DeletedUser
Okay .. . ich hab mir auch mal was aus den Fingern gesaugt .. . würde mich natürlich sehr über Rückmeldung freuen
Er war müde. Seit drei Tagen nun war er unterwegs, schweigend und entschlossenen Schrittes, begleitet nur von der unermüdlichen Litanei leise knirschenden Leders und dem rhythmischen Pochen seiner Stiefel auf dem trockenen Boden. Seine Gedanken schweiften ab. Nein, müde war nicht der richtige Ausdruck für das was er empfand. Er war erschöpft. Erschöpft bis in die dunkelsten Ecken seines Bewusstseins.
Heute Nacht würde er schlafen müssen, auch wenn er seinen ausgelaugten Körper am liebsten unerbittlich weiter getrieben hätte. Weiter wohin? Nun, das war die Frage, nicht wahr. Weiter an einen Ort, der Sicherheit versprach.
Ein bitteres Lächeln umspielte seine Mundwinkel und verwandelte sein von Wind und Sonne verwittertes Gesicht in eine Kraterlandschaft der Gleichgültigkeit und Erbarmungslosigkeit. Für ihn würde es lange Zeit keinen sicheren Ort mehr geben. Möglicherweise nie wieder. Aber was brachte es schon, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, das Schicksal hatte immer eine Überraschung im Ärmel. Und ob sie erfreulich war oder nicht, das würde sich zu gegebener Zeit von selbst herausstellen.
Seine Füße kamen plötzlich zum Stehen, ohne dass er den klaren Entschluss dazu gefasst hatte. Etwas stimmte nicht. Etwas war nicht in Ordnung und verdammt sollte er sein wenn er wusste, was es war. Adrenalin durchströmte seine Glieder, verwandelte seinen Magen in einen zähen, brennenden Klumpen und er sah sich um, die Fäuste geballt, die Nasenflügel zitternd als wäre er ein wildes Tier, das Witterung aufnahm.
Nichts. Er sah nichts. Doch das hatte er im Grunde auch gar nicht erwartet. Wie sollte man in dieser gottverlassenen Wüste aus verdorrtem Gras – an manchen Stellen reichte es ihm bis über die Hüften – und dunkelbraunem Felsgestein auch Etwas entdecken können, das nicht entdeckt werden wollte? Oder Jemanden?
Er hasste dieses Gras, das sich so entschlossen der Sonne entgegen reckte, obwohl es doch offensichtlich dem Tod geweiht war. Und er hasste diese Felsen. Ihre Farbe erinnerte ihn an Erbrochenes unter dem Tresen einer schäbigen kleinen Bar. Futter für die Hunde. Kotze, nichts weiter.
So mechanisch und unbewusst wie er zum Stillstand gekommen war, schloss er nun die Augen und lauschte. Der Wind trug ihm eine Vielzahl an Informationen zu, doch die meisten waren ihm vertraut, fortwährende Begleiter auf seiner Reise. Seiner Flucht. Er nahm den weit entfernten Schrei eines Raubvogels in sich auf, das lustlose Zirpen einiger Zikaden, das Grollen des Flusses, dessen Lauf er bis zum vorigen Tag noch gefolgt war, und das eintönige, gleichmäßige Wispern der verhassten Gräser. Und da war er, der Missklang in der Melodie, die ihn seit Tagen umgab: Zu seiner Rechten raschelte es verstohlen, nur wenige Meter von ihm entfernt.
Vielleicht ein Tier.
Vielleicht auch nicht.
Seine Hand zuckte an seine Hüfte und befreite den Revolver aus dem Halfter, schnell wie eine zustoßende Schlange. Kalter, beruhigender Stahl in seiner Faust. Der Situation zum Trotz beruhigte sich sein Puls sofort. Ein kleines, kaum merkliches Zögern, dann spannte er den Hahn und richtete den Lauf auf die Stelle, die sein Gehör so unmissverständlich geortet hatte.
„Hör zu. Vielleicht überlebst du es nicht wenn du dich zeigst. Aber wenn du es nicht tust knall ich dich auf der Stelle ab.“ Seine Stimme war nicht viel lauter als ein Knurren. Vergeblich versuchte er, das wogende Gras mit den Augen zu durchdringen.
Würde er es tatsächlich tun? Wer auch immer sich dort versteckte (und er war mittlerweile sicher, dass die Geräusche von einem Menschen stammten; ein wildes Tier wäre vor seiner Stimme laut raschelnd geflüchtet) ließ ihm gründlich Zeit, über diese Frage nachzudenken.
