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Erinnerungen

DeletedUser

Kapitel 1: Die Welt gehört mir

Was war das für ein Tag! Ich kann mich erinnern, als ob es gestern gewesen wäre! Ich war jung, unbekümmert und frei - meine ganze Zukunft lag vor mir! Ein unbeschriebenes Blatt, das Herz voller Erwartungen und Sehnsüchte, die ich mir in den buntesten Farben ausgemalt hatte! Was - zum Teufel - kostet die Welt?

Weite Ebenen in einem Land, das nur auf mich wartete. Endlose Prärien, Steppen soweit das Auge reicht - Sonne und Leben, pulsierend und heiß, ebenso wie das Blut in meinem Körper, der nur darauf wartete diese endlosen Weiten sein eigen zu nennen. Hier und nirgendwo sonst wollte ich das Schicksal herausfordern!

Da war ich nun, in dieser Stadt - staunend nahm ich alle Eindrücke in mich auf. Klein war sie, gerade noch klein genug um einen Neuankömmling wie mich genau unter die Lupe zu nehmen. Ich ging die Straße hinunter, sog alles in mich auf... den Glockenschlag der Kirche, den Händler vor seinem Geschäft, Pferde angebunden vor... genau dem Gebäude, nach dem ich gesucht hatte! Der Saloon! Zielstrebig lief ich darauf zu - was sollte schon einem Mann, wenn auch jung, aber doch mit einem sorgsam gepflegten Flaum im Gesicht und einem beinahe scharf geschliffenen Messer in der Tasche, passieren?
Dieser Schritt durch diese Türe sollte mich zu dem machen, was ich eigentlich schon war - zu einem richtigen Mann! Ich stieß die Türe auf und bewegte mich in Richtung Theke, die Augen auf die Fülle von Flaschen mit köstlich aussehenden, honigfarbenen Getränken, die nur darauf warteten von mir vernichtet zu werden! Gerade als mich der Barkeeper fragte, was ich denn hier wollte wurde mir die plötzliche Stille, die in der vorher geschäftigen Bar herrschte, bewusst. "Whiskey!" ... "äh, bitte", das waren die Worte, die ich nun weniger kraftvoll als beabsichtigt krächzte.

Es waren endlose Minuten, bis ich mein Glas vor mir stehen hatte, Minuten, die die Stille nur noch erdrückender machten. Doch das offene Lächeln des Barkeepers gaben mir meine Sicherheit zurück. Ich nahm das Glas, setzte es an meine Lippen - und nahm einen tiefen Schluck. Es war eine wahre Explosion! Meine Augen begannen zu tränen, heiß und kalt zugleich spürte ich den Schweiß meinen Rücken hinunter laufen und meine Eingeweide ließen mich ihre Freude an diesem Genuss spüren...

Ja, ich nahm alle Eindrücke in mich auf... den Glockenschlag der Kirche, den Schmerz, als mich zwei kräftige Männer vor die Türe warfen, den Staub im Gesicht, den Geschmack von säuerlichem Mageninhalt und den Geruch von Pferdemist, der meinen Fall gedämpft hatte.

"Ich habe definitiv Eindruck hinterlassen", murmelte ich vor mich hin, als ich die Stadt abseits der Wege, in verschmutzter Kleidung und schmerzenden Gliedern wieder verließ. Auch Meilen später hatte ich immer noch das Gelächter der Männer aus dem Saloon im Ohr.


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Wieder mal ein Amateur, der sich versucht :)Mir fehlt jegliche Praxis - und vielleicht auch ein paar Ideen. Aber ich versuchs trotzdem.
 

DeletedUser

Kapitel 2: On the road

Tage lang lief ich umher – immer mein Ziel vor Augen. Die nächste Stadt konnte ja nicht weit sein. Je weiter ich lief umso mehr schlichen sich düstere Gedanken in meinen Kopf. Die endlose Weite, die für mich der Inbegriff von Freiheit war, wandelte sich in eine schier unbezwingbare neue Welt. Sollte ich doch nicht dieser Mann sein, der sich den glorreichen Westen unterwerfen sollte?

Immer mehr verlangte mein Körper nach Nahrung – und noch mehr schrie er förmlich nach Wasser! Wasser… einzig der Gedanke an Whiskey und seine Nachwirkungen ließen das Hungergefühl vergessen. Meine Reserven, die ich gewöhnlich in einer Tasche mit mir trug waren aufgebraucht. Jeder quälende Schritt, jeder Tropfen Schweiß ließ mich mehr an meiner Entscheidung zweifeln. Schließlich warf ich mich ins trockene Gras und wollte nur noch schlafen. Sollte ich doch sterben! Es war mir einerlei. Es wäre ein Ende, das einem Mann zur Ehre gereichen würde!
Unter der sengenden Hitze dämmerte ich dahin bis ich in einen unruhigen und doch lang ersehnten Schlaf fiel.

Ein harter Tritt in meine Seite, dann ein zweiter. „Junge! Junge! Bist du jetzt schon bereit, den Löffel abzugeben? Wach auf oder bleib liegen – mir soll es egal sein!“ Verwirrt versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Ein Geräusch drang durch… Feuer! Und der köstliche Geruch …von…von… gebratenem Fisch kitzelte in meiner Nase! Das war es, was mich schlagartig erwachen ließ.
Meine trockene Kehle ließ es nicht zu dem Mann zu antworten, ich konnte ihm nicht einmal danken, als er eine Feldflasche voll Wasser in meine Richtung warf. So schnell es ging öffnete ich die Flasche und gierig trank ich mit großen Schlucken das köstliche Nass! Hustend und schnaubend setzte ich ab – ich hatte wohl wieder einmal meinen Mund zu voll genommen!
So saß ich nun hier neben meinem vermeidlichen Retter und begann ihn zu mustern. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass wir uns sehr glichen... zerrissene und dreckige Kleider, Schmutz in den Haaren – ja, scheinbar brachte ich doch alles mit um ein erfolgreiches Leben hier zu beginnen!

