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Samuel bei Henry

Samuel Clemens

Greenhorn
Howdy Henry!

Ist ja heute so leer hier bei dir.
Bedrückt? Ich? Uff, mich drückt nur der schwere Koffer, den ich jetzt mal hier auf dem Tisch aufmache.
Aber auch wenn es jetzt schon Mittag ist, - kannst du mir bitte noch ein Frühstück bringen?
Kaffee mit Milch und Zucker, Brot, Rührei mit Speck, 'ne Tomate und sechs Zigaretten von John. Also wie immer.
Derweil richte ich mich hier in der Ecke ein und baue meine neue kleine Maschine auf.

Also, etwas bedrückt mich doch noch:
Ich fühle mich irgendwie blockiert. Wie du ja weißt, bin ich nur ein kleiner Schreiber. Und damit ich mehr Leute erreiche, hat mir die Zeitung neues Papier und eben diese neue Schreibmaschine gegeben. Die wollen mich doch tatsächlich auf irgendeine besondere Seite setzen! Was bisher nur in einzelnen Saloons als bedruckter Wisch am schwarzen Brett hing, soll hinaus in die Welt. Stell dir das mal vor. Mir geht es jetzt gerade wie vor langer Zeit Maria: Ich glaube ich habe Lampenfieber!

Ach du Scherzkeks, setz du dich mal hier hin und tippe auf dieser hochmodernen Remington-Schreibmaschine die Buchstaben in die Tasten. Ich habe das Gefühl, meine schöne alte Schreibstubenwelt ist für immer dahin. Mit Feder und Tinte ist es viel ruhiger als mit diesem schwarzen mechanischen Monster. Nun sieh dir das mal an, da ist sogar eine Anleitung dabei! Dabei haben die Leute bei der Zeitung mir doch schon alles gezeigt, - und das hat sogar eine ganze halbe Stunde gedauert!
So, jetzt tippe ich mal was rein...
HALBDIALOG-SERIE

Ziemlich laut, zugegeben! Soll ich damit vielleicht doch lieber wieder nach oben auf mein Zimmer? Nein?

Stimmt, das hört man auf der Straße. Ich dachte es würde dir die Gäste vertreiben, aber schau mal wie sich dein Saloon plötzlich füllt! Sogar John, Maria und Waupee sind schon im Anmarsch.
Hm, irgendwo muss hier eine Umschalt-Taste für die Groß- und Kleinschreibung sein...
halbdialog-serie
Ach so, jetzt hab ich's...
Halbdialog-Serie

Es funktioniert. Wenn ich mir dabei mal nicht den kleinen Finger breche.
Ich kann also mit diesem Diiiiii...
Au. Abgerutscht! Nein, John, nicht darauf schießen, dann geht sie doch kaputt. Und Waupee, bleibe mir bitte mit deinem Kriegsbeil vom Leib!
Verzieht euch lieber, bevor ihr noch etwas zerstört.
Henry! Auauau! Henry, Hilfe! Komm mal bitte schnell aus deiner Küche, ich bin mit dem kleinen Finger abgerutscht und stecke hier zwischen den Tasten fest!
Au, vorsichtig...
Ich bin frei, Danke schön.

Macht nichts mein Freund, das biege ich wieder gerade. Es sind ja nur fünf oder sechs dieser langen Hebel, an denen die Tasten sitzen. Danach kann ich alles aufschreiben, was hier im Saloon passiert. Was stinkt hier eigentlich so? War das etwa Fischöl, was du mir da hast rein laufen lassen? Hm, dazu muss ich jetzt nichts sagen, immerhin hast du mich ja von diesem Fingermörder befreit. Also putze ich das mit dem Lappen hier weg und dann wird gefrühstückt und geschrieben.
Falls nicht wieder irgendwas blockiert, Mensch oder Maschine.

Fertig getippt,
Euer Samuel Clemens
 

Samuel Clemens

Greenhorn
Guten Morgen Henry.

Ach, Danke, dem Finger geht es wieder gut. Waupee hat mir da so ein ekliges braunes Zeug drauf geschmiert, das bekommt er angeblich bei der Bärenjagd von Mutter Natur geschenkt. Weist du zufällig, was das sein kann?

Du willst mir doch wohl nicht am frühen Morgen schon einen Bären aufbinden? Aber so wie das stinkt, könntest du recht haben. Igitt. Doch der Erfolg ist großartig, die Schmerzen sind weg, die Schwellung auch. Nichts geht über Bärenkacke!

