"Wenn ich mich recht erinnere hatte ich es ihr mehr geschenkt als dass sie es mir gestohlen hat. Und außerdem, ich habe ihr Land befreit, sei doch nicht so paranoid, wird schon schief gehen.", winkte El Micks Einwand ab. Er drehte sich um, klopfte an, öffnete die Tür und trat über die Schwelle hinein in das Innere des Hauses. Die Wohnung wirkte hübsch eingerichtet, sehr wohnlich. In der Mitte des Raumes stand ein kleiner Tisch, auf dem eine Vase stand. Von der Frau von letzter Nacht war aber nichts zu entdecken, sie musste wohl oben in ihrem Schlafgemach sein. "Hallo?", rief El, um nicht in eine unangenehme Situation zu geraten, sollte er sich doch irren. Der ganze Raum wurde von Licht aus den Fenstern durchflutet. Sollte er hochgehen? Oder würde das peinlich werden? Nein, er konnte sie nicht missverstanden haben, es war zu eindeutig. Nur diese eine Treppe trennte ihn von dieser wahnsinns Frau, er musste sie nur hinaufschreiten. Ein flüchtiger Blick über die Schulter und schon war er die Treppe hinaufgestiegen.
"Ich bin's, der Kerl aus der Bar gestern!"
Glück für El, dass sich die Häuser alle ziemlich ähnlich sahen. Für gewöhnlich waren auf diesem Stockwerk die Schlafgemächer. Er musste wohl nur den Flur hier entlangschreiten und er würde sie finden. Diese Frau ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Der Flur war ein kurzer, fensterloser Gang. Der nächste Raum sah, soweit El ihn sehen konnte, aber schon wieder sehr viel freundlicher aus. Da musste ihr Schlafgemach sein.
Stolz schritt er den Korridor entlang. Plötzlich hörte er wohl eine Tür knallen, dachte er zumindest, bis er an sich hinuntersah und die mit Blut überströmten Hände erblickte, die reflexartig an seine Brust gegangen sind. Kurze Zeit nur stand er wie still da vor Schock, doch ihm kam es vor wie eine halbe Ewigkeit, bis er, unfähig sich zu wehren, zu Boden sackte und schließlich zusammenbrach. Weder den Schuss, noch den wahrscheinlich schmerzhaften Aufprall seines Gesichts auf den harten Holzboden verspürte er in diesem Moment. Der Boden sah alt aus- Holzwurmlöcher waren zu erkennen. Eine hübsche Maserung hatte das Holz, es erinnerte ihn die Wohnung seiner Eltern. Schritte. Selbstsichere Schritte waren hinter El zu vernehmen. Doch er hörte sie nicht- er spürte ihre Vibrationen im Boden. In diesem Moment hatte sich seine Wahrnehmung verändert. Alle Geräusche waren nur noch dumpfe Schatten der Natur. Ein Stummfilm, in diesem Augenblick. Er sah, aber er fühlte nicht. Die Schritte hörten auf. In seinen Augenwinkeln ein Bild, eine Person, ein Mann. Der Mann sprach:
"So so, der große El Diabolo, hier an der Pforte zur Hölle, direkt vor mir. Und ich habe die Gleise gelegt, ich habe den Zug gefahren, bis hier her."
Es war angenehm, das warme Blut das aus seinem Körper floss und ihn langsam umströmte.
"Ich weiß nicht, was Jake immer Probleme mit dir hatte, warum er mich angeheuert hat. Mich, Navarez. Ich weiß nicht, wie er sich von dir töten lassen könnte. Ich weiß nicht, ob es einen Gott gibt. Aber eines weiß ich, du wirst es schon bald wissen. Es war einfach viel zu einfach dich hier her zu locken..."
Seine Sicht verschwamm langsam, doch in einem letzten Moment klaren Sehens glaubte er, diesen Navarez mit einem kleinen Metallplättchen in der Hand spielen zu sehen.
"Ich könnte dich hier ja die nächste Stunde hier qualvoll verrecken lassen, aber ich muss sicher gehen."
Für einen kurzen Moment spürte El einen leichten Druck an seinem Hinterkopf, das willkommene Gefühl von kühlendem Eisen, bevor mit einem weiteren Knall schlagartig alles schwarz wurde. Nun war es vorbei. El war tot. El Diabolo war tot. Begossen von seinem eigenen Blut. Umgeben von sich langsam ausbreitenden Flammen, die wie seine Existenz ein für alle mal verschlingen zu wollen, nur vom langsam köchelnden Blut zurückgehalten wurden, wie ein letztes Aufbegehren gegen den Tod...