Hallo Leute!
Ich weiß, dass eine Fortsetzung nach so langer Zeit vielleicht keine gute Idee ist, dass ich die Geschichte vielleicht nicht auf dem vorherigen Niveau fortsetzen kann, dass mir vielleicht alles misslingt... aber dennoch werde ich versuchen, sie voranzutreiben, da sie damals ja anscheinend vielen Leuten gefallen hat.
Teil 7:
Arayon erwachte mit hämmernden Kopfschmerzen. Neben ihm saß seine Schwester, den Kopf müde auf ihren Schultern niedergelassen. Sie schlief, wunderschön wie eh und je. Ihre blonden Haare fielen bis auf ihre Brust, und ihre weichen Gesichtszüge hatten schon so manchem Mann gefallen. Ihre tiefblauen Augen brachten jeden dazu, ihr zu vertrauen - manche sogar zu sehr. Manchmal war ihre Schönheit für sie sehr hilfreich und manchmal unglaublich gefährlich. Wenn es Männer gab, die für sie bereit waren, alles zu geben, dann war sie zusammen mit ihrem Mann in Gefahr. Einem Mann, den sie bereits vier Mal ausgetauscht hatte, und alle vier bisherigen hatten ihren Tod im Kampf um sie gefunden. Der fünfte lebte noch, aber niemand wusste, wo. Eines Tages hatte er den Schneider ihrer Stadt überfallen und die Flucht ergriffen, was seine zurückbleibende Frau in Verruf brachte. Und diesmal, auch wenn Arayon das noch nicht wusste, war die Liebe nicht Lillys Mann zum Verhängnis geworden. Erst als Arayon sich aufrichtete und sie genauer ansah, bemerkte er die Bluttropfen, die von ihrer Haarspitze auf ihr Kleid hinuntertropften. Er erschrak und sprang sofort aus dem Bett, wobei der dünne Schorf seines rechten Armes sofort aufsprang und das Blut in strömen an seinem Körper hinunterlief. Trotz des unglaublichen Schmerzes, der seinen Arm erfüllte, hatte er im Moment nur Gedanken für das einzige, was ihm noch geblieben war: Lilly. Er blieb vor ihrem Stuhl stehen und fixierte sie einen Moment lang eingehend. Dann hob er vorsichtig die Hand und drehte ihren Kopf zur Seite. An ihrer Schläfe befand sich eine Platzwunde, aus der eine wahre Blutfontäne sprudelte.
"Lilly?"
Ein leises Gurgeln kam mit einem Schwall Blut aus ihrer Kehle. Arayon, der Erfahrung mit Verletzungen hatte, wusste dass kein Mensch der Welt jetzt noch etwas für sie tun konnte. Er nahm ihre Hand, und Tränen stiegen in seine Augen. Jahrelang hatte er nach und nach alles verloren, was er geliebt hatte. Seine Schwester war immer das Kronjuwel seiner Liebe gewesen - er würde es nicht verkraften, sie auch noch zu verlieren. Sie war von klein auf immer aufrichtig und gut gewesen, hatte jedem geholfen und nicht den kleinsten Funken Hass in ihr. Sie war stets freundlich gewesen und hatte selbst in den Zeiten, in denen die Familie nicht mehr genug hatte, mit den noch Ärmeren geteilt. Sie hatte selbst um die Gnade des Mörders ihres Vaters gebeten. Ihr zartes und unschuldiges Leben, das sie voll auf die Nächstenliebe ausrichtete, war mit einem Schlag vernichtet worden. Es erschien ihm unglaublich, die Schwester, die er so lange geliebt hatte, zu verlieren. Sie war so ein wunderbarer Mensch gewesen... Und den Bastard, der ihr Leben ausgelöscht hatte wie eine Kerze, würde bluten für seine Tat.
"Wer?"
Lilly spuckte abermals Blut, ehe sie schwach röchelte: "Hawkins..."
Ihr Kopf fiel zur Seite. Arayon wollte ihr unbedingt etwas nettes sagen, ihr sagen, wie wichtig sie ihm war... Er wusste nicht, was nach dem Tod auf ihn wartete, und ob er jemals wieder etwas zu seiner Schwester sagen konnte. Er wusste, dass sie stets Todesangst gehabt hatte, und er wollte ihr noch etwas mit auf den Weg geben. Und auch wenn er wusste, dass er es später bereuen würde, sagte er nur einige Wörter. "Lebe wohl, Lilly. Wir werden uns wiedersehen, daran glaube ich. Ich liebe dich." Er küsste sie zärtlich auf die Wange, nahm ihre Hand und setzte sich auf sein Bett. Ihr Puls wurde langsamer, und bei ihrem letzten Atemzug brach er in Tränen aus. Alles war so irreal... Seine Welt war gerade zusammengebrochen...