Heute gehe ich auch mal auf die Jagd, aber nicht auf Bären.

Auf was? Auf Abzocker!
Also, die Sache ist die:
Ich wollte gestern in Nevada einen kleinen harmlosen Auftrag erfüllen. Viel eingebracht hätte mir das nicht, aber ich versuche stets ein hilfsbereiter Mensch zu sein. Zur Erfüllung dieser wirklich winzigen Angelegenheit hätte ich etwas Honig gebraucht. Das klebrige Zeug bekommt man, - wenn man nicht andere Leute umständlich kontaktiert und die nötige Zeit dafür aufbringen möchte, bequem auf dem Markt. Und dann kostete da gestern eine einzige lumpige Portion Honig doch phänomenale 69500 Dollar! Fünf Portionen hätte ich nur gebraucht, aber 347500 Dollar dafür berappen? Das ist absoluter Wucher! Da kommt mir der Frühstückskaffee von vorgestern wieder hoch, wenn ich daran denke.

Nee, da ist bei mir Sense, ich habe den Auftrag abgebrochen, - hingeschmissen habe ich den Bettel. Solche dämlichen Aufträge fange ich nie wieder an, das ist zu tief unter meinem Niveau.

Äh, Henry, unterm Niveau ist, ähm, also nicht standesgemäß, nicht fair, nicht ehrenhaft, nicht auf unserer Ebene. Verstehst du? Schön.
Das ist eigentlich eine Sache, bei der unser lieber Herr Präsident in Washington mal korrigierend eingreifen sollte, indem er endlich gewisse Preise nicht nur nach unten, - sondern auch nach oben deckelt. Aber den scheinen ja, genau wie sein Vorgänger, nur die nächsten Wahlen zu interessieren. Und sonst macht keiner was dagegen. Wie die Schafe lassen sie sich scheren, unsere lieben Mitbürger.
Bloß nichts sagen, nur kein Missfallen erregen, immer schön nach oben buckeln - und, wenn es mal geht, nach unten treten.
Ich sage dir, ich gehöre nicht dazu.
Jagen werde ich das verfluchte Pack der Markt-Abzocker, mit allen Mitteln werde ich diese Wucherbande bekämpfen.

Tja, womit wohl? Kopfgelder und Duelle sind meine Waffen gegen diese üblen Händler, Särge und Gräber werden sie brauchen.
Und ich werde jetzt auch etwas brauchen, nämlich ein ordentliches Frühstück, mein lieber Henry.

Das hast du schon fertig? Donnerwetter, ich hatte doch vor lauter Aufregung noch gar nichts bestellt.
A-aber das ist ja fast das gleiche wie gestern? Mit - was ist denn das? Eine Kanne heiße Schokolade. Oh, wie das duftet. Wundervoll.

Danke Henry, mit dir fängt ein Tag einfach immer gut an.
 

Samuel Clemens

Greenhorn
Henry, Hallo und Guten Abend!

So spät schon? Na ja, ich hatte da noch einen Fortkampf, ich kann dir sagen, manchmal ist es schon ein Kreuz. Wir zweiundzwanzig Leute gegen drei Verteidiger. Der Fahnenschützer fiel sehr früh, ein Schnarchzapfen enterte den Mast und die ganze Sache war schon vorbei, bevor sie so richtig an Fahrt aufnehmen konnte. Und was machst du unter deinem Tresen? Man sieht dich ja heute gar nicht. Mal gucken...

Aber Henry? Im Nachthemd mit Troddelmütze! Vergiss die Rattenfallen da unten, - wenn du dich so da schlafen legst und die Viecher dich erblicken, rennen die sich auf der Flucht die kleinen Schädel an der nächsten Wand ein. Leg dir doch wenigstens 'ne Decke um, dann siehst du in dem ungewaschenen Fummel nicht wie ein großer Fliegenfänger aus! Was ist denn nur los mit dir?

Hexenschuss? Ach deshalb. Du Ärmster. Warte, ich hebe dich auf. Da tut's weh? Genau da? Bist du ganz sicher? Wirklich?

Geräusch: "Kracks!"

