Und ich hab gestern ... es gibt so Dinge in meinem Leben, da frag ich mich im Nachhinein schon nach dem Verstand ... also nach meinem, so nach dem Motto:
"Du wusstest es doch, Du wusstest doch, dass das Kacke wird, warum siehst Du es Dir trotzdem an? Du wusstest es doch vorher!"
"
Star Trek: Sektion 31" - seit gestern auf Paramount+, und ja, selbst nach
DISCO und
PIC muss man echt sagen: jawohl, es gibt noch schlimmeres
"Star Trek"!
Das sollte ursprünglich mal eine Serie werden. Und über die berühmt-berüchtigte
Sektion 31, die vor allem in
DS9 so genial gezeigt wurde, allein schon dank William Sadler als
Luther Sloan. Aber man wollte unbedingt die
DISCO-Inferno-
Sektion 31 haben ... aus welchen Gründen auch immer ... Beutelratten im Autorenhirn fällt mir da einzig und allein als Grund ein oder halt die ein oder andere Pilzart. Aber sachlich, rein rational kann man das nicht erklären.
Wie gesagt, sollte eine Serie werden. Und man wollte Michelle Yeoh als Zugpferd haben. Und das ist noch die klügste Entscheidung an der ganzen Chose, denn seit
"Everything Everywhere All at Once" weiß auch der letzte cineastische Hinterbänkler, dass die Frau verdammt gut schauspielern kann. Mit Betonung auf "kann", denn anscheinend gehört bei ihr auch eine gehörige Portion "will" dazu, um eine akzeptable Leistung zu bringen. Und davon ist sie weiter entfernt, als die Figur
Michael Burnham von meiner Sympathie.
Aber anscheinend wollte Michelle Yeoh keine Serie, also im Sinne von 45-Minütern. Und so sollte es dann eine Filmreihe werden ... ob das eine gute oder schlechte Entscheidung war, weiß ich nicht, aber ich bin fest davon überzeugt, dass ein 45minütiger Griff ins Klo keinen Deut besser ist als ein 90minütiger. Und nichts anderes ist
"Star Trek: Sektion 31". Als Pilot oder als Auftakt einer Filmreihe ... man kann nur hoffen, dass da nix mehr nachkommt.
Yeoh fungiert nebenher noch als Executive Producer ... ich lass das mal unkommentiert, denn ich weiß nicht, ob ihre schauspielerische Leistung besser geworden wäre ohne diesen Nebenjob. Ich vermute, da ging es nur ums liebe Geld.
Neben Yeoh darf noch eine gewisse Kacey Rohl ihr Nichtkönnen zeigen ... und das Gesicht kannte ich doch irgendwoher ... hab gegoogelt: Birdie, bei
"Fringe" gab es eine Folge, die spielte im Alternativ-Universum, und da hat so ein Inselbegabter mit Kugelschreibern Kettenreaktionen ausgelöst. Und diese Kacey Rohl spielte die Schwester von dem, und ärgerte ihn andauernd mit einem Spielzeugpferd, Du erinnerst Dich? Wenn nicht, auch nicht schlimm.
Das einzig Positive am Cast war für mich Omari Hardwick, der Common verflucht ähnlich sieht. Wirklich, die Ähnlichkeit in manchen Szenen war wirklich erschreckend. Und Common mag ich spätestens seit
"Hell on Wheels" ... und das ist auch schon die größte Leistung des Rest-Casts, dass nämlich einer einem ähnlich sieht, der schauspielern kann. Wahnsinn!
Story? Na gut, ich versuch's mal halbwegs spannend zu beschreiben:
Philippa Georgiou (Yeoh) hat sich nach den "Ereignissen" in
DISCO (als ob da irgendwas Relevantes passiert wäre ... jemals!) auf irgendeine Raumstation zurückgezogen und betreibt dort eine Bar und ein wenig Schwarzhandel (sehr originell, und so noch nie in Star Trek vorgekommen). Eine Stimme, die sich "Control" nennt, beauftragt in feinster Mission: Impossible-Manier einen gewissen "Alpha Team Leader" (die Decknamen-Ideenlosigkeit sucht echt ihresgleichen in ganz Hollywood), Georgiou habhaft zu werden, weil - und setzt Euch bitte hin, denn das wird jetzt der "Oha" und "Wow" und "OMG" auslösende Moment: weil es da ein Objekt gibt, das das halbe Universum auslöschen könnte. Sowas hat es in Star Trek ja noch nie gegeben !!!
