eieiei wer weiß :wink1:
Ich stellte mich auf die Position vor der Eiche. Die Krähen hatten sich bereits wieder gesetzt und pieckten hungrig das Korn auf. Ich schrie aus vollem Halse, aufgetrieben von meinem lautstarken Schrei flogen sie verwirrt empor, ich fasste den Schofield am Lauf und es schien, als steche ein Vogel aus der Masse hervor. Ich fixierte ihn an, es kam mir vor, als käme er nicht recht von dr Stelle und ich schmiss den Revolver mit voller Wucht gegen ihn. Er wurde in der Luft zerfetzt, seine Federn wirbelten wild in der Luft umher, sein mickriger, toter Körper fiel ins Gras. Das alles kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit, in Wirklichkeit waren es jedoch kaum einmal zwei, drei Sekunden. Als ich realisierte, was ich soeben geschafft hatte, knickten meine Beine ein und ich fiel auf die Knie. Einen Moment lang war alles ruhig, dann bemerkte ich, wie mich mein Team fassungslos anstarrte, niemand sagte etwas. Ich hatte nicht bemerkt, wie Lance neben mich getreten war und mir seine Hand anerkennungsvoll auf die Schulter legte.
"Ich wusste es, Phil. Ich wusste es."
Er schritt davon, Carlos, der sich nciht sicher war, was er von dem Ganzen halten sollte, folgte ihm. Jorge kam auf mich zu und half mir auf die Beine.
"Was war das? Ich meine, verflucht Phil, du hast den Vogel in der Luft ne Knarre an den Kopf geworfen!" Er lachte laut auf, jegliche Unsicherheit war aus seiner Stimme verschwunden. Froh darüber, dass mich Lance wohl doch nicht ausgestoßen hatte, lächelte mich Isabel an, bevor auch sie Lance und Carlos hinterherlief.
"Auf was warten wir? Auf gehts zur nächsten Herausforderung!" Ermutigt und voler Tatendrang folgten wir den Anderen durch den schwülen Mittwochvormittag.
"Oh mein Gott. Das war einfahc nur unglaublich." Jorge versetzte mir einen Klaps auf den Hinterkopf. "Verdammt nochmal, warum hast du es so drauf mit der Remington?". Kopfschüttelnd und gleichzeitig mit einem breiten Grinser im Gesicht sah mich Jorge an.
"Ach, ich weiß nicht warum. Es kam mir so vor, als würde ich von allein schießen. Und, ja, irgendwie auch alles treffen."
Wir hatten Mittagspause, gerade war das Einüben mit dem Scharfschützengewehr, einer Remington mit Visieraufsatz, vorbei. In dieser Übung entpuppte sich Carlos als nahezu nutzlos. Er konnte das Gewehr nicht richtig halten, geschweige denn anstädnig durch das Zielfernrohr sehen. Jorge konnte man ebenfalls ansehen, dass dies sein erstes Mal mit einem soclhen Gewehr war, während sich Isabel zwar nicht sonderlich ungeschickt anstellte, allerdings konnte sie das Gewehr nicht lange genug so ruhig halten, dass sie ihr Ziel gut ins Visier nehmen konnte. Ich entpuppte mich hierbei als ein Ass, jedes Ziel hatte ich getroffen, egal wie weit entfernt es war. Ja, die weiteste Entfernung lag bei bewegten Zielen zwar gerade einmal bei etwa vierzig Metern, aber gemessen an der schwachen Durchschlagskraft der Remington war dies schon ganz passabel.
Carlos, Jorge, Isabel und ich saßen gemeinsam an einem Tisch. Während wir drei über uns erzählten und mit einander scherzten, hielt sich Carlos hingegen die ganze Zeit über zurück mit seinen Kommentaren. Er löffelte nur gemähchlich seine Suppe und tunkte sein Brot darin ein. Nach einer etwas längeren Gesprächspause erhob Isabel das Wort.
"Ihr solltet lieber nicht zuviel essen, ich habe vorhin Peter und Lance miteinander reden hören. Als nächstes steht schwimmen und springen an."
"Schwimmen? Kein Problem", lachte Jorge, hob sein Hemd an und zeigte seine beachtenswerten Brustmuskeln. "Wer einen Angler als Vater hat, der lernt bereits in der Fruchtblase das Tauchen!"
Etwas verwirrt sahen Isabel und ich uns an, bevor wir laut losprusteten.
