DeletedUser
Hallo Zusammen,
hier kommt endlich der Anfang, der versprochenen Geschichte. Es geht darum, wie Oklahoma-Bill in den Westen kam - und einiges mehr.
Die Geschichte von Oklahoma-Bill
„Kommt her und setzt euch ans Feuer. Die Rinder sind ruhig und mein Clover wird uns vor wilden Tieren warnen.“
„Du hast ihn indianisch aufgezäumt.“ Pebelot Strubinski lacht mich schelmisch an.
„Er ist ein Geschenk, Peb.“ Ich grinse frech zurück. Der kleine, zähe Pole weiß genau so gut wie ich, was damals passiert ist, und doch will er es immer wieder hören. Wenn ich ihn nach dem Grund frage, sagt er nur: „Ich liebe gute Geschichten.“
Ich wende mich den anderen Cowboys zu: „Wenn ihr wollt, erzähle ich euch wie ich ihn bekommen habe.“
Die Männer machen es sich am Feuer gemütlich, füllen ihre Blechtassen mit Kaffee und sehen mich erwartungsvoll an. Es gibt nichts besseres, als eine gute Geschichte, wenn man nachts am Lagerfeuer in der Prärie sitzt.
„Ich heiße Wilhelm Johann Schwarz und komme aus Bayern.Mein Vater hatte einen eigenen Hof. Ich hatte das Pech der jüngste von vier Brüdern zu sein. Als Vater starb, wurde der Hof zwischen uns aufgeteilt. Mein Anteil war so klein, dass es sich nicht lohnte ihn zu bewirtschaften. Ich hab ihn an meinen ältesten Bruder abgetreten und hab versucht als Wanderarbeiter zu leben.
Als Bauer muss man eine ganze Menge unterschiedlicher Berufe beherrschen. Ich kann Werkzeuge und alle möglichen Geräte reparieren, gut mit Tieren umgehen, Felder bearbeiten und bestellen und noch eine ganze Menge mehr. Das hat uns eine Weile über die Runden gebracht. Nach ein paar Monaten hab ich auf einem großen Hof Arbeit als Knecht gefunden. Meine Frau arbeitete in der Küche. Weil ich gut war, überließ der Bauer mir immer mehr Aufgaben, die vorher ein anderer gemacht hatte. Er wurde eifersüchtig, stahl dem Bauern Geld und versteckte es in meiner Tasche. Es dauerte natürlich nicht lange, bis der Bauer das Geld vermisste und alle Bewohner des Hofes antreten ließ. Als es bei mir gefunden wurde, wurden wir sofort entlassen. Wir gingen in die Stadt und arbeiteten als Weber.Die Arbeit war schwer und meine Frau wurde krank. Ich musste bald das Geld für uns beide verdienen. Eines Tages verletzte ich mich bei der Arbeit an einer Hand. Der Vorarbeiter meinte, er könne keinen Krüppel gebrauchen und wieder wurde ich entlassen. Es standen ja genug Leute Schlange, die diese Arbeit machen wollten. Jetzt konnten wir nur noch um unser tägliches Brot betteln, aber es gab zu viele, die vom „Reichtum der Stadt“ profitieren wollten. Was wir bekamen, reichte kaum zum Leben und meiner Frau ging es täglich schlechter. Eines Tages erzählte mir mein Freund Franz, dass er über den großen Teich fahren würde.“
„Was wurde aus ihm?“
„Ein Jahr später kam ein Brief. Franz war begeistert von seinem neuen Leben. Er hatte Arbeit und eine nette Frau gefunden. Er schwärmte von den Möglichkeiten, die man hier hat.“
Irgendwo heult ein Wolf, andere stimmen ein. Keine Gefahr! Die Räuber sind ziemlich weit weg. Die Männer wickeln sich in ihre Decken. Es ist kalt, nachts in der Prärie.
„Irgendwann hielten wir es nicht länger aus und ich heuerte auf einem Frachter nach Amerika an. So konnte ich den Preis für die Überfahrt abarbeiten.“
„Was wurde aus deiner Frau?“
„Sie kam natürlich mit, Shino.“
Der riesige Indianer nickt mir zu. Auch er kennt die Geschichte, aber in Pebs Inszenierung hat diese Frage ihren festen Platz und er macht seinem Freund gerne diese kleine Freude.