Jetzt in Ordnung? Na siehst du, jetzt geht es dir gleich besser. Mein Opa hat mich das gelehrt. Man muss nur an die richtige Stelle drücken, dann rutschen die verdrehten Wirbel wieder rein. Er hat das früher manchmal bei Pferden und Kühen gemacht, aber bei Menschen geht das genau so. Jetzt pack dich mal ins Bett und lege dir deine Lieblingskatze an den Rücken, dann fühlst du dich gegen Morgen zwanzig Jahre jünger. Ich kümmere mich schnell noch um deine Rattenfallen und um ein Glas Bier für mich, - dann bin ich auch oben in meiner Stube. Ist ja schon bald Geisterstunde.

Alles in Ordnung Henry, Gute Nacht!
 

Samuel Clemens

Greenhorn
'n Abend, die feinen Herrschaften, hallo Henry!

Pokerrunde um Mitternacht? Nee, Danke, das ist nichts für mich. Ich spiele nur Schach. Ihr wisst schon, vierundsechzig Felder, zweiunddreissig Figuren und zwei Esel die stundenlang ihre Köpfe rauchen lassen. Einen zweiten Esel am Schachbrett brauche ich heute aber nicht mehr, dafür bin ich zu müde. Seit ihr eigentlich alle echt, oder... - wir haben schließlich gerade Geisterstunde, da weiß man ja nie. Ja, schaut euch nur genau an. Ihr wisst doch sicher, wie man das heraus findet? Wenn jetzt jeder von euch seinem linken Mitspieler die rechte Faust mit voller Wucht unter das Kinn donnert, also genau JETZT!!!

Schau mal Henry, da liegen die Daltons. Holst du bitte schnell John aus dem Bett? Der wird sich freuen, wenn er das ganze Pack einsammeln kann.
Ich bleibe derweil hier, und genieße ein Bier.
Zwischendurch noch diesen Halunken die Hände mit ihren Hosengürteln auf den Rücken fesseln. Menschenskinder, waren die blöd.
Nun bin ich hier ganz alleine wach und auf dem Tisch hat jemand etwas Geld liegen lassen. Das muss ich unbedingt vor sämtlichen herum spukenden Geistern sichern. Zum Glück habe ich einen großen Beutel dabei...

Howdy John, was sagst du dazu? Henry und ich haben die Daltons ins Reich der Träume befördert. Schaffst du sie alleine rüber in die Zelle, oder sollen wir noch schnell mit anpacken? Ach komm, - nicht dass sie dir noch entwischen. Wir werden doch sicher 'ne Belohnung bekommen?

Tja, was soll man da sagen?
Ich liebe Geisterstunden!
 
Zuletzt bearbeitet:

Samuel Clemens

Greenhorn
Guten Morgen Henry!

Es ist mal wieder Sonntag.
Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Kirchenglocke scheppert, der frische Kaffee dampft, Rührei mit Speck duftet mich an, - und unser Barbier ist erkrankt.

Nein? Hat er nicht die Schüttel-Lähmung gekriegt? Oder sind alle seine Messerklingen plötzlich verrostet? Henry, ich bin da schon etwas besorgt, denn wenn ich den Teppich in deinem Gesicht sehe, dann schüttelt mich auch was.

Vergessen! Gib es zu, dann bekommst du ein Jahr weniger! Mensch, bei dir schlägt langsam das Alter zu.
Mein Vorschlag: Schürze her und ganz schnell rüber zu dem guten Bartstutzer, sein Stuhl ist gerade leer. Das kann ich durchs Fenster sehen. Ich passe hier so lange auf deinen Saloon auf, - obwohl da jetzt kaum jemand kommen dürfte. Die Leute hocken fast alle in der Kirche, doch der Barbier ist Muslim und ich bin Freibeter. Warum gehst du eigentlich nicht in diese Bimmelbude?

Nun ja, jedem das seine.
Aber wenn die Knierutscher nach der Predigt geläutert aus der Betstube rauskommen, wollen sie sich den Bibelstaub mit deinem sündigem Bier aus den wunden Kehlen spülen. Hörst du sie singen? Hört sich an wie ein Schwarm krächzender Raben, weil die Hälse schon langsam trocken werden.
Ich fege mal noch hier durch, lass du dich schnell Scheren.

Hopp hopp, Henry!
Bis gleich.
 

Samuel Clemens

Greenhorn
'n Morgen Henry,

ich freue mich auf ein Frühstück bei dir. Wie geht's denn so?

