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Tucson - Rache

DeletedUser

Ich weiß gar nicht genau, wie alles begann. Er erzählt eigentlich nie aus der Vergangenheit. Bis auf das eine mal.

Es ist schon einige Jahre her, die Stadt gab es damals noch nicht. Es standen am Ufer des Sees nur ein paar armselige Hütten. Jeju war der erste, der sich hier niederließ. Weil es so ein schöner Flecken Erde war, kamen auch bald andere, und obwohl Jeju immer griesgrämig wirkte, so freute er sich doch über ein wenig Gesellschaft.

In einer kalten Sommernacht hatte Jeju ein Lagerfeuer entfacht. Als Kid das Spiel einer Gitarre vernahm, nahm er eine Flasche Rum und begab sich zu seinem Freund. Kid erzählte aus seiner Jugend, Jeju lauschte und die Flasche wurde zügig gelehrt. An der Stelle, an der Kid von seinen Geschwistern erzählte, wurde Jeju plötzlich nachdenklich – bis er zu erzählen begann…

Seither ist Tucson so groß geworden, dass es gar nicht mehr auffällt, wenn ein neues Gesicht in der Stadt auftaucht. Aber das kleine Mädchen, sie war vielleicht 15 oder 16 Jahre alt, sie konnte man nicht übersehen. Egal, ob im Saloon vom ewig feuchten Jak, der sich seinen Namen mit unzähligen Litern verschütteten Getränken aller Art verdient hatte, bei der Post oder bei Joviel’s Hardware, überall wurde über das blonde Mädchen gesprochen.

Wahrscheinlich wäre sie nicht aufgefallen, obwohl sie ohne Begleitung reiste, auch ein Colt an einer Frau ist zwar nichts gewöhnliches, hat es aber schon gegeben. Ihre schlanke Statur und ihr gelocktes Haar hätten wohl schon eher Stoff für Gespräche gegeben. Aber ich glaube, der Grund warum jeder über dieses Mädchen sprach, war der, dass man sich von ihrem Lächeln nicht satt sehen konnte. Selbst als sie Jeju begegnete, hatte er sofort Gefallen an ihr gefunden.

Hätte es sich nicht ergeben, dass er als erster hier war und dadurch bei jedem bekannt und trotz seiner wenig liebevollen Art stets hilfsbereit war, so wäre Jeju wohl nicht schon vor Jahren zum Bürgermeister gewählt geworden. Wenn er auch zu Beginn nicht recht wusste, was da alles auf ihm zukam, legte er doch bald seine störrische Art ab, und es gelang ihm immer wieder aufs Neue, Streit zu schlichten und es allen recht zu machen.

Das Goldlöckchen wusste jedoch nicht, wen sie vor sich hatte. Sie lächelte Jeju an und fragte ihn, wo sie den am besten Übernachten könnte. Jeju begleitete sie ins JollyJumper’s, wie er sagte, das beste Hotel in der Stadt.

Auf dem Weg ins Hotel versuchte Jeju mehr über die Unbekannte herauszufinden. Er konnte ihr jedoch nur entlocken, dass sie auf der Suche nach ihrer Vergangenheit war.

Es vergingen einige Tage, und die Gerüchte über das Mädchen wurden schon ziemlich gespenstisch, als sie im Saloon auftauchte. Es wurde so still, dass man sogar hören konnte, wie ewig feuchter Jak mal wieder das Bier nicht ins Glas brachte.
Alle Gesichter waren auf ihr Lächeln gerichtet. Das Lächeln wurde noch eine Spur breiter, als sie Jeju und Kid an einem Tisch sitzen sah. Sie setzte sich zu den beiden und bestellte sich etwas zu Essen.

Kid, der nicht ganz so zurückhaltend wie Jeju war, und schon eine Menge von der jungen Lady gehört hatte, versuchte etwas mehr über sie herauszubekommen. Doch erst, als sie mit ihren Bohnen fertig war, erzählte sie ein wenig von sich. Sie erzählte von ihren Eltern, ihrer Schwester, den Banditen und den Indianern. Was Kid ihr jedoch nicht entlocken konnte war ihr Name. Und so alberten die drei ein wenig herum, bis Kid eine Gravur am Messergriff des Mädchens erblickte, sie lautete „LIBO“. Er fragte das Mädchen, ob das ihr Name sei, und für einen kurzen Moment verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht. Sie nickte.

