, faucht Rafe grimmig und kommt langsam näher. Der Lauf seines Gewehrs zeigt auf den Mann. “Ich drück ab! Ich schieße, Mann. Bleib liegen! Hände nach vorn.”
Der Mann zuckt zusammen und wird schlaff. Am Boden neben ihm liegt ein hoher, breitrandiger Hut.
Großer Gott, denkt Rafe verstört, als er den Burschen erreicht. Der kommt ja von drüben.
Da liegt er und hat Calzones an. Achtzig Meilen weit auf amerikanischem Boden. Neunzig Meilen bis zur Grenze. Einer von drüben.
 

DeletedUser13032

klasse geschrieben, der abschnitt mit der pumajagd gefällt mir sehr gut - mal was anderes :)
 

DeletedUser

Und wieder mal geht es weiter. :)
Übrigens: Ich habe einen kleinen, unauffälligen, nicht so leicht zu findenden und nicht sehr schlimmen logischen Fehler in meiner Geschichte.
Er ist mir auch erst vor kurzem aufgefallen. ;)
Mal sehn, wer ihn als erster entdeckt...




Fortsetzung Unerfreuliche Neuigkeiten


Rafe sind die Knie seltsam weich, als er sich bückt, den Revolver des Mannes aus dem Halfter zieht, sein Messer zur Seite schleudert und ihn rumdreht. Der Kerl hat noch eine der üblichen einläufigen und mit Ziselierungen bedeckten Pistolen vorn im Gürtel stecken. Ein wachsbleiches Gesicht leuchtet im Mondlicht, mit Bart, dunkel und kurzgeschnitten. Rafe wirft einen Blick auf die Hände des Mannes, dann weiß er es.
Das ist einer der Sorte, die von gewissen Aufträgen leben und nie hart arbeiten. Ein Revolvermann. Seine Kleidung ist zu gut für einen gewöhnlichen Cowboy. Seine Pferde sind zu schnell und zu teuer für einen armen Mann.
Rafe legt ihm die Hand an den Hals und fühlt den Puls. Er ist sehr schwach. Hastig steht er auf und eilt zu den beiden Pferden.
Der stirbt, denkt Rafe bestürzt. Es war zu unsicheres Licht, und er bewegte sich zu schnell, als dass ich ihn in den Oberschenkel hätte treffen können. Stattdessen hat die Kugel ihn am Bauch erwischt. Er verliert zu viel Blut. Ganz zu schweigen von den inneren Verletzungen.
An einem der Sättel ist eine Flasche Agavenschnaps mit seinem typischen, durchdringenden Geruch in einer Halterung befestigt.
Rafe setzt dem Mann die Flasche an die Lippen und gießt ihm langsam etwas Schnaps in den Mund. Der Mann hustet, schluckt dann aber und stöhnt, dann öffnet er die Augen und starrt zum Himmel.
„Beweg dich besser nicht, Freundchen“, rät Rafe ihm mit ruhiger Stimme.
Er zuckt zusammen, der Mann von drüben und sieht ihn an. Seine Lider flattern, als er ihn erkennt.
„Oh - oh“, stöhnt er mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Oh, ich hab furchtbare Schmerzen. Hilfe… Bitte, Monroe - bitte.“
„Ja“, seufzt Rafe bitter und geht wieder zu den Pferden des Mannes. „Wo hast du Verbandszeug?“
„In der Satteltasche. Bitte, schnell, Monroe! Ich sterbe vor Schmerzen.“
Rafe holt das Verbandszeug. Es ist zu wenig, er weiß es, aber er verbindet ihn trotzdem. Der Mann hat die Hände auf die blutende Wunde gedrückt. Rafe kniet sich neben ihn.
„Nimm die Hände weg. Hörst du, nimm sie fort!“
„Ja. Oh… Ich sterbe - ich sterbe.“
„Du stirbst nicht, mein Freund“, sagt Rafe, aber er kann dem anderen dabei nicht ins Gesicht sehen. „Warum hast du geschossen? Woher kennst du mich?“
„Bringst du mich nicht um?“ Die Frage klingt ein wenig überrascht.
„Nein.“
„Raoul schickt mich. Juans Bruder.“
Das ist es also, denkt Rafe und beginnt zu frieren. Juan Gonzales Bruder Raoul, der Schnapshändler, der sicher alle zwielichtigen Kerle in seiner Gegend genau kennt und ihnen nur Geld und Schnaps genug zu versprechen braucht.
„Hat er dich geschickt?“
„Ja. Du sollst nicht nach drüben kommen.“
„Warum nicht? Was ist passiert?“
Der Mann stöhnt und versucht sich aufzurichten, was ihm nicht gelingt. Er kann Augenblicke nicht antworten. Schweiß glänzt auf seinem Gesicht.
„Warum nicht, Mann?“
„Fünf Tage - die letzte Frist - fünf Tage - oh!“, stammelt der Mann. Er muss von Rafe gehalten werden, denn er versucht sich den Verband abzureißen.
„Was für eine Frist, Mann?“
„Bezahlen - fünfzigtausend Dollar - bezahlen. Oder er stirbt. Das Ultimatum - fünf Tage von heute an - Mitternacht. Bezahlen - oder sterben.“
Bryan, schießt es Rafe plötzlich durch den Kopf, und die Kehle ist ihm wie zugeschnürt. Das hat mit Bryan zu tun. Santa Fe - ein weiter Weg. Und Juans Bruder. Seine Rache, wie immer da drüben. Die ganze Familie rächt einen aus der Sippe.
„Hat Raoul Bryan erwischt?“, will Rafe wissen.
„Ja - gefangen. Er verlangt Lösegeld, fünfzigtausend Dollar. In fünf Tagen - Mitternacht.“
„Wo soll das Geld hingebracht werden?“
„Zu - zu Pacos Haus. Einer von uns wird warten. Oh, ich sterbe - ich sterbe.“
„Du stirbst schon nicht“, meint Rafe heiser. „Einer holt es also ab. Wie heißt er?“
„Miguel Santoz. Er wird das Geld holen - fünf Tage, das Ultimatum.“
„Weiß Bryans Vater Bescheid?“, forscht Rafe weiter.
„Ja - er weiß es. Einer hat ihm die Botschaft gebracht. Er hat Nachts einen Brief hinterlassen. Er ist schon wieder zurück.“
„Was stand in dem Brief? Wie heißt du?“
„Tonio Vegas. Der Brief - er soll bezahlen, oder sein Sohn stirbt.“
„Was stand noch drin? Antworte!“, fragt Rafe scharf.
„Er hat alles geschrieben - von dem Pferd, alles. Raoul hat Bryan Hal ausgefragt, bis er alles erzählte. Er hat geschrieben, dass Hal mit dir seinen Bruder gesucht hat, der das Pferd gestohlen hat.“
Rafe runzelt leicht die Stirn. „Und sonst nichts?“
Vegas versucht zu grinsen und stichelt dann:
„Vielleicht zahlt der Alte nicht, wenn er weiß, dass sein eigener Sohn ihn bestohlen hat. Raoul ist schlau.“
„Wo steckt er mit Bryan?“
„Du findest ihn nicht. Ich sag es nicht.“
„Dann wirst du hier liegenbleiben, Vegas.“
Der andere sieht ihn an und seine Augen flackern unsicher.
„Ich sag es… die Sierra de la Junta, die Schlangenschlucht, am Lampazos-Bach oben. Die Hazienda hat früher Don Diego de Prieta gehört. Du kommst da nicht ran. Da sind genug Wachen.“
 

DeletedUser

Aufgrund technischer Schwierigkeiten mit meinem I-net-Zugang,
hat es dieses Mal etwas länger gedauert... blöder Anschluss :mad:!