Ein geteiltes und stilles Mahl – er war kein Mann großer Worte – das war der Beginn unserer gemeinsamen Tage, die vor uns lagen. Eine weitere Nacht unter freiem Himmel, nahe genug am wärmenden Feuer und weitere Stunden erholsamen Schlafes ließen meine Lebensgeister zurückkehren.
Der Morgen kam und als ich erwachte hatte mein Retter schon die Sachen gepackt und sattelte sein Pferd. Er stieg auf, drehte sich noch einmal zu mir um und sagte: „Man nennt mich Ben.“
Langsam ritt er der Morgensonne entgegen und ich packte eilig meine Tasche und trotte hinterher, unschlüssig was ich machen sollte. Er drehte sich noch einmal zu mir um, grinste und sagte: “Gute Entscheidung“.

Ja, wirklich, er war kein Mann großer Worte.

[FONT=&quot] [/FONT]
 
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Jigelp

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Ehemaliges Teammitglied
Ich finde, du beschreibst die Stimmung und die subjektiven Eindrücke des Erzählers sehr schön und lebhaft. Inhaltlich kann ich natürlich noch nicht viel sagen, aber wenn du so weitermachst, freue ich mich darauf.:)
EDIT: Das galt zwar dem ersten Kapitel, aber im zweiten führst du deinen Stil durchaus fort. Ich bin gespannt, für welche Geschichten hier die Grundsteine gelegt wurden.
 
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DeletedUser

Oh, vielen Dank :) Eigentlich wollte ich mir den Rat zu Herzen nehmen und hatte mein Ziel (das Ende der Geschichte) schon im Kopf. Allerdings entwickelt die Sache eine Eigendynamik, die mich schon jetzt vom rechten Weg abkommen ließ. Ursprünglich hatte ich um die 10 Kapitel im Kopf, mal sehen.

Ich hab manchmal das Gefühl, dass ich zu viel herumrede. Aber ich bin jeder Art von Kritik dankbar :)

Also versuche ich es mit Kapitel 3.

Kapitel 3: Besorgungen

Stunde um Stunde boten wir das gleiche Bild – Ben auf dem Pferd und ich ein paar Meter, manchmal mehr, dahinter. Die wenigen Pausen, die er mir und seinem Pferd gönnte, waren geprägt von Stille. Wie sollte ich diesem Mann begegnen, der mich von der Straße aufgelesen hatte? Ich wagte es nicht Fragen zu stellen. Trotzdem machte sich ein leises Gefühl der Zufriedenheit breit. Ich war nicht alleine.
Je weiter sich der Tag dem Ende zu neigte umso müder wurden meine Beine.

„Wir sind da.“


Seine tiefe Stimme zerriss die Ruhe. Da waren wir also. Aber wo? Mir war bislang nicht bewusst, dass wir überhaupt ein Ziel hatten!

„Ähm… wo genau ist denn ‚da’?“, fragte ich zaghaft.

„Junge, wenn du hier überleben willst, dann verlasse dich auf deinen Kopf. Sonst wirst du keine Woche hier überstehen. Also gebrauche deinen Verstand “ gab er ungehalten zurück.

Verschämt blickte ich zur Seite während er vom Pferd stieg, seine Taschen leerte und sich im Gras nieder ließ. Ich drehte mich im Kreis und stellte überrascht fest, dass das Land grüner, die Bäume größer und die Wiesen saftiger geworden waren. Und da! Hinter dem Hügel schien Rauch aufzusteigen!

„Rauch! Ich sehe Rauch! Sind wir in der Nähe einer Stadt? Was wollen wir hier tun? W…“

„Du fragst zu viel“, unterbrach er mich barsch. „Leg dich hin. Morgen wollen wir sehen, ob du den ersten Aufgaben gewachsen bist, die ich dir stelle.“

Er drehte mir den Rücken zu und kurze Zeit später konnte ich tiefes und rhythmisches Schnarchen hören, das aus seiner Richtung kam. Also drehte auch ich mich auf den Rücken, beobachtete die funkelnden Sterne und den fast vollen Mond, bevor auch ich erschöpft einschlief.

______

Zum zweiten Male innerhalb von zwei Tagen wurde ich unsanft durch Tritte in meine Seite geweckt.

„Steh auf! Wir müssen los!“

Verwirrt versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Es war immer noch dunkel, kein Laut war zu hören. Schlaftrunken rappelte ich mich auf die Beine. Bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte bedeutete Ben mir mich still zu verhalten. Er begann den Hügel hinaufzuklettern und wieder folgte ich ihm mit ein paar Metern Abstand. 15 Minuten später fand ich mich wieder liegend im Gras, versteckt hinter ein paar Büschen.

„Wenn du mit mir weiterziehen willst, dann brauchst du ein Pferd. Und so können wir uns nirgendwo blicken lassen, ohne ungewollt Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen“, sagte Ben mit gesenkter Stimme.
„Da unten findest du alles, was wir brauchen. In einer halben Stunde treffen wir uns eine halbe Meile die Straße abwärts. Wenn du mitkommen willst, dann solltest du mich nicht warten lassen.“
„Aber…“ Bevor ich auch nur fragen konnte hörte ich ein Rascheln und Ben war verschwunden.

