Da hab ich mir also gestern, das neueste Stück von Wes Anderson, "Asteroid City", angesehen.
Klar, das Staraufgebot sucht seines Gleichen und der Film ist bis in kleinste Nebenrollen unfassbar gut besetzt. Was aber in der Vorschau, wie ein bonbonfarbener Wes Anderson 50er Jahre SciFi aussieht, entpuppt sich schon zu Anfangs als etwas gänzlich anderes.
Den Spoiler und eine negative Kritik spare ich mir an dieser Stelle, denn der Film ist immer noch sehr gut gemacht. Ich hätte mir einfach gewünscht, dass der Anderson mal ein wenig aus seiner selbstgebauten Komfortzone rausgeht und seinem Publikum etwas Neues präsentiert.
Langsam befürchte ich, dass Anderson sich seinen eigenen Main Stream erschaffen hat, auf dessen Welle er nun immer weiter herumreitet, bis sein knallbuntes Ironie-Surfboard langsam am Strand der Langeweile anlegt...
Kuck rein!
Hah, den hab ich auch gesehen ... und fast schon vergessen! Und ja, spätestens seit diesen vier Kurzfilmen da kommen mir die neuesten Wes Anderson Filme alle irgendwie vor wie
Trash um des Trashs willen. Und nochmal ja, gut gemacht ist der, ich liebe diese Art der Kameraführung, diese Pappmaché-Bauten ... aber zB Letztgenanntere verschwimmen in
Grand Budapest Hotel vollkommen mit der Story. Will sagen: Du merkst das einfach nicht mehr, was der sich da an Billig-Bühnenbildern aus dem Schlussverkauf von Praktiker zusammengezimmert hat, weil Dich die Geschichte fesselt. Das fehlte mir bei
Asteroid City aber irgendwie. Die Story fand ich irgendwie lahm. Scarlett Johansson immerhin nackt, konnte ich schonmal von meiner Löffelliste streichen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das nicht ein Body-Double war, und irgendwie kann man dem Film auch nicht wirklich böse sein, er ist herrlich albern, skurrile Charaktere sprechen noch skurrilere Dialoge, ein Staraufgebot, von dem andere Regisseure feucht träumen ... aber irgendwas hat mir da gefehlt. Du bekamst einfach nicht diese Art Betriebsblindheit, die Dich all das Lächerliche und Billige und vermeintlich Unnötige übersehen ließ ... mir fehlte es da sowohl an Story, als auch an sympathischen Rollen, die Du als Zuschauer begleiten "möchtest". Das kann Wes eindeutig besser!
Apropos Interstellar…
Ich versuche jetzt zum dritten Mal, den zu gucken.
Beim ersten Mal kam ich bis Mehltau, Sandstürmen und Mais. Dem einen Farmer geht die Ernte an Mehltau kaputt, der hätte eben wie wir alle Mais anbauen sollen. Moment. Überall liegt Staub. Alle reden von Sandstürmen. Da ist nicht genug Wasser, um die Küchen zu putzen, aber genug für Mais?
Zweiter Versuch, eine Drohne taucht am Himmel auf. Fliegt seit 10 Jahren… What? Solarzellendrohne. Na gut, nehmen wir mal an, die Solarzellen halten so lange, und die Akkus auch (ich bin da sehr großzügig). Was aber nicht funktioniert: dass eine Drohne 10 Jahre in der Atmosphäre fliegt, ohne auseinander zu fallen. Das geht schlicht und einfach nicht. Was auch nicht geht: dass ein amerikanischer Farmer, auch ein Ex-Ingenieuer, sich mal so eben mit einem Laptop, den der im Auto hat, in eine indische Drohne hackt, die bereit seit zehn Jahren alle möglichen Hacker überstanden hat. Das ist schon peinlich unlogisch.
Dritter Versuch, ich sehe darüber weg, dass die Avionik aus dem Ding (ziemlich spezialisierte Elektronik zum Fliegen) in Mähdreschern verwendet werden soll (es fällt mir schwer, aber ich tu's einfach mal).
Papa Ingenieur sitzt in der Schule, bekommt erzählt, Dein Sohn ist gut, wird ein guter Farmer. Fürs College nicht gut genug, die Steuern gehen irgend woanders hin, nur nicht ins Schulsystem (_das_ ist realistisch, danke dafür), und wir brauchen ja schließlich gute Farmer. Ernsthaft jetzt? In einer total kaputten Welt brauchen wir was? Maisfarmer mit Highschool-Ausbildung?
Mit Sicherheit nicht, eher hoch gebildete Spezialisten. Speziell dann, wenn man Monokultur versucht (Ultra-Mega-Monokultur, so wie es aussieht), ohne im Hintergrund noch die Leute zu haben, die Pflanzenschutzmittel und ähnliches Zeug entwickeln. Die Sache mit den relativ ungebildeten Farmern hat funktioniert, als von denen 10 auf einen Städter kamen, nicht aber heute, und schon gar nicht morgen, wenn die Welt ruiniert ist.
Aber auch darüber sehe ich hinweg, auch wenn es schmerzt.