Fortsetzung Unerfreuliche Neuigkeiten


Rafe geht nicht darauf ein.
“Wann musst du zurück sein?”
“Ich - ich hab dem Mann, der den Brief auf die Ranch brachte, gesagt, dass ich dir in die Berge nachreiten muss. Sie werden auf mich warten. Ich sollte schon gestern zurück sein, aber vielleicht denken sie, dass ich dich suche.”
“Oder dass du nie mehr kommst, Vegas. Nun gut, dann werden sie von dort verschwinden, so schlau wird dein Freund Raoul schon sein. Habt ihr sonst noch ein Versteck?”
Vegas stöhnt heiser.
“Gib mir Wasser, bitte. Ich hab solchen Durst.”
“Ich hab nur deinen Agavenschnaps.”
“Dann gib mir den, bitte…”
“Warte noch. Wie viel Mann hat Raoul?”
“Fünf oder sechs, ohne mich. Gib mir doch…”
“Und Bryan? Wenn er das Geld hat, lässt er ihn frei?”
“Ich weiß nicht… Ich weiß nichts. Der Schnaps, gib mir doch den Schnaps”, stammelt er.
“Du weißt es nicht?”, fragt Rafe zynisch. “Aber ich weiß es. Kein Mensch bei euch würde sich darum kümmern, wenn einer von euch sich mit einem solchen Geschäft Geld verdient, ich kenn das. Raoul wird ihn nicht freilassen, wie?”
“Vielleicht. Er lacht nur immer. Gib mir doch endlich…”
“Solltest du zu der verfallenen Hazienda zurückkommen?”, unterbricht ihn Rafe unerbittlich.
“Ja, aber das hilft dir nichts. Du bekommst Hal nicht heraus. Sie müssen das Geld bei Paco abliefern. Dort sollen sie warten, bis Hal eintrifft. Ich glaube, er wird nie eintreffen. Wenn sie versuchen, dem Mann zu folgen, der das Geld von Paco abholt, denn übergibt er es nach einigen Meilen einem anderen, verstehst du?”
“Schlau genug. Und Paco? Weiß er Bescheid?”
“Sie haben seine Tochter.”
Allmächtiger, dieser Teufel, denkt Rafe entsetzt. Dann bringt kein Mensch Paco zum Reden. Sie haben es so sicher aufgebaut, dass jeder, der dem Geldüberbringer zu folgen versucht, in eine Falle reitet.
Old Jeremy wird zahlen, ganz sicher wird er zahlen. Und er wird befehlen, dass niemand den Kerl verfolgt, der das Geld abholt, weil sonst Bryan getötet wird.
“He, Vegas, hast du meiner Spur gut folgen können?”, will Rafe wissen.
“Leicht und schnell. Eine deutliche Fährte.”
“Warst du zuerst mit dem Briefübermittler auf meiner Ranch?”
“Ja. Er ist längst fort. Sie haben ihn nicht erwischt. Er hat es in der Nacht getan.”
“Vorgestern in der Nacht? Du bist mir also zwei Tage gefolgt?”
“Ja.”
Vorgestern, überlegt Rafe. Am Morgen haben sie den Brief gefunden. Daraufhin wird Old Jeremy sofort Benton losgeschickt haben. Benton, der macht keinen Fehler. Er hat sicher gleich an mich gedacht. Der sucht mich und findet mich auch.
“Bist du gestern Nacht auch geritten, Vegas?”
Vegas stöhnt abgerissen. Es dauert fast drei Minuten, eher er mühsam antworten kann.
“Nicht immer - nach Mitternacht hab ich Rast gemacht.”
“Wie viele Stunden?”
“Etwa viereinhalb oder fünf Stunden - Wasser, bitte… Wasser.”
Sieben Stunden für Charlie Benton. Er wird sie auf fünf verkürzen, das ist sicher. Benton wird mit einem halben Dutzend Pferde reiten, um mich zu finden - und schnell sein, sehr schnell.
Ich muss ihm entgegen reiten. Es geht Gott sei Dank nach Südosten, also näher auf die Grenze zu, denkt Rafe. Nur, was wird aus dem hier und den Tieren?
“Wasser - bitte, Wasser! Gib mir doch den Agavenschnaps!”, bettelt Vegas.
“Keinen Schnaps. Ich hol dir Wasser, warte hier. Trink keinen Schnaps! Das verträgst du nicht.”
Rafe steht auf, geht zu den Pferden und schnallt die Flasche fest. Vegas Waffen nimmt er mit. Hastig läuft er zum Lagerplatz, seine Trinkflasche holen, dann zum Teich, um Wasser zu beschaffen.
Als er wieder an den Felsen ist, hört er Vegas schreien und rennt in langen Sätzen in die Senke.
Vegas ist nicht mehr auf seinem Platz. Er liegt bei den Pferden, die Schnapsflasche neben sich. Wie er es geschafft hat, hinzukriechen und sich hochzuziehen, ist Rafe ein Rätsel.
“Vegas - Vegas!”
Vegas bäumt sich auf und streckt die Hände zur Seite aus. Dann sinkt er zurück und liegt still.
Er wird nie mehr das Land verlassen, in das er kam, um jemanden zu verfolgen.
Rafe Monroe blickt stumm auf ihn herab.
Schließlich nimmt er Vegas Pferde und denkt an seine Packtiere. Einen Spaten und eine Hacke hat er bei seinen Gerätschaften. Er wird Vegas begraben und dann die Löwin mit ihrem Jungen freilassen. Großes Glück für die beiden Katzen, ein verpatztes Geschäft für ihn, aber Bryan ist wichtiger.
Ist er mit der Arbeit fertig, wird er reiten müssen. Die übrigen Vierbeiner und den Wagen kann er in einem Tal lassen, dass man als natürlichen Corral bezeichnen könnte. Dort haben sie Futter und sind vor Raubtieren sicher. Benton kommt ganz sicher und er wird die beiden rauesten Burschen mitbringen, die auf der Ranch sind. Vier Männer, das müsste reichen, Bryan zu befreien.
Fünf Tage um Mitternacht. Jetzt noch drei.
Dann muss das Geld bei Paco in Tierra Amarilla sein.
Bis zu diesem Termin haben sie Zeit.
Danach ist sie abgelaufen…
Die letzte Frist!

***
 

DeletedUser

Fortsetzung

Kapitel 3 Gefangen oder Was ist mit Rafe?


Die Schritte kommen, sie hallen im Gang.
“Bryan”, flüstert sie zitternd und drückt sich an ihn. “Bryan, er kommt! Ich erkenne seinen Schritt. Der Teufel kommt wieder.”
Er sitzt an der Wand, hat den Arm um sie gelegt und hält sie fest.
“Du brauchst keine Angst zu haben”, erwidert Bryan und wischt sich mit der einen Hand über die aufgeplatzt Lippe. “Mehr als umbringen kann er uns nicht, Anita.”
“Bryan, er bringt uns um. Mein Gott, hier findet uns niemand!”
Die Schritte halten an, dann wird ein Riegel zurückgeschoben, und die schwere Tür aus starken Bohlen fliegt auf.
Für einen Moment kann Bryan Hal in den Gang sehen. Es ist ein Gewölbegang, von dem rechts und links die Keller abgehen. Über diesem Gewölbe steht nicht mehr viel von der einstigen Hazienda, die im Guerillakrieg von Porfiro Diaz verbrannt wurde und auf der seit Jahren niemand mehr lebt - bis vor wenigen Tagen.
Vielleicht hat Don Diego de Prieta in diesen Kellern einmal seine Weine gelagert. Vielleicht zeugten sie einst vom Reichtum des Besitzers. Heute sind die meisten Gewölbe eingefallen, haben keine Türen mehr uns sind voller Unrat und Schmutz.
Ein paar Decken sind hier drin, auf denen er sitzt und Anita festhält.
Die Helligkeit kommt vom Gang herein und blendet ihn. Zwar gibt es eine Art Luftloch in diesem Keller, einen schmalen Schacht links an der Außenwand, aber so eng, dass man gerade eine Handspanne Tageslicht sieht, mehr ist es nicht.
Der erste Mann kommt herein. Er hat Bryans Revolver in der Hand und stellt sich an die Wand. Es ist keiner von Bryans Landsleuten dabei. Selbst der abgebrühteste amerikanische Bandit würde wild werden, wenn er wüsste, dass Raoul Gonzalez einen seiner Landsmänner gefangen hält. Wahrscheinlich wäre Bryan dann bald frei, und Gonzalez säße im Keller. Nur, dann würden die geflüchteten Amerikaner Bryans Vater um sein Geld erleichtern.
“Steh auf, Gringo!”
Er bleibt sitzen, als der zweite Mann eintritt, und sieht ihn finster an.
Der Kerl ist stiernackig, breitschultrig und hat ein aufgeschwemmtes Gesicht, wie ein pockennarbiger Mestize. Am Gürtel baumelt eine Peitsche, in der Hand hält er eine dicke Zigarre und kaut daran, bis er den Rest Zigarrenblatt endlich zwischen den Lippen hat und ihn ausspucken kann.
Seine tiefliegenden, stechenden Augen fixieren Bryan böse.
“Aufstehen, Gringo! Hast du nicht gehört, du Mörder, der meinen Bruder heimtückisch erschossen hat? Du Dieb, stehst du wohl auf? Die Hand soll dir verfaulen, mit der du deinen Vater bestohlen hast. Die Hand soll dir abgehackt werden, mit der du meinen Bruder… Hörst du nicht, he?”, blafft der Mexikaner.
Der dritte Kerl kommt auch noch herein. Sie sind bis an die Zähne bewaffnet. Jeder hat zwei oder sogar drei Revolver, schleppt ein Gewehr über dem Rücken und hat das andere in der Hand. Ihre Messer stecken in den Gurten.
Raoul Gonzalez bleibt stehen, seine Hand wandert zur Peitsche.
“Por dios, Bryan! Ich bitte dich, steh auf!”, flüstert Anita und blickt ängstlich zu den Männern auf.
“Der Dreckskerl!”, knurrt Bryan verächtlich. “Bei uns würden sie ihn an den nächsten Baum hängen, wenn er ein Mädchen mitnimmt. Ich steh nicht auf, vor dem nicht!”
“Hast du gesagt `Dreckskerl`, du Dieb, du? Da hast du`s!”
Die Peitsche fliegt. Bryan rollt sich auf die Seite und stößt Anita auf die andere. Die Schnur klatscht an die Wand.
Raoul brüllt zornig und schlägt wie besessen zu, bis er ihn getroffen hat.
Anita entfährt ein entsetzter Schrei.
 

