DeletedUser
Einen wunderschönen guten Tag...
ich bitte um Kritik, dieser Geschichte...eine Freundin hat sie niedergeschrieben, sie möchte gerne ein wenig Feedback..haut rein!
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[Name des Abschnitts]
Kapitel 1
Der Spielplatz fügte sich ins Bild, das man schon beim Betreten der Straße gewonnen hatte. Die Bretter waren mit Verzierungen sämtlicher Art geschmückt worden, wobei es im Gesamten wohl zur Hässlichkeit des Bildes beitrug. Zahllose Kraftausdrücke versteckten sich zwischen albernen Linien und Formen, die ohne erkennbare Liebe zum Detail aufgetragen worden waren. Zwischen all den schwarzen und eher dunklen Strichen tauchte ab und zu ein Herz auf. Man konnte fast erkennen, dass es liebevoll eingeritzt worden war. Zwei Buchstaben, die für die damals Glücklichen standen, prangten inmitten der zwei Halbbogen und schmückten das Kunstwerk, wie man es nur bezeichnen konnte, wenn man es mit dem Auge des Künstlers sah. Der Sand unter den Füßen knirschte aufgrund der Glassplitter, die sich inmitten der kleinen Steinchen versteckten. So manch ein Brett war durchgetreten, oder aber, dem fehlenden Respekt der Jugend zum Opfer gefallen, mit Urin verziert. Es war kein schöner Ort, zeigte er das Hässliche, das Unschöne an der Stadt. Der Platz diente nicht mehr seinem eigentlichen Nutzen, lachende Kindergesichter sah man jedenfalls weit ab dieses Spielplatzes.
Er stand vor dem Gerüst, an dem sich vor einigen Jahren noch Kinder entlanggehangelt hatten. Seine Finger fuhren an der Metallstange entlang, wobei sie manchmal einen klebrigen Klumpen berührten, der zuvor noch in den Mündern der Täter gesteckt hatte. Sein Blick ruhte derweilen auf der Schaukel, die sich leicht bewegte, als würde jemand auf ihr sitzen. Es war fast windstill, was der Schaukel eine Art Eigenleben gab. Im Endeffekt trug es nur dem schaurigen Effekt bei. In Wirklichkeit war es friedlich, fast schon zu ruhig, sodass selbst die leicht schwingenden Bewegungen der Schaukel außer Acht blieben. Er kniete sich hin und fuhr mit den langen Fingern durch den Sand, spürte die einzelnen Körner, die jedes eine andere Form hatten, waren diese noch so unverkennbar. Manche der Steinchen waren so spitz, dass man es nicht sehen konnte, er sie trotz allem spürte, wenn er sie zwischen dem Zeigefinger und dem Daumen rieb. Seine Finger umschlossen einen Glassplitter. Ohne zu zögern, schloss er ihn in der Hand ein und drückte fest zu. Er bildete sich ein, der Splitter würde seine Hand wärmen. Dann öffnete er die Hand wieder und sah hinab. Es war, als hätte der Splitter seine letzten Tage im Meer verbracht. Er war rund und hatte weder Ecken noch scharfe Kanten, an denen man sich schneiden konnte. Es war ein durchaus seltsamer Ort, wenn man so genau hinsah, doch nicht seltsam genug, als dass es die Jugendlichen an den Abenden fernhalten konnte. Sein Blick wanderte erneut zu den Herzen an der Wand. Es hatte nichts Fesselndes, waren sie verschändet durch die Namen der Jugendlichen, die ihre erste rosarote Brille auf der Nase trugen. Kaum ein Herz war für die Ewigkeit gemacht, wahrscheinlich keines von ihnen. Er richtete sich auf und setzte sich dann auf die Schaukel. Sein Körper schwang nun im Einklang mit ihr mit, sodass das Bild, was so manch einem zuvor erschrocken hätte, wieder an Normalität gewann.
*
Die Bahn kroch langsam, aber stetig aus dem Bahnhof und hinterließ einen unsichtbaren Dunstschleier, der sich über die Köpfe der Fahrgäste legte. Es schien, als würde das Grau der schlechten Luft die Köpfe der Menschen benebeln. Sie stierten mit starrem Blick zu den großen Anzeigen, die in regelmäßigem Abstand an einem Halter befestigt waren. Überall hörte man ankommende und abgehende Züge, die Rufe der Schaffner, die grellen Töne der Pfeifen, die im Mund der Bahnwärter steckten und die Abfahrt eines Zuges bekannt geben sollten. Menschen eilten über die Bahnstege, um ihren Anschlusszug nicht zu verpassen. Zu diesen Zeiten, wo man lieber auf die öffentlichen Verkehrsmittel zurückgriff, war es nicht auszudenken, was passieren würde, wenn die Bahnen mal aussetzten. Menschen würden fluchen und sich auf die Verantwortlichen stürzen. Nicht etwa, weil sie die Ticketpreise bereits bezahlt hatten, vielmehr wurde es zu der Angewohnheit, sich zu beschweren, welch interessante Gesprächspartner man so verpasst haben könnte. Die Bahn galt schon zu früheren Zeiten zu einer Art Kommunikationsmittel. In den langen, staubigen Zügen wurden die meisten Freunde gefunden, die meisten Partner entdeckt und natürlich, dies sollte nicht ausbleiben, die meisten Ansichten und Meinungen ausgetauscht, oft mit weniger friedlicheren Gesichtern als Ausgang, aber immerhin mit vielen Informationen und Ansätzen, sein eigenes Denken umzukrempeln und sich der Geflogenheiten der Anderen anzupassen.
