DeletedUser
Prolog:
12. April 1873 – Dakota
Leise, ganz leise schob er sich durchs Gestrüpp. Seinen Bogen hielt er fest in der Hand und spähte aus dem Gebüsch heraus auf das Farmerhaus. Der dunkle Wald ließ kein Mondlicht durch, weshalb er für Menschenaugen vollkommen unsichtbar war.
Ein Wagen fuhr vor das Haus und ein Mann stieg aus. Er war dicklich, kurz und trug eine Priesterrobe. Um seinen Hals blitzte ein Kreuz. Es war ein Pfarrer. Die Person im Gebüsch ließ ein leises Fluchen von sich hören. Das war eigentlich nicht geplant. Der Pfarrer war kaum ausgestiegen, da ging auch schon der Farmer aus der Tür. Der Farmer trug eine grüne Jagdkleidung und sah nicht gerade glücklich aus. Er und der Pfarrer begannen über etwas zu diskutieren, wobei der Farmer den Pfarrer ziemlich grob behandelte. Die Person im Gebüsch holte einen Pfeil aus dem Köcher und spannte seinen Bogen. Er zielte und feuerte ab. Der Pfeil traf den Farmer genau in den Rücken.
Der Farmer viel sofort schreiend um und verlor das Bewusstsein. Der Pfarrer bekam einen gewaltigen Schock und sah sich hektisch um. Der Schütze duckte sich schnell ins Gebüsch, um von ihm nicht gesehen zu werden. Der Pfarrer kniete sich hin und sah sich den Farmer an. Dann rannte in das Farmerhaus. Der Schütze holte bereits den nächsten Pfeil aus dem Köcher, um auch den Pfarrer zu töten. Doch bevor er seinen Pfeil auf die Sehne legte, ertönte ein Gewehrschuss und das Geräusch von berstendem Glas war zu hören. Der Pfarrer sackte zusammen. Der Bogenschütze zuckte zusammen und sah eine kurze Weile regungslos auf die Leiche des Pfarrers. Schließlich schlich sie sich langsam in den Wald zurück und verschwand in der Dunkelheit der Nacht.
William Bowler sah aus dem Fenster des Zuges und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft von South Dakota. Dieses Gebiet hier war trotz seiner hügeligen Landschaft zu einem schönen Ackerbaugebiet geworden. Das Getreide konnte auf dem Nährstoffreichen Boden wunderbar gedeihen und wachsen. Die Farmer machten hier jedes Jahr äußerst ertragreiche Ernten und lebten deshalb im Vergleich zu anderen Farmern im Wohlstand.
William wandte den Blick vom Fenster ab und begutachtete das Telegram, dass er vom Gouverneur von Dakota erhalten hatte.
In der Nähe von Iron-Smith City wurde der Örtliche Pfarrer und der reichste Farmer der Umgebung umgebracht. Iron-Smith City ist eines der wichtigsten Verbindungspunkte zwischen dem Osten und dem Westen. Viele Händler, die in den nördlichen Regionen handeln, kommen hier durch, weshalb eine wichtige Eisenbahnstrecke durch diese Stadt verläuft. Iron-Smith City ist deshalb zu einer der größten Städten von Dakota geworden, weshalb der Gouverneur einen seiner besten Männer dorthin schickte, nämlich William.
Die besagte Person saß nun also in einem Zug nach Iron-Smith City und betrachtete sich alle Informationen über den Mord, die sie erhalten hatte. Der Pfarrer wurde ganz normal mit einem Gewehr erschossen, während der Farmer von einem Pfeil getötet wurde, welcher ihm in den Rücken geschossen wurde. Aufgrund dieser Todesursachen beschuldigen die Einwohner von Iron-Smith City einen nahe gelegenen Indianerstamm der Lakota den Mord begangen zu haben. Da bei Iron-Smith City ein Fort steht, wo kürzlich eine militärische Einheit unter Kommando von Major Gallington, welcher nicht unbedingt für seine Toleranz gegenüber der Ureinwohner Amerikas bekannt war, stationiert wurde, sollte William schnell hineilen und den Fall übernehmen, bevor noch ein Massaker angerichtet wird.
Ein Pfeifen ertönte und die Eisenbahn kam zum Stillstand. William packte alle Zettel und Notizen in seinen Koffer und stieg aus. William war ein Mann von Manieren, eben ein waschechter Gentleman. Er war etwa 35 Jahre alt, groß, kräftig gebaut und auf seinem Gesicht saß ein dichter brauner Schnauzbart. Er hatte ein langärmliges weißes Hemd an, über welches er eine teure schwarze Weste trug. Seine Hose bestand aus edlem schwarzen Stoff und seinen Kopf zierte er mit einer schwarzen Melone.
William ging durch die belebten Straßen von Iron-Smith City. Überall war reges Geschäftstreiben und man sah öfters Packesel und Planwagen mit Gütern durch die Straßen ziehen.
