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Eiszeit – Kälteschock in Colorado
Colorado? Pah, hier ist es kalt, dass einem die Gedärme einfrieren. Genervt trete ich einen Stein zur Seite, der über den Boden schlittert und eine all zu deutliche Spur auf dem schneebedeckten Boden hinterlässt. Was solls; wer sollte mich auch hierher verfolgen? Wer ich bin, mag man sich fragen: Man nennt mich Sam Flint Jr. Einst Hirngespinst, und Opfer immerwährender Schauprozesse. Doch ich habe mich emanzipiert, lebe jetzt mein eigenes Leben und zwar hier, mitten in der Kälte.
Langsam stapfe ich über den Permafrostboden des nördlichen Colorado. In hundertfünfzig Jahren wird eine der größten Sorgen der Menschheit die Angst vor der globalen Erwärmung sein, doch hier und jetzt herrscht Eiszeit. Ich bewege mich weiter, während meine Augen den Horizont nach eventuellen Gefahren absuchen. Für die meisten Menschen und Tiere ist es hier zu kalt, doch ein hungriger Grizzly kann einem allemal den Tag versauen. Davon abgesehen verirren sich zuweilen auch Duellanten hier in die Gegend, Duellanten, die offensichtlich hoffen, ihren Ruhm dadurch zu mehren, dass sie schockgefrorene Gegner zur letzten Ruhe betten.Ein leichtes Lächeln huscht über meine Züge, nur kurz, denn sofort spüre ich die beißende Kälte auf meinen feuchten Lippen. Gedanken bewegen sich mit Lichtgeschwindgkeit durch mein Gehirn, anwesend und doch nicht greifbar. Es sind Erinnerungen an die Zukunft, denn ich wandle zwischen den Welten. Ich weiß noch immer nicht genau warum und doch ist es so, dass ich mich zuweilen an die Zukunft erinnern kann, zumindest an die Zukunft im Allgemeinen, wenn schon nicht an meine Eigene, aber genau das ist das Problem, wie ich plötzlich erkennen muss. Denn unvermittelt steht genau mein größter Alptraum vor mir: Ein Grizzly, groß, mächtig und vor allem offensichtlich hungrig.
Es kann nur Sekunden dauern, bis er mich angreift und meine Knochen mit seinen schrecklichen Zähnen und Tatzen zermalmt.
Eilig lasse ich mein schrecklich schweres Reisebündel fallen und für einige Sekundenbruchteile findet mein mächtiges, goldschimmerndes Gewehr den Weg in meine Hand, doch dann fällt mir ein, dass es in diesem Falle nutzlos ist. Ein alter böser Zauber scheint auf der Waffe zu liegen, denn sie kann ihre Wirkung nur in Fortkämpfen enfalten. Mit einem leisen Fluch schleudere ich das gute Stück zur Seite, greife mit einer fahrigen Bewegung zu meinem Schofield und nahezu gleichzeitig ist das Dröhnen mehrerer Schüsse zu vernehmen, während meine Waffe ihr Blei auf den inzwischen wütenden Grizzly spuckt. Ich kann erkennen, wie die Geschosse in den dichten Pelz des Ungetüms eindringen, seinen massigen Körper durchschlagen, doch leider kann ich auch feststellen, dass sie ganz offensichtlich keine, oder nur geringe Wirkung haben. Verdammt! Achja, fällt mir in diesem Moment ein, mir fehlt halt das nötige Schusswaffentraining. Eilig reiße ich nun meinen Säbel aus der Scheide. Eine wunderschöne Waffe, komplett vergoldet und einst gefertigt von den besten Schmieden der neuen Welt. Ein Sammlerstück, sollte man meinen, doch offensichtlich wird diese Waffe inzwischen auch völlig ohne Lizenz hergestellt, denn allein hier in Colorado scheint es tausende davon zu geben. Warum mir beim Gedanken an lizenzfreie Verfielfältigung ausgerechnet das Wort „China“ durch den Kopf geistert, will sich mir nicht ganz erschließen, vermutlich hat es etwas mit meinen Erinnerungen an die Zukunft zu tun. Achselzuckend tue ich den Gedanken ab, denn ich habe andere Probleme, namentlich einen Grizzly, der sich inzwischen zu voller Größe aufgebäumt hat und nun wütend auf mich zuläuft. Behende springe ich zur Seite, um meinen Körper aus der Angriffsbahn des Kolosses zu bringen, während meine rechte Hand mit dem Säbel fast unbewegt in der Angriffsbahn des Grizzlys verharrt, nur um einen winzigen Moment später durch die vernichtende Kraft des Aufpralls zurückgerissen zu werden, als der Grizzly den Platz erreicht, an dem ich gerade noch stand. Ein vernichtender Aufprall fürwahr, denn der Säbel hat sich tief in den Hals der angreifenden Kreatur gebohrt, die inzwischen unter Zucken verendet. Ich atme tief durch, zumindest scheint meine Waffe keiner der nachgemachten goldenen Säbel zu sein, die – so sagt man – bei erstem Feindkontakt zerbrechen.