„Nach drei Wochen auf See wurde sie schwer krank. Der Quacksalber konnte ihr nicht helfen.“
Ich schweige einen Moment und denke an meine Klara. Es tut immer noch weh, aber das zeige ich den anderen nicht. Clover schnaubt. Ich schrecke aus meinen Gedanken auf und sehe mich aufmerksam um, kann aber keine Gefahr entdecken. George entfernt sich vom Feuer, um nach den Rindern zu sehen, Frank legt sich hin und schließt die Augen.
Jack, der Jüngste in der Gruppe, hängt förmlich an meinen Lippen.
Ich fülle meine Tasse nach und zünde mir gemütlich eine Pfeife an. George kommt von seinem Rundgang zurück und setzt sich wieder ans Feuer. „Alles ruhig.“, sagt er und wartet darauf, dass ich meine Geschichte fortsetze.
„Die Überfahrt war schrecklich. Wir waren ausgerechnet im Herbst aufgebrochen. Die ganze Fahrt über, hatten wir immer wieder mit Stürmen zu kämpfen. Die meisten von uns Passagieren waren echte Landratten. Die Seekrankheit machte uns schwer zu schaffen. Wir hingen alle Nase lang über der Reling und fütterten die Fische. Wenn es uns gut ging, versuchten wir den Seeleuten bei der Arbeit zu helfen.
An meinem achtundzwanzigsten Geburtstag betrat ich zum ersten Mal das „gelobte Land“. Ich merkte schnell, was es mit dem „schönen Leben“ auf sich hat. Ich habe als Tagelöhner geschuftet und genommen, was ich kriegen konnte. Ich war Hafenarbeiter, Kofferträger, Rausschmeißer, Küchenhelfer und einiges mehr. Aber ich hab die ganze Zeit das Landleben vermisst. Ich wollte wieder die Erde riechen, die Egge über das Land ziehen – wenn es sein musste auch ohne Pferde, nur mit meiner eigenen Muskelkraft. Ich bin eben Bauer durch und durch.“
„Nach ein paar Monaten hab ich mich einem Treck nach Westen angeschlossen. Ihr kennt das ja. Tagsüber das Schaukeln der Prärieschoner, die Sättel und Wagen knacken und knarzen. Das Brüllen, Meckern und Gackern der Tiere hält Tag und Nacht an. Man geht auf die Jagd, kocht, isst und schläft. Sonst gibt es wochenlang kaum Abwechslung.
Die Prärie sieht für ein Greenhorn, wie ich es damals war, überall gleich aus. Deswegen hab ich mich am Anfang auch öfter mal verlaufen, wenn ich alleine auf die Jagd ging. Das würde mir heute nicht mehr so schnell passieren.“, grinse ich. „Ich lernte mit Gewehr, Messer und Revolver umzugehen, hab mein Wissen aber nur für die Jagd gebraucht. Ich will nicht gegen Menschen kämpfen, wenn es nicht unbedingt sein muss.
Wir waren Monate lang unterwegs. Immer wieder trennten sich Leute von uns, weil sie ihre Heimat gefunden hatten.
Ich blieb beim Treck, bis wir das Oklahoma-Territorium erreicht hatten. Wir waren grade mal ein paar Tage dort unterwegs, als sich riesige Wolken über uns auftürmten und der Himmel sich bleigrau verfärbte. Mit einem Schlag wurde es kalt. Von einer Sekunde zur anderen schien die Nacht über uns hereingebrochen zu sein. Es goss wie aus Eimern. So einen Regen hab ich seit damals nicht mehr erlebt. Dann fielen Eisbrocken vom Himmel, die ich selbst in meiner alten Heimat noch nicht gesehen habe - und bei uns gab es verdammt kalte Winter. - Der Wind wurde immer stärker und auf einmal schrien ein paar Frauen auf und zeigten in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Dort hatte sich eine riesige Säule zwischen Himmel und Erde gebildet, die auf uns zuraste. Die offene Prärie bot keinen Schutz. Wir mussten schneller sein, als der Twister. Die Cowboys trieben die Pferde an, hetzten die Herden vor sich her und versuchten gleichzeitig sie zusammen zu halten. Die Fahrer der Wagen, knallten mit der Peitsche. Die Pferde und Maulesel legten sich ins Zaumzeug. Sie spürten die Gefahr und wollten noch schneller weg, als wir. Der Wind drehte sich ständig. Mal blies er uns von hinten fast von den Beinen, mal kamen wir kaum voran, weil der Sturm von vorne wehte. Der Windschlauch schien jedoch ein eigenes Leben zu haben. Er verfolgte uns unerbittlich und immer schneller. Irgendwann waren Menschen und Tiere so erschöpft, dass wir einfach stehen blieben. Wir bildeten eine Wagenburg, in der sich die Menschen zusammenkauerten. Wir wollten zusammen sein und verzichteten auf den trügerischen Schutz der Wagen. Die Tiere ließen wir laufen. Wenn sie überlebten, würden wir sie später wieder finden. Sie waren an Futter gewöhnt und würden sich nicht weiter als nötig vom Treck entfernen.