Ganz zu Anfang wird noch die junge
Philippa Georgiou gezeigt, wie sie mit einem Jungen wetteifert, um Imperatorin zu werden. Dafür müssen die beiden einzig und allein - und nach längst schon abgeschlossenen Hungerspielen - noch ihre Familien töten ... wahrscheinlich haben beide bis dahin schon ganze Völker abgeschlachtet. Und
Georgiou schafft das halt zuerst, sie wird Imperatorin im Spiegeluniversum und der Junge wird ihr Sklave, dem sie liebevoll - als erste Amtshandlung - mit einem rotglühenden Schwert die Wange streichelt (nachdem sich beide zwei Minuten vorher noch ihrer gegenseitigen Liebe versicherten). Joah, und dann isse halt in der Bar.
Und ab jetzt kommt was wirklich Neues ins Star Trek Universum, denn
"Sektion 31" ist die erste Slapstick-Version von
"Star Trek". Meine Fresse ...
Dieses weltenauslöschende Objekt ähnelt frappierend dem Orb aus
"Guardians of the Galaxy" und wird erklärt, als dass es einen Virus freisetzt, der alle Welten infiziert. Wie setzt man das filmisch um? Genau, indem man eine Atombombenexplosion zeigt, als das Ding am Ende des Films in der Leere aktiviert wird. Das Ding heißt "Godsend", und zwei Figuren parlieren minutenlang slapstickig über den Namen, ob das Ding denn jetzt "Godsent" oder "God's End" heißt ...
"Heißt es jetzt 'Godsent' oder 'God's End'?" - "Kommt auf die Betonung an, hör doch mal zu! Godsssssssssend oder Godsentttttt" - "Versteh ich nicht ... oh ... Moment ... ja jetzt hab ich's auch verstanden, hahaha"
Was hab ich gelacht!
Alle Figuren scheinen sich da im Slapstick-Spiegeluniversum zu befinden, anders kann man das nicht erklären. Jeder Satz soll ein Gag sein, ein Typ läuft da in einem Kampfanzug rum, der irgendwie wohl eine Powerrüstung aus Fallout werden will, wenn er mal groß ist ... der Typ läuft damit durch Mauern, kein Problem, aber in dem Anzug steckt ein Weichei par excellence, um nur ein total lustiges Beispiel zu nennen. Dieses gewollt Komische erweist sich 90 Minuten lang als ein einziger Rohrkrepierer. Das ist stellenweise peinlich und zum Fremdschämen, was da den Schauspielern in den Mund gelegt wird. Komödie gewollt, aber nur humorlosen SchleFaZ gekonnt. Nicht ein einziges Mal musste ich Grinsen (von Lachen will ich ja gar nicht reden), nicht ein einziges Mal. Dabei schmeißen die mit ach so lustigen Onelinern durch die Gegend, wie der Prinz zu Karneval Kamelle unters Volk bringt. Und wie im Karneval, bleiben die Kamelle am Ende liegen und sind "Futter" für die Straßenkehrmaschinen.
Das aber wirklich Allerallerbeste an
"Star Trek: Sektion 31" ist, dass es nicht eine einzige eigene oder gar
"Star Trek"-bezogene Idee gibt. Es ist wirklich alles aus irgendwelchen SciFi-Filmen geklaut, und leider hat man sich nicht nur bei guten Filmen bedient: die Anfangsszene in der postapokalyptischen Wüstenlandschaft könnte glatt aus
"Mad Max" sein, die Klamotten in der Bar erinnern erschreckend an
"Das fünfte Element", dazu passend wird die Art der Musik aus dem Film fast 1:1 kopiert, als nämlich eine Opernsängerin als Alien verkleidet ans Mikrophon tritt. Abseits der Bar werden die Klamotten
"Guardians of the Galaxy"-ähnlicher, wahrscheinlich damit sich der Orb nicht so alleine fühlt. Einem dauergrinsenden und chronisch overactenden Vulkanier sitzt ein kleines Alienmännchen im Kopf (um dessen "lustige" Grimassen zu erklären), so hinter Steuerhebeln, wie in ... genau:
"Men in Black". Eine Szene, in der
Georgiou die S31-Agenten aufdeckt, ist fast 1:1 aus
"XXX- Triple X" geklaut. Das waren die guten Filme, von denen abgekupfert wurde.
