DeletedUser22978
Howdy !
Wie ich sehe, hat sich uns eine neue Fragestellung aufgetan. Also möchte ich mich auch einmal an einer Annäherung an eine Antwort darauf versuchen, allerdings ohne jetzt auf die Kommentare meiner Vorgänger näher einzugehen.
Aus persönlichen Gründen wäre mein erster Reflex der gewesen, mich einmal mehr darüber zu wundern, daß die Menschen einen fragen, WER man ist, aber so gut wie nie, WAS man ist. Salopp gesagt: Alle Menschen haben zwei Beine, aber nicht jeder, der zwei Beine hat, ist ein Mensch. Nur führt uns das sehr weit weg von diesem Thema und den etablierten Wissenschaften, weshalb ich das nur kurz andeuten möchte.
Das Beispiel, das Lucky ausgewählt hat, erinnert zunächst einmal sehr stark an "Star Trek", wo Personen beim "Beamen", also Teleportieren, in ihre Atome zerlegt und am Zielort nur gemäß eines Bauplans mit neuen Atomen wieder genau so zusammengesetzt werden, wie sie zuvor waren, als die Person und Persönlichkeit, mit den Erinnerungen und Erfahrungen wie zuvor. Ist es wirklich so einfach, einen Menschen zu "reproduzieren" ? Die Frage stellt sich auf ähnliche Weise ja auch beim Klonen. Ist der Klon exakt so wie das Original ? Die naheliegende Antwort lautet nein, denn auch Zwillinge oder Mehrlinge sind aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen, die sie machen, und winzigen Unterschieden, die mit der Zeit an Größe und Bedeutung gewinnen, eben keine Kopie des jeweils anderen. Das, was uns ausmacht, nennen wir es einmal "Geist" oder "Seele", ohne jetzt religiös oder spirituell werden zu wollen, ist mehr als die Summe der Prozesse, die im Gehirn nachweislich ablaufen. Die Neurowissenschaften haben große Fortschritte gemacht, aber sie können nicht auf einen Teil des Gehirns verweisen und sagen, daß genau dort z.B. die Vernunft sitzt. Wieder einmal zeigt sich, daß das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile und daß es Dinge gibt, die, wie schon mehrmals zurecht betont, unsere Erkenntnisfähigkeit bislang übersteigen.
Aber kommen wir zurück zur Frage, was es mit dem "Ich" auf sich hat und wer man denn nun eigentlich ist. Gemäß Freud ist das Ich das Realitätsprinzip, das unsere Innenwelt mit der Außenwelt verbindet. Das Ich vereinbart also zwei unterschiedliche Welten in sich, die für unser Selbstverständnis wichtig sind. Zum einen unsere Innenwelt, unsere Gedanken, Gefühle, Sinneseindrücke, unsere Phantasie und natürlich auch die genetische Grundausstattung, die wir von Geburt an mitbekommen haben. Und zum anderen die Außenwelt und vor allem andere "Ichs", die wir mit der Zeit als eigenständige Individuen zu erkennen und von anderen Dingen zu unterscheiden lernen. Die Interaktion mit der Außenwelt, besonders aber der Austausch mit anderen prägt uns und hält uns den Spiegel vor. Wir erkennen Dinge, auf die wir alleine nicht gekommen wären oder die wir übersehen haben, merken, daß nicht alles bei anderen so ankommt, wie es von uns gemeint war usw. Diese Wechselwirkung ist wichtig, wenn man ein vollständiges Bild seiner selbst erarbeiten möchte. Das Ich ist also von seiner Aufgabe und Funktion her sozial, es ist auf Interaktion ausgerichtet. Der Mensch ist von Natur aus eher kein Wesen, das sich als Eremit von allem zurückzieht und nur sich selbst genügt. Folglich ist das, was uns ausmacht, aber auch ein Stück weit fremdbestimmt von außen, von Erziehung, Erfahrung, Beeinflussung bis hin zur Manipulation. Das Ich schwebt nicht frei im leeren Raum, es ist immer in einem Kontext mit anderen Dingen und Personen.