Von der Aufregung erschöpft lasse ich mich auf einen Stein sinken, atme tief durch. Ich spüre noch immer den Druck des durch meine Adern schießenden Adrenalins in meinen Ohren, spüre das Zittern meiner Hände und höre meinen vor Kälte und Aufregung rasselnden Atem. Die Minuten vergehen und ich komme langsam wieder zur Ruhe. Es soll doch echt Leute geben, die ihren Lebensunterhalt mit der Jagd von Grizzlys verdienen. Angesichts meines gerade abgeschlossenen Abenteuers kann ich nicht anders, als ernsthaft an der Zurechnungsfähigkeit dieser Leute zu zweifeln. Andererseits: Ich selbst bin Fortkämpfer, kann die Narben, die meinen Körper inzwischen zieren, kaum noch zählen und doch stürze ich mich allabendlich erneut in die Schlacht, bereit für irgendein Fort zu fallen, dessen Besitzer mich oft nur am Rande interessieren. Vermutlich ist es also nicht an mir, mir Gedanken über den geistigen Zustand anderer zu machen...
Fortkampf ist das entscheidende Thema, denn langsam sollte ich mich auf den Weg machen, wenn ich noch rechtzeitig zum heutigen Kampfe eintreffen will. Entschlossen richte ich mich auf, spüre dabei einen kurzen Widerstand und höre schließlich ein reißendes Geräusch. Fast schon automatisch gleitet mein Blick zu dem Stein, auf dem ich gerade noch gesessen habe und an dem jetzt ein Stück meiner Hose klebt. Eine Anzahl von Flüchen, die ich hier lieber nicht wiedergeben will, entringt sich meiner Kehle, während ich zu meinem Rucksack stapfe und eine meiner unzähligen Reservehosen heraushole. Es ist doch zum Auswachsen, da schaffen es die Schneider in Colorado doch tatsächlich Hosen herzustellen, die ihrem Träger fast schon göttliche Eigenschaften verleihen, aber sind noch immer nicht in der Lage, einen Stoff zu fabrizieren, der verhindert, dass einem der Arsch an einem Stein festfriert. Wütend schleudere ich meine kaputte Hose zurück in meinen Rucksack – hoffentlich schafft es der Schneider meiner Stadt, sie wieder zu flicken - teuer genug war sie schließlich - dann sammle ich meine zu Boden geworfenen Kleidungs- und Ausrüstungsstücke zusammen. Eilig krame ich noch mein Bowiemesser aus meinem Rucksack und trenne den Kopf des toten Grizzly ab. Eine Trophäe muss schon sein, schließlich glaubt mir sonst niemand, was ich erlebt habe und außerdem bietet mein Rucksack schier unendlich viel Platz für Präsente und Mitbringsel meiner Reise.
Ein neues Problem, das meiner harrt. Mein Pferd, das zuvor friedlich neben mir hergewandert war, hat beim Angriff des Grizzlys sein Heil in der Flucht gesucht. Zwar schimpfe ich über die untreue Schindmähre, doch tief in meinem Inneren kann ich das Verhalten des Pferdes durchaus verstehen, schließlich steht auch Pferdefleisch ganz weit oben auf der Speisekarte hungriger Grizzlys.