Aber Deine Tochter ist ein Problem, die bringt Bücher mit, in denen über die Mondlandung geschrieben wird. Aber die gab es ja gar nicht, die war ein toller Propandaschachzug, um die Russen in die Pleite zu treiben, und das steht so auch in den revidierten Bücher. Ein Staat gibt seine Lügen zu? Seit wann? Und warum?
Warum, ja, warum? "wenn wir die Exzesse es 20. Jahrhundert nicht wiederholen wollen, müssen wir die Kinder über diesen Planeten unterrichten" und irgendwas über nutzlose Maschinen der Vergangenheit. Der direkte Konter des Vaters: hätten wir noch MRTs, wäre seine Frau noch am Leben.
Okay, Tötung auf Verlangen sehe ich immer gerne. Wirklich.
Aber was ist denn die Monokultur anderes als ein Exzess des 20. Jahrhundert? Oh, und wieso gibt es eigentlich keine MRTs mehr, wenn doch Laptops offensichtlich billig genug sind, um sie routinemäßig auf bescheidenen Straßen zu transportieren, und sie sogar bei Drohnenverfolgungen durch Maisfelder (wir haben nicht genug zu futtern, aber wir rasen mal durch das Maisfeld) zu riskieren. So ein MRT ist nun auch kein Hexenwerk (und ganz nebenbei bemerkt sinnvoller als jeder Laptop).
Wird der Film irgendwann erträglich, oder bleibt er so miserabel?
Was soll man darauf antworten??? Eigentlich kann es da nur eine Antwort geben, und die lautet "nein, er wird nicht erträglicher" ...
für Dich!
Wenn Du Dich schon fragst, woher das Wasser kommt, wie Drohnen so lange ungewartet fliegen oder deren Navis in Mähdreschern verbaut werden können ...ich will's mal salopp formulieren: fragst Du Dich auch, ob es einen Fluxkonverter gibt, wenn Du
Zurück in die Zukunft schaust? Hinterfragst Du die Logik und das nicht vorhandene Großvaterparadoxon von
Terminator? Fragst Du Dich, wo Mittelerde genau liegt, wenn Du Dir mal wieder
Herr der Ringe anschaust? Klapperst Du die Bahnhöfe nach einem Gleis 9¾ ab, um
Harry Potter zwecks Autogrammwunsch abzufangen? Gehst Du Angeln und nimmst Fässer mit, weil uns
Der weiße Hai gelehrt hat, dass kein Fisch mit frisch in die Finne harpunierten fünf Fässern tauchen kann?
Anders: die Message des Films ist eigentlich simpel:
passt gefälligst auf Euren Planeten besser auf! Im Sinne von Umweltschutz jetzt, Klima etc. Das Schöne daran ist aber, dass Dir diese Moral bei dem Film nicht alle fünf Minuten mit dem Vorschlaghammer um und in die Ohren gehauen wird. Und wenn Du weißt, was die Message ist, sie auch verstehst, bzw. dieses grundlegende Problem auch als solches für die "Film-Erde" ansiehst, also als immanente Backgroundstory, dann funktioniert der Streifen sogar außerordentlich gut.
Ich musste mir den Film allerdings zweimal anschauen. Beim ersten Mal hat mich die Musik ungemein gestört, weil ich es absolut nicht mit Orgeln habe. Beim zweiten Mal fiel mir erst auf, was Hans Zimmer dem Zuschauer da für einen brillanten Score um die Ohren haut, Wahnsinn, einfach nur Wahnsinn! Ein Beispiel:
Ab da konnte ich auch dem Film wieder folgen, also der Story. Nimm das mit der Umweltverschmutzung einfach als gegeben hin, auch, dass Drohnen in naher Zukunft unsterblich sind und Amis auch nur irgendwas zugeben ... ich musste mich auch damit abfinden, dass irgendein Wissenschaftler (wahrscheinlich 24/7 auf selbstgemischten Drogen)
solche Roboter wie die beiden Kästen (TARS und CASE) da baut. Ich vermute mal, das sollte ein sogenanntes "Zitat" an den Monolithen in
2001 - Odysee im Weltraum sein, keine Ahnung. Nimm es aber einfach alles hin, denn der Film spielt ja auf einer fiktiven Erde, nicht unbedingt zu vergleichen mit unserer jetzigen, und Du wirst begeistert sein! So unrealistisch Interstallar auf Dich anfangs wirken mag (obwohl das eigentlich alles
theoretisch auch wirklich möglich und machbar ist), so krass realistisch wird er, wenn es um Zeit geht, um Zeitdilatation, schwarze Löcher. Und er wird Dich überraschen, wenn Christopher Nolan Dir seine Sicht auf Gravitation erzählt. Dazu kommt ein Schauspielerensemble, das wirklich rockt, und sogar ein bisschen Humor ist mit drin ... sinnigerweise hauptsächlich von den beiden Roboterkästen da.
Interstellar ist eigentlich der Wahnsinn schlechthin als Film. Du darfst ihn Dir allerdings auch nur als solchen ansehen, nämlich als Film und nicht als Dokumentation. Das ist ein ScienceFiction-Film, nicht mehr ... und auch nicht weniger. Und wenn er Dich dann immer noch nicht gepackt hat, dann sieh ihn einfach nur als überlanges Musikvideo zu Hans Zimmers phantastischem Score an!