Libo wohnte nun schon eine ganze Weile im JollyJumper’s. Sie trieb sich in der Stadt herum, wenn sie Geld brauchte, versetzte sie ein paar Edelsteine, die sie wahrscheinlich im nahen Fluss gefunden hatte, oder sie vertrieb sich die Zeit beim Kartenspielen. Anscheinend hatte sie es nicht eilig.

In einer verregneten Nacht, wenigstens war sie nicht kalt, auch wenn der Herbst schon hereingebrochen war, kamen zwei Reiter in die Stadt. Sie ritten auf kräftigen, glänzenden Pferden, ihre Gesichter waren von der Sonne verbrannt, und die Haut von Wind und Wetter so ledern, dass es nur wenige Bartstoppeln schafften, das Sonnenlicht zu erblicken.

Ihr Weg führte sie zum ewig feuchten Jak. Der Saloon hatte zwar schon geschlossen, war aber noch nicht abgesperrt. Jak versuchte gerade, den Tresen trocken zu bekommen, als er plötzlich in den Lauf einer abgesägten Schrotflinte sah. Er hörte sich auf eine Frage antworten, die weniger aus artikulierten Wörtern, sondern mehr aus einem tiefen Geknurre bestand, dass sie sich im JollyJumper’s einquartiert habe.

Die Banditen eilten zum Hotel, doch auf dem Weg dorthin trafen sie auf Jeju. Sie begrüßten ihn wie einen alten Kumpel, doch es war deutlich zu sehen, dass Jeju angewidert von den beiden war. Er gab ihnen zu verstehen, dass er die Sache regeln wird und sie aus der Stadt verschwinden sollen.

Von ihrem Fenster aus konnte Libo genau erkennen, was ein Stück die Straße hinunter passierte. Sie sah die Banditen mit dem Bürgermeister reden und sie danach auf ihre Pferde steigen und Wegreiten. Sie zog sich an und dankte irgendeinem Gott, dass es regnete, denn so war der staubige Boden aufgeweicht und sie konnte die Spur der beiden Reiter aufnehmen.

Die Hufabdrücke führten in einen Canyon, den Libo auf einem ihrer Erkundungsritte schon einmal durchquert hatte. Daher wusste sie, dass sich hinter der ersten Biegung eine kleine Höhle befand. Sie schlich noch etwas näher. Im Feuerschein sah sie drei Männer, welche es sich auf Fellen bequem gemacht hatten.

Libo fasste ihren Mut zusammen, und hatte ihre Hand schon am Messergriff, als ihr plötzlich von hinten der Mund zugehalten wurde und sie ein Stück nach hinten gezerrt wurde. Panisch versuchte sie sich zu befreien, und als sie sich losreißen konnte, blickte sie in das Gesicht von Kid. Auf ihren fragenden Blick erklärte Kid, dass er gesehen habe, wie sie den beiden Reitern gefolgt sei, und nun anscheinend gerade noch rechtzeitig eingegriffen habe, um sie vor dem sicheren Tod zu bewahren.

Libo deutete auf den Mann, der ganz rechts schlief. „Siehst du die Taschenuhr, die der Typ da trägt? Das ist die Uhr meines Vaters!“

„Hör mal,“ antwortete Kid, „ich kann mir schon vorstellen, wie so ein schmieriger Typ in den Besitz dieser Uhr gelangt, aber ich weiß, wenn du sie dir jetzt zurückholen willst, kommst du nicht mehr raus.“
„Ich will die Uhr gar nicht zurück, ich will demjenigen, der meine Eltern umgebracht hat, etwas zurückgeben.“
Als Kid über die Worte von Libo nachdachte, wurde er von einem Geräusch abgelenkt und er blickte zur Seite. Da traf ihm auch schon Libo’s Coltgriff und setzte ihn außer Gefecht.

Es mussten Stunden vergangen sein, die Kid’s Ohnmacht andauerte, denn als er wieder zu sich kam, schien die Sonne. Libo war weg. Er schlich sich in Richtung der Höhle. Er sah, dass das Feuer heruntergebrannt war. Es herrschte Totenstille und nach einiger Zeit wurde er mutiger und spähte in die Höhle. Dort fand er die drei Banditen tot vor, zwei mit Schusswunden. Derjenige, der die Uhr trug, war erstochen worden, Libo’s Messer steckte noch immer in seiner Brust.

Auf dem Weg in die Stadt ging Kid eine Sache nicht mehr aus dem Kopf: Libo sagte, sie wolle etwas zurückgeben. Was hat sie damit bloß gemeint?
 

DeletedUser

Eine schöne Geschichte und eine orginelle Story. Was ich nun nicht verstanden habe, wer erzählt denn die Geschichte in der Rahmenhandlung?
 
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