Colorado? Pah, hier ist es kalt, dass einem die Gedärme einfrieren. Genervt trete ich einen Stein zur Seite, der über den Boden schlittert und eine all zu deutliche Spur auf dem schneebedeckten Boden hinterlässt. Was solls; wer sollte mich auch hierher verfolgen? Wer ich bin, mag man sich fragen: Man nennt mich Sam Flint Jr. Einst Hirngespinst, und Opfer immerwährender Schauprozesse. Doch ich habe mich emanzipiert, lebe jetzt mein eigenes Leben und zwar hier, mitten in der Kälte.
Langsam stapfe ich über den Permafrostboden des nördlichen Colorado. In hundertfünfzig Jahren wird eine der größten Sorgen der Menschheit die Angst vor der globalen Erwärmung sein, doch hier und jetzt herrscht Eiszeit. Ich bewege mich weiter, während meine Augen den Horizont nach eventuellen Gefahren absuchen. Für die meisten Menschen und Tiere ist es hier zu kalt, doch ein hungriger Grizzly kann einem allemal den Tag versauen. Davon abgesehen verirren sich zuweilen auch Duellanten hier in die Gegend, Duellanten, die offensichtlich hoffen, ihren Ruhm dadurch zu mehren, dass sie schockgefrorene Gegner zur letzten Ruhe betten.Ein leichtes Lächeln huscht über meine Züge, nur kurz, denn sofort spüre ich die beißende Kälte auf meinen feuchten Lippen. Gedanken bewegen sich mit Lichtgeschwindgkeit durch mein Gehirn, anwesend und doch nicht greifbar. Es sind Erinnerungen an die Zukunft, denn ich wandle zwischen den Welten. Ich weiß noch immer nicht genau warum und doch ist es so, dass ich mich zuweilen an die Zukunft erinnern kann, zumindest an die Zukunft im Allgemeinen, wenn schon nicht an meine Eigene, aber genau das ist das Problem, wie ich plötzlich erkennen muss. Denn unvermittelt steht genau mein größter Alptraum vor mir: Ein Grizzly, groß, mächtig und vor allem offensichtlich hungrig.
Es kann nur Sekunden dauern, bis er mich angreift und meine Knochen mit seinen schrecklichen Zähnen und Tatzen zermalmt.
Eilig lasse ich mein schrecklich schweres Reisebündel fallen und für einige Sekundenbruchteile findet mein mächtiges, goldschimmerndes Gewehr den Weg in meine Hand, doch dann fällt mir ein, dass es in diesem Falle nutzlos ist. Ein alter böser Zauber scheint auf der Waffe zu liegen, denn sie kann ihre Wirkung nur in Fortkämpfen enfalten. Mit einem leisen Fluch schleudere ich das gute Stück zur Seite, greife mit einer fahrigen Bewegung zu meinem Schofield und nahezu gleichzeitig ist das Dröhnen mehrerer Schüsse zu vernehmen, während meine Waffe ihr Blei auf den inzwischen wütenden Grizzly spuckt. Ich kann erkennen, wie die Geschosse in den dichten Pelz des Ungetüms eindringen, seinen massigen Körper durchschlagen, doch leider kann ich auch feststellen, dass sie ganz offensichtlich keine, oder nur geringe Wirkung haben. Verdammt! Achja, fällt mir in diesem Moment ein, mir fehlt halt das nötige Schusswaffentraining. Eilig reiße ich nun meinen Säbel aus der Scheide. Eine wunderschöne Waffe, komplett vergoldet und einst gefertigt von den besten Schmieden der neuen Welt. Ein Sammlerstück, sollte man meinen, doch offensichtlich wird diese Waffe inzwischen auch völlig ohne Lizenz hergestellt, denn allein hier in Colorado scheint es tausende davon zu geben. Warum mir beim Gedanken an lizenzfreie Verfielfältigung ausgerechnet das Wort „China“ durch den Kopf geistert, will sich mir nicht ganz erschließen, vermutlich hat es etwas mit meinen Erinnerungen an die Zukunft zu tun. Achselzuckend tue ich den Gedanken ab, denn ich habe andere Probleme, namentlich einen Grizzly, der sich inzwischen zu voller Größe aufgebäumt hat und nun wütend auf mich zuläuft. Behende springe ich zur Seite, um meinen Körper aus der Angriffsbahn des Kolosses zu bringen, während meine rechte Hand mit dem Säbel fast unbewegt in der Angriffsbahn des Grizzlys verharrt, nur um einen winzigen Moment später durch die vernichtende Kraft des Aufpralls zurückgerissen zu werden, als der Grizzly den Platz erreicht, an dem ich gerade noch stand. Ein vernichtender Aufprall fürwahr, denn der Säbel hat sich tief in den Hals der angreifenden Kreatur gebohrt, die inzwischen unter Zucken verendet. Ich atme tief durch, zumindest scheint meine Waffe keiner der nachgemachten goldenen Säbel zu sein, die – so sagt man – bei erstem Feindkontakt zerbrechen.