Jeder ging mit der Katastrophe anders um. Eine Gruppe von Quäkern kniete in unserer Mitte und betete laut. Andere sprachen leise Gebete, weinten oder saßen einfach stumm da und warteten auf ihr Ende. Stundenlang tobte der Sturm. Regen und Hagel peitschten auf uns ein, Blitze schossen vom Himmel. Wir waren nass, bis auf die Knochen und zitterten vor Kälte. Einige der Wagen kippten um, andere rollten weg und krachten ineinander. Ein Planwagen wurde vom Blitz getroffen. Plötzlich sprang Danny McDougal auf. Der irische Hüne rannte direkt auf den Schlauch aus Luft, Staub und Trümmern zu.
„Das ist Gottes Gericht über uns!“, schrie er. „Wir haben den König im Stich gelassen, jetzt sind wir des Todes!“
Jack scheint vor Aufregung die Luft anzuhalten. Auch die anderen Männer lässt meine Geschichte nicht kalt.
„Wir starrten dem armen Kerl hilflos hinterher. Seine Frau Pat riss sich von ihrer besten Freundin los, schrie: „Danny! Danny bleib da!" und rannte ihm nach. Jenny folgte ihr und hielt sie zurück. Wie von einer riesigen Faust ergriffen, wurde Danny in die Luft gehoben und in den unheimlichen Schlauch gesogen. Die Frau brach weinend zusammen. Einer der Männer flüsterte:“Der hat es wenigstens hinter sich!“
Wir anderen saßen einfach nur da, zu keinem Wort oder Gedanken fähig.“
Ende Teil 1
hier kommt endlich der Anfang, der versprochenen Geschichte. Es geht darum, wie Oklahoma-Bill in den Westen kam - und einiges mehr.
Die Geschichte von Oklahoma-Bill
„Kommt her und setzt euch ans Feuer. Die Rinder sind ruhig und mein Clover wird uns vor wilden Tieren warnen.“
„Du hast ihn indianisch aufgezäumt.“ Pebelot Strubinski lacht mich schelmisch an.
„Er ist ein Geschenk, Peb.“ Ich grinse frech zurück. Der kleine, zähe Pole weiß genau so gut wie ich, was damals passiert ist, und doch will er es immer wieder hören. Wenn ich ihn nach dem Grund frage, sagt er nur: „Ich liebe gute Geschichten.“
Ich wende mich den anderen Cowboys zu: „Wenn ihr wollt, erzähle ich euch wie ich ihn bekommen habe.“
Die Männer machen es sich am Feuer gemütlich, füllen ihre Blechtassen mit Kaffee und sehen mich erwartungsvoll an. Es gibt nichts besseres, als eine gute Geschichte, wenn man nachts am Lagerfeuer in der Prärie sitzt.
„Ich heiße Wilhelm Johann Schwarz und komme aus Bayern.Mein Vater hatte einen eigenen Hof. Ich hatte das Pech der jüngste von vier Brüdern zu sein. Als Vater starb, wurde der Hof zwischen uns aufgeteilt. Mein Anteil war so klein, dass es sich nicht lohnte ihn zu bewirtschaften. Ich hab ihn an meinen ältesten Bruder abgetreten und hab versucht als Wanderarbeiter zu leben.