Danke der Nachfrage, ebenso: durchwachsen. Man weis ja nie, was kommt. Ich schlage mich nebenbei als Aushilfs-Farmer durch, damit ich die Raten für die Reparatur der Schreibmaschine bezahlen kann. Und das, obwohl ich allergisch gegen Kürbis bin. Nun fängt bald die Ernte von diesen blöden Dingern an. Mir wird schon ganz schlecht, wenn ich daran denke. Jeden Tag hustend und würgend Kürbisse schneiden und schleppen. Bäääh!

Ja, kaputt war sie, die gute Maschine! Und deine verdammte Katze war daran Schuld.
Du warst ja in Urlaub und hier war was los: Maria war es zu langweilig und als abends der alte Fiedelspieler herein kam, hat sie mit ihren klimperndern Schlafzimmeräuglein John zum Tanz aufgefordert. Der hatte aber schon mindestens einen Whiskey zuviel gebechert, als er sich schwungvoll mit Maria an einem Walzer versuchte. Nach drei oder vier Runden wurde ihm schwindlig. Die zwei Turteltauben trudelten quer durch den Saloon und segelten in hohem Bogen über die Theke hinter den Tresen. Dabei erwischte einer von ihnen die Kante eines Teller und katapultierte den darauf liegenden Backfisch in meine Ecke, wo er genau auf, - und zum Teil auch in meiner Remington gelandet ist. Das wäre ja nicht so schlimm gewesen, seit dem Kontakt mit Fischöl riecht sie eh ein wenig widerlich, daran habe ich mich schon gewöhnt. Aber dann kam deine Mieze mit einem Riesensatz vom Klavier herunter und randalierte laut miauend auf der Jagd nach dem Fisch in meiner geliebten Maschine herum. Ich bekam einen Schlag an den Schädel, dann wurde es dunkel.
Tja, am nächsten Morgen hatte ich einen Streifen von Marias Unterrock um meinen Kopf gewickelt, in der verbogenen Tastatur der Schreibmaschine steckten ein alter Tomahawk und ein Fischkopf, alles klebte, stank nach Whiskey und war voller Scherben und außer der total müden Katze mit einem dicken Bauch war niemand mehr da.

Ob die Rechnung bezahlt wurde? Mehr fällt dir nicht dazu ein? Guck in deine Kasse und zähle nach, darin fehlt nichts.
Oder, äh, doch! Eins fehlt. Den Backfisch hat keiner bezahlt, den kannst du deiner wandelnden Mausefalle in Rechnung stellen.

Dein Frühstück war mal wieder erstklassig, aber wie kam diese Gräte hier in den Speck?

Soso, Schweine haben auch welche, weil sie schwimmen können? Man lernt doch nie aus.
Ich gehe dann mal jetzt an den Fluss zum Angeln.

Bye Henry. Ach, eins noch, - welchen Köder braucht man eigentlich, wenn man Schweine angeln will?
 
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Samuel Clemens

Greenhorn
Hi Henry, wie geht's?

Ja, ich kann wieder klappern. Spare du mal ein dreiviertel Jahr auf 'ne neue Maschine, dann tippst du auch etwas langsam. Bin wohl etwas eingerostet in der langen Zeit. Aber ich werde ja schon schneller, und - äh, - ist was John? Warum stehst du hier im Nachthemd rum? Und dann diese Mütze, ist ja widerlich!

Ja, die ist neu. Das neueste Remington-Modell, mit Perlmutt-Tastatur! Hier schaut mal, sogar mit Entwirr-Taste! Drückt man zwei Tasten aus Versehen zugleich, verheddern sich die kleinen Hebel mit den Typen gerne mal, etwa so. Nun einfach da drauf drücken, und sie schnappen in die Ausgangslage zurück. Das ist Fortschritt, die Welt wird immer besser. John, wenn du mir das tolle Gerät wieder zu Schrott schießt, mache ich daraus einen Hut und schraube ihn dir auf den Kopf, okay?

Ich gehe jetzt schlafen, die Schreiberei um diese Nachtzeit stört ja sogar die unempfindlichsten Ohren der Stadt: Da steht schon Waupee in der Tür, - im Präriegras-Muster-Pyjama und mit rosa Pantoffeln!
Was für ein Anblick! Hoffentlich bekomme ich davon keinen Alptraum.

Gute Nacht zusammen,
Klappe von Klapperkiste zu.
 
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