Prolog zu Fabian Knightly
Prolog
Es war eine dunkle Nacht in Sanford Hill nahe Mexiko. Ein Kind wurde geboren - ein Junge, der später noch einiges an Bedeutung in den Staaten haben würde.
Seine Mutter nahm das schreiende Kind in die Arme und streichelte es liebevoll.
„Wie sollen wir ihn nennen?“, fragte sie ihren Mann.
„Schau dir an wem er ähnlich sieht, Schatz.“
„Müssen wir die Familienbräuche immer mit einbeziehen? Ich denke Max passt zu ihm.“, sagte sie.
„Naja“, antwortete er, „Hmm, nein nicht Max sondern… Fabian! Fabian Knightly.“
„Du hast Recht. So nennen wir ihn. Fabian.“
„Hey Fabian, spiel zu mir!“, rief Max, einer meiner Freunde. Zusammen mit Max, Leo und Jenny spielte ich fast täglich ein Spiel, dass wir gerne „Wirf-und-Fang“ nannten. Man musste den Ball gegen eine Hauswand schießen und dann Versuchen ihn vor dem gegnerischen Team aufzufangen. Mit dem Ball in der Hand rannte man dann zu einem vorher festgelegten Ziel, wobei das gegnerische Team in jeder Form verhinder dürfte - oft mit Hilfe von Grätschen und Schlägen - dass man das Ziel erreichte. Für uns war es normal, nach dem Spiel mit Beulen nach Hause zu kommen.
„Ich bin doch nicht verrückt!“, rief ich zurück und rannte gehetzt zum Ziel. „Schon wieder gewonnen!“
„Verdammt!“, fluchten Leo und Max im Chor.
„Können wir nicht mal andere Teams mach…“
Weiter kam Max nicht, denn seine Worte wurden von den Rufen und Schreien mehrere Leute erstickt.
„Sie kommen wieder!“, riefen einige aus den Nachbargassen. Mein Vater lief aufgeregt in meine Richtung.
„Wer? Die Indianer? Die haben doch eh keine Chance!“, lachte Max laut. „Die machen wir doch fertig!“
Das war Max. Vorlaut und selbstbewusst, manchmal jedoch ein bisschen ZU selbstbewusst.
„Ja, das letzte Mal. Aber jetzt sind es hunderte nicht um die fünfzig!“, sagte mein Vater gereizt. „Und jetzt keine weiteren Fragen! Weg hier!“
Er packte mich an der Hand und bedeutete den anderen ihm zu folgen. Am Haus angekommen sah ich meine Mutter die Armyklamotten fertigmachen. Sie gab meinem Dad die Sachen und der zog sich alles über. Wir gingen in den Keller, wo wir uns immer bei Angriffen versteckten.
„Viel Glück, Frank.“, rief meine Mum meinem Dad noch hinterher, der war jedoch schon hinter den Häusern verschwunden. Im Keller warteten auch schon die Eltern von Max und Jenny auf uns. Leo’s Eltern würden auch bald unten sein. Natürlich waren alle Väter in der Schlacht, also waren wir mit unseren Müttern alleine. Es ertönten immer mehr Schreie und mehr Explosionen. Mit Sprengstoff hatte ich schon immer gerne rumexperimentiert. Nur war ich – im Gegensatz zu einigen meiner Freunden – nie verletzt worden. Niemand wusste warum, die meisten sagten das wäre vererbt, denn auch mein Vater war Sprengstoffexperte in der Army. Er verbrachte seine Zeit damit einen neuen Sprengstoff zu entwickeln, irgendwas was nicht wie normaler Sprengstoff wirkt sondern ein fast Unlöschbarer. Ich wusste nicht wie viel Zeit bis jetzt vergangen war, aber ich konnte mir denken, dass ich einige Zeit geträumt hatte. Als ich meine Mutter anschaute, sagte sie nur:
„Bald ist es vorbei.“
Und mit dieser Aussage hatte sie anscheinend vollkommen Recht, denn schon bald hörte man die ersten Leute zurückkehren. Ein Armysoldat stürzte ihn unser Keller hinein.
„Knightly? Isabella Knightly? Ihr Mann wurde gefunden. Er liegt im Krankenhaus.“
Zwei Tage waren mittlerweile seit der Schlacht vergangen und ein Soldat hatte uns davon berichtet, dass mein Vater nicht aufzufinden sei.
Ohne große Worte stand meine Mum auf und rannte mit mir in Richtung Krankenhaus. Zum Glück war es nicht weit entfernt, weshalb wir schon nach kurzer Zeit angekommen waren. Als meine Mum durch die Tür stürzte sah ich dort meinen Vater. Naja, ich erkannte ihn zuerst nicht. Er hatte andere Sachen an und man sah durch Bandagen nur seinen Kopf.
„Tut mir leid, Ma’am.“, sagte ein Mann. „Leider ist der Mann im Moment nicht ansprechbar. Außerdem ist hier nur Zutritt für Angehö…“
„Ich bin seine Frau!“, schrie meine Mum den Mann an.
So hatte ich sie noch nie schreien erlebt. Sie lief zu meinem Dad und fing an zu weinen.
„Isabella. Ich weiß nicht genau was passiert ist…“, röchelte er leise…
„Macht nichts Frank. Alles wird gut, alles wird gut.“
Es klang eher so als wünschte sie sich das mehr als sie daran glaubte. Ich beschloss die beiden alleine zu lassen und mich im Krankenhaus umzusehen. Im Hauptflur wimmelte es nur so von Verletzten Soldaten, die eine Behandlung benötigten, aber warten mussten. Ein Zimmer weiter sah ich das die Kantine und war schnell in der Schlange mit Hungrigen verschwunden. Zwar würde ich bezahlen müssen, aber da meine Familie eh nicht die Ärmste war, konnte ich mir das leisten. Als ich mit vollem Magen in das Zimmer von meinem Dad kam, sah ich dort meine Mum, wie sie schrecklich weinte. Ich verstand in diesem Moment noch nicht, dass ich meinen Vater verloren hatte. Für immer.
