Als die Sonne die Gegend nur noch schwach beleuchtete, beschloss Ouray, sich aus seinem Versteck zu schleichen und mehr über die Weißen zu erfahren.
Da inzwischen schon mehrere große Feuer entfacht wurden, zogen sich dicke Rauchschwaden durch die Luft. Das alles war zwar für die Indianer kein Problem, aber den Pferden machte der Rauch zu schaffen, weshalb sie anfangs leise und mit der Zeit immer lauter schnauften und somit die Beiden verraten konnten. Vor seinem Weggang bat er daher Set'tainta, die Pferde weiter weg zu führen, während er alleine fort schlich.
Da er auch jetzt nicht seinen treuen Jagdspeer aus der Hand gab, dauerte es viel länger als gewöhnlich, um sich so durch das Gebüsch zu schleichen, dass kein Ast bewegt oder abgebrochen wurde.
Sein Ziel war der komisch gekleidete Mann mit dem großen dünnen Bart im Gesicht, der nach seinem vorherigen Auftreten zu urteilen der Anführer der Gruppe war.
Der Mann hatte seinen Rücken einem Baum zugekehrt, bei dem Ouray glücklich ankam. Er musterte den Mann lange und mit jeder weiteren Sekunde wusste er, dass er genau so einen Mann gesucht hatte.
Seit dem Goldrausch vor ein paar Jahren, kamen lauter Weiße in die Gegend seines Stammes, der Miwok. Anstatt friedlich nebeneinander zu leben, wurden scheinheilige Verträge zwischen der amerikanischen Regierung und den ansessigen Stämmen geschlossen, die den Indianern einredeten, unabhängig und von weißen Siedlern geschützt zu sein. In Wirklichkeit finanzierten sie unwissentlich die Goldschürfer, die zu allem Übel auch noch begangen sich unter den Indianern Sklaven anzuschaffen, weshalb der Schwindel aufflog. Doch wehe die Miwok hätten sich dagegen gewährt! Dann wären die Soldaten gekommen und hätten sie gar zwangsumgesiedelt, so wie schon viele Stämme zuvor.
Auch wenn Ourays Unterstamm bisher verschont wurde, so war es nur eine Frage der Zeit, bis auch dort die "weißen Teufel" ankommen und ihnen alles nehmen würden. Aus diesem Grund wurde Ouray zur Ostküste geschickt um dort einen neuen Vertrag aufzusetzen, der seinen Stamm wirklich schützen sollte. Zu diesem Zweck war er der erste seines Stammes, der die englische Sprache soweit beherrschte, dass er auch kompliziertere Verträge aushandeln konnte. Da er jedoch noch nie mit den Weißen zusammengetroffen war, kannte er nicht deren Mentalität und deren Ziele. Dieses Wissen wollte er sich auf seiner Reise aneignen, um eine gute Verhandlung führen zu können. Nun sah er endlich den Zeitpunkt gekommen, es durch diesen seltsamen Mann zu erlernen, der so typisch „anders“ als die Indianer aussah. Doch wie sollte er das anfangen?
Nachdenklich wartete er ab und wie das Schicksal es wollte, war plötzlich niemand in der Nähe des Mannes. Der Jäger packte diese Gelegenheit am Schopfe, weshalb er eine Schachtel aus der Innentasche seines Lederschurzes nahm und sie ein paar Mal auf und ab schüttelte. Aus der Schachtel kam ein Klang, der dem Geräusch einer aufgebrachten Klapperschlange zum Verwechseln ähnlich schien. Auf größere Entfernung ging das Geräusch im Knistern des Feuers unter, doch ein in der Näher stehender Mann musste aufpassen, dass ihn nicht plötzlich zwei Giftzähne in die Ferse beißen. Nun hoffte Ouray, dass der Mann vorsichtig genug war, um sich nach der Schlange umzusehen.
Auf eine Reaktion wartend saß der Jäger im Gebüsch und holte abermals einen Gegenstand aus der Innenseite seines Lederschurzes. Es war die älteste Waffe, die die Indianer kannten: ein Stein, der auf ein Stück Holz gebunden war und somit eine primitive Steinkeule bildete. Diese hielt er im Notfall bereit um sich geräuschlos des Mannes bemächtigen zu können, falls er an eine Flucht gedacht hätte, doch zuvor musste er erst herkommen.