DeletedUser

Fortsetzung

Kapitel 3


“Aufstehen - wird es bald?”, faucht Gonzalez.
“Ich bin nur zu klug, um mich weiter von dir schlagen zu lassen, sonst würde ich nicht aufstehen”, keucht Bryan und kommt langsam auf die Beine. “Lass mal deine Burschen verschwinden und leg deine Armeeausrüstung an Waffen ab, Gonzalez, dann kannst du die Peitsche ruhig behalten.”
“Du bist frech, was? Du denkst, ein Gefangener muss gut behandelt werden, damit er sein Geld wert ist, denkst du, si? Hast den großen Mund, bist noch immer der reiche Sohn von deinem Vater, wie? Vielleicht zahlt er nicht, was? Morgen, Hal, bezahlt er oder du stirbst.”
Er lacht wie ein Teufel und klopft sich mit der Peitsche an den Stiefelschaft.
“Du wirst nichts bekommen als eine Kugel, Gonzalez. Das weiß ich. Sei dir nicht so sicher. Er kommt vielleicht mit der ganzen Mannschaft.”
“Si, meinst du?”, schmunzelt der Mexikaner spöttisch. “Einer ist immer hier oben, sitzt an der Treppe. Was denkst du, ist er schneller als die, die wir fünf Minuten vor ihrem Kommen sehen? Dann bist du schön still, bevor sie hier sind, haha. Er ist ein kluger Mann, sagt man von ihm, nicht wahr? Er ist sehr klug und sehr, sehr reich. Viel zu klug, der gute Vater, den du bestohlen hast. Si, du hast ihn bestohlen, deinen guten Vater. Du bist schlecht, du taugst nichts, du treibst dich rum. Du trinkst, bah! Du trinkst Fusel und gehst mit Mädchen wie der da, bah! Du bist schlecht!”
“Na und? Immerhin nicht so dreckig wie du”, kontert Bryan giftig.
“Du willst Schläge haben, was? Soll ich sie mal rufen? Ist doch seltsam, vorher hat er Angst vor mir. Da bietet er Geld, da winselt er um sein Leben. Und als er Schläge bekommt, da wird er frech und hat plötzlich Mut. Woher hast du Mut? Erkläre Raoul das, los!”
“Vielleicht haben mir Prügel gefehlt?”, geifert Bryan zynisch.
Gonzalez lacht schallend auf.
“Hörst du, Carlos! Ihm haben Prügel gefehlt, dem guten Bryan Hal. Ist er nicht ein Witzbold? Ist er nicht ein Spaßmacher? Wer weiß, vielleicht wirklich? Dein Vater wird sich freuen, wenn er dich sieht. Ich werde ihm schreiben, dass du ihm das Pferd gestohlen hast.”
“Das kannst du ruhig. Ich erzähl es ihm schon selber. Ich bin nicht mehr zu feige dazu. Du kannst mir keine Angst mehr einjagen, Gonzalez, die Zeit ist vorbei. Ich weiß, dass ich hier rauskomme, und das ohne dass du einen Cent bekommst.”
“Was? Ohne Geld bist du Dreck, du Strolch. Denkst du, dass dein Freund Monroe kommt, si?”
“Der jagt dich in die Wüste, Mann!”, faucht Bryan.
“Haha! Der jagt keinen mehr, nicht einen. Er ist schachmatt, dein guter Freund Monroe”, grinst Gonzalez und zuckt scheinbar bedauernd mit den Schultern.
Bryan horcht auf.
“Was - was sagst du da, du Ungeheuer? Was ist mit Rafe?”
“Du hörst es”, erwidert der Mexikaner und klopft sich mit der Peitsche an den Schenkel. “Ausgetrickst ist der gute Mensch. Sehr, sehr plötzlich, was für ein Pech für ihn.”
Bryan wird bleich und schluckt.
“Das - das ist nicht wahr, du Kerl, du schmutziger. Niemand kann Rafe… Mann, hast du etwa…?”
Er grinst, das Scheusal, und lacht dann hämisch.
“Si, so ein Pech, ich habe! Hörst du, ich habe meinen Freund Vegas geschickt. Aber der hatte Pech. Er ist nicht zurück gekommen. Brauche ich ihm auch kein Geld zu bezahlen.”
Wieder zuckt er bedauernd mit den Schultern.
Bryan sieht rot und ballt die Fäuste.
“Du Dreckskerl! Ich werd dir…”
Er stürmt los und sieht den Kerl an der Tür augenblicklich sein Gewehr heben. Der andere springt ihm entgegen und rammt ihm den Revolverlauf in den Bauch. Bryan bleibt stehen und knirscht mit den Zähnen.
“Hast du ein Glück, du Fuselbrenner”, stößt er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. “Ich glaub dir nicht. So, dieser Vegas hatte also Pech?”
“Si, Pech für ihn, aber auch für deinen Freund Monroe. Sie haben sich gegenseitig austricksen wollen. Vegas ist sehr schnell mit Pistolero, und dein Freund, mein lieber Freund Monroe - nun, auch sehr schnell mit dem Revolver.”
“Woher weißt du das?”, will Bryan wissen.
“Ich habe bei eurem Sheriff Freunde. Vor drei Tagen wurden beide gefunden, sie waren tot. Morgen ist das Begräbnis in Durango. Ein großes Begräbnis, hörst du?”
“Rafe”, flüstert Bryan tonlos und setzt sich hin. “Das ist doch nicht wahr? - Du verdammter Greaser, du schmutziger, grinsender Teufel! Das wirst du bezahlen, ich schwöre es dir! Lass mich raus, ich bring dich ins Jail. Ich komme wieder!”
Gonzalez lacht schallend und schlägt sich klatschend auf den Schenkel.
“Du kommst wieder? Si, du kommst wieder - du wirst mich besuchen, si? Schöner Besuch - höhöhö!”
“Dir wird das Lachen noch vergehen, Greaser”, knurrt Bryan voller hilfloser Wut.
Gonzalez Grinsen verschwindet augenblicklich.
“Du sagt besser nicht noch mal Greaser zu einem Ehrenmann, sonst bekommst du tatsächlich Prügel, und die da auch. Der Vater von ihr ist ein ganz schlechter Kerl. Hat euch gesagt, wer Pferd geholt hat. Ich sollte ihm das Maul stopfen. Na, vielleicht tue ich es noch. So, nun weißt du, was deinem Freund Monroe passiert ist. Er kommt nicht mehr, um dir zu helfen. Nun ja, vielleicht hätte er dich geholt, denn er ist schlau, der Teufel - gewesen. Na gut, habt ihr Hunger oder werdet ihr so satt? Willst du was zu trinken, reicher Hal?”
“Ich pfeif auf deinen Fusel!”
“Er will nicht mehr trinken!” Gonzalez lach schon wieder. “Der Kerl ist anständig geworden. Das sagt du nur. In Wirklichkeit hast du Durst, höllischen Durst, na?”
“Ich hab keinen Durst! Scher dich raus, du Ungeheuer!”
“Si, ich bin ein Ungeheuer, ein großes Ungeheuer. Ich werde dich auffressen, hähä! Auch keinen Hunger, hä?”
“Nein!”, brüllt Bryan.
Gonzalez lacht schallend und dann geht er und lacht noch, als er schon im Gang ist.
Die Tür knallt zu und sie sind allein. Bryan sitzt links auf der Decke. Anita rutscht zu ihm heran. Sie sieht ihn an und schluckt.
“Es ist nicht wahr, was er über mich sagt, Bryan”, flüstert sie leise.
“Ich weiß, Anita”, murmelt er und lässt den Kopf hängen.
“Manchmal denke ich, dass du mir nicht glaubst. Ich bin nicht wie mein Vater.”
“Und ich nicht wie meiner, sonst wäre ich nicht hier, hätte mein ganzes Leben anders eingerichtet. Diese Land, meine seltsamen Freunde… Es hat mir geschmeichelt, immer Geld zu haben und für jeden bezahlen zu können. Was für ein schäbiges Leben. Ich bedaure alles.”
Sie senkt den Kopf. “Si, du bedauerst alles, Bryan, ich weiß es.”
Er sieht sie an und schüttelt den Kopf.
“Nein”, sagt er hastig. “Nicht das, was du denkst, Anita. Ich bedaure nicht, dass ich dich kennen gelernt habe. Damals warst du siebzehn und ich neunzehn. Ich bedaure es nicht, wirklich nicht.”
Er wendet sich ihr zu und nimmt ihr Gesicht in seine Hände.
“Si, Bryan, ich glaube dir”, sagt sie leise, kann ihm dabei aber nicht in die Augen sehen.
“Ich weiß, dass du mir nicht glaubst, Anita, es ist aber wahr. Ich bin glücklich, dass es dich gibt.”
“Und mein Vater - bist du auch glücklich, dass ich seine Tochter bin? Ich kann doch nichts für ihn, Bryan, ich - ich…”
Ein Schluchzen dringt aus ihrer Kehle.
“Anita, nun wein doch nicht. Ich mache dir doch keinen Vorwurf. Als wir uns kennenlernten, wusste keiner von uns viel vom Leben. Ich mochte dich gern, aber es wurde erst vor einiger Zeit anders, da wurde es mehr. Ich werd es meinem Vater sagen.”
Sie sieht ihn erschrocken an. “No, Bryan! Dann wird er dich enterben, auf der Stelle. Du und Pacos Tochter… unmöglich! Das weißt du!”
“Ich werd es ihm trotzdem sagen. Ich kann arbeiten. Handeln kann ich wie kein anderer. Soll er mich ruhig enterben. Ich werd ihm beweisen, dass zu etwas nütze bin. Bei ihm zählt nur die Leistung, die kommt zuerst. Es ist nicht wichtig, ob du reich oder arm bist. Wichtig ist, dass du etwas leistest. So ist das bei ihm. Ich werd ihm alles sagen, auch das mit dem Pferd. Ich hoffe, er verzeiht es mir.”
“Ich will nicht, dass du meinetwegen dein Elternhaus verlierst. Das bin ich nicht wert, hörst du?”, sagt Anita eindringlich und streift sanft seine Hände ab.
“Warum nicht? Ich rede nicht so, weil wir hier drin sitzen müssen. Ich rede so, weil ich weiß, dass ich dich gern habe, mehr als jeder andere”, beharrt Bryan. “Hast du jemals einen anderen geküsst?”, will er plötzlich wissen.
“Bryan… was sagst du da?”
“Ich bin verrückt, ja. Ich bin eifersüchtig. Ich geb es zu.”
Jetzt ist sie es, die sein Gesicht in ihre Hände nimmt und ihn dazu bringt sie anzusehen.
“Wir werden heraus kommen”, flüstert sie zuversichtlich. “Ich fühle es.”