Den Namen Iron-Smith City bekam die Stadt nicht etwa wegen einer großen Zahl an Schmieden. Diese gab es nämlich selten, da Iron-Smith City viele wichtige Güter aus anderen Städten importierte. Nein, den Namen bekam diese Stadt, weil hier eine gigantische Eisenerzschmelze stand. Es war mit Abstand eine der größten Schmelzen des gesamten mittleren Westens. Die Rauchfahne, die sie produzierte konnte man schon weiten erkennen.
William interessierte diese Schmelze wenig. Er wandte sich eher seinem Auftrag zu, für den er erst einmal mit Lewis Silversmith, dem Bürgermeister der Stadt, sprechen musste.
William ging auf das große Rathaus zu, welches aus drei Stöcken bestand. William sah auf seine goldene Taschenuhr.
„12:52, da bin ich ja rechtzeitig gekommen.“, dachte er bei sich und öffnete die Tür zum Büro des Bürgermeisters. Lewis Silversmith schaute auf. Er wirkte ziemlich gestresst, schien aber umso erfreuter William zu sehen.
„Sie müssen dann Mr. Bowler nehme ich an?“, sagte der Bürgermeister mit matter Stimme.
„In der Tat das bin ich. Freut mich sie kennen zu lernen Bürgermeister Silversmith.“
„Nein nein, die Ehre liegt ganz auf meiner Seite.“
„Ach sie schmeicheln mir Herr Bürgermeister. Kommen wir aber lieber zu dem Mord.“
Bei diesen Worten verwandelte sich das Gesicht des Bürgermeisters in ein Zeugnis der Bedrückung.
„Ja das war schrecklich Mr. Bowler. Eduard Dior war der reichste Farmer der Gesamten Umgebung. Den Tabak, den er anbaute, war unter den Händlern sehr begehrt. So begehrt, dass er für manche sogar ein Grund war, die Geschäfte hier in Iron-Smith City statt in anderen Städten zu machen. Sein Tod ist ein großer Verlust für die gesamte Stadt. Und Pfarrer Thomas war in der ganzen Stadt sehr beliebt. Sein Tod wird in der ganzen Stadt betrauert. Vor allem aber haben wir nun niemanden mehr, der uns das Wort Gottes predigt.“
„Nun Bürgermeister Silversmith, können sie mir mehr über den Mord erzählen. Soweit ich informiert bin, wurde Edurad Dior von einem Pfeil getötet und Pfarrer Thomas erschossen. Beide wurden auf Eduards Farm gefunden.“
„Nun um ehrlich zu sein, allzu viel mehr als sie Mr. Bowler weiß ich auch nicht. Deshalb hab ich ja auch ein Telegram an den Gouverneur geschickt.“
„Haben sie einen Verdacht Bürgermeister?“
„Natürlich Mr Bowler. Ich bin mir zu 90% sicher, dass es die Indianer waren. Wer sonst würde jemanden mit Pfeilen töten? Und Gewehre besitzen diese ja auch.“
„Bei allem Respekt Herr Bürgermeister, aber das sind keine Beweise. Jeder halbwegs begabte Mensch kann einen Pfeil abfeuern und sein Ziel treffen. Haben sie denn ein Motiv, warum die Indianer Mr. Dior und Pfarrer Thomas umgebracht haben könnten?“
„Ohh, Mr. Bowler die Indianer hatten Motive. Pfarrer Thomas versucht sie schon seit zwei Jahren zu bekehren, was den Indianern aus irgendeinem Grund überhaupt nicht gefiel. Und Mr. Dior besaß ein gigantisches Stück Land, auf dem ein großer Wald stand.“
„Na und?“
„Nun Mr Bowler dieser Wald gehörte einst den Ureinwohnern hier. Für sie war der Wald so ein religiöses und wichtiges Gebiet. Fakt ist, dass ihre Kultur es verbot, dass dort gejagt wurde. Und genau das hat Mr. Dior getan. Er hasste die Ureinwohner und jagte deshalb ausgiebig in diesem Wald, um sie provozieren. Tia, hätte er das besser nicht gemacht.“
„Nun gut ich werde mir die Sache mal ansehen und alles aufklären. Wenn es wirklich die Indianer waren, dann werde ich es herausfinden. Ich halte sie auf dem Laufenden Herr Bürgermeister“
„Eins noch Mr. Bowler.“
„Ja?“
„Ich würde es begrüßen, wenn mein bester Sheriff Sie unterstützen würde.“
„Ich danke, aber das wird nicht nötig sein Herr Bürgermeister.“
„Ich bitte darum, ich werde das Gefühl nicht los, dass es gefährlich für sie werden wird.“
William seufzte.
„Nun gut Herr Bürgermeister, wenn sie darauf bestehen, dann werde ich natürlich mit ihm zusammenarbeiten. Wer ist denn ihr bester Sheriff?“
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Ich bitte um Kommentare und würde gerne wissen, ob ich weiterschreiben soll.
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