Von der Aufregung erschöpft lasse ich mich auf einen Stein sinken, atme tief durch. Ich spüre noch immer den Druck des durch meine Adern schießenden Adrenalins in meinen Ohren, spüre das Zittern meiner Hände und höre meinen vor Kälte und Aufregung rasselnden Atem. Die Minuten vergehen und ich komme langsam wieder zur Ruhe. Es soll doch echt Leute geben, die ihren Lebensunterhalt mit der Jagd von Grizzlys verdienen. Angesichts meines gerade abgeschlossenen Abenteuers kann ich nicht anders, als ernsthaft an der Zurechnungsfähigkeit dieser Leute zu zweifeln. Andererseits: Ich selbst bin Fortkämpfer, kann die Narben, die meinen Körper inzwischen zieren, kaum noch zählen und doch stürze ich mich allabendlich erneut in die Schlacht, bereit für irgendein Fort zu fallen, dessen Besitzer mich oft nur am Rande interessieren. Vermutlich ist es also nicht an mir, mir Gedanken über den geistigen Zustand anderer zu machen...
Fortkampf ist das entscheidende Thema, denn langsam sollte ich mich auf den Weg machen, wenn ich noch rechtzeitig zum heutigen Kampfe eintreffen will. Entschlossen richte ich mich auf, spüre dabei einen kurzen Widerstand und höre schließlich ein reißendes Geräusch. Fast schon automatisch gleitet mein Blick zu dem Stein, auf dem ich gerade noch gesessen habe und an dem jetzt ein Stück meiner Hose klebt. Eine Anzahl von Flüchen, die ich hier lieber nicht wiedergeben will, entringt sich meiner Kehle, während ich zu meinem Rucksack stapfe und eine meiner unzähligen Reservehosen heraushole. Es ist doch zum Auswachsen, da schaffen es die Schneider in Colorado doch tatsächlich Hosen herzustellen, die ihrem Träger fast schon göttliche Eigenschaften verleihen, aber sind noch immer nicht in der Lage, einen Stoff zu fabrizieren, der verhindert, dass einem der Arsch an einem Stein festfriert. Wütend schleudere ich meine kaputte Hose zurück in meinen Rucksack – hoffentlich schafft es der Schneider meiner Stadt, sie wieder zu flicken - teuer genug war sie schließlich - dann sammle ich meine zu Boden geworfenen Kleidungs- und Ausrüstungsstücke zusammen. Eilig krame ich noch mein Bowiemesser aus meinem Rucksack und trenne den Kopf des toten Grizzly ab. Eine Trophäe muss schon sein, schließlich glaubt mir sonst niemand, was ich erlebt habe und außerdem bietet mein Rucksack schier unendlich viel Platz für Präsente und Mitbringsel meiner Reise.
Ein neues Problem, das meiner harrt. Mein Pferd, das zuvor friedlich neben mir hergewandert war, hat beim Angriff des Grizzlys sein Heil in der Flucht gesucht. Zwar schimpfe ich über die untreue Schindmähre, doch tief in meinem Inneren kann ich das Verhalten des Pferdes durchaus verstehen, schließlich steht auch Pferdefleisch ganz weit oben auf der Speisekarte hungriger Grizzlys.