***
 

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Es geht mal wieder weiter hier.
Hat ein bisschen gedauert, sorry.
Ich bin krank.
Viel Spaß!


Fortsetzung


Kapitel 4 Ein neuer Trick


Der Mann fährt sich über die Stirn, in die das graue Haar hängt. Er schwitzt wie die anderen und atmet heftig.
Dann sieht er sich um.
Rafe kauert drei Yards links von ihm auf den Knien hinter dem Geröll, das hellbraun den Boden bedeckt.
“Rafe, siehst du was?”, zischt er zu ihm hinüber.
“Nicht genug. Etwas zuwenig, Charlie! Dort rechts sind die Felder, links ist der Bach. Er macht eine Schleife. Ich kenne die Gegend nicht, ich war nie hier.”
“Das ist Wahnsinn”, murmelt Jeff Burns zwischen den Zähnen. Er hockt gleich neben Rafe hinter den Felsbrocken. “Du kommst heran wie auf einem Präsentierteller, wie ein Hase, der eine halbe Stunde Männchen macht, Rafe.”
“Meinst du? Wart es ab, Jeff. Es ist übel, aber es ist der einzige Weg. Ich weiß ja nicht mal, wo sie einen Posten haben. Zum Glück sind die Mauern zum Teil nieder gebrochen worden. Wenn ich nur wüsste, wo sie Bryan und das Mädchen gefangen halten. Verflucht noch mal, das macht mich wahnsinnig. Herankommen kann ich, aber suchen werd ich nicht können. Fünf Mann wahrscheinlich, ziemlich viel für uns beide, Charlie.”
“Wir können alle kriechen!”, schlägt Burns vor.
“Auf keinen Fall. Zwei sind schon zuviel. Einer wäre gerade richtig.”
“Du kannst nicht allein hin”, wirft Benton ein. “Wenn sie aufpassen und dich sehen, dann ahnen sie sofort, dass wir auch hier sind. Die denken doch nie dran, dass du allein gekommen bist. Sie werden die halbe Mannschaft hier vermuten. Rafe, allein geht es nicht. Einer muss dich decken.”
“Ja, ich weiß. In zwei Stunden soll das Geld abgeliefert werden. Sie brauchen etwa fünfeinhalb Stunden bis hierher, um Bescheid zu sagen, das keiner gekommen ist, der Geld gebracht hat.”
“Zeit genug, Rafe.”
“Sicher, aber wo sollen wir sie nur suchen da drin? Die Hazienda ist zu weitläufig. Da gibt es tausend Möglichkeiten. Wenn ich doch bloß ein Geist wäre und könnte mich ungesehen dort umschauen.”
“Höhö! Du bist doch einer!”, gluckst der große Davis. “Wo doch heute deine Beerdigung gewesen ist? Ein Glück, dass der Sheriff mitgespielt hat. Ich wette, der Halunke da drinnen weiß es längst.”
“Natürlich weiß er es. Solche Nachrichten wandern sehr schnell. Noch dazu hat es der Sheriff ausgerechnet den Leuten erzählt, die im Verdacht stehen, mit den Vieh- und Pferdedieben auf dieser Seite in Verbindung zu stehen, Sam. Gib mir mal das Fernrohr, Charlie.”
Er bekommt es und blickt hindurch. Die Mauern rücken sechsfach näher.
“Rafe”, meint Benton. “Mir kam es so vor, als wenn da rechts etwas war. Siehst du das Gebäude, das noch steht?”
“Ja”, antwortet Rafe nach kurzem Zögern. “Auf dem Dach ist ein Schornstein. Alle Teufel, ich lass mich hängen, wenn dort nicht einer sitzt. Komm mal neben mich, Charlie. Ich glaub, da hockt wirklich einer am Schlot.”
Charlie rutscht neben ihn unter die Decke. Sie haben die wollene Pferdedecke über einige in den Boden bebohrte Holzpflöcke gezogen, damit kein Mondlicht auf das Fernrohr oder ihre Waffen fallen kann. Ein leichtes Blinken nur, und alles könnte vorbei sein, ehe es angefangen hat.
“Links, Rafe?”
“Ja. Pass mal genau auf, ob der sich bewegt.”
“Und du?”
“Ich muss die Farbe anrühren. Das ist so ein ins Braune gehendes Gelb hier.”
“Du hast schlimmere Ideen als ein Indianer.”
“Wenn sie sich bezahlt machen…”
Rafe kriecht drei Schritte zurück den Hang hinunter und setzt sich hin.
“Dave, gib mir mal das Wasser, bitte.”
Zwischen seinen Knien liegt eine der Satteltaschen. In ihr stecken sieben oder acht verschiedene Tüten mit Farbe. Die Farbskala reicht von Rostrot bis Weiß. Solche Mischungen erhält man in Mexiko in jedem kleinen Ort, denn die Leute streichen damit ihre Lehmhäuser. Rafe bekommt den Ledereimer mit Wasser und die beiden Decken. An die Decken ist an der Schmalseite eine dünne mit Stoff umwickelte Gerte von gut einem Yard Länge genäht. An dem Stock sind zwei Lederschlaufen befestigt.
“Ich muss genau den Farbton der Steine da unten treffen. Halt mal die Tüte fest, Sam”, ordert Rafe.
Sam Davis hält die Tüte und Rafe rührt die Farbe ins Wasser.
“Du, das trocknet, dann wird es heller, Rafe!”
“Ich weiß, ich will sie nur nicht zu dunkel haben. Halt mal eine Ecke von der Wolldecke hoch.”
Davis hält sie hoch, Rafe nimmt die Farbe und tränkt den Zipfel. Die Decke ist aus schwerer Wolle gewebt und saugt das farbige Wasser schnell auf. Rafe wringt den Zipfel aus und betrachtet ihn prüfend, um dann nach oben zu robben und ihn mit den Steinen zu vergleichen, die fast bis zur Außenmauer der Hazienda sechshundert Yards den Boden bedecken.
“Sam, komm her! Was meinst du?”
Davis taucht neben ihm auf und äugt über die Geröllbrocken.
“Hm, könnte beinahe hinkommen. Schon ein bisschen zu dunkel, was?”
“Es ist warm, sie trocknet schnell. Ich denke, so ist es richtig. Komm tauchen wir die Decken ein und wringen sie aus.”
“Ihr werdet euch darunter totschwitzen.”
“Immer noch besser, als erwischt zu werden, wie ihr es unbedingt vorhattet. Wollen durch das zugewachsene Feld oder vom Bach aus heran. So eine Narrheit! Was meint ihr, worauf die Halunken am meisten achten? Doch wohl niemals auf einen glatten, übersichtlichen Streifen, über den keiner kommen kann, ohne sofort entdeckt zu werden.”
“Du hast ja recht”, gibt Davis zu. “Aber auf die Idee mit der Decke konntest bloß du kommen.”
“Unsinn”, schmunzelt Rafe. “Hab ich von meinem Vater gelernt, ist nicht meine. - Halt mal fest. He, siehst du was, Charlie?”
“Ich seh` gar nichts, Rafe. Alles ruhig, keine Bewegung.”
“Pass weiter auf, vielleicht schlafen sie, ich glaub es nur nicht. Es ist völlig ruhig. Das gefällt mir immer weniger. Aber sie sind hier. Wir haben noch vor der Dämmerung Leute gesehen.”
Die Decken werden ausgebreitet. Der felsige Boden hat sich während der Tagesstunden so aufgeheizt, dass sie sicher in einer Stunde, obwohl sie dick und grob gewebt sind, durch und durch trocken sein werden.
Fünf Minuten mögen vergangen sein, als Charlie leise zischt:
“Rafe, schnell, komm her! Auf dem Dach steht einer.”
“Was?”
Augenblicklich kriecht er los, liegt Sekunden später neben Charlie, hat das Fernrohr in der Hand und sieht es. Dort steht einer, geht nun bis zur Dachkante, entfernt sich vom Schornstein und beugt sich vor. Anscheinend redet er mit jemandem, der unten im Hof steht, und plötzlich verschwindet er.
“Er ist runtergestiegen, Charlie, weg ist er. Das Haupthaus ist rechts an der Ecke der Mauer. Da, ich seh` ihn. Er kommt hinter dem Stück eingestürzter Mauer entlang und geht nach links. Sollten sie dort kampieren, nicht im Haupthaus an der Ecke? Da ist der nächste Mann schon wieder oben, Charlie. Der Kerl hat ein Gewehr.”
“Ich seh` das Blinken bis hierher, Rafe. Stell dir vor, der sieht uns und schießt einmal zur Warnung. Dann kommen wir nie ran.”
Der Mann auf dem Dach geht zum Schornstein und stützt sich auf.
“Charlie, wir kriechen los”, entscheidet Rafe kurz entschlossen und schiebt das Fernrohr zusammen.
“Was, gerade jetzt? Der steht doch noch, Rafe!”
“Eben drum. Solange er steht, kann er alles sehen und wird sich viel sicherer fühlen, als wenn er sitzt. Nimm die Decke mit und komm zu mir. Sam, das Gewehr!”
Burns hat genau wie Davis ein Gewehr mitgenommen. Charlie Benton knöpft die Weste fest zu, das gleiche macht Rafe. Sie haben auf die Lederwesten am Rücken je zwei Schlaufen genäht und legen sich auf den Bauch. Sam Davis steckt nun das Gewehr mit der Mündung nach unten in die Schlaufen.
“Fertig, Charlie?”
“Ja”, meint Benton gepresst. “Junge, wenn das nur gut geht. Du zuerst, aber nicht zu schnell. Sechshunderts Yards kriechen, du lieber Himmel! Und das unter der Decke.”
“Nur die letzten Schritte langsam. Die sehen uns niemals, ich sag es dir. Komm, ich wette, Sam und Jeff sehen uns nach hundert Yards nicht mehr.”
“Na, hoffentlich”, brummt Charlie Benton, streift sich die eingefärbte Decke über, fasst die Griffe an und gleitet hinter Rafe her über den Hang. “Heiliger Strohsack, das wird warm.”
“Macht`s gut”, raunt Sam hinter ihnen her.
Und Jeff Bruns zischt: “Passt auf euch auf!”
 

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Vom Krankenbett aus der nächste Teil...
Viel Spaß! ;)