"Und was meinen die mit Springen?" Carlos hatte seinen Kopf vom Teller erhoben und sah in die Runde. Etwas überrascht, dass er doch noch etwas sagte, meinte ich "Ja, sieh mal an. Carlos du bist ja auch noch da." Während Isabel und Jorge grinsten, fand Carlos es nciht so lustig und fixierte mich finster. "Hör zu, ich weiß nicht woher du kommst, ich wieß nicht wie du das an der Eiche und an den Klippen gemacht hast, aber eines schwöre ich dir - wir Mexikaner sind sehr abergläubisch und glauben an den Teufel, Diabolo. Und du, Phil, du stinkst mir sehr danach!"
Ich wusste nicht, was es darauf noch zu sagen gab. Ich sah Carlos einfach weiterhin ausdruckslos an. Ich wollte ihn schon beleidigen, wollte ihm einfach ohne einen driftigen Grund eine verpassen, aber ich riss mich zusammen. Wir schreckten alle hoch, als plötzlich Peter an unserem Tisch stand.
"Puh ziemlich dicke Luft hier", er sah dabei Carlos und mich gelassen an, "Zeit euch etwas abzukühlen, auf gehts. Ihr lauft jetzt sofort zurück zu den Klippen, wo ihr vorhin bereits wart", er sah mich wiederum mit erhobenen Augenbrauen an, "und wo Lance wohl seinen Nachfahren gefunden hat." Er lächelte und zeigte uns seine gelben Zähne. Isabel verdrehte leicht die Augen, Peters Mundgeruch, ein Gemisch aus Tabak und versäumter Hygiene, stieß bis zu ihr vor.
Bei der Scharfschützenübung durften wir zu den Klippen reiten, nun mussten wir die selbe Strecke laufen und erst jetzt sahen wir, wie weit es doch vom Lager entfernt war. Während wir vier völlig erschöpft am Rande des Abgrunds zu Boden sanken, kam uns Peter auf seinem Mustang gemütlich hinterher getrottet. Er stieg ab, tätschelte das Pferd und meinte "Gutes Tier. Hab es einem Indianer vor einigen Jahren abgenommen. Das waren noch Zeiten, als wir diese Rothäute dahin gejagt haben, wohin sie gehörten." Er sah uns an. "Warum so schlaff? Auf gehts, da hinten fangen wir an, denke das ist die niedrigste stelle zum reinspringen. Und wenn ihr dahinten seht, da geht ein enger Pfad von unten wieder hinauf." Er zeigte mit seinem Colt auf einen schmalen Weg, der sich von unten bis nachoben zur höchsten Stelle der Klippen hinaufwand. Wir begaben uns zu der angegeben Stelle und sahen hinunter.
"Das sind doch mindestens zehn Meter, Peter." Isabel war empört. "Da sollen wir hinunter?"
"Nunja, es sind zwölf Meter, und ja ihr sollt da runter."
"Verdammt", fluchte Jorge. "Jetzt seid mal keine Waschlappen. Soll ich als erster?"
Carlos fuhr ihm dazwischen und drängte ihn zurück. "Nein, ich mach das." Er ging bis zur Kante und schielte nach unten. Ihm wurde schwummrig und er trat wieder zurück. "Ähhm wenn ich es mir recht überlege, ist das vielleicht doch keine so gute Idee."
Isabel blickte zu Peter und sah ihn fragend an. "Warum springst du nicht zuerst?" Genervt antwortete dieser "Weil ich zu alt bin dafür, ich muss das alle snciht mehr machen. Ich bin nur noch für das Kämpfen auf offenem Gelände zu gebrauchen."
Als ich an den Rand gingund hinunter sah, konnte ich die viele spitzen Felsen erkennen, die sich an der Felswand empor hoben. Allerdings dürfte man diese leicht verfehlen können, man musste nur mit genügend Anlauf abspringen. "Ist das Wasser tief genug?" "Natürlich, am Rand sind es von Anfang an etwa fünf Meter, ab da dann circa zehn bis zwanzig Meter. Vielleicht sogar tiefer, wir wissen es nciht genau."
"Dann will ich mal keine Zeit verlieren und dem heißen Tag jetzt eine erfrischende Wendung geben", rief Jorge und sprang aus dem Stand heraus ab. Er schrie während er flog aus voller Kehle, nervös sah ich ihm hinterher. Er verfehlte die Felsen am Rand nur knapp, doch der Aufprall hörte sich alles andere als Gesund an. Wir sahen alle hinunter.
"Was ist, wo bleibt er?" Isabel knetete ihre Hände und ihre Augen zuckten schnell umher. "Ich weiß es nciht, vielleicht ist er zu nah an der Wand ins Wasser gegangen?" Peter kratzte sich am Kopf. Ich war völlig außer mir. "Das sagst du noch so einfach? Du drekciger Hurensohn!" Ich nahm vier Schritte Anlauf und sprang meinem Freund hinterher, in der Hoffnung, das Wasser würde mich nicht zerreißen!