Da war ich wieder, alleine – es lag an mir eine Entscheidung zu treffen. Langsam näherte ich mich dem Haus, geduckt und bemüht, kein Geräusch zu verursachen, das die Bewohner des Hauses alarmieren würde. Sollte ich diesen Weg einschlagen? Diebstahl?

Ich umrundete das Haus und entdeckte eine Wäscheleine… langsam näherte ich mich und nahm so leise wie möglich alle Kleider, die in meiner Tasche Platz fanden. Ein Hut, achtlos auf einem Baumstamm vergessen, fand sich schnell auf meinem Kopf wieder.
Mein Herz schien fast zu zerspringen, eine nie zuvor erlebte Erregung fuhr durch meinen Körper als ich mich behutsam und ruhig der Pferdekoppel näherte. Doch die Pferde spürten instinktiv, dass etwas in der Luft lag – immer lauter begannen sie zu schnauben als ich mich dem scheinbar zahmsten Mustang näherte.
Ich hatte immer schon eine gute Hand für Pferde und so konnte ich ihm das Zaumzeug umlegen. Ich nahm seine Zügel und sah mich nach einem Sattel um – bis ich ein Poltern und Stimmen aus dem Inneren des Hauses hörte. Schweiß lief über mein Gesicht als die Türe aufflog – ich konnte den Umriss eines laut fluchenden Mannes erahnen! So schnell es ging saß ich auf. Meine Unruhe übertrug sich auf das Pferd, es stieg auf und ich hatte alle Mühe es wieder unter Kontrolle zu bringen.
Als der erste Schuss in meine Richtung abgegeben wurde trat ich dem Pferd heftig in die Flanken und binnen Sekunden bewegten wir uns auf den Zaun zu. Ein Sprung – und ich ritt die Straße hinunter und hielt auf den Treffpunkt, den Ben mir beschrieben hatte, zu.

Eine halbe Meile später hörte ich immer lauter das Geräusch von Hufen hinter mir, nicht mehr lange und man würde mich eingeholt haben! Angsterfüllt drehte ich mich um, der Gedanke des wütenden Besitzers gleich hinter mir ließ das Blut in meinen Adern frieren. Doch was ich sah war Ben, der mir zurief:

„Weiter! Immer weiter!“

Und so ritten wir weiter – die Straße entlang, bogen in ein weites Feld ein und trieben unsere Pferde durch einen seichten Fluss, bis wir endlich hielten und uns sicher waren, dass uns niemand folgte.

„Aus dir kann ja doch etwas werden“, sagte Ben zustimmend, als er sein neues Hemd zuknöpfte und es sich in die Hose stopfte. „Diesen Unterrock allerdings kannst du behalten“, grinste er als er ihn mir zuwarf und ich ihn von meinem hochroten Kopf zog.

„Und reiten kannst du auch!“

„Ja, da macht mir keiner so schnell etwas vor“, antwortete ich voller Stolz, wobei mein schmerzender Hintern meine Worte Lügen strafte.
 
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DeletedUser

Mach ich :) Es macht wirklich Spaß, überraschenderweise!

Btw... Ben war der erste Name, der mir einfiel. Wahrscheinlich hieß jeder zweite so :)

[FONT=&quot]Kapitel 4: Gelbes Gold

Jede weitere Stunde auf dem Pferd bereitete mir Schmerzen. Hätte ich doch erst einen Sattel eingepackt! Ich versuchte alles, um mir die Reise so angenehm wie möglich zu machen – nur die Wirkung war nicht so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. „Gebrauche deinen Kopf“, hatte Ben mir geraten. Dass ich auf so schmerzhafte Weise meine Gedankenlosigkeit büßen musste hatte ich mir tatsächlich selbst zuzuschreiben. Aber Schmerz zeigen? Niemals hätte ich mir die Blöße vor ihm gegeben!

Nach ein paar Tagen beschloss Ben, dass ich nun genug gelitten hätte. Er suchte eine geeignete, abseits gelegene Stelle unweit eines Flusses an der wir unser Lager aufschlugen.
Halb setzte, halb legte ich mich in das weiche Gras. Was für eine Wohltat! Niemals wieder wollte ich hier aufstehen - zumindest nicht, bis mein Hintern diese Tortur vergessen hatte!

Nicht lange und ich döste ein. Mit einem Ohr hörte ich, dass Ben in seinen Sachen herumkramte – aber was er suchte war mir vollkommen egal. Ich wollte einfach nur die Sonne genießen!

„Trink!“
Langsam öffnete ich ein Auge und blinzelte verschlafen ins Gegenlicht. Ben hielt mir eine Flasche vors Gesicht. Mit einem Schlag war ich wach - und auch mein Innerstes erinnerte sich an diese verlockende, gelbe Flüssigkeit.

„Nein… nein…vielen Dank… aber… ich will nicht!“ Speichel sammelte sich in meinem Mund, Speichel, der genau so säuerlich schmeckte wie nach meiner ersten Begegnung mit Whiskey.

„Ein echter Mann muss was vertragen können. Bist du nicht trinkfest, bist du kein Mann!“
Ich glaubte ein leichtes Lächeln in seinem Gesicht erkennen zu können. Wie gebannt starrte ich auf die Flasche, die er mir vors Gesicht hielt. Verfluchter Stolz! Wie sollte ich mich drücken? Kaum gedacht fand ich mich mit der Flasche in den Händen wieder.
Wider alle Vernunft führte ich die Flasche an den Mund – auch wenn ich fühlte, dass jedes Organ sich dagegen zu wehren versuchte. Es gab keinen Ausweg – ich setzte an und nahm einen Schluck… vorsichtig, ganz langsam ließ ich diese Flüssigkeit die Kehle hinunterlaufen. Schnell gab ich ihm die Flasche zurück, drehte mich auf die Seite… ich konnte ihm nicht zeigen, dass meine Augen tränten und ich hoffte, dass er mein verhaltenes Husten nicht hören würde.