Fortsetzung

Ein neuer Trick


Sie kommen gut voran. Nun erreichen sie eine flache Bodenwelle, von oben wirkt jedoch alles eben. Rafe kann sogar kauern, ohne von der Mauer aus gesehen zu werden.
“Charlie, runter mit der Decke. Hol mal Luft, sie sehen uns nicht.”
Charlie Benton schwitzt. Unter der Decke kommt er sich wie in einem Backofen vor. Die Nächte in der Wüste sind zwar meist bitterkalt, aber die Sonne ist noch nicht lange untergegangen und die Steine haben sich während des Tages so aufgeheizt, dass es einem immer noch vorkommt, als wäre es helllichter Tag.
“Mein Gott, ist das heiß, Junge”, schnauft er und wischt sich den Schweiß aus den Augen.
“Ob Jeff und Sam schon in den Sätteln sitzen?”
“Hoffentlich noch nicht.”
Gleich darauf machen sie sich wieder auf den Weg. Jetzt wird es wirklich eben wie ein Brett. Ab und zu bleiben sie regungslos liegen, lugen vorsichtig unter den Decken hervor zur Mauer. Das Hausdach ragt über die Mauer hinweg. Oben ist der Schatten zu erkennen. Der Mann steht immer noch. Er vertritt sich die Beine, geht hin und her.
“Weiter, Charlie. Kannst du noch?”
“Ja, keine Sorge.”
Dreimal halten sie an. Charlie rinnt der Schweiß so arg herunter, als wenn er im Nieselregen steht. Er bekommt schlecht Luft. Vor ihnen ist die Mauer - und dann hört er Rafes leises Zischen.
“Charlie, zehn Schritt vor der Mauer halten wir an. Ich weiß nicht, wo die Kerle stecken, vielleicht liegen sie ausgerechnet an dieser Ecke hinter der Mauer.”
“Ist gut”, zischelt Benton zurück.
Weiter. Charlie Benton hält den Atem an, als vor ihnen jemand redet. Jäh liegen sie beide still.
“Meinst du, dass der Alte bezahlt, meinst du wirklich?”, fragt ein Mann in Spanisch.
Ein anderer Mann antwortet:
“Was will er machen, wenn er ihn wiederhaben will, he? Er wird bezahlen, ich sag es dir! Oh, ich kann schon nicht mehr schlafen. So viel Geld! So viel Monedas! Stell dir vor, jeder von uns bekommt tausend Dollar!”
“Da behält er immer noch fünfundvierzigtausend für sich, schöne Stange Geld, was?”
“Es war sein Bruder.”
“Bah, die haben sich doch gegenseitig betrogen. Jetzt heuchelt er tiefe Trauer. El fariseo!”
“Red nicht so laut! Er könnte es hören.”
“Die Wahrheit kann er ruhig hören. Dieser Fusel - das ist ein Zeug! Wenn man schon Wasser trinken muss, um den Geschmack loszuwerden, fuera diablo!”
Wasser plätschert, einer gurgelt und spuckt dann aus.
“Nimm den Krug mit. Ich werd den Fusel mit Wasser mischen. Was würdest du für dreimal gebrannten Tequila bezahlen, Benito?”
“Was fragst du so dumm? Es gibt doch keinen hier?”
“Na, was würdest du bezahlen, Mann?”
“Zehn Peso.”
“Drei Dollar, eine ganze Flasche. Du gibst mir drei Dollar von deinem Geld.”
“Ich hab`s ja noch gar nicht, hombre!”
“Du bekommst es aber.”
“Eh… vielleicht bezahlt der Alte doch nicht. So viel Geld, oh Mama! Das auf einem Haufen. Weißt du, was ich denke?”
“Na?”
“Es ist Sünde, so viel Geld für nur einen Mann!”
“Hm, aber es ist sein Bruder.”
“Ich sage doch, er hat ihn nie gemocht. Einfach zuviel Geld nur für Raoul.”
“Das ist wahr, aber er wird dich k.o. schlagen, wenn du mehr verlangst.”
“Wenn wir alle mehr verlangen, dann nicht.”
“Felipe und Pancho machen da nicht mit, die halten zu ihm.”
“Ach, la chusma! Sie sind auch mit wenig zufrieden, schön verrückt die beiden. Also, drei Dollar?”
“Drei Dollar.”
Schritte entfernen sich.
Rafe kriecht los, liegt an der Mauer und schiebt sich weiter, bis er zu dem eingefallenen Stück kommt. Dort legt er seine Decke beiseite und zieht langsam, tief geduckt im Schatten der Mauer, sein Gewehr aus den Schlaufen auf dem Rücken.
Im nächsten Moment hat er die Waffe in der Hand.
Irgendwo rechts murmelt jemand, etwas klappert hell. Dann klirrt es, und einer knurrt barsch:
“Was trinkt ihr dauernd, he? Ihr sollt aufpassen und nüchtern bleiben, cachài? Wozu bezahle ich euch sonst?”
“Nur einen kleinen Schluck, damit wir munter bleiben”, beschwichtigt einer der Männer von vorhin.
“Sagt mir nur, dass ihr müde seid! Ihr wartet doch schon auf das Geld wie der Teufel auf eine arme Seele, bandidos. Hört mit dem Saufen auf!”
“Ja, ja.”
“Benito, steig auf die Mauer und achte auf den Weg.”
“Er kann noch lange nicht kommen.”
“Tust du jetzt, was ich dir sage?”
Rafe zuckt zurück uns sieht Benton an, der keine zwei Schritte hinter ihm kauert.
“Unter die Decken, schnell, Charlie!”
Er zieht die Decke hoch, verschwindet unter ihr, neben sich das Gewehr und liegt augenblicklich still.
Schritte kommen. Es poltert rechts von ihnen.
“Siehst du was, Benito?”
“Nein, nichts. Es kommt keiner.”
“He, Felipe, siehst du was?”
“Ich seh` auch nichts.”
Felipe antwortet vom Dach aus. Er sieht also auch nichts. Auf der Mauer direkt über ihnen schurrt es und etwas kratzt heftig. Einmal poltert es, dann kollern Steine.
Sie warten etwa zehn Minuten, dann kommt Rafe unter seiner Tarnung hervor und rückt den Revolvergurt zurecht.
Danach erst schiebt er sich ganz langsam bis an die abgebröckelte Mauer und späht über sie hinweg.
Er sieht nun das Haus. Es ist zur Hälfte eingefallen, nur der Nordteil steht noch. Oben auf dem Dach ist der Posten zu erkennen. Er entfernt sich gerade. Rafes Blick wandert nach links.
Da sieht er den überdachten Säulengang hinten in der Ecke. Am Ende des Gangs stehen Pferde im Schatten, dort ist auch ein Teil des Hauses erhalten geblieben. Vor ihm aber, keine fünfzehn Yards entfernt, ist der Brunnen. Er ist aus Stein und hat einen gut meterhohen Rand. Rafe duckt sich langsam wieder und wendet sich zu Benton um.
“Charlie, du bleibst hier liegen und zieh die Decke über dich. Ich kriech bis zum Brunnen. Ich muss über den Hof bis zum Säulengang kommen. Ob ich es schaffe, weiß ich nicht. Gib mir Deckung und achte auf den Kerl auf dem Dach. Ich will jetzt los. Komm neben mich und nimm das Gewehr. Ich brauch es nicht mehr.”
“Junge, das geht nicht gut”, murmelt Benton besorgt.
Rafe antwortet nicht und zieht sich an der Mauer hoch. Er kann nichts sehen, da er sich die Decke wieder übergezogen hat. Ein wenig Licht bringt der Mondschein, als er seine Tarnung leicht anhebt. Langsam schiebt er sich den Schutthügel hinauf, aber noch ist er nicht oben. Das Gefühl, nichts sehen zu können, vielleicht aber selber gesehen zu werden, treibt ihm den Schweiß aus allen Poren. Endlich ist er oben, liegt still und wartet. Nichts rührt sich, nur Charlie Benton flüstert leise von unten:
“Weiter, Rafe, weiter. Der auf dem Dach schaut nicht her und der Brunnen deckt dich gegen den Säulengang.”
Er kriecht weiter.
Dann ist er drüben im Hof und schiebt sich samt Decke auf den Brunnen zu. Monroe erreicht ihn. Die Einfassung wirft links einen Schatten. Er kriecht in den Schatten und richtet sich vorsichtig auf. Noch etwa zwanzig Yards bis ans Ende des Säulenganges und zu den Pferden neben dem flachen Bau. Wo liegen die Männer? Wo ist Bryan mit dem Mädchen?

***
 

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So, nun kommen wir langsam, aber sicher zum Endspurt.
Das große Finale... :D!


