So, jetzt also der Teil meiner längeren Aussage zu heute Nacht. Zunächst der Link ist sehr interessant, ich habe ihn nur noch nicht zu ende gelesen. Werde das aber tun und mich auf der Seite auch noch etwas weiter umschauen.
Stinger hat da einen Punkt gebracht auf den ich ohnehin eingehen wollte, aber dazu gleich.
Also meine Kritik an solchen Umfrageergebnissen richtet sich in erster Linie an die gestellten Fragen nicht an den Auswertungsmethoden der Umfrageinstitute. Wenn ich Personen befrage, ob sie sich vorstellen könnten xy zu tun/zu wählen oä, dann bekomme ich da immer höhere Zustimmungswerte als letztendlich auch in die Tat umgesetzt werden. Vorstellen etwas zu tun kann ich mir ne Menge, ob ich es letztlich tue ist ne ganz andere Sache.
Das ist natürlich nicht der einzigste Faktor, der Ergebnisse beeinflusst. Die Zustimmung gegen den Bahnhof wird vermutlich massiv abgenommen haben bundesweit nach dem Polizeieinsatz. Beides hat aber miteinander nichts zu tun. Der Nutzen des Bahnhofs nimmt schließlich nicht zu oder ab, wenn Demonstranten und Polizisten sich prügeln. Trotzdem werden jetzt mehr Personen, die sich zT vorher nicht damit beschäftigt haben, diesen Bahnhof jetzt ablehnen. Diese Ablehnung erfolgt im Grunde unbewusst, da sie eben die Gewalt mit dem Bahnhof verknüpfen.
Die allgemeine Abneigung gegen den Staat hatte ich schon erwähnt. Wenn er Geld überweist ist er in Ordnung, aber wenn er versucht sich in das eigene Leben einzumischen ist er automatisch ein Feind (überspitzt und verkürzt dargestellt). Siehe die Diskussion um die Krankenversicherung in den USA. Auch dort wird in noch stärkerem Maße als hier mit völlig irrationalen und falschen Behauptungen gearbeitet und große Teile der Bevölkerung sind zu blöd es zu begreifen.
Dass man 1001 Personen befragt ist eigentlich Standard für solche "kleinen" Umfragen. Natürlich bilden sie nicht die große Masse ab, aber wie Wigbold schoin sagt geben sie eine Tendenz.
Und natürlich muss man die Bevölkerung informieren über Projekte und Vorhaben. Nur wer die Informationen hat (im Idealfall alle Informationen) kann sich auch ein Bild von Dingen machen. Wenn man sich das Bild aus Bruchstücken zusammensetzen muss ist es ungleich aufwändiger und man läuft Gefahr sich von "Aufklärern" in die Irre führen zu lassen, die ihr eigenes Ziel verfolgen. Dazu müssen die Informationen aber auch entsprechend klar verständlich sein.
Das Problem ist nun aber, das viele eben gar kein Interesse daran haben, sich zu informieren. Sicher gibt es welche, aber ich finde es immer wieder erschreckend, wie viele schlicht von grundlegenden Dingen keinen blassen Schimmer haben (unabhängig vom jetzigen Thema).
Wenn der Wetterbericht Unwetter vorhersagt und mit starken Niederschlägen zu rechnen ist (und das meist schon zwei Tage vorher) gibt es im Fall einer Überschwemmung immer welche, die sich beschweren, dass sie niemand gewarnt hat. Zuletzt wieder schön zu sehen beim Oderhochwasser.
In Stuttgart gab es ein
Informationsbüro, wo man sich zum Bau informieren konnte. Laut wiki haben das auch zwei Millionen Menschen besucht. Wie viele sich aber dann auch entsprechend informiert haben gibt das auch nicht an. Hauptkritikpunkt laut der baden-württembergischen Verkehrsministerin Gönner waren die Kosten für eben dieses Informationszentrum von jährlich 900000€ (Quelle:
Hart aber Fair vom 06.10.2010
Was noch dazu kommt ist der
Bestätigungsfehler. Man wichtet Informationen nach persönlichem Gefallen. Und Informationen die der eigenen Meinung widersprechen werden weniger ernst genommen oder gleich komplett ignoriert. Den Fehler macht jeder von uns, mich eingeschlossen, unbewusst ständig. Wenn man es allerdings weiß, kann man wenigstens versuchen ihn nicht ständig zu machen. Im Fall von Stuttgart21 kommt die (schon erwähnte) latente Ablehnung gegen den Staat, "die da oben" und Großprojekte auch zum tragen. Man unterstützt lieber die kleinen, wehrlosen. Diejenigen die sich angeblich noch für den einzelnen Menschen interessieren oder diejenigen, die einfache Erklärungen abgeben in einer Welt die immer komplizierter wird. Die letztgenannten Punkte spiegeln den Wunsch der Menschen wieder müssen aber nicht mit der Realität übereinstimmen. Das ist der Grund warum zB Verschwörungstheorien oder Populisten so erfolgreich sind. Man bekommt eine einfache Erklärung für einen komplizierten Sachverhalt.
Und zuletzt: Stinger hat es schon angesprochen, das liebe Geld. Das Menschen bei großen Zahlen schwindelig wird, ist nichts Neues. Und sobald für bestimmte Dinge Geld ausgegeben wird ist das Gechrei nach dem Nutzen für "den kleinen Mann" groß. Dabei wird übersehen, dass von solchen Großprojekten auch die kleinen Leute profitieren. Natürlich von Fall zu Fall unterschiedlich, kommt auf das Projekt an. Allgemein müssen die Projekte aber umgesetzt, sprich gebaut werden. Davon profitieren nicht nur große Baukonzerne, sondern auch Zulieferer und kleinere Handwerker vor Ort. Wenn irghendwo über längere Zeit Bauarbeiter sind, wollen die irgendwo wohnen und was essen. Also profitieren die Hotels und die Bäcker/Fleischer/Supermärkte. Im Fall vonS21 soll die Wohnungssituation in Stuttgart verbessert werden, durch neue Wohnungen und die Parks sollen vergrößert werden. Und die Schienen gehen nicht mehr durch die Innenstadt.
Will heißen, neben den indirekten Auswirkungen(in dem Fall Lärmbelästigung, Lebensqualität), die vom jeweiligen Projekt abhängig sind, profitieren Bauunternehmen direkt von solchen Baumaßnahmen. Das bedeutet für die Menschen Arbeit und für den Staat wiederum Steuereinahmen.
In der Konsequenz dann wiederum verbesserte Infrastruktur und Belebung für die Wirtschaft bzw Komfort für die Bevölkerung.
Aber all diese Faktoren werden im Allgemeinen nicht berücksichtigt sondern man sieht nur die Zahl von 15 Milliarden €. Ich hatte irgendwann mal die Zahl gehört, dass für jeden investierten Euro (damals noch Mark) 80 cent zusätzlich über die ganzen Folgeinvestitionen ausgegeben/verbaut werden. Leider finde ich jetzt keinen entsprechenden Beleg für die Aussage. Kernaussage ist aber der bekannte Spruch "Um Geld zu verdienen muss man welches investieren (sprich ausgeben)."