Ich konnte sein Grinsen förmlich in meinem Rücken spüren – drehte mich wieder zurück und sah gerade noch, wie er einen tiefen Zug aus der Flaschen nahm und die goldgelbe Flüssigkeit ohne eine Miene zu verziehen schluckte. Ein wohliger Seufzer drang aus seiner Kehle.
Aber… wie konnte das sein? Mir war elend zumute während er dieses Gesöff geradezu zu genießen schien!

„Versuchs noch mal, “ forderte er mich auf. Zweifelnd ob meiner Trinkfestigkeit nahm ich die Flasche ein zweites Mal. Ich sog den Geruch in meine Nase, der Geruch nach Rauch und Holz schien meine Nase zu füllen, setzte an und probierte wieder.
Fast schein es, als füllten unzählige Geschmacksnoten meinen Mund – und kostete ein weiteres mal, tiefer und mehr als vorher.

Mit jedem Schluck konnte ich spüren, wie eine wohlige Wärme das krampfartige Gefühl von vorher langsam ersetzte! Eine Leichtigkeit durchdrang meinen Körper, fast meinte ich zu schweben! Ein Gefühl breitete sich in meinem Inneren aus, das nach oben drängte! Ich konnte fliegen! Ich schloss meine Augen, spürte dieses Hochgefühl – und wollte, dass es nie enden sollte! Ein Kichern drang an meine Ohren, losgelassen und wirr! Und dann kam…

…die Dunkelheit.
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Ein stechender Schmerz durchfuhr gleichzeitig meinen Kopf und meinen Bauch. Es war, als ob eine Büffelherde sich in meinem Körper austobte! Krampfhaft versuchte ich zu schlucken, doch meine trockene Kehle schien mir nicht zu gehorchen. Ich presste meine Augen zusammen, jeder Sonnenstrahl schien die Schmerzen in meinem Kopf zu verschlimmern!
Dann ein Würgen – ich versuchte aufzustehen, knickte ein, kam wieder auf die Füße, torkelte nach hinten, nach vorne. Wieder auf den Knien schaffte ich es bis hinter den nächsten Stein und kotzte mir die Seele aus dem Leib. Das Würgen schien kein Ende zu nehmen!
Schweiß rann über meinen Körper – ich zog mein Hemd und meine Hose aus, ich meinte von Innen zu verbrennen! Vollkommen erledigt legte ich mich zurück aufs Gras…

…und hörte ein Lachen, tief und herzhaft! Ben, diese Kröte schien sich bestens zu amüsieren, während ich hier um mein Leben kämpfte.

Ein stechender Schmerz durchfuhr gleichzeitig meinen Kopf und meinen Bauch. Es war, als ob eine Büffelherde sich in meinem Körper austobte! Krampfhaft versuchte ich zu schlucken, doch meine trockene Kehle schien mir nicht zu gehorchen. Ich presste meine Augen zusammen, jeder Sonnenstrahl schien die Schmerzen in meinem Kopf zu verschlimmern!
Dann ein Würgen – ich versuchte aufzustehen, knickte ein, kam wieder auf die Füße, torkelte nach hinten, nach vorne. Wieder auf den Knien schaffte ich es bis hinter den nächsten Stein und kotzte mir die Seele aus dem Leib. Das Würgen schien kein Ende zu nehmen!
Schweiß rann über meinen Körper – ich zog mein Hemd und meine Hose aus, ich meinte von Innen zu verbrennen! Vollkommen erledigt legte ich mich zurück aufs Gras…

…und hörte ein Lachen, tief und herzhaft! Ben, diese Kröte schien sich bestens zu amüsieren, während ich hier um mein Leben kämpfte.

„W… hrm… wa…?“ Vergeblich versuchte ich zu sprechen, doch ich gab auf – und dies veranlasste Ben noch tiefer und schallender zu lachen. Auch, wenn es mir dreckig ging, so war es doch das erste Mal, dass ich diesen sonst so stillen und ersten Mann so befreit lachen hörte!

„Komm, wir springen ins Wasser. Das wird dir gut tun!“, sagte er und begann sich auszuziehen. Noch halb betrunken und mehr als peinlich berührt lag ich da, als er splitternackt vor mir stand. Und doch musste ich ihn anstarren. Eine große Narbe zog sich von seinem linken Schlüsselbein längs hinunter bis zu seiner Hüfte. Als er sich umdrehte glaubte ich noch zwei weitere Narben auf seinem Rücken zu sehen. Er begann zu laufen und hechtete in den Fluss. Ein paar Tropfen belebten meinen geschundenen Körper und ich beschloss ebenso ins Wasser zu gehen. Was hätte ich für den Unterrock gegeben, den ich vor ein paar Tagen zurückgelassen hatte.

Mit der Kälte des Wassers erfrischte sich auch mein Geist – und ich erinnerte mich an die Narben, die ich auf Bens Körper gesehen hatte.
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Ja, ich würde ihn fragen, was es damit auf sich hatte. Bald schon.[FONT=&quot]

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DeletedUser

Kapitel 5: Übung macht den Meister

Früh erwachte ich am nächsten Morgen, doch Ben war nicht da. Auch sein Pferd war verschwunden. Kurz überfiel mich ein schrecklicher Gedanke – bis ich seine Taschen neben seiner Schlafstelle entdeckte. Ein Zettel lag dabei, beschwert von einem Stein.