Fortsetzung

Kapitel 5 Showdown


Der Mond beleucht den ehemals blitzsauber gehaltenen Innenhof der Hazienda. Die Pferde unter dem überdachten Säulengang schnauben ab und zu, schlagen mit den Schweifen nach lästigen Insekten. Irgendwo draußen in den Hügeln heult ein Kojote, ein zweiter antwortet.
Rafe zaudert. Das Risiko ist verdammt groß, wenn man nicht weiß, wo sich der Feind befindet.
Er hört jemanden gähnen. Das kommt vom Haus. Ein Mann hustet und brummt:
“Benito, geh noch mal zur Mauer.”
Du großer Gott, durchzuckt es Rafe entsetzt - der kommt am Brunnen vorbei, dann muss er mich sehen.
Er presst sich an die Brunneneinfassung und hört etwas Klappern, dann kommen die Schritte. Es knirscht auf dem Kiesboden des Hofes. Der Mann nähert sich.
Rafe kauert am Brunnen, den Revolver in der Hand unter der Decke. Die Schritte kommen immer näher. Der Mann kann nur noch sechs, sieben Meter entfernt sein.
Jetzt muss er Rafe sehen, die Decke erkennen und etwas wird ihn stören.
Rafe schleudert die Decke mit dem linken Arm weg und sieht den Mann vor sich.
Es ist ein bärtiger, schmieriger Kerl, der den Mund aufmacht und dessen Augen sich jäh weiten. Rafe federt aus der Hocke hoch. Er sieht den Mann den Mund schließen, wieder aufreißen und hört ihn rufen, bevor er etwas unternehmen kann:
“Hier - hier! Cuidado!”
Der Bursche greift zu seinem Gurt, aber nicht zum Revolver. In seiner Hand funkelt ein Messer, als er sie hebt. Rafe hat zwar den Revolver auf ihn gerichtet, schießt aber nicht. Stattdessen streckt er blitzschnell die Linke vor, rammt sie unter den Arm des anderen und schleudert die Hand mit dem Messer zur Seite. Dann schlägt er zu. Er sieht den Mann zur Seite kippen, stürmt an ihm vorbei und hetzt in wilden Sprüngen auf die Säulen zu.
Er kommt schnell näher, hört weit hinter sich einen Schrei und denkt an den Posten auf dem Dach.
„Halt, wer…“
„Schießt, schießt!“
Dort vorn bewegt sich etwas im Schatten hinter den Säulen, links der Pferde auch.
Hinter ihm brüllt plötzlich ein Gewehr mit Donnergetöse in die Nachtstille hinein. Mit einem Ruck zieht Rafe seinen zweiten Revolver unter dem Hemd hervor, hat ihn in der linken Hand und steuert auf die erste Säule zu.
Unmittelbar rechts der Säulen taucht ein Mann auf, eine Waffe blinkt. Der Kerl kommt aus dem flachen Anbau und schießt sofort, noch ehe Rafe an der ersten Säule ist. Der Blitz aus dem Revolver taucht die Säulen und den Anbau in rotes Licht. Rafe wirft sich nach vorn, hört die Kugel pfeifen, prallt an die Säule und kniet. Der Mann schießt noch einmal, bevor Rafe seine Waffe heben kann. Die Kugel jagt gegen den Stein und heult ab.
Der Posten von der anderen Seite kommt. Rafe feuert.
Er hat den Schrei in den Ohren, sieht den Mann rückwärts taumeln und zwischen den Pferden zu Boden fallen. Die Tiere tänzeln nervös, durch die Schüsse verschreckt, und reißen an ihren Anbindeseilen.
Rafe sieht den ersten Mann einen Satz zurück machen. Er steht nun gut sichtbar vor der weißen Wand. Zweimal, dreimal kracht Rafes Revolver. Der Mann schreit gellend. Rafe schnellt sich ab, springt auf die nächste Säule zu und presst sich hinter sie.
Da hört er plötzlich Bryan in höchster Not schreien:
„Jungs, schnell, schnell! Er kommt, er kommt!“
Die Stimme klingt irgendwie dumpf. Der Keller! Rafe rennt los, erkennt die Tür vor sich, streckt den Arm aus und feuert zweimal blindlings in das matte Licht hinein, das aus dem Raum schimmert.
Drinnen brüllt ein Mann. Bryan schreit noch immer. Rafe kommt mit einem Satz um die Tür und wirft sich sofort nach rechts. Dort liegt etwas am Boden, Sättel. Er stürzt, hört einen Schuss und spürte einen harten Schlag an der Schulter. Hinten im Raum sieht er einen Mann stehen. Dort ist eine Tür. Von dort kommt auch das Licht. Hinter der Tür geht es nach unten .
Während ein Mann am Boden kauert und sich die Seite hält, feuert sein Kumpan, der dicht neben der Tür steht. Die Lampe, die unten im Gang hängen muss, beleuchtet ihn von hinten.
Rafe rollt sich über den Boden, sieht den Mann sich drehen und schießt aus dem linken Revolver. Dann wird sein Hand kraftlos. Er kann die Waffe nicht mehr halten. Der Schmerz schießt durch den Arm. Keuchend rollt er sich herum, kann den Revolver mit der linken Hand anstoßen und ihn nach rechts schieben. Die leer geschossene rechte Waffe lässt er fallen. Mit eine heißeren Schrei steht er auf. Vor ihm wankt der übrig gebliebene Gegner in der Tür, knickt ein und fällt auf den oberen Treppenabsatz.
Unten aber ruft Bryan durchdringend:
„Jungs! Er kommt, schnell, beeilt euch!“
Die Treppe, denkt Rafe, und stürzt auf sie zu. Er sieht den Mann am Geländer lehnen und schleudert ihn mit einem Stoß vor sich her.
Aus dem Gang unten kracht es zweimal dumpf und dröhnend. Der Mann knickt ein, dreht sich und sieht Rafe seltsam starr an.
„Raoul, warum hast du - mich…“
Dann bricht er zusammen.
 

Jigelp

Pubquiz-Champion
Ehemaliges Teammitglied
Oh, jetzt sieht es schlecht aus. Oder ist da keiner unten bei Bryan? Und warum wird Rafe plötzlich Raoul genannt?
 

DeletedUser

:D Das stimmt schon so, wart mal ab... Rafe hat nicht auf ihn geschossen...
 