Blitzschnell wurde aus seiner Trauer blanker Zorn - Zorn auf den Mörder. Was hatte er für einen Grund gehabt, Lilly zu töten? Er sprang auf und schritt langsam Richtung Ausgang. Er zerrte wütend an den Alarmglocken, damit die Ärzte die Leiche seiner Schwester pflegen konnten. Ihre Schönheit sollte erhalten bleiben, so wie seine Erinnerungen an sie. Er eilte auf die Straße, noch immer in die blutgefüllten Lumpen gehüllt, mit denen er gegen die Indianer gekämpft hatte.
"Hawkens!" Seine brüchige Stimme hallte von den Wänden der belebten Stadt wieder. Die Sonne stand hoch am Himmel und alle Menschen, die auf dem Marktplatz im Zentrum des Dorfes feilschten, drehten sich um und näherten sich ihm aufgeregt.
"HAWKENS!" Sein Gesicht wurde rot, als der Mörder nicht auftauchte. Mehrere Male schrie er auf, immer wütender und lauter, ehe sich eine kleine Menschentraube einen Weg zu ihm bahnte. Fünf bewaffnete Männer standen vor ihm, Vigilanten. Vigilanten waren Menschen, die sich dem korrupten Rechtssystem widersetzten und eine Art von Selbstjustiz praktizierten.
"Wer bist du?" Ein großer, braunhaariger Mann hatte sich vorgedrückt und baute sich vor Arayon auf.
"Wer ich bin, ist unwichtig."
"Nun gut, wenn du uns nicht sagen willst, wer du bist, dann sag uns, was du willst." Der Mann, der der Anführer der Vigilanten zu sein schien, betrachtete abgeneigt die Wunde Arayons, aus der unglaublich viel Blut hervorquoll.
"Hawkens."
"Und wieso willst du Hawkens haben?"
"Er ist der Mörder meiner Schwester."
Nach diesem Satz herrschte eine eisige Stille innerhalb der Vigilanten, und ein überraschtes Raunen ging durch die Menge, ehe fast alle Anwesenden zu lachen begannen.
"Guter Scherz, Junge. Wir alle wissen, dass Hawkens der ehrlichste Mann Amerikas ist. Er hat uns Heilmittel verkauft, von denen wir vorher nicht einmal träumen konnten, er unterstützt die alten und Waisen - warum sollte er so etwas tun?"
Ein etwas gewichtiger Mann drückte sich durch die Menge, rückte seinen Hut, seinen schwarzen Frack und seine Brille zurecht, räusperte sich hörbar und wartete auf eine Reaktion der Vigilanten, die alle fünf eisig in die Runde blickten.
"Bursche, weißt du wer das ist?"
Arayon musterte den Mann.
"Nein."
"Das ist Sam Hawkens... Findest du es nicht etwas unangebracht, jemanden als Mörder zu beschuldigen, den du noch nie vorher gesehen hast? Vielleicht hast du deine Schwester ja selber umgebracht? Du scheinst sowieso geistig nicht ganz auf der Höhe zu sein."
Er drehte sich um und lächelte den Zuschauern provozierend zu, die sofort zu lachen begannen. Arayons Wut stieg ins Unermessliche, und er packte den Anführer der Vigilanten instinktiv am Hals. Er rückte dessen angsterfülltes Gesicht nahe an sein eigenes, ehe er ihm ins Gesicht spuckte.
"Du musst noch lernen, was Respekt ist, raunte Arayon. Echter Respekt." Seine rechte Faust klatschte dem Vigilanten ins Gesicht, der sofort zu Boden fiel und sich dort krümmte. Arayon blickte nach vorn ins Kreidebleiche Gesicht Hawkens, und in die Läufe von vier Revolvern, die auf ihn gerichtet waren.
So, das war Teil 7! Ich hoffe, er war eine angemessene Fortsetzung!
Bitte hinterlasst euren Kommentar, eure Meinung oder Bewertung zu dieser Geschichte, denn ich möchte wissen, ob ich weiterschreiben soll, oder nicht.
Danke fürs lesen, Arayon!
lg