„Warte hier auf mich. Es wird nicht lange dauern.
Ben.“

Nun gut. Aber… was sollte ich tun? Ich hatte mich schon so an seine Gesellschaft gewöhnt, dass ich alleine nichts mehr anzufangen wusste. Seine Taschen… sollte ich einen Blick riskieren? Konnte ich es wagen? Ich näherte mich ein paar Schritte… ging zurück… näherte mich. Was sollte schon passieren? Er hatte sie ja da gelassen. Und doch… konnte ich sein Vertrauen so hintergehen?

Die Vernunft siegte und der Hunger kam. Essbares war weit und breit nicht in Sicht. Bis auf… Fische! Ich hatte Ben schon öfters beobachtet als er Fische fürs Abendessen fing. So schwer konnte das doch nicht sein! Ich krempelte meine Hose hinauf, soweit es ging und stieg in das kühle Nass. Breitbeinig stand ich im Wasser, angespannt und bereit einen Fisch herauszuholen.

Da! Da kam einer! Geradewegs auf mich zu! Ich konzentrierte mich… folge den Bewegungen meiner Beute, die sich gemächlich in meine Richtung bewegte. Näher… näher… und gerade als ich ihn herausfischen wollte schlug er eine andere Richtung ein. Trotzdem versuchte ich zuzupacken, spürte ihn, verfolgte ihn, vor mir, neben mir, dann hinter mir – ich packte zu, er entglitt, ich fasste nach… verlor den Halt auf den glitschigen Steinen und vollführte einen fast perfekten Salto. Prustend kam ich an die Oberfläche, schüttelte mich und bewegte mich wieder in Richtung Ufer. Nein, Fisch wollte ich ohnehin keinen zum Mittagessen.

Ich legte meine Sachen zum Trocknen auf einen Stein, drehte mich herum – und meine Augen blieben wieder an Bens Taschen hängen. Nun gut, vielleicht doch ein Blick? Vielleicht ist ja doch was Essbares drinnen? Alleine der Gedanke rechtfertigte nicht mein Tun. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich einfach nur mehr von Ben erfahren wollte. Ich öffnete die eine Tasche und begann in den Sachen zu wühlen. Plötzlich sah ich aus einer Seitentasche ein Stück Papier heraus stehen. Ich zog an dem überstehenden Stück Papier, langsam um keine Spuren zu hinterlassen. Eine Fotografie! Ich zog sie weiter heraus und erblickte eine junge Frau – ihre Schönheit ließ sich auf dem grobkörnigen Abzug nur erahnen – und trotzdem starrte ich wie gebannt auf den Abzug.

Da! War das ein Pferd? Hörte ich Hufgetrappel? Eilig steckte ich die Fotografie wieder zurück, schloss die Tasche und eilte zu meinen immer noch nassen Sachen. Gerade als ich mich setzte sah ich Ben auf seinem Pferd. Er stieg ab, musterte mich von oben bis unten.

„Was ist passiert?“ fragte er mich als er meine immer noch nassen Kleider sah. „Ich…ähm… ich war fischen.“

„Sehr erfolgreich, wie ich sehe“, erwiderte er, musste grinsen und nahm einen Sattel, den er mitgebracht hatte. „Hier, für deinen nächsten längeren Ritt. Dein Gesäß wird’s mir danken.
Und hier – ein paar Stiefel. Wir werden morgen aufbrechen. Aber vorher wollen wir sehen, wie es mit deinen Schießkünsten aussieht!“

Ich konnte es nicht fassen – er brachte mir dringend benötigte Sachen und ich durchstöberte seine Taschen! Da war es wieder, mein schlechtes Gewissen.

_______

Als ich mich wieder angezogen hatte drückte Ben mir seine Waffe in die Hand. „Siehst du die Dose da vorne? Die gilt es zu treffen.“
Nachdem er mir gezeigt hatte, wie ich die Patronen zu wechseln hatte ging er zu unserem Lager zurück. Als er sich entfernte sagte er noch: „Versuch um Gottes Willen nicht in meine Richtung zu schießen!“ und ließ mich alleine.

Ich zielte, übte, schoss und übte weiter - immer schön auf die Dose. Als die Sonne schon tief stand packte ich meine Sachen und ging zurück ins Lager.

„Und? Wie lief es?“, fragte er mich.

„Wir wollen nicht darüber reden“, entgegnete ich. Dass meine Beute nur aus Bäumen, Steinen und aufgewirbelten Dreck bestand musste er ja nicht unbedingt wissen. Doch die heil gebliebene Dose sprach Bände.

_______

Es wurde Abend und bald war es dunkel. Unruhig lag ich in der Nähe des Feuers und versuchte zu schlafen. Immer noch drehten sich meine Gedanken um das Foto, das ich in Bens Taschen gefunden hatte. Wer war sie? Was hatte sie mit ihm zu tun? Warum nur war er so schweigsam? Hatte er etwas zu verbergen und vor allem… wohin war er heute verschwunden?
Mit diesen Gedanken fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
 

DeletedUser

Kapitel 6: Himmel auf Erden

Spät am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen, sattelten die Pferde und ritten weiter.