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Fortsetzung

Showdown


Die Schüsse kamen von unten. Allem Anschein nach hat Gonzalez den Kerl mit Rafe verwechselt. Sicher dachte er, dass Rafe die Treppe herunter kommen würde und schoss sofort.
Plötzlich hört Rafe von unten das dumpfe Krachen einer Tür, dann den entsetzten, gellenden Schrei Anitas. Hastig läuft er die Treppe runter. Unten sieht er die offene Tür am anderen Ende des Ganges und hört den dröhnenden Schuss im Kellergewölbe widerhallen.
Anita schreit noch einmal auf, seltsam hoch und spitz. Dann poltert es zwei mal.
Ein paar Augenblicke später brüllt Raoul Gonzales:
“Zurück! Kommt nicht her! Ich habe ihn niedergeschlagen. Ich erschieße ihn, wenn ihr nicht verschwindet! Ich habe ihn - bleibt weg!”
Rafe geht ganz langsam, schiebt sich an der Wand entlang und lässt die schwere Tür nicht aus den Augen. Sie steht halb offen. Er hat den Revolver auf die Öffnung gerichtet. Den verletzten Arm presst er an seine Seite. Die Lampe hängt weit hinten im Gang an der Decke. Sie schwankt leicht, scheint auf die Tür und taucht sie in Licht.
“Gonzales”, ruft Rafe grimmig. “Du kommst niemals lebend hier raus. Wir erwischen dich. Komm freiwillig und lass ihn in Frieden, sonst hängen wir dich auf, das versprech ich dir.”
“Und ich verspreche dir, dass ich ihn erschießen werde, wenn du nicht verschwindest! Ich habe ihn, verstehst du?”
Es schurrt etwas in dem Raum, die Tür bekommt einen Stoß.
Im nächsten Augenblick fällt Bryan in den Gang, bleibt einen Schritt vor der Tür liegen und bewegt sich nicht.
„Jetzt pass gut auf!“, faucht Gonzalez aus der Dunkelheit des Kellers wild. „Ich ziele auf ihn. Ich sehe dich, ich bin hier und sehe dich durch die Türangeln. Wirf den Revolver weg, du - du lebst ja noch, du Schurke, du lebst! - Weg mit dem Revolver und dann aus dem Gang zurück, cachài?“
„Das Mädchen“, fragt Monroe und fixiert den schmalen Spalt zwischen Tür und Angeln. „Was ist mit dem Mädchen, Gonzalez?“
„Diese Närrin“, erwidert der Mexikaner kalt. „Dein Freund Hal hatte sich vor sie gestellt, um sie zu schützen, aber als ich hereinkam, stieß sie ihn fort und stürzte sich auf mich. Sie wollte mir den Revolver aus der Hand reißen, dabei löste sich ein Schuss. Ich weiß nicht, was mit ihr ist. Es ist zu dunkel hier drin. Lass fallen, oder Hal ist tot.“
„Du kommst nicht weg!“
Rafe macht die Hand auf, die Waffe poltert zu Boden. Er kann nun den stiernackigen Mann erkennen, der langsam aus der Tür tritt, sich dreht und den Revolver auf ihn richtet.
„Raus!“, sagt Gonzalez fauchend. „Hinauf mit dir. Ich werde schießen, wenn ihr nicht verschwindet. Ich schwöre es euch, ich tue es. Gehst du wohl hoch, Monroe?“
Er steht lauernd und tödlich gefährlich vor Bryan, sein Revolver zeigt auf Rafe, der langsam rückwärts geht und an die Treppe stößt.
„Schneller, Monroe!“
Die Stimme von Gonzalez hallt dumpf durch den Keller.
Und dumpf auch durch jenes Loch, das hoch an der Wand ist und nach draußen führt.
Die Stimme kommt wie aus einem Trichter zu Charlie Benton hoch.
Der alte Charlie sieht durch das Loch, hat die Hand ausgestreckt und zielt.
Er sieht Gonzalez gegen das Licht der Laterne, erkennt den Revolver, der nicht auf Bryan zeigt, und lässt den Hammer los.
Rafe ist genau an der Treppe und neben dem Banditen, den Gonzalez an seiner Statt erschossen hat.
Im nächsten Augenblick dröhnt es laut durch den Keller. Gonzalez zuckt zusammen, dreht sich, knickt ein und stürzt im rollenden Donner, der durch den Keller fegt, an die Wand neben der Tür. Dabei verliert er den Revolver. Er sitzt plötzlich mit dem Rücken an der Wand.
Rafe aber sieht, wie der Mexikaner mit der linken Hand nach der am Boden liegenden Waffe fasst. Der Revolver kommt hoch, schwenkt und richtet sich auf Bryan.
Vor Monroe aber liegt der Revolver des toten Banditen.
Er bückt sich, hebt die Waffe auf und feuert zweimal blitzschnell.
„Rafe, alles in Ordnung?“
„Ja“, sagt Rafe heiser, als Davis und Benton in den Keller stürzen. Er lässt den rauchenden Revolver sinken. „Er wollte doch tatsächlich noch auf Bryan schießen, der Verbrecher. Das Mädel, mein Gott… Hast du es mitbekommen, Charlie?“
Charlie sieht auf Rafes Schulter, rennt dann los und stürmt in den Keller. Sam Davis geht zu Bryan, zieht ihn hoch und rüttelt ihn.
Rafe stolpert vorwärts. Davis lässt Bryan los und nimmt die Laterne vom Haken. Von draußen kommt Burns Stimme.
„Einer ist weggerannt. Die anderen hab ich hier. Alles in Ordnung hier oben. Was ist mit Bryan?“
„Er wacht gerade auf“, ruft Davis zurück. „Hier ist Licht, Charlie, was ist…“
Bryan kommt torkelnd auf die Beine, sieht Rafe groß an und hält sich an der Wand fest.
„Rafe! - Du bist - oh, mein Kopf - mein… Anita!“