„Komm raus verdammt!“, schnappte er plötzlich. Seine Nervenenden brannten.
Die hohen Halme kamen in Bewegung. Das erste was er von dem Fremden sah waren dünne, feingliedrige Finger, die sich eine Bahn durch das grüne Meer brachen. Direkt darauf sah er in das vorwurfsvoll-ängstliche Gesicht eines Kindes. Der Junge mochte elf sein, zwölf oder schon vierzehn und vor allem – das erkannte der Wanderer sofort – er war unbewaffnet. Dennoch verengte er die Augen und schüttelte bedrohlich den Kopf: „Bleib stehen. Keinen Schritt weiter.“ Der Junge erstarrte in der Bewegung, Angst besiegte Vorwurf. Und er schwieg beharrlich.
Der Wanderer ergriff erneut das Wort. „Woher kommst du? Schickt dich jemand?“ Doch diese Frage war dumm, geradezu idiotisch. Natürlich schickte den Burschen niemand, schließlich konnte unmöglich irgendwer wissen, wo er gerade war und welchen Weg er nehmen würde. Der Junge gab Antwort, und nicht die kleinste Unsicherheit in seiner Stimme wies auf die Angst hin, die er in den dunklen Augen erkennen konnte. Der Wanderer konnte nicht umhin, das beiläufig zu bewundern.
„Ich komme nirgendwoher. Und ich wurde auch nicht geschickt. Ich habe hier Pause gemacht.“ Dann, etwas leiser: „Ich dachte ich könnte vielleicht schlafen“
Das führte den Mann zu einem anderen Gedanken. „Wer ist bei dir, und wo ist er?“ Es war undenkbar, dass ein Kind hier draußen, mitten im Nirgendwo, alleine umherstreifte.
Der Junge hob und senkte die Schultern und machte eine unbestimmte, verlorene Handbewegung. „Es ist niemand bei mir. Ich wollte nur schlafen.“
Der Wanderer betrachtete ihn ratlos.
Da war sie also, die Überraschung, die das Schicksal ihm aus dem Ärmel geschüttelt hatte. Zum Guten oder zum Bösen.
Er war müde. Seit drei Tagen nun war er unterwegs, schweigend und entschlossenen Schrittes, begleitet nur von der unermüdlichen Litanei leise knirschenden Leders und dem rhythmischen Pochen seiner Stiefel auf dem trockenen Boden. Seine Gedanken schweiften ab. Nein, müde war nicht der richtige Ausdruck für das was er empfand. Er war erschöpft. Erschöpft bis in die dunkelsten Ecken seines Bewusstseins.
Heute Nacht würde er schlafen müssen, auch wenn er seinen ausgelaugten Körper am liebsten unerbittlich weiter getrieben hätte. Weiter wohin? Nun, das war die Frage, nicht wahr. Weiter an einen Ort, der Sicherheit versprach.
Ein bitteres Lächeln umspielte seine Mundwinkel und verwandelte sein von Wind und Sonne verwittertes Gesicht in eine Kraterlandschaft der Gleichgültigkeit und Erbarmungslosigkeit. Für ihn würde es lange Zeit keinen sicheren Ort mehr geben. Möglicherweise nie wieder. Aber was brachte es schon, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, das Schicksal hatte immer eine Überraschung im Ärmel. Und ob sie erfreulich war oder nicht, das würde sich zu gegebener Zeit von selbst herausstellen.
Seine Füße kamen plötzlich zum Stehen, ohne dass er den klaren Entschluss dazu gefasst hatte. Etwas stimmte nicht. Etwas war nicht in Ordnung und verdammt sollte er sein wenn er wusste, was es war. Adrenalin durchströmte seine Glieder, verwandelte seinen Magen in einen zähen, brennenden Klumpen und er sah sich um, die Fäuste geballt, die Nasenflügel zitternd als wäre er ein wildes Tier, das Witterung aufnahm.
Nichts. Er sah nichts. Doch das hatte er im Grunde auch gar nicht erwartet. Wie sollte man in dieser gottverlassenen Wüste aus verdorrtem Gras – an manchen Stellen reichte es ihm bis über die Hüften – und dunkelbraunem Felsgestein auch Etwas entdecken können, das nicht entdeckt werden wollte? Oder Jemanden?