Als wir zu Hause waren, meinte meine Mum, dass die Beerdigung bald stattfinden würde. Natürlich war mir noch im Krankenhaus klar geworden, dass mein Vater tot sei. Aber glauben wollte ich es nicht. Ich wollte nicht meinen Vater verlieren, er war mein großes Vorbild. Ich wollte später so werden wie er, zur Army gehen und dort als Sprengmeister arbeiten. Ich war mir sicher, dass auch aus mir was werden würde. Was genau, würde mir erst in einigen Jahren aufgehen. Genauso würde ich erst später begreifen, warum meine Mutter das getan hatte, was sie in dieser Nacht eben getan hatte – jetzt war ich vollkommen elternlos. Jenny fragte mich, ob ich bei ihnen wohnen wollte, was ich gerne annahm. Jenny’s Familie war schon immer meine zweite Familie gewesen. Dort verbrachte ich dann einige Jahre, bis ich groß genug für die Army war.
Kapitel 2 - Shetterfield
Ein morgen wie immer war es in den Zelten der Army.
„Aufstehen, Rekruten!“, schrie ich. Ich war innerhalb von zwei Jahren zum Colonel geworden und musste jeden Morgen die Sprengstoffrekruten wecken. Der Ablauf in der Army war mittlerweile zur reinen Routinesache geworden und wenn man alles ordentlich macht, wird man auch befördert. Im Entwicklungslabor war ich endlich ein Stück mehr hinter die geheime Sache, an der mein Vater gearbeitet hatte, gekommen. Es war ein Sprengstoff, der nicht durch eine Explosion den Schaden macht, sondern etwas was nur den Nacheffekt erzielt. Was das genau war, würde ich an diesem Tag erfahren.
„Colonel Knightly?“, sagte der General zu mir.
„Ja, Sir?“, antwortete ich.
„Wir werden heute ein Indianderlager angreifen und eine neue Waffe testen. Major Levo wird ihnen zeigen, wie man damit umgeht.“ Der General zeigte auf einen Mann, der neben ihm stand.
„Kommen sie mit.“, sagte dieser zu mir.
„Jawohl!“, sagte ich und folgte dem Major in die Hochsicherheitstrakte.
„Hier wurde die Waffe entwickelt und hier wird sie getestet.“, erzählte er. „Sie ist hochexplosiv und wird von uns „das Fegefeuer“ genannt.“
Das wusste ich schon. Ein Freund hatte es mir berichtet.
„Die alten Griechen nannte es Griechisches Feuer oder Seefeuer.“, fuhr er fort. „Bei Zündung wird eine Flüssigkeit verspritzt, die sich dann von selbst entzündet. Sie kann nicht mit Wasser gelöscht werden. Im Prinzip müssen sie die Waffe einfach nur Zünden. Ich zeig es ihnen kurz.“
Inzwischen waren wir bei einem Glaswürfel angekommen, der etwa zehn Mal zehn Meter groß war. Ein Wissenschaftler zündete die Zündschnur von einem kleinen Behälter durch einen Handschuh in dem Würfel an und warf ihn dort rein. Einige Sekunden später explodierte das Behältnis und eine Flüssigkeit spritzte bis an die Glasfenster. Sofort entzündete sich die Flüssigkeit und ein riesiges Feuer entstand.
„Wir haben hier drin wenig Luft, das Feuer geht in wenigen Minuten aus. Aber vorher zeige ich ihnen wie das mit Wasser ist.“, sagte der Major.
Er ließ Wasser auf das Feuer laufen, doch nichts passierte. Um genau zu sein, kam das Feuer mir jetzt noch größer vor.
„Noch Fragen, Colonel?“
„Nein, Sir.“, sagte ich.
„Gut dann viel Glück beim Angriff.“
Als die Truppen versammelt waren, zogen wir in Richtung Indianerlager. Es dauerte einige Zeit, aber die Zeit verging wie immer schnell. Angekommen, verschanzten sich die Indianer in ihrem Dorf. Die Army holte ihre Seefeuerkugeln heraus und warfen sie in das Dorf hinein. Innerhalb weniger Minuten war das Dorf halb abgebrannt. Sterbende Leute schrien laut. Ich sah ein Kind brennend aus dem Dorf raus rennen. Mir wurde zum ersten Mal bei der Army übel. Ich konnte das nicht weiter ansehen und rief zum Abzug auf. Die Menge setzte sich in Bewegung und wenig später war ich auch schon wieder im Lager.
„Knightly, wie war der Angriff?“, fragte Shetterfield, einer meiner Freunde hier.
„Unglaublich.“, antwortete ich. Shetterfield merkte, dass ich nicht mehr sagen wollte.
„Ich lade dich ein. Auf ein Whiskey im Saloon. Das muntert dich auf.“, schlug er vor.
Bevor ich antworten konnte war Shetterfield auch schon los und die Pferde holen.
Wenig später waren wir da. Der Saloon war eigentlich ganz schön und sofort bestellten wir uns einen Whiskey. Ich ging schnell auf Toilette. Als ich ausgetrunken hatte sagte Shetterfield:
„Du siehst komisch aus. Geht es dir gut?“
„Ist schon ok.“ Mir wurde schlecht und schwarz vor Augen.
„Komm, ich bring dich in ein Zimmer.“, sagte er zu mir. Zu dem Wirt sagte er: „Ein Zimmer bitte. Und zwar schnell.“
Er brachte mich auf ein Zimmer. Mehr bekam ich nicht mit.