Als Bauer muss man eine ganze Menge unterschiedlicher Berufe beherrschen. Ich kann Werkzeuge und alle möglichen Geräte reparieren, gut mit Tieren umgehen, Felder bearbeiten und bestellen und noch eine ganze Menge mehr. Das hat uns eine Weile über die Runden gebracht. Nach ein paar Monaten hab ich auf einem großen Hof Arbeit als Knecht gefunden. Meine Frau arbeitete in der Küche. Weil ich gut war, überließ der Bauer mir immer mehr Aufgaben, die vorher ein anderer gemacht hatte. Er wurde eifersüchtig, stahl dem Bauern Geld und versteckte es in meiner Tasche. Es dauerte natürlich nicht lange, bis der Bauer das Geld vermisste und alle Bewohner des Hofes antreten ließ. Als es bei mir gefunden wurde, wurden wir sofort entlassen. Wir gingen in die Stadt und arbeiteten als Weber.Die Arbeit war schwer und meine Frau wurde krank. Ich musste bald das Geld für uns beide verdienen. Eines Tages verletzte ich mich bei der Arbeit an einer Hand. Der Vorarbeiter meinte, er könne keinen Krüppel gebrauchen und wieder wurde ich entlassen. Es standen ja genug Leute Schlange, die diese Arbeit machen wollten. Jetzt konnten wir nur noch um unser tägliches Brot betteln, aber es gab zu viele, die vom „Reichtum der Stadt“ profitieren wollten. Was wir bekamen, reichte kaum zum Leben und meiner Frau ging es täglich schlechter. Eines Tages erzählte mir mein Freund Franz, dass er über den großen Teich fahren würde.“
„Was wurde aus ihm?“
„Ein Jahr später kam ein Brief. Franz war begeistert von seinem neuen Leben. Er hatte Arbeit und eine nette Frau gefunden. Er schwärmte von den Möglichkeiten, die man hier hat.“
Irgendwo heult ein Wolf, andere stimmen ein. Keine Gefahr! Die Räuber sind ziemlich weit weg. Die Männer wickeln sich in ihre Decken. Es ist kalt, nachts in der Prärie.
„Irgendwann hielten wir es nicht länger aus und ich heuerte auf einem Frachter nach Amerika an. So konnte ich den Preis für die Überfahrt abarbeiten.“
„Was wurde aus deiner Frau?“
„Sie kam natürlich mit, Shino.“
Der riesige Indianer nickt mir zu. Auch er kennt die Geschichte, aber in Pebs Inszenierung hat diese Frage ihren festen Platz und er macht seinem Freund gerne diese kleine Freude.
„Nach drei Wochen auf See wurde sie schwer krank. Der Quacksalber konnte ihr nicht helfen.“
Ich schweige einen Moment und denke an meine Klara. Es tut immer noch weh, aber das zeige ich den anderen nicht. Clover schnaubt. Ich schrecke aus meinen Gedanken auf und sehe mich aufmerksam um, kann aber keine Gefahr entdecken. George entfernt sich vom Feuer, um nach den Rindern zu sehen, Frank legt sich hin und schließt die Augen.
Jack, der Jüngste in der Gruppe, hängt förmlich an meinen Lippen.
Ich fülle meine Tasse nach und zünde mir gemütlich eine Pfeife an. George kommt von seinem Rundgang zurück und setzt sich wieder ans Feuer. „Alles ruhig.“, sagt er und wartet darauf, dass ich meine Geschichte fortsetze.
„Die Überfahrt war schrecklich. Wir waren ausgerechnet im Herbst aufgebrochen. Die ganze Fahrt über, hatten wir immer wieder mit Stürmen zu kämpfen. Die meisten von uns Passagieren waren echte Landratten. Die Seekrankheit machte uns schwer zu schaffen. Wir hingen alle Nase lang über der Reling und fütterten die Fische. Wenn es uns gut ging, versuchten wir den Seeleuten bei der Arbeit zu helfen.
An meinem achtundzwanzigsten Geburtstag betrat ich zum ersten Mal das „gelobte Land“. Ich merkte schnell, was es mit dem „schönen Leben“ auf sich hat. Ich habe als Tagelöhner geschuftet und genommen, was ich kriegen konnte. Ich war Hafenarbeiter, Kofferträger, Rausschmeißer, Küchenhelfer und einiges mehr. Aber ich hab die ganze Zeit das Landleben vermisst. Ich wollte wieder die Erde riechen, die Egge über das Land ziehen – wenn es sein musste auch ohne Pferde, nur mit meiner eigenen Muskelkraft. Ich bin eben Bauer durch und durch.“
„Nach ein paar Monaten hab ich mich einem Treck nach Westen angeschlossen. Ihr kennt das ja. Tagsüber das Schaukeln der Prärieschoner, die Sättel und Wagen knacken und knarzen. Das Brüllen, Meckern und Gackern der Tiere hält Tag und Nacht an. Man geht auf die Jagd, kocht, isst und schläft. Sonst gibt es wochenlang kaum Abwechslung.