Weiterhin ist die Frage, wieviel seines "wahren Ichs" man nach außen hin zeigen kann. Die Psychologie betrachtet das soziale Miteinander als ein Rollenspiel, bei dem wir die unterschiedlichsten Rollen übernehmen (müssen), die des Kindes, des Bruders, des Ehemanns, des Arbeiters usw. Und mit jeder dieser Rollen sind andere Anforderungen an uns verknüpft. Also ist das Verhalten, das wir nach außen zeigen, je nach Kontext nicht immer dasselbe, vielmehr tragen wir situationsgemäß angepaßte Masken, um den Erwartungen der Außenwelt gerecht zu werden. Viele machen mit der Zeit den Fehler, diese Masken mit ihrem wahren Ich zu verwechseln, oft, weil sie kaum noch Gelegenheit dazu finden, wirklich einmal ganz frei und ungezwungen zu sein, was, wer und wie sie eben sind. Ich persönlich bin allerdings der Meinung, daß die Persönlichkeit im Gegensatz zum nach außen hin gezeigten Verhalten unveränderlich und angeboren ist, alle Prägung und Erziehung ändert nur das Verhalten, nicht den Grundcharakter einer Person. Eine Position, die sicher nicht von allen geteilt werden wird, mir aber logisch erscheint.
Die Antwort auf die Frage, wer man ist bzw. was einen ausmacht, kann also weder damit beantwortet werden, daß man auf eine seiner Rollen, auf den Namen, den man bei Geburt erhalten hat, o.ä. verweißt, wie das gerne gemacht wird, noch damit, sich als das "Ich" auszuweisen, wie wir es oben definiert haben. Dieses Ich ist nämlich nur ein Teil des Ganzen, ein Aspekt des Bewußtseins, das im Vergleich zum sehr viel bedeutenderen Unbewußten aber kaum ins Gewicht fällt. Der Kern unseres Wesens ist weit mehr als das, aber er erschließt sich uns nicht völlig, da er tief im Unbewußten verankert ist. Folglich haben es andere noch sehr viel schwerer, uns verstehen und kennen zu lernen, wenn wir uns schon selbst nicht wirklich kennen. Auch das wird gerne unterschätzt. Die "Seele" des Menschen, um diesen vorbelasteten und umstrittenen Begriff durchaus noch einmal zu bemühen, ist in jedem Fall mehr als eine Sammlung von Daten, von Wissen und Sinneseindrücken. Dennoch mag es irgendwann möglich sein, die Persönlichkeit auf einen Computer zu übertragen, etwas, wovon ich als Kind immer geträumt habe. Das Gehirn ist auch nur ein sehr komplexer Computer, aber wir sind eben wohl doch etwas mehr als nur ein Gehirn mit Körper dran.
MfG, Euer Nemesis.
Wie ich sehe, hat sich uns eine neue Fragestellung aufgetan. Also möchte ich mich auch einmal an einer Annäherung an eine Antwort darauf versuchen, allerdings ohne jetzt auf die Kommentare meiner Vorgänger näher einzugehen.
Aus persönlichen Gründen wäre mein erster Reflex der gewesen, mich einmal mehr darüber zu wundern, daß die Menschen einen fragen, WER man ist, aber so gut wie nie, WAS man ist. Salopp gesagt: Alle Menschen haben zwei Beine, aber nicht jeder, der zwei Beine hat, ist ein Mensch. Nur führt uns das sehr weit weg von diesem Thema und den etablierten Wissenschaften, weshalb ich das nur kurz andeuten möchte.
Das Beispiel, das Lucky ausgewählt hat, erinnert zunächst einmal sehr stark an "Star Trek", wo Personen beim "Beamen", also Teleportieren, in ihre Atome zerlegt und am Zielort nur gemäß eines Bauplans mit neuen Atomen wieder genau so zusammengesetzt werden, wie sie zuvor waren, als die Person und Persönlichkeit, mit den Erinnerungen und Erfahrungen wie zuvor. Ist es wirklich so einfach, einen Menschen zu "reproduzieren" ? Die Frage stellt sich auf ähnliche Weise ja auch beim Klonen. Ist der Klon exakt so wie das Original ? Die naheliegende Antwort lautet nein, denn auch Zwillinge oder Mehrlinge sind aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen, die sie machen, und winzigen Unterschieden, die mit der Zeit an Größe und Bedeutung gewinnen, eben keine Kopie des jeweils anderen. Das, was uns ausmacht, nennen wir es einmal "Geist" oder "Seele", ohne jetzt religiös oder spirituell werden zu wollen, ist mehr als die Summe der Prozesse, die im Gehirn nachweislich ablaufen. Die Neurowissenschaften haben große Fortschritte gemacht, aber sie können nicht auf einen Teil des Gehirns verweisen und sagen, daß genau dort z.B. die Vernunft sitzt. Wieder einmal zeigt sich, daß das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile und daß es Dinge gibt, die, wie schon mehrmals zurecht betont, unsere Erkenntnisfähigkeit bislang übersteigen.