„Nicht weit von hier, etwas mehr als einen halben Tagesritt, befindet sich eine Stadt. Ich habe dort noch etwas zu erledigen“, sagte Ben. Es war das erste Mal, dass ich wusste, wo unser Weg uns hinführen sollte – zumindest ungefähr. Der Gedanke daran, dass ich wieder auf Menschen, abgesehen von Ben, treffen sollte erfüllte mein Herz mit Freude. Ich hatte zwar die letzten Tage mit allem was ich erlebte genossen und doch sehnte ich mich nach etwas Trubel und fremden Gesichtern.
Je näher wir der Stadt kamen umso häufiger trafen wir auf Reiter, Planwägen und Gruppen, die alle ihr Glück in dieser Gegend versuchen wollten.

Etwa zu der Zeit als die Sonne ihre letzten wärmenden Strahlen hinter den Berggipfeln aufs Land schickte ritten wir in der Stadt ein. Wir ritten gemächlich die Hauptstraße entlang, Ben blickte sich suchend um. Ich versuchte seinem Blick zu folgen, der bald auf einem Gebäude ruhen blieb.
Dieses Gebäude glich auf den ersten Blick einem Saloon, jedoch war da irgendetwas, das nicht ins Bild passte. Ich betrachtete das Gebäude genauer und las das Schild, auf dem stand:

„The Pearl“

Ich ließ meinen Blick schweifen und plötzlich sah ich, was auf den ersten Blick befremdlich wirkte. Zwei jüngere Damen, adrett gekleidet und mit genügend Farbe im Gesicht lehnten lässig neben an der Türe, scheinbar in ein Gespräch vertieft und doch ließen sie keinen Augenblick die Leute, die vorbei gingen aus den Augen.

Wir stiegen ab, banden die Pferde fest, passierten die zwei Damen und betraten das Haus. Unzählige Eindrücke prasselten auf mich ein…
…die gedämpften Lampen, die dem Laden ein schummriges Erscheinungsbild verliehen, Musik, die an mein Ohr drang, der Geruch nach Schweiß, verbrauchter Luft, Alkohol, Tabak… und dazwischen schienen Schwaden eines süßlichen, angenehmen Duft zu hängen, den ich aber nicht benennen konnte. Neben schmutzigen und verschwitzten Männern sah ich dann noch… weitere Frauen, ebenso aufgeputzt wie diejenigen die ich vor der Türe gesehen hatte! Dekolletees, die ihren prallen Busen kaum zu bändigen vermochten schienen mir beinahe den Verstand zu rauben.

Ben ging zu einer dieser Damen, flüsterte ihr etwas ins Ohr, zeige auf mich… sie nickte, raffte ihr Kleid und kam …näher! Langsam wich ich einen Schritt nach dem anderen zurück… und doch schien sie immer näher zu kommen. Alles in meiner Umgebung schien sich in Nichts aufzulösen, als sie ihre ersten Worte an mich richtete:

„Dein Freund muss sich mit jemandem unterhalten. Ich soll mich inzwischen um dich kümmern“, gurrte sie in mein Ohr. „Und – wie wär’s mit einem Drink?“ – fragte sie, drehte sich um ohne auf meine Antwort zu warten, bedeutete mir ihr zu folgen – und lehnte sich lässig an die Bar.

„Hey Sam! Zwei für mich und meinen neuen Freund hier!“ Bald drückte sie mir einen Becher in die Hand. Ich roch daran… Whiskey! Schon wieder!
„Trink, und entspann dich“, raunte sie mir zu, „aber lass dir Zeit, wir haben noch einiges vor!“ Ich riss meinen Blick von ihr los, sah mich um und bemerkte, dass Ben sich mit einem zwielichtigen Kerl sich an einem dunklen Tisch in der Ecke sich niedergelassen hatte.

„Komm schon, trink aus – ich möchte dir was zeigen“, sagte sie mit einem unschuldigen Augenaufschlag, der viel und nichts bedeuten mochte. „Ich bin Rose“, sagte sie als ich meinen Becher schnell leerte und sie mich an der Hand nahm, an all den Leuten vorbei zog und die Treppe hinauf führte. Ich spürte, dass meine Hand schweißnass wurde, folgte ihr jedoch ohne zu wissen, was mich erwarten sollte. Wir gingen an einigen Türen vorbei aus denen undefinierbare Geräusche drangen.

„Hier sind wir“, sagte sie und öffnete die Tür zu Zimmer Nummer 7, schob mich hinein, verschloss die Türe und lehnte sich dagegen. Langsam kam sie auf mich zu, stieß mich aufs Bett und sagte: „Willst du es dir nicht gemütlich machen?“

Halb saß, halb lag ich auf dem Bett als sie eine Nadel, dann eine zweite aus ihrem Haar zog. Ihre schwarzen Locken fielen und umrahmten ihr Gesicht. Sie stellte einen Fuß auf einem Schemel und begann die Bänder ihres Schuhes zu lockern, dann die des zweiten. Sie kam näher, kniete sich neben mich auf den Boden – ihr Gesicht ganz nahe dem an meinem Gesicht. „Ich werde dir Sachen zeigen, von denen du bislang nicht zu träumen wagtest“, flüsterte sie mir zu und fuhr mit ihren Lippen über meine Wange. Ich schluckte, einmal, zweimal, doch meine Kehle fühlte sich staubtrocken an. Ich konnte nichts erwidern. Mit offenem Mund beobachtete ich sie, als sie begann mein Hemd aufzuknöpfen um es mir über den Kopf zu ziehen. Ich ließ alles geschehen, willenlos. Sie stand wieder auf, drehte mir den Rücken zu und wollte gerade die Bänder aufschnüren als ich mich sagen hörte:

„Wie… wie wär’s mit noch einem Drink?“ Meine Stimme versagte fast. Sie drehte sich wieder zu mir, hob eine Augenbraue, sah mich an. „Ganz wie du willst“, sagte sie, öffnete die Tür und sagte „ich bin gleich wieder da!“ Ein anzügliches Zwinkern und weg war sie.