Der Rest, und damit erschreckende 80% des Films ist
"Borderlands"! Kein Scheiß:
"Sektion 31" ist die
"Borderlands"-Version von
"Star Trek": der gleiche Plot, auch hier eine Gruppe von sechs Leuten, die die ultimative Waffe entschärfen wollen, dazu genauso schrill, laut, unlustig, schräg (aber nicht im guten Sinne) und fast schon belästigend, mit denselben Dialogen aus der Wortspielhölle, die sich selbst Kalkofe und Rütten nicht wagen würden, über den Äther zu schicken.
Ich geh überhaupt nicht tiefer. Von Figurenzeichnung, die mit "erbärmlich" wohl noch am besten beschrieben ist, will ich gar nicht erst ... weißte,
Georgiou wird als die badassigste Badass-Bitch aller Zeiten eingeführt, die erstmal genüsslich ihre Familie vergiftet (auch so ein Ding: Du siehst, wie die alle sterben, natürlich sehr blutig, aber Du siehst nicht, wie das Gift ins Essen kommt) und danach ihrer großen Liebe das halbe Gesicht versengt, dann erfindet sie auch noch diesen Orb ("Godsent"), also eine Massenvernichtungswaffe, die alles Leben auslöschen sollte, wenn sie von irgendeinem ermordet werden sollte. Also absolut hassenswerte Person, der nur an ihrer eigenen Macht gelegen ist, und für die ein Leben Null Wert hat, eine Massen- und Völkermörderin. Und kaum ist sie in unserem Universum, wird sie von null auf gleich geläutert, dass sie fortan nur noch das Beste für alle will? Glaubhafter wäre nur, wenn es einen Film gäbe, in dem eine Nonne
Freddy Kruger mit einer Bibel auf den Kopf haut, und der sich dann ab sofort nur noch der Heckenpflege des Klosters widmen würde.
"Star Trek: Sektion 31" ist nichts Geringeres als das mit Abstand armseligste Derivat aus Roddenberrys Ideen-Universum, das ich je gesehen habe. Das ist
"Borderlands" mit
"Star Trek" im Titel. Der halbe Film ist ein CGI-Feuerwerk, bei dem Du erst die Orientierung und dann auch die Lust an dieser Art "Schauwerte" verlierst, ganz, ganz schlimm! Nicht falsch verstehen, das CGI ist nicht schlecht, aber ich hab mich mittlerweile daran satt gesehen. Und bei
"Star Trek" kam es noch nie auf CGI an,
"Star Trek: Sektion 31" hat mit
"Star Trek" soviel zu tun wie Uran mit Urin. Und im Grunde genommen, hat da auch herzlich wenig mit
Sektion 31 zu tun. Die Figuren behaupten halt, dass sie dazugehören, das war's dann aber auch schon, der Rest ist Krach, Bumm und Peng.
Ich hab mich ja fast schon daran gewöhnt, dass die alle zu blöd sind für
"Star Trek", dass die alle nicht kapieren, dass
"Star Trek" kein
"Star Wars" ist, dass in
"Star Trek" eben keine abendfüllenden Märchen erzählt werden, dass es da nicht nur um den Kampf Gut gegen Böse geht, aber Du könntest den Film echt als
"Star Wars" labeln,
es würde Dir nicht auffallen, weil Du auch dort mittlerweile nur noch Schund erwartest bzw. die gleiche generische Scheiße, die Dir als SciFi-Märchen unter mittlerweile ja wirklich jedem Label als Original verkauft wird, derselbe einfallslose Einheitsbrei. Du könntest ihn auch als
"Borderlands 2" betiteln und würdest wahrscheinlich super Kritiken lesen, weil Dir zumindest Chris Tall als Synchronsprecher erspart bleibt.
Jetzt kommt aber noch der "Borderlands"-Treppenwitz: in den letzten 30 Sekunden des Films wird die Person gezeigt, die sich hinter "Control" steckt: eine overactende Jamie Lee Curtis!!!
Der Film macht mich einfach nur wütend, und das ist noch das positivste Gefühl, das der in mir hervorruft! Und ich hör jetzt auch besser auf ... ein sowas von minderwertiger Unterfilm ... mir gehen da die Adjektive aus, um diese als Film bezeichnete Wertlosigkeit zu beschreiben.
1/1.000.000 Punkte, und den einen Punkt gibt's fürs CGI.
Wer bisher noch nicht davon überzeugt war, dass anderthalb gute Schauspieler und eine Story um die wohl charismatischste Organisation aus einem Serien-Universum nicht ausreichen, um einen guten Film zu kreieren, sollte sich
"Star Trek: Sektion 31" unbedingt angucken!