Er hasste dieses Gras, das sich so entschlossen der Sonne entgegen reckte, obwohl es doch offensichtlich dem Tod geweiht war. Und er hasste diese Felsen. Ihre Farbe erinnerte ihn an Erbrochenes unter dem Tresen einer schäbigen kleinen Bar. Futter für die Hunde. Kotze, nichts weiter.
So mechanisch und unbewusst wie er zum Stillstand gekommen war, schloss er nun die Augen und lauschte. Der Wind trug ihm eine Vielzahl an Informationen zu, doch die meisten waren ihm vertraut, fortwährende Begleiter auf seiner Reise. Seiner Flucht. Er nahm den weit entfernten Schrei eines Raubvogels in sich auf, das lustlose Zirpen einiger Zikaden, das Grollen des Flusses, dessen Lauf er bis zum vorigen Tag noch gefolgt war, und das eintönige, gleichmäßige Wispern der verhassten Gräser. Und da war er, der Missklang in der Melodie, die ihn seit Tagen umgab: Zu seiner Rechten raschelte es verstohlen, nur wenige Meter von ihm entfernt.
Vielleicht ein Tier.
Vielleicht auch nicht.
Seine Hand zuckte an seine Hüfte und befreite den Revolver aus dem Halfter, schnell wie eine zustoßende Schlange. Kalter, beruhigender Stahl in seiner Faust. Der Situation zum Trotz beruhigte sich sein Puls sofort. Ein kleines, kaum merkliches Zögern, dann spannte er den Hahn und richtete den Lauf auf die Stelle, die sein Gehör so unmissverständlich geortet hatte.
„Hör zu. Vielleicht überlebst du es nicht wenn du dich zeigst. Aber wenn du es nicht tust knall ich dich auf der Stelle ab.“ Seine Stimme war nicht viel lauter als ein Knurren. Vergeblich versuchte er, das wogende Gras mit den Augen zu durchdringen.
Würde er es tatsächlich tun? Wer auch immer sich dort versteckte (und er war mittlerweile sicher, dass die Geräusche von einem Menschen stammten; ein wildes Tier wäre vor seiner Stimme laut raschelnd geflüchtet) ließ ihm gründlich Zeit, über diese Frage nachzudenken.
„Komm raus verdammt!“, schnappte er plötzlich. Seine Nervenenden brannten.
Die hohen Halme kamen in Bewegung. Das erste was er von dem Fremden sah waren dünne, feingliedrige Finger, die sich eine Bahn durch das grüne Meer brachen. Direkt darauf sah er in das vorwurfsvoll-ängstliche Gesicht eines Kindes. Der Junge mochte elf sein, zwölf oder schon vierzehn und vor allem – das erkannte der Wanderer sofort – er war unbewaffnet. Dennoch verengte er die Augen und schüttelte bedrohlich den Kopf: „Bleib stehen. Keinen Schritt weiter.“ Der Junge erstarrte in der Bewegung, Angst besiegte Vorwurf. Und er schwieg beharrlich.
Der Wanderer ergriff erneut das Wort. „Woher kommst du? Schickt dich jemand?“ Doch diese Frage war dumm, geradezu idiotisch. Natürlich schickte den Burschen niemand, schließlich konnte unmöglich irgendwer wissen, wo er gerade war und welchen Weg er nehmen würde. Der Junge gab Antwort, und nicht die kleinste Unsicherheit in seiner Stimme wies auf die Angst hin, die er in den dunklen Augen erkennen konnte. Der Wanderer konnte nicht umhin, das beiläufig zu bewundern.
„Ich komme nirgendwoher. Und ich wurde auch nicht geschickt. Ich habe hier Pause gemacht.“ Dann, etwas leiser: „Ich dachte ich könnte vielleicht schlafen“
Das führte den Mann zu einem anderen Gedanken. „Wer ist bei dir, und wo ist er?“ Es war undenkbar, dass ein Kind hier draußen, mitten im Nirgendwo, alleine umherstreifte.
Der Junge hob und senkte die Schultern und machte eine unbestimmte, verlorene Handbewegung. „Es ist niemand bei mir. Ich wollte nur schlafen.“
Der Wanderer betrachtete ihn ratlos.
Da war sie also, die Überraschung, die das Schicksal ihm aus dem Ärmel geschüttelt hatte. Zum Guten oder zum Bösen.
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