Er dreht sich, stößt sich ab und bleibt in der Tür schwankend stehen.
„Keine Angst, Bryan. Sie hat auf der Seite gelegen. Ich dachte schon, es wäre sehr schlimm“, sagt Charlie ganz ruhig und hebt das Mädel vorsichtig hoch. „Die Kugel ist durch den Oberarm gegangen. Anita hat ziemlich viel Blut verloren und ist ohnmächtig. Alle Achtung, hat sie sich wirklich auf den Kerl gestürzt?“
„Ja“, antwortet Bryan und blickt Rafe immer noch verwirrt an. „Sie stieß mich zur Seite. Ich stand vor ihr, um sie vor dem Kerl zu schützen, und flog gegen die Wand. Ich weiß nicht, woher sie die Kraft genommen hat, so leicht bin ich ja auch nicht. Ehe ich mich umdrehen konnte, hörte ich den Knall und wurde von dem Halunken niedergeschlagen. Charlie, gib sie mir und kümmer dich um Rafe. Ist das nicht ein prächtiges Mädchen, Rafe?“
„Das hab ich dir ja gesagt, als wir uns das letzte Mal sahen“, murmelt Rafe leise. „Ich weiß nicht, was ich an deiner Stelle tun würde, aber…“
„Aber ich weiß es“, erwidert Bryan fest. „Und wenn mein Vater mich enterbt, arbeiten kann ich immer noch, auch für zwei! Und für noch mehr! Danke, Charlie.“
„Bedank dich bei dem, nicht bei mir, Junge.“
Charlie Benton lächelt leicht und nickt in Rafes Richtung, als er Anita Bryan in die Arme gibt. Dann bemerkt er den Blick, den Bryan und Rafe wechseln.
„Würdest du dich bei mir bedanken, Rafe?“, fragt Bryan, als er mit Anita losgeht.
Rafe sieht ihn an. Er lehnt an der Wand, ist ein wenig blass um die Nase, aber er lächelt.
„Nein“, murmelt er sanft. „Das wollen wir gar nicht erst anfangen, was?“
Und er lächelt noch, als er Bryan an der Treppe verschwinden sieht.
Man sieht sich an, wenn man sich versteht, denkt Rafe Monroe. Mehr braucht man doch nicht, wie? Unter Freunden gibt es keinen Dank. Was einer für den anderen macht, das muss er freiwillig tun und nie dafür Dank erwarten, sonst ist es keine echte Freundschaft.
Dann geht er los.
Charlie links von ihm und Davis an seiner rechten Seite.
Sie treten hinaus in die Nacht und schauen zum Brunnen.
Dort kniet Bryan am Boden, hat den Kopf des Mädchens in seinem Schoß und wird gleich mit dem Verband um ihren Arm fertig sein.
Sie hat ihre dunklen Augen weit offen und sieht ihn an.
„Ich fahre mit dir fort“, murmelt sie leise. „Ganz weit, Bryan. Auch in die Stadt, Bryan?“
„Ja, Liebes, auch in die Stadt. Und die Leute, die wir besuchen, werden sagen, dass du jeden Tag schöner wirst.“
„Jeden Tag schöner, Bryan… nur für dich.“
„Nur für mich, ja.“
Er streichelt über ihr Haar und lächelt.


***


Ein Kapitel kommt noch! :)
 

DeletedUser

Hm. Vorerst ja. Weiter hatte ich noch nicht gedacht.
Mal sehn, vielleicht fällt mir noch was ein. :)
 

DeletedUser

Nach langer, langer Zeit endlich das Ende der Geschichte.
Habe mich nun doch dazu entschlossen, sie hier enden zu lassen.
Alles weitere wäre unpassend.

Epilog

Ein halbes Jahr später auf der Veranda von Rafes kleinem Farmhaus.

"Dieses kleine Haus", poltert der alte Mann unwillig und schaukelt ein paar mal mit dem Schaukelstuhl, auf dem er sitzt, vor und zurück. Nicht ohne dabei ein besonders grimmiges Gesicht zu ziehen. "Ich möchte wissen, was ihr an diesem Haus alle findet. Was ist denn an ihm dran, he? Mein Sohn kommt mit seiner Frau hierher, meine Tochter lebt mit ihrem Mann hier, anstatt dorthin zu gehen, wohin ein Rancher gehört. Wozu habe ich die große Ranch? Wozu dieses Riesenhaus, wenn keines meiner Kinder in ihm wohnen will?
Rafe, sollen Charlie und ich vielleicht auch noch herziehen?"
"Jeder Mann in seinem Haus", erwidert Rafe und lächelt sanft, als Hellen von hinten an ihn herantritt und ihm die Hände auf die Schultern legt. Neben ihm sitzt Anita auf einem Stuhl, am Geländer lehnt Bryan. "Ich verwalte deine Ranch für deine Tochter, deinen Sohn und deine Enkelkinder von hier aus. Hellen hat das so gewollt."
"Hellen hat das so gewollt", macht ihn der Alte brummig nach. "Sie will ja alles, was du willst. Und dieses schwarzhaarige Frauenzimmer macht auch nur das, was Bryan will. Was, zum Teufel, habt ihr mit euren Frauen gemacht, dass sie euch so gehorchen? - Nun gut, also bleibt hier, aber morgen kommt ihr zu uns zum Essen, verstanden? Charlie, sag doch auch mal was!"
"Rafe hat Recht", sagt Charlie, der ebenfalls dabei sitzt.
"Rafe hat immer Recht."
Und Bryan Hal grinst.

*** Ende ***
 

Jigelp

Pubquiz-Champion
Ehemaliges Teammitglied
Kurz und knapp, aber genial. Endlich bist du wieder da und damit ist diese tolle Geschichte endlich auch abgeschlossen (der Vollständigkeit wegen). Keine langen Erzählungen und sonstiges überflüssiges Zeugs, einfach nur eine kleine, witzige Szene - kurz gesagt, das Ende ist perfekt.:)
 
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