Aber kommen wir zurück zur Frage, was es mit dem "Ich" auf sich hat und wer man denn nun eigentlich ist. Gemäß Freud ist das Ich das Realitätsprinzip, das unsere Innenwelt mit der Außenwelt verbindet. Das Ich vereinbart also zwei unterschiedliche Welten in sich, die für unser Selbstverständnis wichtig sind. Zum einen unsere Innenwelt, unsere Gedanken, Gefühle, Sinneseindrücke, unsere Phantasie und natürlich auch die genetische Grundausstattung, die wir von Geburt an mitbekommen haben. Und zum anderen die Außenwelt und vor allem andere "Ichs", die wir mit der Zeit als eigenständige Individuen zu erkennen und von anderen Dingen zu unterscheiden lernen. Die Interaktion mit der Außenwelt, besonders aber der Austausch mit anderen prägt uns und hält uns den Spiegel vor. Wir erkennen Dinge, auf die wir alleine nicht gekommen wären oder die wir übersehen haben, merken, daß nicht alles bei anderen so ankommt, wie es von uns gemeint war usw. Diese Wechselwirkung ist wichtig, wenn man ein vollständiges Bild seiner selbst erarbeiten möchte. Das Ich ist also von seiner Aufgabe und Funktion her sozial, es ist auf Interaktion ausgerichtet. Der Mensch ist von Natur aus eher kein Wesen, das sich als Eremit von allem zurückzieht und nur sich selbst genügt. Folglich ist das, was uns ausmacht, aber auch ein Stück weit fremdbestimmt von außen, von Erziehung, Erfahrung, Beeinflussung bis hin zur Manipulation. Das Ich schwebt nicht frei im leeren Raum, es ist immer in einem Kontext mit anderen Dingen und Personen.
Weiterhin ist die Frage, wieviel seines "wahren Ichs" man nach außen hin zeigen kann. Die Psychologie betrachtet das soziale Miteinander als ein Rollenspiel, bei dem wir die unterschiedlichsten Rollen übernehmen (müssen), die des Kindes, des Bruders, des Ehemanns, des Arbeiters usw. Und mit jeder dieser Rollen sind andere Anforderungen an uns verknüpft. Also ist das Verhalten, das wir nach außen zeigen, je nach Kontext nicht immer dasselbe, vielmehr tragen wir situationsgemäß angepaßte Masken, um den Erwartungen der Außenwelt gerecht zu werden. Viele machen mit der Zeit den Fehler, diese Masken mit ihrem wahren Ich zu verwechseln, oft, weil sie kaum noch Gelegenheit dazu finden, wirklich einmal ganz frei und ungezwungen zu sein, was, wer und wie sie eben sind. Ich persönlich bin allerdings der Meinung, daß die Persönlichkeit im Gegensatz zum nach außen hin gezeigten Verhalten unveränderlich und angeboren ist, alle Prägung und Erziehung ändert nur das Verhalten, nicht den Grundcharakter einer Person. Eine Position, die sicher nicht von allen geteilt werden wird, mir aber logisch erscheint.
Die Antwort auf die Frage, wer man ist bzw. was einen ausmacht, kann also weder damit beantwortet werden, daß man auf eine seiner Rollen, auf den Namen, den man bei Geburt erhalten hat, o.ä. verweißt, wie das gerne gemacht wird, noch damit, sich als das "Ich" auszuweisen, wie wir es oben definiert haben. Dieses Ich ist nämlich nur ein Teil des Ganzen, ein Aspekt des Bewußtseins, das im Vergleich zum sehr viel bedeutenderen Unbewußten aber kaum ins Gewicht fällt. Der Kern unseres Wesens ist weit mehr als das, aber er erschließt sich uns nicht völlig, da er tief im Unbewußten verankert ist. Folglich haben es andere noch sehr viel schwerer, uns verstehen und kennen zu lernen, wenn wir uns schon selbst nicht wirklich kennen. Auch das wird gerne unterschätzt. Die "Seele" des Menschen, um diesen vorbelasteten und umstrittenen Begriff durchaus noch einmal zu bemühen, ist in jedem Fall mehr als eine Sammlung von Daten, von Wissen und Sinneseindrücken. Dennoch mag es irgendwann möglich sein, die Persönlichkeit auf einen Computer zu übertragen, etwas, wovon ich als Kind immer geträumt habe. Das Gehirn ist auch nur ein sehr komplexer Computer, aber wir sind eben wohl doch etwas mehr als nur ein Gehirn mit Körper dran.
MfG, Euer Nemesis.