Ich
Große Klappe...
Mit einem lauten Poltern trat ein alter Trapper in den Saloon ein, ging geradewegs auf die Theke zu und rief laut zum Barkeeper, der gerade am anderen Ende mit einem Gast plauderte: „Einen doppelten Whisky, aber schnell, oder ist das hier ein Franzosenladen?“
Der Wirt nickte ihm lediglich zu, als Zeichen, dass er ihn wahrgenommen hat und redete dann weiter, aber ein anderer Mann, der an der Theke saß, sprang entrüstet auf und stellte sich vor dem Alten hin: „Was hast du gegen Franzosen, Old Lederstrumpf? Du solltest dir vorher überlegen, was du hier sagst!“
Der Trapper blieb ruhig stehen, aber beobachtete sein Gegenüber genau. Dankend nahm er das Getränk vom Barkeeper an und sagte dann: „Bleib mal locker, Kleiner. Ich war in den letzten Monaten an den großen Seen und in der Gegend dort und muss sagen, die Typen dort sind immer noch so lahm, wie damals die Franzosen. Und als die auf dem Lorenz ankamen, haben sie sich ja auch nicht mit Ruhm bekleckert. Ich jedenfalls bin lieber ein stolzer Amerikaner.“
Nach diesen Worten nahm er einen großen Schluck von dem Whisky, welcher gleich darauf in hohem Bogen auf der Theke landete.
„Pfui pbhuääh, was ist das für eine Plürre? Schmeckt wie von den Franzosen!“
Jetzt reichte es dem Jüngeren, er war etwa Ende zwanzig und breitschultrig, hatte aber ein jungenhaftes Gesicht. Erneut stellte er sich dem Trapper gegenüber auf, musste aber feststellen, dass sich ihre Augen auf exakt der gleichen Höhe befanden.
„Hör mal zu, Alter. Trink aus, zahl und mach dich aus dem Staub, das ist ein gut gemeinter Rat von mir. Und hüte deine Zunge, Henry hat den mit Abstand besten Whisky hier, damit du’s weißt!“
„Ja“, wurde er grinsend unterbrochen, „weil in diesem Franzosenkaff niemand anderes überhaupt welchen brennen kann, von dem man nicht blind wird.“
Die Wut stieg unübersehbar ins Gesicht des Einheimischen und er musste sich sehr beherrschen, als er weiterredete: „Und sag verdammt noch mal nichts gegen Franzosen, ich werde dir erzählen warum. Mein Großvater hat für Napoleon gekämpft, Europa erobert und erst gegen die Rote Armee verloren. Dabei zeichnete er sich durch besondere Leistungen aus. Mein Vater kam nach Amerika und machte schnell ein Vermögen. Und ich habe gegen die verdammten Rebellen gekämpft…“
„…aber offenbar nur aus sicherer Entfernung, so wie du aussiehst.“, entgegnete der Trapper ruhig. „Und überhaupt, warum hat dein Vater, wenn er denn so reich war, so einen Taugenichts wie dich zum Sohn, oder wurdest du hierher verstoßen?“
Diesem eindeutigen Angriff auf seine Ehre musste der ehemalige Soldat Taten folgen lassen. Er richtete sich zu voller Größe auf, atmete tief ein, ballte eine Faust und holte aus…
Doch er war zu langsam, denn während er ins Leere schlug und das Gleichgewicht zu verlieren drohte, trat der Alte ihm auf den großen Zeh, griff nach dem restlichen Whisky und kippte ihn dem Mann ins Gesicht. Sofort jaulte dieser erschrocken und vor Schmerzen auf und hüpfte auf einem Beim im Kreis herum – ein lächerlicher Anblick.
Sämtliche Zuschauer, die sich während des Wortgefechts eingefunden hatten, brachen einmal in schallendes Gelächter aus und wandten sich dann wieder ihrer eigentlichen Beschäftigung zu. Der Wirt aber, der ja auch verbal attackiert worden war, sagte erfreut zu dem Trapper: „Wenn ihr den Nichtsnutz jetzt auch noch vor die Tür setzt, damit er sich vielleicht in der Pferdetränke abkühlen kann, bekommt ihr den besten Drink des Hauses.
Wenig später saßen beide bei einem Gläschen zusammen und der Trapper konnte endlich nach dem Grund für seine Anwesenheit in der Stadt fragen: „Man sagte mir, Old Rifleman sei hier, wisst ihr, wo ich ihn finden kann?“
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