So erstmal zum Christentum.
Es gelten die 10 Gebote.
1. Du sollst keinen anderen Gott haben außer Gott
2. Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen
3. Du sollst Dir keine Bilder machen / Du sollst den Sabbat ehren.
(usw, die weiteren 7 beziehen sich auf die Menschen untereinander)
Die 10 Gebote gelten für Juden und alle Christen. (Und vermutlich in anderer Formulierung und Formatierung auch für die meisten anderen Religionen - auch den Islam).
Im Christentum gibt es Darstellungen von Jesus seit 2000 Jahren, allerdings sind nicht alle erhalten und ich meine das älteste, das wir heute noch kennen, ist aus dem 7. Jhdt. - Die Spaltung von Protestantismus und Katholizismus war im 16. Jhdt. Also ja, auch davor gab es bildliche Darstellungen von Jesus.
Jesus war Mensch und Gott zugleich. Gott kam als Mensch auf die Erde, die menschliche Gestalt ist aber entscheidend für die Heilsgeschichte. Insofern kann man gut argumentieren, dass Bilder von Jesus nicht gegen das Bilderverbot verstoßen.
Allerdings gibt es auch sogar - selten, eben wegen diesem Bilderverbot - Darstellungen von Gott Vater selber (in Kirchen). Darüber hinaus wird auch die dritte Person der Dreifaltigkeit, der Heilige Geist, oft als Taube dargestellt. Vor der Spaltung und danach.
Warum gibt es eigentlich das Bilderverbot? Dazu siehe zB die Geschichte vom goldenen Kalb (und die fand während des Erhalts der 10 Gebote auf dem Berg Sinai durch Mose statt!). Die Menschen zur Zeit der Entstehung der 10 Gebote waren wesentlich einfacher, konkreter. Der Monotheismus (Eingottglaube) war ja damals revolutionär. So waren die Götterwelten der Antike oft von einer Vielzahl Götter gekennzeichnet, wobei jeder Gott konkret für irgendetwas zuständig war (Krieg, Ernte, Meer..).
Dahingegen ist, erstens, Gott allein für alles zuständig und kann an nichts irdischem fetsgemacht werden. Jede Darstellung würde das tun.
Zweitens würde ihn die menschliche Gestalt-Darstellung, die man wohl wählen würde, ihn auf die Eben der Menschen herunterholen.
Drittens - und das ist ein praktischer Grund - haben sich die Götterwelten der Antike gern vermischt. Eine Figur ist schnell hier und da aufgestellt, ein Bild umgemalt. Es war also auch eine Maßnahme zur Reinhaltung der eigenen Religion.
Das Bilderverbot ist im Islam - wie so vieles - besonders streng, daher findet man in Moscheen auch keine Bilder sondern eine beeindruckende Welt von Ornamenten und geometrischen Figuren, oft durchsetzt mit Schriftzügen aus dem Koran.
Ansonsten theologisch würde ich mich so positionieren, dass ich, wenn ich von Gott rede, bereits meine eigene Vorstellung im Kopf habe. Wenn ich die also noch auf Papier zeichnerisch festhalte, stellt das keinen Bruch des 3. Gebots dar. Ich denke, worum es im dritten Gebot eher geht ist, dass Darstellungen Gott niemals ganz erfassen können. Und sobald jemand Gott malt und sagt: "So ist Gott, so schaut er aus", drückt er anderen Menschen seine Sicht und Vorstellung auf. Und das wäre falsch. Solange aber klar ist, dass es sich um eine künstlerische Darstellung handelt und die Sicht des Künstlers zum Ausdruck bringt, die - wir wissen es nicht - dem Original nahe oder fern sein kann, ist für mich das dritte Gebot nicht verletzt. Kritisch wird es, wenn solche Darstellungen genommen werden und als Wahrheit und zwar einzige Wahrheit betrachtet werden - und eben vielleicht sogar angebetet werden.
Jetzt zur Geschichte mit Mohammed.
Mohammed war ein Mensch, ein Prophet. Historisch gesehen aber auch ein Mensch mit Fehlern, jedoch auch einer, der zu seiner Zeit - man will es kaum glauben! - manches zum Guten gewendet hat indem er in seinem historischen Kontext, die Frauen besser gestellt hat.
Ich habe noch nie gelesen, dass Mohammed ohne Sünde gewesen sein soll. (Übrigens ganz anders als zB die Gottesmutter Maria, von der es jede Menge Darstellungen gibt
) Insofern war er einfach ein Mensch und als solcher kann er dargestellt, karrikiert und kritisiert werden.
Menschen, die das tun, mit dem Tode zu bedrohen, ist einfach völlig unverhältnismäßig und wäre, wenn wir nicht wissen würden, wie ernst das teilweise gemeint ist, absolut lächerlich. Für mich zeugt das aber von einer gewissen Angst und Schwäche der Muslime, sich kritisch mit seiner eigenen Religion auseinanderzusetzen.
Wenn ich mir anschaue, was es für geschmacklose Bilder über das Christentum gibt und wie die Reaktionen hier sind, dann muss man an die Islamisten schon sagen: Lasst die Moschee im Dorf!
Also: Es geht nicht darum, dass man sich gegen gewisse, geschmacklose Angriffe auf die eigene Religion wehrt. Sondern um das wie!