Die Prärie sieht für ein Greenhorn, wie ich es damals war, überall gleich aus. Deswegen hab ich mich am Anfang auch öfter mal verlaufen, wenn ich alleine auf die Jagd ging. Das würde mir heute nicht mehr so schnell passieren.“, grinse ich. „Ich lernte mit Gewehr, Messer und Revolver umzugehen, hab mein Wissen aber nur für die Jagd gebraucht. Ich will nicht gegen Menschen kämpfen, wenn es nicht unbedingt sein muss.
Wir waren Monate lang unterwegs. Immer wieder trennten sich Leute von uns, weil sie ihre Heimat gefunden hatten.
Ich blieb beim Treck, bis wir das Oklahoma-Territorium erreicht hatten. Wir waren grade mal ein paar Tage dort unterwegs, als sich riesige Wolken über uns auftürmten und der Himmel sich bleigrau verfärbte. Mit einem Schlag wurde es kalt. Von einer Sekunde zur anderen schien die Nacht über uns hereingebrochen zu sein. Es goss wie aus Eimern. So einen Regen hab ich seit damals nicht mehr erlebt. Dann fielen Eisbrocken vom Himmel, die ich selbst in meiner alten Heimat noch nicht gesehen habe - und bei uns gab es verdammt kalte Winter. - Der Wind wurde immer stärker und auf einmal schrien ein paar Frauen auf und zeigten in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Dort hatte sich eine riesige Säule zwischen Himmel und Erde gebildet, die auf uns zuraste. Die offene Prärie bot keinen Schutz. Wir mussten schneller sein, als der Twister. Die Cowboys trieben die Pferde an, hetzten die Herden vor sich her und versuchten gleichzeitig sie zusammen zu halten. Die Fahrer der Wagen, knallten mit der Peitsche. Die Pferde und Maulesel legten sich ins Zaumzeug. Sie spürten die Gefahr und wollten noch schneller weg, als wir. Der Wind drehte sich ständig. Mal blies er uns von hinten fast von den Beinen, mal kamen wir kaum voran, weil der Sturm von vorne wehte. Der Windschlauch schien jedoch ein eigenes Leben zu haben. Er verfolgte uns unerbittlich und immer schneller. Irgendwann waren Menschen und Tiere so erschöpft, dass wir einfach stehen blieben. Wir bildeten eine Wagenburg, in der sich die Menschen zusammenkauerten. Wir wollten zusammen sein und verzichteten auf den trügerischen Schutz der Wagen. Die Tiere ließen wir laufen. Wenn sie überlebten, würden wir sie später wieder finden. Sie waren an Futter gewöhnt und würden sich nicht weiter als nötig vom Treck entfernen.
Jeder ging mit der Katastrophe anders um. Eine Gruppe von Quäkern kniete in unserer Mitte und betete laut. Andere sprachen leise Gebete, weinten oder saßen einfach stumm da und warteten auf ihr Ende. Stundenlang tobte der Sturm. Regen und Hagel peitschten auf uns ein, Blitze schossen vom Himmel. Wir waren nass, bis auf die Knochen und zitterten vor Kälte. Einige der Wagen kippten um, andere rollten weg und krachten ineinander. Ein Planwagen wurde vom Blitz getroffen. Plötzlich sprang Danny McDougal auf. Der irische Hüne rannte direkt auf den Schlauch aus Luft, Staub und Trümmern zu.
„Das ist Gottes Gericht über uns!“, schrie er. „Wir haben den König im Stich gelassen, jetzt sind wir des Todes!“
Jack scheint vor Aufregung die Luft anzuhalten. Auch die anderen Männer lässt meine Geschichte nicht kalt.
„Wir starrten dem armen Kerl hilflos hinterher. Seine Frau Pat riss sich von ihrer besten Freundin los, schrie: „Danny! Danny bleib da!" und rannte ihm nach. Jenny folgte ihr und hielt sie zurück. Wie von einer riesigen Faust ergriffen, wurde Danny in die Luft gehoben und in den unheimlichen Schlauch gesogen. Die Frau brach weinend zusammen. Einer der Männer flüsterte:“Der hat es wenigstens hinter sich!“
Wir anderen saßen einfach nur da, zu keinem Wort oder Gedanken fähig.“
Ende Teil 1
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