Ich ließ mich vollends auf das Bett fallen. Alles, wovon ich geträumt hatte schien heute in Erfüllung zu gehen! Doch wollte ich das… hier… so…? Mein Gefühl sagte „ja“, doch mein Kopf sagte „nein“… nicht hier, wo sich viele schon vergnügt hatten! Ich hörte wieder die Geräusche aus dem Zimmer nebenan… roch den Schweiß derer, die vorher hier gelegen und ihre Gelüste befriedigt hatten! Nein – so sollte das nicht sein!

[FONT=&quot]Ich sprang auf, schnappte mein Hemd, öffnete das Fenster und stieg auf den Balkon, verfluchte mich ob meiner Feigheit. Ich schwang meine Füße über die Brüstung und ließ mich fallen. Ich landete auf einem Haufen Stroh, rappelte mich auf, zog ein paar Halme aus meinem Haar und machte mich auf die Suche nach einem Brunnen.

Ich wollte das Ziehen in meinen Lenden vergessen. [/FONT]
 
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Jigelp

Pubquiz-Champion
Ehemaliges Teammitglied
Die Geschichte erinnert mich irgendwie etwas an Nevada Smith und die Episode mit Cord - was nicht heißen soll, du hättest sie kopiert.
Mir gefällt wirklich sehr, wie du Spannung aufbaust, indem du aus der Perspektive des "Greenhorns" auf das Unbekannte an Ben hinweist.
 

DeletedUser13032

Bin jetzt endlich mal dazugekommen mir das Ganze durchzulesen und muss sagen: Alle Achtung! Wahnsinnig gut geschrieben! Eine Geschichte einerseits spannend und ernst zu gestalten aber andererseits auch soviele witzige (tollpatischige) Elemente miteinzubringen - Klasse Leistung :up:
 

DeletedUser

Wow - es freut mich, dass ihr die Geschichte für (vorerst) gut befindet! Ich hab mir die Ratschläge für's Schreiben durchgelesen und wollte eine passable Leistung für mein "Erstlingswerk" abliefern. Weil ich mir selbst nicht so sicher war habe ich mir hier ein Pseudonym geschaffen, wenn man so will - sonst laufe ich mit einem anderen Namen durch die Gegend :)

Was ich allerdings sehr unterschätzt habe... ich hatte bevor ich begann zu schreiben den Ausgang der Geschichte im Kopf. Doch die Geschichte hat begonnen mich "zu beherrschen" und hat eine ganz andere Richtung genommen als geplant. Es ist so als ob man nach New York in den Urlaub fahren möchte und sich schlussendlich mitten im Karneval von Rio wieder findet. Aber es ist schön, wenn man den Gedanken freien Lauf lassen kann.

@Jiglep: Ich hab den Link durchgelesen - und ja, du hast recht, dieser Abschnitt kann doch grundsätzlich verglichen werden. Hier war es so... mit dem Beginn den ich geschrieben habe habe ich mir selbst eine grundsätzliche Richtung vorgegeben, aus der ich nicht mehr rauskam. Deshalb wohl die tollpatschige Art meines (immer noch namenlosen) "Anti"helden, wie du so schön sagst :)

@Dave: Ja, tollpatschig ist er wohl - und jetzt stehe ich vor einem Dilemma. Ich versuche der Geschichte eine Drehung zu geben und versuche mich gerade am nächsten Teil. Ob mir dies gelingen wird... darauf bin ich selbst sehr gespannt :) Vielleicht schaffe ich es noch, bevor ich am Abend arbeiten muss.

Wenn ich die Geschichte noch mal lese, dann muss ich zugeben, dass ich mich aller möglichen Klischees bediene. Es wird Zeit für eine Portion Realität :)
 

DeletedUser

Kapitel 7: Ben

Kurze Zeit später sah ich, dass auch Ben „The Pearl“ wieder verließ. Sein Gesichtsausdruck war von einer tragischen Ernsthaftigkeit gezeichnet, die ich vorher so noch nicht bei ihm gesehen hatte. „Wir reiten weiter“, sagte er nur als er bemerkte, dass ich mich ihm näherte, sattelte sein Pferd und ritt mir voraus.

Langsam schloss ich auf und lenkte mein Pferd neben das Seine. Eine bedrückende Stille war unser Begleiter, einzig das Geräusch der Hufe auf trockener Erde zerriss die Ruhe der Nacht. Ich musterte Ben, der versunken in seinen Gedanken kein Wort mit mir wechselte.

„Ich… ich…“, begann ich leise, „…ich konnte nicht. Es… es… tut mir leid“.
Er schaute mich an, herausgerissen aus seinen Gedanken, scheinbar überrascht, dass ich neben ihm ritt. „Es gibt nichts wofür du dich entschuldigen solltest.“, erwiderte er. „Dein Herz ist am rechten Fleck. Alles braucht seine Zeit.“ Er verfiel wieder in Schweigen.

Etwa zwei Meilen weiter beschloss Ben das Lager für die Nacht aufzuschlagen. Wir banden unsere Pferde fest, entfachten ein Feuer und wärmten uns an den immer größer werdenden Flammen. Wieder beobachtete ich meinen Gefährten, der seinen Blick starr ins Feuer richtete. Ein Schatten bedeckte sein Gesicht, der ihn um einiges älter erscheinen ließ. Er nahm einen Stock, stocherte im Feuer herum und Funken stoben wild umher.

