Wie bei seinen vorherigen Bewusstlosigkeiten kam Nashoba nur langsam zur völligen Besinnung. Er befand sich in einem dunklen Raum, der wie ein Stall aussah. Gebettet war er auf einem größeren Heuballen, der in einer Ecke lag.
Es war schon Nacht, da durch einen kleines, glasloses Fenster der Mondschein das Zimmer flutete; auch die kühle Nachtluft kam in den Raum, durch die Nashoba wohl früher aufwachte.
Neben ihm saß ein älterer Herr auf einem Melkschemel und schnitzte mit seinem Bowiemesser an einem Stück Holz herum. Als er sah, dass der Indianer aufgewacht war, legte er jedoch das Holz weg und sagte zu ihm:
"Du roter Hund hast echt Glück! Zuerst wirst du nicht im Kugelhagel getroffen. Dann schieße ich dir in die Magengegend und treffe so, dass kein Organ getroffen wurde und dann fällst du uns sogar in die Hände und wirst nicht umgebracht, da du uns noch nützlich sein kannst."
"Ein Krieger hat kein Glück! Der große Manitou lässt ihn leben, bis er seine Mission erfüllt hat."
"Ach ja? Ich könnte dir jetzt mein Messer zwischen die Rippen stoßen; wo wäre dann dein Manitou?"
"Der weiße Mann wird es nicht machen, da ich ihm ja noch nützlich bin!"
Nach diesem kurzen Austausch nahm der Mann wieder seine Tätigkeit auf und starrte in die kühle Nacht hinaus...
Die Stunden vergingen, ohne das etwas passierte. Nashoba war zwar nicht gefesselt, doch der Mann war schwer bewaffnet und war keinen Augenblick lang unaufmerksam.
Der Morgen kam erst nach einer endlos langen Zeit, doch dann schien die Sonne erbarmungslos auf einen hinunter. Auch der kleine Stall wurde mit Licht geflutet und die Furchen im Gesicht des Mannes erschienen dadurch noch tiefer. Erst jetzt stand dieser auf und zwang Nashoba dazu aufzustehen. Schon etwas skeptisch, fragte Nashoba:
"Wo führt mich der weiße Mann hin? In einen Tunnel?"
Mit einer geringschätzigen Handbewegung erwiederte der Mann:
"Ich stamme noch aus der guten alten Zeit der Goldsucher! Ich halte nichts von diesem modernen Schnick Schnack, selbst wenn diese wohl schon uralt sind."
Es ging also direkt durch die Tür hinaus auf die Straße, wo schon ein paar Männer warteten.
"Seht ihr! Wenn ihr nicht immer Jünglinge aufpassen lasst, dann braucht man auch keine extra Wachen.", sagte der Mann, während er sie wegschickte. Danach ging es die Hauptstraße entlang, bis man erneut an einem Stall vorbei kam, der noch größer als der Letzte war. Der Mann führte Nashoba dorthin, bog aber kurz zuvor in eine Seitenstraße ein.
Dort drückte er Nashoba fest gegen eine Wand und hielt ihm den Mund zu.
"Höre gut zu! Ich kenne dich, Sohn eines Häuptlings und habe mich zur Wache einteilen lassen, damit ich dich befreien kann. Leider konnte ich mich nicht früher zu erkennen geben, da die Wachen vor der Tür lauschten. Doch nun kann ich kurz mit dir reden - aber wirklich nur kurz, da die anderen sonst Verdacht schöpfen.
Ich werde dich laufen lassen, doch zuvor musst du mir etwas versprechen! Nur ein paar Meilen von hier wohnt meine Frau, die schon seit Monaten auf mich wartet, doch ich kann nicht mehr wieder kommen, da man sich nicht lebendig von der Truppe hier trennen kann. Also übergib ihr bitte diesen Brief. Und nun lauf!", sagte er Nashoba sehr hastig. Der Indianer bedackte sich auf indianische Weise und wollte schon um dich nächste Ecke laufen, aber der Mann hielt ihn nochmals auf.
"Ach ja...das hier hab ich bei einem Mann in der Wüste gefunden!", flüsterte er ihm noch zu und warf ihm einen Gegenstand entgegen, den Nashoba jedoch nicht genauer betrachtete, sondern einfach nur einsteckte. Er sah nur noch wie der Mann auf die Straße trat und rief:
"Hey Dunkan, du Schweinehund! Das ist für meinen Sohn!"
Danach schoss er mehrmals und traf, was man an den Todesschreien bemerkte. Doch es feuertenauch die anderen, bis der Mann plötzlich zusammensackte und auf dem Boden liegen blieb. Nashoba hechtete in diesem Moment um die Ecke und traf bei der Rückseite des Stalles auf Nodin, den der Mann hinaus geführt hatte. Der Indianer sprang schnell auf und Ritt durch die Prärie, bis er sich in Sicherheit wiegte. Erst jetzt fiel ihm etwas sehr merkwürdiges auf: seine Wunde und die von Nodin waren gut verheilt.
Er musste wohl einige Tage bewusstlos gewesen sein...