Dies wollte auch Anatolij für sich entdecken, dieses bisher ihm unbekannte Land, als er über den dritten Bahnsteg auf diesem Bahnhof schritt, auf der Suche nach dem richtigen Zug. Die rote Bahn, die genau in dem Moment einfuhr, machte ihm per Anzeige deutlich, dass er richtig war. Bevor er wie die anderen Fahrgäste einstieg, warf er noch einmal einen Blick zurück. Es gab keine Zweifel, hier musste er rein. Mit straffen Schultern betrat er das Flugzeug auf Rädern, wie er es zu nennen pflegte. Er mochte diese Art an Fortbewegung nicht, schenkte er hier viel zu sehr Vertrauen in die Zugführer und somit in ihm unbekannte Menschen. Er suchte sich ein Abteil, in dem ein Mann saß. Kurz schwankte er, sich ins Nachbarabteil zu setzen, doch als er den Blick des Mannes auf sich spürte, machten seine Beine kehrt und er setzte sich in den Sitz gegenüber. Seine Füße traten auf etwas Weiches. Erschrocken blickte er hinab. Eine Mischung aus Fell und ekliger Sabber blickte betreten an ihm hoch.
„Ist das Ihr Hund?“, fragte er den Mann gegenüber. Dieser hob den Kopf und sah Anatolij misstrauisch an.
„Da ich der einzige Fahrgast in diesem Abteil bin, ist es wohl mein Hund. Keine Angst, das ist nur Daphne, der ist einem nicht böse, wenn man ihm mit den dreckigen Straßenschuhen ins Gesicht tritt.“
„Der?“, hakte Anatolij nach. „Daphne ist doch ein Weibchen, oder?“
„Haben Sie vielleicht etwas gegen Männchen?“
„Nein, ich dachte nur…“ Verwirrt drehte er sich zur Seite und ließ die Bemerkungen seines Nachbarn auf sich wirken. Die nächsten Minuten vergingen schweigend, bis auf das leise Schnarchen des Hundes unter Anatolijs Füßen. Nach einiger Zeit drang ein anderes Geräusch an seine Ohren. Neben dem Schnauben hörte er nun ein Klappern. Dazu erreichte der leicht befremdliche Duft von Essen seine Nase. Er konnte den Duft keinem ihm bekannten Essen zuordnen, einzig und allein Ekel beschlich ihm. Während er noch darüber rätselte, was diesen Gestank verursachte, kramte sein Gegenüber plötzlich in der Tasche. Er zog einen arg mitgenommenen Geldbeutel aus der Tasche und nahm sich einen Schein. Wenig später wusste Anatolij auch, wofür dieser Schein war.
Die Waggontür schloss sich und der leicht penetrante Geruch verflüchtete sich langsam. Sein Blick war auf das Essen gerichtet, dass sich der Hundebesitzer gekauft hatte. Der Geruch ähnelte Hundefutter, mit dem Unterschied, dass selbst Daphne das Essen zu verschmähen schien. Er hatte seine dicke Nase in die Pfoten gepresst und gab merkwürdige Töne von sich. Angewidert rückte Anatolij noch dichter ans Fenster, sodass seine Schuhe nicht mehr unter den Pfoten lagen und der Gefahr liefen mit Sabber verunreinigt zu werden. Zu seinem Glück hatte Daphnes Herrchen eine kalte Platte bestellt, wie sie hier hieß, so blieb die Luft frisch, wenn man es denn so nennen mochte bei all dem Staub, der sich in den Ecken verfangen hatte und bei jedem Ruck von der Decke rieselte. Kaum war die Frau mit dem Wagen verschwunden, fuhr der Zug vom Hauptbahnhof los und entfernte sich genauso schleichend und langsam wie schon an der letzten Station, an der er eingestiegen war. Während sein Gegenüber mit nicht allzu glücklicher Mine die Folie vom Teller nahm und sich ein leicht welkes Salatblatt angelte, drückte sich Anatolij weiter in den Sitz hinein.
*