„Mein Name ist Benjamin Sutton“, durchbrach er die Stille, seinen Blick immer noch von mir abgewendet. „Und es gibt etwas, das du wissen solltest.“



Kapitel 8: Bens Geschichte

„Ich war einmal so wie du. Jung und unbeschwert sah ich meine Zukunft vor mir liegen. Ich hatte einen guten Freund, mit dem ich durch dick und dünn ging. Die Welt gehörte uns. Nichts, gar nichts konnte uns stoppen. Wir streiften durch die Gegend, lebten in den Tag… ich war einfach glücklich.
In einer kleinen Stadt lernten wir ein Mädchen kennen. Anne – Annie – ein wundervoller Namen für eine wundervolle Frau! Anmutig war sie, ihre Schönheit suchte ihresgleichen. Und wie es kommen sollte, verliebten wir beide uns in sie. Dies war der Moment in dem unsere Freundschaft zum ersten Mal sich bewähren sollte. Beide warben wir um sie – und schlussendlich entschied sie sich für mich.
Mein Freund wollte dies nicht hinnehmen, sein Zorn und seine Eifersucht suchten ihren Weg… schlussendlich überfiel er mich aus einem Hinterhalt. Diesem Angriff habe ich drei Narben zu verdanken, die mich immer an diese Zeit denken lassen. Wie durch ein Wunder – nicht zuletzt wegen dem Eingreifen von zufällig vorbeikommenden Männern – überlebte ich den Angriff. Annie war es, die mich gesund pflegte. Ich wusste, ich gehörte zu ihr.

Wir bezogen ein kleines Haus und waren glücklich. Gekrönt wurde unser Glück durch die Schwangerschaft meiner Frau! Was für eine schöne Zeit durchlebten wir… bis zu dem Tag, an dem unsere gemeinsame Tochter das Licht der Welt erblicken sollte. Meine Frau… sie sollte die Geburt nicht überleben. Sie starb in meinen Armen.

So blieb mir nur unsere Tochter, die ich nach ihrer Mutter benannte. All dies geschah vor fast genau 20 Jahren.“
Er seufzte.

„Vor ein paar Wochen war ich geschäftlich unterwegs. Als ich nach Hause kam wartete meine Tochter nicht wie üblich auf mich. Stattdessen glich unser Haus einem Schlachtfeld. Meine Tochter wurde entführt!
Die einzige Spur, die ich hatte, war diese.“

Er zog einen Zettel hervor auf dem stand:

“Du hast dir etwas genommen was mir gehörte.
Al.“

Leise, gebrochen sprach er weiter. „Ich war auf der Suche nach ihr, als ich dich gefunden hatte. Leute, die nach Informationen suchen sind nicht immer gerne gesehen. Das erklärt mein Erscheinungsbild, als wir uns das erste Mal trafen. Du hast dich in den letzten Tagen als guter Weggefährte erwiesen. Es mag sein, dass du kein guter Schütze bist. Auch als Schürzenjäger taugst du nicht. Alkohol scheint auch nicht das sein, wo du dich mit anderen messen solltest. Aber du hast Mut bewiesen und scheust dich nicht, dich auf neue Situationen einzulassen.“

[FONT=&quot]Er schaute mich ernst an und sagte:

„Ich brauche deine Hilfe.“

[/FONT]
 

Jigelp

Pubquiz-Champion
Ehemaliges Teammitglied
Unerwartete Wendung, die du wie ich finde geschickt um einige Kapitel herausgezögert hast, statt gleich mit dem Problem herauszurücken.
Annie:whistle:
 

DeletedUser

Jaaa. ich weiß :) Ich war schon immer einer, der drumherum geredet hat...

Bei Namen bin ich wirklich nicht sehr einfallsreich. Schlussendlich hab ich mir eine Liste mit Namen aus dem Inet geholt. Das war der erstbeste, der passte. Ich meine auch Al, sehr naheliegend, irgendwie ;-)
 

DeletedUser

Ach, bei den Namen das Problem kenn ich. Die klingen immer total ausgedacht und an den Haaren herbeigezogen, wenn ich was schreiben will.:o
 

DeletedUser

Ja, das unterschreib ich. Obwohl ich das das erste Mal mache :)

Jetzt hab ich noch ein kleines Problem ... meine linke und rechte Gehirnhälfte bekriegen sich im Moment. Es gibt zwei Endungen im Moment, eine logische und eine gefühlt richtigere aber für mich verwirrendere Endung. Jetzt stehe ich dazwischen im Kampf der Gehirnhälften.
Dass ich nebenher arbeiten muss ist nicht hilfreicher.

Ich muss zugeben, es war mir nicht klar, dass man auch bei einer kurzen Geschichte - sei dahingestellt ob schlussendlich gut oder nicht - doch viel nachzudenken hat. Wahrscheinlich hätte ich warten sollen bis ich eine Woche frei habe.

Naja, ich hoffe, dass ich für mich morgen oder übermorgen eine Lösung finde :)
 

DeletedUser668

Top Geschichte, sehe ich genauso :) Und weil sie mir so gut gefällt, gibt es ein wenig Werbung in der TWTimes :)
 

DeletedUser

Oooh no! Vorschusslorbeeren machens nicht besser... vergeigen kann ichs immer noch. Das Potential dazu hab ich :)

Wie auch immer... ich schreibe gerade an der Fortsetzung und denke, dass es morgen weiter geht.

Ach... ich wäre auch für Änderungsvorschläge offen!
 
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